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BY 4.0 license Open Access Published by De Gruyter June 21, 2024

Eine Chronik laufender Ereignisse – Über die Bibliothek der ukrainischen Literatur in Moskau

A Chronicle of Ongoing Events – About the Library of Ukrainian Literature in Moscow
  • Olaf Hamann

    Olaf Hamann

    ©SBB-PK/Hagen Immel

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Zusammenfassung

Schon 1918 entstand in Moskau eine Bibliothek ukrainischer Literatur (BUL), die bis zum Ende der 1930er-Jahre ihre Türen offenhielt. Mit der Perestroika wurde diese Idee von Enthusiasten ukrainischer Nationalität aufgegriffen. Mit Unterstützung von Bibliothekaren und der Stadtverwaltung von Moskau entwickelte sich eine lebendige Spezialbibliothek für ukrainische Literatur. Sie konnte sich vor dem Hintergrund guter offizieller Beziehungen zwischen den Regierungen beider Länder zunächst ebenfalls gut entwickeln. Mit der Verschlechterung der zwischenstaatlichen Beziehungen wurde die BUL zu einem Spielball der großen Politik. Der Beitrag beleuchtet diese Entwicklung und verdeutlicht den Einfluss politischer und juristischer Entscheidungen auf die Arbeit Öffentlicher Bibliotheken in Russland.

Abstract

A library of Ukrainian literature (BUL) was established in Moscow as early as 1918 and remained open until the end of the 1930s. With perestroika, enthusiasts of Ukrainian nationality reinvented this idea. With the support of librarians and the Moscow city administration, a vibrant special library for Ukrainian literature developed. It was initially able to develop well depending on good official relations between the governments of both countries. As intergovernmental relations deteriorated, the BUL became a pawn in big politics. The article sheds light on this development and illustrates the influence of political and legal decisions on the work of public libraries in Russia.

1 Über die Ukraine

Schon der Name des Landes Ukraine verdeutlicht einige der Schwierigkeiten, die für die dort lebende Bevölkerung seit dem Ende der Kiewer Rus und auch für die Sicht ihrer Nachbarn auf dieses weit ausgedehnte Territorium im Osten unseres Kontinents Bedeutung haben. Der Wortstamm „krai“ bedeutet im Ukrainischen wie Russischen und Polnischen u. a. „Rand“. Somit bezeichnet die Ukraine ein Grenz- oder Randgebiet, das in vermeintlichem Gegensatz zu den Zentren steht. Dennoch hat dieses Gebiet von jeher alles andere als den Charakter eines Randgebietes vermittelt. Vielmehr war das Gebiet des heutigen Staates der Ukraine wiederholt im Mittelpunkt des Interesses verschiedener Großmächte, die das Land und die dort lebenden Menschen und Volksgruppen kontrollieren und für die eigene Entwicklung nutzbar machen wollten.

Eine nationale Idee der Ukraine entwickelte sich dementsprechend immer in starker Abhängigkeit und Wechselwirkung mit den Nachbarn, vor allem dem Polnisch-litauischen Großfürstentum, dem Russischen Reich und später der Sowjetunion, aber auch Österreich-Ungarn. Diese drei europäischen Staaten übten zwischen dem 16. und frühen 20. Jahrhundert den entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Ukraine aus. Dabei überschnitten sich in unterschiedlichem Maße nationale, religiöse und politische Einflüsse auf verschiedene Siedlungsgebiete der ukrainischen Bevölkerung. Darauf ist auch die im Vergleich zu anderen europäischen Nationen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert relativ spät einsetzende Nationsbildung zurückzuführen. Während in den Teilen der heutigen Ukraine, die zum Russischen Reich gehörten, das Ukrainische als Sprache nicht anerkannt, ja zeitweise sogar verboten war, genossen die zu Österreich-Ungarn gehörenden westlichen Gebiete weitgehende kulturelle Autonomie, so dass sich dort auch politische Organisationen der Ukrainer entwickeln konnten. In der Zeit der russischen Revolutionen zwischen 1905 und 1917 formulierten die später siegreichen Bolschewiki die Idee des Russischen Zarenreiches als Kolonialreich und Völkergefängnis[1] und betrachteten die nationalen Bewegungen als natürliche Verbündete im Kampf um die Macht im Russischen Reich.[2]

2 Die Anfänge der ukrainischen Bibliothek in Moskau 1917–1949

Vor diesem Hintergrund gingen zahlreiche Intellektuelle aus der Ukraine in die Zentren des Russischen Reiches – nach Sankt Petersburg und Moskau – und begannen sich dort auch als ukrainische Gemeinschaften zu organisieren. So formierten sich schon in der Zeit nach der Februarrevolution 1917 erste Klubs und Organisationen nach nationalen Prinzipien. Spätestens 1918 wurde in Moskau ein Klub ukrainischer Arbeiter gegründet, in dem auch Bücher in ukrainischer Sprache für alle Besucherinnen und Besucher zur Verfügung standen. Ob das auch schon als die Geburtsstunde einer Ukrainischen Bibliothek in Moskau zu betrachten ist, kann nicht eindeutig gesagt werden. Auf jeden Fall finden sich hier die ersten Spuren und ab 1922 sind Stempel in den dort vorhandenen Büchern nachgewiesen, so dass definitiv von der Existenz einer solchen Einrichtung in Moskau ausgegangen werden muss.

Das weithin bekannte Adressbuch „Vsja Moskva“ (dt.: Ganz Moskau) verkündet für das Jahr 1925 die Existenz der Zentralen Ukrainischen Bibliothek in der Twerer Straße (Tverskaja ulica) Nr. 37, Wohnung 9.[3] Die Eintragung in diesem Adressbuch wiederholt sich für das Jahr 1928 mit dem Hinweis auf den Ukrainischen Schewtschenko-Klub mit der gleichen Adresse. Darüber hinaus sind dort auch Eintragungen zu Klubs weiterer nationaler Minderheiten zu finden, so jeweils einem belorussischen, jüdischen, lettischen, deutschen, polnischen, tatarischen und estnischen Klub sowie Klubs der Koreaner, Zigeuner und Politemigranten.[4] Für 1936 bringt „Vsja Moskva“ erneut Informationen über verschiedene Bibliotheken der Nationalitäten der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Zur Ukrainischen Bibliothek heißt es dort, dass sie über 12 000 Bücher verfügt und von 17 bis 19 Uhr geöffnet ist. Die Adresse lautete dann zwar Gorki-Straße, war jedoch dieselbe.[5] Die Straße war 1932 zu Ehren des Schriftstellers Maxim Gorki umbenannt worden.[6]

Hauptquelle für den Bestandsaufbau waren Buchkäufe in verschiedenen Moskauer Buchhandlungen, darunter die Buchhandlung „Ukrainskaja kniga“ (dt.: Das ukrainische Buch). Weitere Zuwächse erhielten die Sammlungen durch Lieferungen aus der Literaturstiftung „Litfond“[7] des Verbandes der Schriftsteller der UdSSR, aus Verlagen und von Privatpersonen. Die Nutzerzahlen waren nicht sehr hoch und schwankten in diesen Jahren zwischen 480 und 732 registrierten Nutzerinnen und Nutzer. Darüber hinaus bot die Ukrainische Bibliothek ihre Bücher auch über 14 mobile Leihstellen in Fabriken und Klubs der sowjetischen Hauptstadt an.

In den Jahren 1937–1938 mussten die Sammlungen umziehen. Im Zusammenhang mit dem Generalplan zur Rekonstruktion von Moskau sollte u. a. auch die Gorki-Straße verbreitert und begradigt werden. Dazu wurden einige historisch wertvolle Gebäude um 13 bis 14 Meter in die Tiefe verschoben, andere Häuser abgerissen. Das historische Haus in der Gorki-Straße 37 gehörte zu den abgerissenen. Parallel dazu erfolgte eine Umgestaltung des Moskauer Bibliotheksnetzes, bei der die Einrichtungen der nationalen Minderheiten geschlossen und in andere Bibliotheken der Stadt integriert wurden. Die Ukrainische Bibliothek wurde zunächst zu einer Abteilung in der Bibliothek Nr. 85 des Stadtbezirks Sovetskij[8] in der Großen Grusinischen Straße 37.

Fast hätten sich die Spuren der Bibliothek in der russischen Hauptstadt durch die Umzüge und Änderung der Bibliotheksnummer verloren. Erst 1991 wurden in der Bibliothek Nr. 47 des Zentralisierten Moskauer Bibliothekssystems Nr. 4 im Zentralen Stadtbezirk Akten der Ukrainischen Bibliothek gefunden, die Auskunft über den Umgang mit den ukrainischen Sammlungen im Zuge der Stalin’schen Säuberungen gaben. So konnte nachvollzogen werden, wie in den darauffolgenden Jahren die Werke missliebiger und verfolgter ukrainischer Autoren aus den Sammlungen entfernt wurden. Dazu gehörten der Dichter Jewhen Pawlowytsch Pluschnyk (1898–1936), der Schriftsteller Walerjan Petrowytsch Pidmohylnyj (1901–1937), der Altphilologe, Übersetzer und Dichter Mykola Kostjantynowytsch Serow (1890–1937), die alle der Generation der „erschossenen Wiedergeburt“ zugerechnet werden,[9] oder auch der Politiker, Literaturkritiker, Literaturhistoriker und Journalist Serhij Olexandrowytsch Jefremow (1876–1939). Die Bücher dieser Autoren wurden nicht nur aus den Beständen der Ukrainischen Bibliothek entfernt. Sie wurden physisch vernichtet. Die Namen der Autoren sowie die Titel ihrer Werke wurden aus den Katalogen gestrichen. Nur die 1991 aufgefunden Akten belegen das damalige Vorgehen.

Aber die Sammlungen bildeten auch weiter ein Herzstück ukrainischer Kultur in Moskau, bis ein Teil 1943 auf Bitten des Volkskommissariats für Bildung der Ukrainischen SSR an die Ukrainische Staatliche Universität übergeben wurde, die angesichts der deutschen Besetzung der Ukraine in das südkasachische Qysylorda evakuiert worden war. Andere Sammlungsteile blieben weiter in der Öffentlichen Bibliothek Nr. 68 der Stadt Moskau. 1949 wurden 6 408 Bücher aus diesem Bestand an die wissenschaftliche Bibliothek der Staatlichen Iwan-Franko-Universität in Lemberg überstellt. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei vor allem um Veröffentlichungen aus der Sowjetzeit handelte, die in dem erst 1940 in die UdSSR eingegliederten Teil der Ukraine zur Stärkung des ideologischen Einflusses unter den Studierenden und Lehrenden der Universität beitragen sollten. Davon wurden etwa 1 500 Bände tatsächlich in die Sammlungen aufgenommen, während der Rest im Tauschlager landete.[10]

3 Perestroika und neues Selbstbewusstsein nationaler Minderheiten

Für die folgenden Jahrzehnte schien die Ukrainische Bibliothek in Moskau in Vergessenheit geraten. Erst im Zuge der Perestroika wuchs bei den Ukrainerinnen und Ukrainern wie den anderen Nationalitäten innerhalb der UdSSR das Bewusstsein für die eigene Kultur. Doch warum diskutierten vor allem junge Moskauer Einwohner, die in der Ukraine oder als Kinder ukrainischer Eltern geboren waren, in dieser Zeit des Aufbruchs und des politischen Wandels die Idee zur Einrichtung einer Bibliothek mit ukrainischsprachigen Büchern? „Vielleicht, weil eines der schmerzhaftesten Probleme der Ukrainer in Russland darin bestand, die Sprache zu bewahren und sie an ihre Kinder und Enkel weiterzugeben, die in einer russischsprachigen Umgebung aufwuchsen.“[11] Bei der Volkszählung 1989 hatten sich über 250 000 der in Moskau registrierten Einwohner als Ukrainer[12] gesehen. Dazu kamen noch zahlreiche Arbeitsmigranten aus der Ukraine. Für diese Personen gab es nur wenig Zugang zu Literatur in ihrer Muttersprache. Da war einerseits die schon erwähnte Buchhandlung „Ukrainskaja kniga“ auf der Straße Arbat, die nahezu die gesamte Sowjetzeit in Moskau Bücher in ukrainischer Sprache anbieten konnte. Außerdem waren ukrainische Bücher in der Lenin-Bibliothek, der heutigen Russischen Staatsbibliothek, in der Abteilung für Sprachen der Völker der UdSSR der Zentralen Nekrasov-Stadtbibliothek und in sehr geringer Zahl auch in Stadteilbibliotheken zu bekommen.

Die Mitglieder des Ukrainischen Jugendklubs in Moskau starteten 1989 einen Aufruf in Medien der Ukraine, wandten sich an dortige Verlage und Bibliotheken und warben für den Aufbau einer ukrainischen Bibliothek in Moskau. Sie gewannen den in Usyn südlich von Kiew geborenen Fliegerkosmonauten Pawel Romanowitsch Popowitsch und Bibliothekarinnen im Kalinin-Stadtbezirk von Moskau für ihre Idee. Dort wurde schließlich die Bibliothek der ukrainischen Literatur (BUL) als Abteilung der Zentralbibliothek Nr. 122 des Kalinin-Stadtbezirks gegründet. Damit wurde sie – wie die Ukrainische Bibliothek in früheren Zeiten – zu einer Struktureinheit im Bibliothekssystem der Stadt Moskau und auch von der Kulturverwaltung der Stadt Moskau finanziert.

Das Echo auf den Aufruf zur Unterstützung der BUL war überwältigend. Schon ab Oktober 1989 gingen zahlreiche Buchspenden aus der Ukraine und von ukrainischen Einrichtungen aus aller Welt in Moskau ein. Auch russische Einrichtungen, wie die Russische Staatsbibliothek, die Staatliche Historische Bibliothek Moskau, die Bibliothek des Zentralen Hauses der Literaten und die Bibliothek des Schriftstellerverbandes der UdSSR, unterstützten den Sammlungsaufbau durch zahlreiche Spenden. Die feierliche Eröffnung der BUL fand dann am 17. Dezember 1989 im Lesesaal der Zentralbibliothek Nr. 122 in der Moskauer Chaussee der Enthusiasten 20 statt, wo sie bis Anfang 1991 ein Zuhause fand. Anschließend war sie in der Zweigbibliothek Nr. 124 in der Uchtomskaja Straße und ab Sommer 1993 in der Zweigbibliothek Nr. 147 in der Welosawodskaja Straße 11/1 untergebracht.[13] Ab 2006 war die BUL als eigenständige Bibliothek innerhalb des Moskauer Bibliotheksnetzes in der Trifonowskaja Straße Nr. 61/1 nördlich des Moskauer Stadtzentrums im Erdgeschoss eines Wohnhauses untergebracht. An der Straßenseite des Gebäudes wies eine große Aufschrift in russischer Sprache auf die „Biblioteka ukrainskoj literatury“ hin.

Die zahlreichen Umzüge sind ein beredtes Zeichen für die Entwicklung der Sammlungen. Neben den genannten Spenden konnten die Beschäftigten auf einen Etat der Stadt Moskau zurückgreifen und bei Buchhandlungen und Verlagen in Moskau und in der Ukraine Bücher erwerben. Zu einem Höhepunkt gestaltete sich die Rückführung von etwa 1 277 Büchern aus der Iwan-Franko-Universitätsbibliothek in Lemberg, die 1949 aus dem Bestand der historischen Ukrainischen Bibliothek dorthin gebracht worden waren.[14] Für das Jahr 1999 sind schon 33 000 physische Einheiten in der BUL belegt. Davon entfielen 88 % auf Werke in ukrainischer Sprache, etwa 10 % in russischer Sprache sowie Werke auf Englisch und Polnisch.[15] Den Hauptbestand machten 18 500 Bücher aus, die entsprechend der aus der Sowjetzeit stammenden bibliothekarisch-bibliografischen Klassifikation in frei zugänglichen Regalen aufgestellt waren. Mit einem Viertel entfiel der größte Anteil auf Romane, Erzählungen und Gedichtbände, gefolgt von Werken zur Geschichte (22 %). Mit Anteilen zwischen 4 % und 6 % waren die Themen Sprach- und Literaturwissenschaft, Kunst, Kinderbücher, Recht, Wirtschaft und Politik vertreten. Bis zur Schließung der Bibliothek wuchs die Sammlung weiter auf etwa 60 000 physische Einheiten.

Spenden hatten auch eine große Bedeutung für die Entwicklung der technischen Basis der BUL. Hier traten mehrere US-amerikanische sowie ukrainische Stiftungen und NGOs hervor. Aber auch die Russische Staatsbibliothek übergab 1998 einen PC für die Katalogisierung des Neuzugangs und die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit.[16]

Im Mittelpunkt der täglichen Arbeit standen Informationsdienstleistungen für die Benutzerinnen und Benutzer aus Moskau und der Moskauer Oblast. Sie konnten sich einen Bibliotheksausweis ausstellen lassen und die Angebote kostenlos nutzen. Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare unterstützten bei der Literatursuche, der Zusammenstellung von Bibliografien und Literaturlisten, aber auch bei der Übersetzung benötigter Texte.

„Die Bibliothek hat wiederholt Anfragen der Verwaltung des Präsidenten der Russischen Föderation, des Verfassungsgerichts der Russischen Föderation, des Russischen Instituts für Strategische Studien, des Instituts für Slawistik der Russischen Akademie der Wissenschaften und anderer staatlicher und wissenschaftlicher Stellen erfüllt.“[17]

Besonders wichtig war auch die Arbeit für Kinder und Jugendliche. Dabei stand die Vermittlung der ukrainischen Sprache, Literatur, Geschichte und Kultur im Mittelpunkt.

Ab 1990 entwickelte sich ein fester Rhythmus für Veranstaltungen. Der Ukrainische Jugendklub kam jeden Donnerstag in der BUL zusammen und spielte weiter eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Einrichtung. An jedem ersten Donnerstag im Monat wurden außerdem Neuerscheinungen ukrainischer Bücher vorgestellt. Der zweite Donnerstag im Monat war Treffen mit Politikern, Abgeordneten, Schriftstellern und Journalisten aus der Ukraine vorbehalten, die vor allem in den 1990er-Jahren regelmäßig nach Moskau kamen oder dort arbeiteten.[18] Immer wieder wurden Lesungen und Ausstellungen organisiert. Im Rahmen der Möglichkeiten wurden dazu auch Ausstellungsbroschüren und Informationsmaterialien gedruckt. Hierbei entwickelte sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Abteilung für ostslawische Sprachen beim Institut für Slawistik der Russischen Akademie der Wissenschaften. Davon zeugt eine kleine 2007 herausgegebene Bibliografie der Veröffentlichungen der BUL zur Geschichte der ukrainischen Buchkultur in den Jahren 2006–2007.[19]

Die Möglichkeiten für die Öffentlichkeitsarbeit und für Veranstaltungen verbesserten sich mit der Eröffnung des Ukrainischen Kulturzentrums in Moskau im November 1998. Sein Aufbau war 1993 beschlossen worden. Bis 1998 wurde auf dem Arbat im Zentrum der russischen Hauptstadt das historische Gebäude mit der Hausnummer 9 restauriert. Zum Ende des 19. Jahrhunderts befand sich dort eine der ersten öffentlichen privaten Bibliotheken Moskaus. In den 1920er-Jahren öffnete dort das legendäre Literatencafé „Arbatskij podval“ (dt.: Arbatkeller), das allgemein auch als „Literaturnyj osobnjak“ (dt.: Literaturhaus) bezeichnet wurde. Hier trafen sich regelmäßig die bekanntesten sowjetischen Dichter und Schriftsteller, u. a. Wladimir Majakowski, Sergej Jesenin mit seiner Frau Isadora Duncan, Andrei Bely, Alexander Blok oder Boris Pasternak. Spätestens ab den 1950er-Jahren hatte hier schon die Buchhandlung „Ukrainskaja kniga“ ihr Zuhause.[20] Im Unterschied zur BUL war das Ukrainische Kulturzentrum eine Einrichtung des ukrainischen Staates und wurde von der ukrainischen Regierung finanziert. Daher darf es nicht verwundern, dass zwar ein reger Austausch zwischen beiden Einrichtungen bestand, sie aber unterschiedliche Aufgaben und Ziele verfolgten.

4 Die BUL als Streitball im Spiel der Politik

Ein erster Konflikt entwickelte sich 2007, als Pläne zur Makulierung ukrainischer Tageszeitungen aus der BUL bekannt wurden. Es kam sogar zu einem Briefwechsel zwischen den Präsidenten Wiktor Juschtschenko und Wladimir Putin. Juschtschenko war nach den wohl längsten Präsidentenwahlen in der Ukraine an die Macht gekommen. Im Zuge der ersten Wahlrunde war er vergiftet worden, konnte aber dennoch die meisten Stimmen auf sich vereinigen. In einer Stichwahl mit dem zweitplatzierten Präsidentschaftskandidaten Viktor Janukowitsch, der nicht nur vom früheren Präsidenten Kutschma und der Partei der Regionen, sondern auch von Putin unterstützt worden war, wurden zahlreiche Unregelmäßigkeiten und Wahlfälschungen festgestellt und im ganzen Land öffentlich gemacht. Nachdem die Zentrale Wahlkommission Janukowitsch dennoch zum knappen Wahlsieger erklärt hatte, begannen zunächst in Kiew, dann im ganzen Land Proteste, die als Orangene Revolution bekannt wurden. Am 27. November 2004 sprach eine Mehrheit der „Werchowna Rada“ (dt.: Oberster Rat) der Wahlkommission jedoch das Misstrauen aus und annullierte das Wahlergebnis. Schlussendlich erklärte das Oberste Gericht der Ukraine den zweiten Wahlgang für ungültig und schlug eine Wiederholung der Stichwahl vor. In diesen Wochen wandelte sich die Ukraine grundsätzlich. Das „russische Modell“ einer gelenkten Demokratie war vom Maidan abgewählt worden und am 26. Dezember 2004 wurde Juschtschenko in der Wiederholung des zweiten Wahlgangs mit 52 % der abgegebenen Stimmen zum neuen Präsidenten der Ukraine gewählt.[21]

Da darf es nicht verwundern, dass der scheinbar banale Anlass einer Makulatur von Sammlungsteilen einer Öffentlichen Bibliothek ukrainischer Literatur in Moskau zu einem Thema für die Präsidenten beider Länder wurde. Juschtschenko reagierte auf eine Mitteilung der in Moskau offiziell registrierten Regionalen gesellschaftlichen Organisation der „Moskauer Ukrainer“ über die am 19. November 2007 erfolgte Makulierung ganzer Jahrgänge mehrerer ukrainischer Zeitungen in der BUL, die von der Leiterin Natalia Scharina veranlasst, aber nicht ausreichend dokumentiert worden sei. Da diese Zeitungen in keiner anderen Bibliothek Russlands vorhanden seien, werteten die Ukrainer Moskaus dies als „Akt der aggressiven Nichtachtung der ukrainischen Kultur und der Ukrainer“.[22] Und der ukrainische Präsident schrieb seinem russischen Amtskollegen.

Juschtschenko würdigte in seinem Schreiben ausdrücklich die Leistungen der Moskauer Stadtverwaltung, die 2006 für die BUL neue Räumlichkeiten bereitstellte und eine ausreichende Finanzierung der Bibliothek sicherte, und bot seinerseits an, in der Ukraine ähnliche Einrichtungen für russischsprachige Ukrainer zu fördern. Gleichzeitig wies er auf die Makulierung der ukrainischen Zeitungen aus der BUL hin und zeigte sich besorgt über Pläne zur Reorganisation und zu Änderungen beim Personal der BUL. Juschtschenko schlug die Bildung eines Beirates aus Vertretern der ukrainischen Diaspora in Moskau und der russischen Öffentlichkeit vor, der sich dieser Fragen annehmen sollte.[23] Über Pläne zur Umwandlung der BUL in eine Bibliothek der Völker Russlands hatten Vertreter der ukrainischen Diaspora in Russland bereits im März 2007 berichtet.[24]

Bevor der russische Präsident in seiner Antwort vom 18. Dezember auf die Lage der BUL einging, verwies er zunächst einmal auf „wesentliche Meinungsverschiedenheiten“ beider Seiten zu Fragen der humanitären Beziehungen, wobei Moskau dafür keinerlei Verantwortung hätte.

„Wir reden vor allem über die seltsame Interpretation der Ereignisse unserer gemeinsamen Geschichte durch die ukrainische Seite, die Verherrlichung von Kriegsverbrechern, die mit den Nazis kollaborierten, den ‚Krieg‘, der in einer Reihe von Regionen der Ukraine gegen historische Denkmäler und Grabstätten sowjetischer Befreier entfesselt wurde, die zunehmende Diskriminierung der russischen Sprache und die Aktivitäten zur Abspaltung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche.“[25]

Diese unfreundlichen Akte würden nicht nur die Atmosphäre in den Beziehungen beider Ländern verdüstern. Sie könnten ihnen auch erheblichen Schaden zufügen.

Hinsichtlich der Situation der BUL sah Putin keinen Anlass zur Besorgnis. Die Moskauer Stadtregierung habe eine beispielhafte Kultureinrichtung geschaffen, die einen wachsenden Beitrag zur Literaturversorgung der in Russland lebenden Ukrainer leiste. Dabei gehe er davon aus, dass sich die Bibliothek ausschließlich auf eine kulturelle Tätigkeit ausrichte und zur Stärkung des Vertrauens zwischen beiden Völkern beitragen solle. Die Arbeit des bestehenden Beirats könne durch russische Kulturvertreter gut ergänzt werden. Seinerseits zeigte sich Putin besorgt über die Situation russischer Kultureinrichtungen in der Ukraine. Vor allem nicht aufgeklärte Fälle von Vandalismus von Nationalisten gegen das Russische Kulturzentrum in Lemberg riefen seine Besorgnis hervor. Durch die Aufmerksamkeit des ukrainischen Präsidenten könnte die Situation dort sicher normalisiert werden.

5 Kann eine Bibliothek Fremdenhass schüren?

Zum Jahresende 2010 spitzte sich die Situation um die BUL weiter zu, obwohl in der Ukraine im Februar 2010 Janukowitsch als neuer Präsident ins Amt eingeführt worden war und das Land somit seine Politik stärker auf Moskau ausrichtete. In einer Meldung der Zeitung „Moskowski komsomolez“ vom 20. Dezember berichteten die Journalisten Darja Sacharowa und Iwan Petrow über eine Spuckattacke eines 19-jährigen Zugereisten aus Tschetschenien auf einen weiblichen Offizier der Moskauer Miliz. In diesem Zusammenhang verwiesen sie auf eine „Welle rassistischer Intoleranz“ in der BUL in Moskau. Nach Angaben von Ermittlungsbehörden seien dort zwischen 2008 und 2010 Veröffentlichungen verteilt worden, „in denen zur Tötung von Tschetschenen, Dagestanis und anderen ‚Nicht-Russen‘ aufgerufen“ worden sei. Derzeit werde ein Ermittlungsverfahren wegen der Anstiftung zum Fremdenhass eingeleitet.[26] Am Abend des 23. Dezember berichtete die Internetzeitung gazeta.ru über eine Durchsuchung der BUL durch die Antiterror-Abteilung des Innenministeriums und die erfolgte Beschlagnahme von einigen Zeitungen und etwa 50 Büchern in ukrainischer Sprache, die bei einer Suche nach dem Schlagwort „Nationalismus“ im elektronischen Katalog gefunden worden waren. Auf einer Pressekonferenz berichtet die Direktorin Natalia Scharina, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Literatur auf Anweisung der Miliz bereitstellen sollten. Auf die Frage, warum die Miliz die Bücher nicht selbst heraussuche, sei geantwortet worden: „Wollen Sie, dass wir die Bibliothek auf den Kopf stellen und alle Bücher auf dem Boden landen?“ Zu den beschlagnahmten Büchern gehörten Werke über die Ukrainische Aufständische Armee UPA, die während des Zweiten Weltkrieges mit der Wehrmacht kollaborierte und nach Kriegsende noch bis 1954 gegen die Sowjetherrschaft in der Ukraine kämpfte, und die Werke des umstrittenen Erzbischofs von Lemberg und Metropoliten der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in der Ukraine, Andrej (Andreas) Alexander Scheptyzkyj, der sowohl nach dem Einmarsch der Wehrmacht in der Ukraine als auch nach der Befreiung der Westukraine durch die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg Huldigungen an Hitler und Stalin geschrieben hatte.[27]

An den nachfolgenden Tagen berichten verschiedene Medien über die Durchsuchung. Dabei wird u. a. hervorgehoben, dass nach einer „psychologisch-linguistischen Expertise im Institut für Sprachwissenschaften“ festgestellt worden sei, dass „die Materialien als Mittel zur propagandistischen Beeinflussung genutzt werden können, da sie eine antirussländische und eine antirussische Ausrichtung haben“.[28] Wiederholt wird auf ein „Aber“ hingewiesen: „In Russland gibt es eine Liste der offiziell verbotenen extremistischen Literatur. Sie ist auf der Webseite des Justizministeriums veröffentlicht. Kein einziger der beschlagnahmten Titel ist in der Liste aufgeführt – behaupten die Beschäftigten der Bibliothek der ukrainischen Literatur“.[29] In einer Mitteilung des Informations- und Analyse-Zentrums SOVA[30] wird auf die Ausführungen von Natalia Scharina verwiesen, dass einige beschlagnahmte Texte von radikalen ukrainischen Nationalisten zweifellos auch antirussische Aussagen enthielten. Nach Ansicht von SOVA sei es jedoch unzulässig, daraus Anschuldigungen gegen die Bibliothek zu erheben. Deren Aufgabe bestehe darin, Veröffentlichungen aller ukrainischer Strömungen für Forschende und allgemein Interessierte zugänglich zu machen. Außerdem sei die Bibliothek verpflichtet, alle eingegangenen Materialien aufzubewahren. Am 11. Januar 2011 ergänzt SOVA seine Meldung dahingehend, dass am 24.12.2010 eine weitere Durchsuchung der BUL durchgeführt worden sei, in deren Ergebnis Festplatten und Leserausweise beschlagnahmt worden seien. Die Bibliothek wurde schließlich verschlossen und versiegelt.[31] Am 12. Januar 2011, nach den Feiertagen zum Jahreswechsel, öffnete die BUL wieder ihre Türen. Am 13. Januar bekräftigte Außenminister Lawrow das Interesse Russlands an einer normalen Arbeit der BUL.[32] Doch schon am Tag darauf wurde sie erneut durchsucht, wobei die Direktorin Natalia Scharina einen Zusammenbruch erlitt.

Die wiederholte Durchsuchung veranlasste das ukrainische Außenministerium zu einem heftigen Kommentar. Die russische Nezavisimaja gazeta (NG – Unabhängige Zeitung) verwies in einem Beitrag am 18. Januar auf mögliche negative Auswirkungen auf die russisch-ukrainischen Gespräche zu humanitären Fragen, die bisher unter dem Präsidenten Janukowitsch eher problemfrei gewesen wären. Auf die komplizierte Situation für den ukrainischen Präsidenten verwies die NG: „Nicht zu reagieren bedeutete, sich den Vorwürfen der Opposition auszusetzen, nationale Interessen zu verraten und den Status der eigenen ‚Zweitklassigkeit‘ (gegenüber Moskau – O. H.) zu bestätigen; zu reagieren bedeutete, die Beziehungen zu Moskau zu belasten.“[33] Der offizielle Vertreter des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Woloschin, bekräftigte gegenüber der NG die Bereitschaft des Landes, die ukrainische Community in Russland beim Aufbau effektiver Strukturen zur Selbstorganisation zu unterstützen, um die Rechte ethnischer Ukrainer und Bürger der Russischen Föderation in den Bereichen Bildung und Kultur zu sichern. Alle diese Fragen würden im Dialog mit russischen Stellen gelöst. Auch der Leiter des Kiewer Zentrums für Politik und Konfliktforschung, Michail Pogrebinski, bestätigte diese Sicht auf die aktuelle Situation: „Die aktuellen Probleme sind durch das Agieren einer kleinen und marginalen Gruppe von radikalen Kräften entstanden, die sich in keiner Weise auf die Gedankenwelt und Einstellungen von Millionen Ukrainern in Russland auswirken.“[34]

In den folgenden Wochen kehrte die Bibliothek allmählich wieder zu ihrer normalen Arbeit zurück. Dennoch lief das Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung nationalistischer Literatur weiter. Russische Medien berichteten Ende März, dass die Ermittlungsbehörden ihre Untersuchungen in diesem Fall aktivieren würden.[35] Auch propagandistische Medien in Russland widmeten sich weiter der BUL, wobei diese als Hort der Russophobie und des ukrainischen Faschismus in Form des Banderowtums dargestellt wurde.[36] Und die Frage des Umgangs mit der BUL stand weiter auf der Tagesordnung der höchsten Diplomaten beider Länder. So wollten der russische Außenminister Lawrow und sein ukrainischer Kollege Grischtschenko bei einem Treffen in Kiew Anfang September 2011 auch über die BUL sprechen. In den Berichten der Außenministerien und in den Pressekonferenzen fand diese Frage jedoch keine Erwähnung.[37] Die Situation um die BUL schien sich zu beruhigen. In der Folgezeit standen Informationen zu Veranstaltungen in der BUL im Mittelpunkt der Berichterstattung. Lediglich im Februar 2013 kam es zu einem arbeitsrechtlichen Streit der Direktorin der BUL, Natalia Scharina, mit einem ihrer Stellvertreter, der von den Medien aufgegriffen wurde.[38]

Ende März 2014 veröffentlichte die regierungsnahe Rossijskaja gazeta (RG) eine Reportage über den Besuch der Korrespondenten Sergej Michejew und Wladimir Petin in der BUL. Sie ließen sich als Nutzer registrieren, besuchten den Lesesaal und lasen in Übersetzungen russischer klassischer Autoren ins Ukrainische. Im Gespräch mit Natalia Scharina erfuhren sie, dass die BUL 6 950 eingetragene Leser habe und 26 000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr ins Haus kommen, um sich eines der über 26 000 Bücher auszuleihen oder eine der Veranstaltungen zu besuchen. Zu den am meisten ausgeliehenen Autoren gehören die Dichterin Lesja Ukrainka, der ukrainische Klassiker Taras Schewtschenko sowie Iwan Franko, Wassyl Stus und Oles Hontschar. Das Echo der politischen Ereignisse sei aber auch in der BUL zu vernehmen.[39]

6 Eine Bibliothek in Zeiten eines beginnenden Krieges

Die völkerrechtswidrige Besetzung im Februar 2014 und die anschließende Annexion der Krim durch Russland am 18. März 2014 sowie die angeheizten bürgerkriegsähnlichen Zustände im Osten der Ukraine verbesserten die Situation der BUL in Moskau nicht. Am 30. Juni 2014 beschloss die Moskauer Stadtregierung, der BUL den Status einer juristischen Person zu entziehen und sie in eine gewöhnliche Stadtteilbibliothek innerhalb eines der Zentralisierten Bibliothekssysteme (ZBS) von Moskau umzuwandeln. In Moskau gab es zu diesem Zeitpunkt neben den über 400 Öffentlichen Bibliotheken[40] in den elf Verwaltungsstadtbezirken noch elf juristisch selbstständige Bibliotheken. Wie die BUL für eine besondere Sammlung zuständig war, erfüllen auch die anderen Bibliotheken zentrale Funktionen innerhalb des Moskauer Netzes Öffentlicher Bibliotheken, z. B. als fachlich methodisches Zentrum, als zentrale Kinder- oder Jugendbibliothek usw. Die Umsetzung des Beschlusses der Stadtregierung sollte zum 1. März 2015 erfolgen. Damit würde die Bibliothek die Möglichkeit verlieren, eigene Richtlinien für den Bestandsaufbau ukrainischer Literatur in die Praxis umzusetzen, und müsste sich den Regelungen der allgemeinen Erwerbungspolitik der Öffentlichen Bibliotheken über einen zentralen Lieferanten regalfertiger Veröffentlichungen anschließen. Auf diese Weise würden nur noch Bücher aus der Produktion russischer Verlage in den Regalen der Bibliothek landen können.[41]

Die Reorganisation war offenbar verschoben worden. Doch die scheinbare professionelle Ruhe war trügerisch. Ende Oktober 2015 überschlugen sich die Ereignisse um die BUL. Am 28. Oktober kam es erneut zu einer Durchsuchung durch Strafverfolgungsbehörden, bei denen Hinweise über russophobe Inhalte von Publikationen in der BUL eingegangen wären. Bei der Durchsuchung seien Publikationen der nationalistischen Bewegung „Tschas Ruchy“ (dt.: Stunde der Bewegung) beschlagnahmt worden, in denen zum „Kampf mit der russischen Welt“ aufgerufen worden sei.[42] Schon am nächsten Tag wurde ein Ermittlungsverfahren gegen die Direktorin der BUL, Natalia Scharina, wegen des Verdachts der Verbreitung extremistischer Literatur eingeleitet. In der BUL sollen zwischen 2011 und 2015 Publikationen von Dmytro Kortschynski verbreitet worden sein, die von einem Gericht als extremistisch eingestuft waren. Scharina wurde verhaftet und sollte einem Richter vorgeführt werden.[43] Das Gericht des Tagansker Stadtbezirks von Moskau verfügte Hausarrest als vorbeugende Maßnahme und verbot die Nutzung jeglicher Kommunikationsmittel.[44] Die Verteidigung legte Widerspruch ein und so kam es am 3. Dezember zu einer Anhörung im Moskauer Stadtgericht (Mosgorsud). Scharina zeigte sich bereit, die Ermittlungen und die Wahrheitsfindung zu unterstützen, so wie sie dies auch schon beim ersten Prozess 2013 getan hatte. Dennoch wurde der Hausarrest bestätigt.[45]

7 Reaktionen der Zivilgesellschaft im In- und Ausland

Die russische Öffentlichkeit reagierte ganz unterschiedlich auf die Ereignisse. So befand der damalige Direktor der Russischen Staatsbibliothek Moskau, Alexander Wisly, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur TASS, „dass es Sache der Bibliotheken selbst sei, dafür zu sorgen, dass diese Literatur dem Leser nicht zugänglich sei.“[46] Gemeint waren die Bücher aus der vom Justizministerium herausgegebenen Liste der extremistischen Literatur.[47] Nach Ansicht von Wisly seien Bibliotheksleitungen für eine regelmäßige Prüfung der Liste verantwortlich. Es ginge aber um einzelne Bücher und nicht um alle Veröffentlichungen eines Autors. Würde eine Bibliothek ein Werk eines Autors sogar mit dem gleichen inkriminierten Text, aber in einer anderen Ausgabe als in der Liste benannt, an Leser ausgeben, wären keine Vorgaben missachtet. Der Präsident des Russischen Bibliotheksverbandes, Wladimir Firsow, machte gegenüber dem Kiewer Büro der russischen Nachrichtenagentur Interfax deutlich, dass es einen großen Unterschied zwischen „Verbreitung“ verbotener Literatur und ihrer „Bereitstellung“ gebe. Firsow verwies auf die erarbeiteten Empfehlungen für die Arbeit der Bibliotheken mit der Liste der extremistischen Literatur, wonach diese Bücher nicht aus den Bibliotheken ausgeschieden würden. Sie sollten jedoch aus den Katalogen und dem Freihandbereich der Bibliotheken entfernt und nicht empfohlen werden.[48]

Auch der Sprecher des Rates für die Entwicklung der Zivilgesellschaft und der Menschenrechte beim Präsidenten der RF, Michail Fedotow, bekundete gegenüber TASS, dass er das Verfahren gegen Natalia Scharina für monströs und absurd hielt. Mitte November gab auch der IFLA-Ausschuss für Informations- und Meinungsfreiheit (FAIFE) nach Beratung mit dem RBA eine Stellungnahme ab, in der die Maßnahmen gegen die BUL und deren Direktorin Scharina als unverhältnismäßig und unnötig bewertet wurden.[49] Der Deutsche Bibliotheksverband schloss sich dieser Stellungnahme an.[50]

Obwohl der Sprecher der russischen Regierung, Dmitri Peskow, noch Ende Oktober die Situation um die BUL nicht kommentieren wollte, positionierte sich Putin auf einem Treffen mit dem Rat für Kultur und Kunst beim Präsidenten der Russischen Föderation am 25. Dezember 2015 erneut, nachdem sich der Schriftsteller und Fernsehmoderator Alexander N. Archangelski besorgt über das Schicksal der Direktorin der BUL und der Bibliothek selbst geäußert hatte. Er hatte auf Befürchtungen verwiesen, dass der geplante Wechsel einer Unterstellung der BUL von der Kulturverwaltung unter die Verwaltung für Nationalitätenfragen zu einem Verlust der BUL führen könnte. Putin äußerte sich nur zur Situation der BUL, die er unbedingt erhalten sehen wolle. Die Ukrainer seien die drittstärkste nationale Gruppe in Russland und seiner Meinung nach seien „Ukrainer und Russen im Großen und Ganzen ohnehin ein Volk“.[51]

Der Präsident der RBA, Wladimir Firsow, wandte sich im Januar 2016 an den Leiter der Kulturverwaltung der Moskauer Stadtregierung.[52] Er verwies auf widersprüchliche Informationen über die angeblichen Rechtsverletzungen in der BUL und durch deren Direktorin Scharina und brachte die professionelle Solidarität und den Wunsch zur Unterstützung zum Ausdruck. Unter Hinweis auf die Stellungnahme der IFLA bat er um objektive Informationen hinsichtlich der entstandenen Situation. Die Antwort bestätigte lediglich, dass die BUL seit Jahresanfang nicht mehr der Kulturverwaltung, sondern vielmehr der Verwaltung für nationale Politik, interregionale Verbindungen und Tourismus unterstellt war.[53] Die Briefe sind auf der Webseite der RBA dokumentiert.

8 Eine juristische Abrechnung

Sollte es tatsächlich zu dem gleichen Verfahrensausgang kommen wie fünf Jahre zuvor, als der BUL und deren Direktorin trotz umfangreicher Durchsuchungen und Beschlagnahmen die Rechtmäßigkeit ihres Agierens bestätigt wurde? Weit gefehlt. Diesmal erbrachten die vielen erneuten Durchsuchungen und Beschlagnahmen ganz neue Erkenntnisse, auf deren Grundlage die Anklage nicht nur den Hausarrest verlängerte, sondern auch ein neues Verfahren wegen Unterschlagung eröffnete. Scharina wurde vorgeworfen, bei dem ersten Gerichtsverfahren in den Jahren 2012–2013, bei dem die Anklage als unbegründet abgewiesen worden war, die Arbeit ihrer Anwälte mit Geldern bezahlt zu haben, die der Bibliothek für juristische Beratung zugewiesen waren.[54] Anfang November 2016 konkretisierte die Anklage, dass sich der dadurch verursachte Schaden auf 2,1 Mio. Rubel (laut Oanda-Währungsrechner ca. 30 130 €) belaufen würde.[55] Beide Verfahren wurden zusammengelegt. Jedoch konnten nach Ansicht der Verteidigung die Vorwürfe wegen Extremismus auch zum Abschluss der Beweisaufnahme nicht weiter erhärtet werden. Im Januar 2017 – Scharina war schon mehr als zwei Jahre unter Hausarrest gestellt – erhob die neue Leitung der BUL gegen die frühere Direktorin zusätzlich noch eine Zivilklage auf 2,4 Mio. Rubel.[56]

Das Verfahren gegen die frühere Direktorin der BUL endete mit einem Schuldspruch. Das Gericht verurteilte Natalia Scharina wegen „Anstiftung zu nationalem Hass oder Volksfeindschaft unter Ausnutzung dienstlicher Positionen“ und „Unterschlagung im großen und besonders großen Ausmaß“ zu vier Jahren auf Bewährung. Die mehr als zwei Jahre und sieben Monate, die Scharina im Hausarrest zubringen musste, wurden angerechnet. Gegenüber der Zeitung Kommersant erhob die Verteidigung schwere Vorwürfe gegen das Urteil. Nach ihrer Auffassung habe das „Gericht […] die (frühere – O. H.) Anklage einfach mit denselben Fehlern umgeschrieben und die Argumente der Verteidigung ohne detaillierte Analyse zurückgewiesen.“[57] Dennoch blieb ein Widerspruch erfolglos. Am 24. April 2018 bestätigte das Moskauer Stadtgericht das Urteil.[58] Knapp ein Jahr später hat das Moskauer Bezirksgericht des Stadtteils Twerskoi dem Anspruch der Stadtverwaltung für Tourismusentwicklung auf Entschädigung in Höhe von 2,386 Mio. Rubel stattgegeben.[59] Für Natalia Scharina dauerte das Verfahren noch länger. Erst im Oktober 2022 berichtet das Exilmedium „Nastojaschtscheje wremja“ aus Prag, dass die nach dem Gerichtsurteil erfolgte Eintragung von Scharina in das Register der Organisationen und Personen, zu denen Informationen über ihre Beteiligung an extremistischen Tätigkeiten oder Terrorismus vorliegen, gelöscht wurde.[60]

9 Das letzte Kapitel einer langwierigen Bibliotheksschließung

Doch was geschah mit den Sammlungen der Bibliothek der ukrainischen Literatur? Immerhin war in fast zwei Jahrzehnten eine ansehnliche Sammlung von über 26 000 Büchern und mehr als 60 000 physischen Einheiten überwiegend in ukrainischer Sprache zusammengetragen worden. Viele dieser Ausgaben waren aus Lemberg nach Moskau restituiert worden oder stammten aus Spenden ukrainischer Bürger, in Russland lebender Ukrainer oder von ukrainischen Verlagen. Die Botschaft der Ukraine in der Russischen Föderation veröffentlichte im September 2016 eine offizielle Erklärung hinsichtlich der Entscheidung der Moskauer Stadtregierung, die Sammlungen der BUL an ein „Zentrum der slawischen Kulturen“ (ZSK) zu übergeben. Dies werde von der Ukraine als zielgerichtete Zerstörung einer einzigartigen Einrichtung gesehen, die auf Initiative der ukrainischen Community in Moskau entstanden war und deren nationalkulturelle, sprachliche und informationelle Bedürfnisse erfüllen sollte. Die Botschaft forderte die russische Seite dazu auf, die Konventionen zum Schutz nationaler Minderheiten konsequent umzusetzen und die BUL zu erhalten.[61]

Die Gründung der Bibliothek des ZSK in Moskau ging auf eine Vereinbarung zwischen dem Direktor der Allrussischen Staatlichen M. I.-Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur (Inostranka), Wadim Duda, und der Direktorin des Forums slawischer Kulturen (FSK), Andreja Rihter (Slowenien), vom April 2016 zurück. Die russische Seite unterstützte diese Einrichtung großzügig. Mit der stellvertretenden Kulturministerin Alla Manilowa und dem Beauftragten des Präsidenten der RF für internationale kulturelle Zusammenarbeit Michail Schwydkoi waren herausragende Persönlichkeiten des Landes in die Gründung einbezogen. Die feierliche Eröffnung der neuen Bibliothek des ZSK bei der Inostranka erfolgte am 20. Dezember 2016. In der Bibliothek des Zentrums wurden 12 000 Bücher aufgestellt. Grundlage der Sammlung sollten die Bestände der BUL sowie eigene Sammlungsteile der Inostranka bilden. Dazu kamen noch Geschenke der anderen Bibliotheken des FSK.[62]

Die gefundene Lösung konnte wirklich niemanden, der zuvor die BUL besucht und kennengelernt hatte, wirklich zufriedenstellen. Die Differenz zwischen dem früheren Bestand der BUL mit über 60 000 physischen Einheiten, davon fast 30 000 Bücher, und den jetzt im ZSK verfügbaren Sammlungsteilen war erheblich. Am 21. April 2018 veröffentlichte die unabhängige ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN einen Artikel mit der Überschrift „In Moskau wurde die Bibliothek der ukrainischen Literatur endgültig zerstört“. Unter Berufung auf einen eigenen Korrespondenten in Moskau und Gespräche mit früheren Beschäftigten der BUL wurde auf die Entfernung der Aufschrift „Biblioteka ukrainskoj literatury“ am Haus in der Trifonowskaja Straße 61 und die Sperrung der Webseite der BUL informiert. Die beiden letzten Beschäftigten wären schon zum 1. März 2018 entlassen worden, nachdem Teile der Sammlung in die Inostranka überführt und andere Teile vernichtet worden seien. UNIAN verwies auf eigene frühere Berichte, wonach die Moskauer Polizei zu den Durchsuchungen am 28. Oktober 2015 selbst ukrainische nationalistische Publikationen mitgebracht habe.[63]

Fragen nach dem Verbleib der Sammlungen aus der BUL wurden auch an das russische Außenministerium herangetragen. In Briefings für die internationale Presse griff die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Thema mindestens zweimal auf: am 12. April 2017 und am 1. Dezember 2021. Ihre Beiträge können auf der Webseite des russischen Außenministeriums nachgelesen werden.[64] Die Anfragen aus Kiew wurden grundsätzlich mit einem Hinweis auf die Stellung der BUL als Kultureinrichtung der Stadt Moskau und nicht der Ukraine beantwortet und mit reichlich undiplomatischer Polemik abgewiesen. Schon die Sprache, mit der vor allem die russische Seite versuchte zu argumentieren und doch fast nur polemisierte, verdeutlicht, wie stark mittlerweile die Beziehungen zwischen den Staaten vergiftet waren.

Mit dem Generalangriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 rückte das Schicksal dieser Büchersammlung endgültig in den Hintergrund.

Bleibt für die Zukunft die Hoffnung, dass wenigstens die in der Inostranka heute noch verfügbaren Sammlungsteile der Bibliothek der ukrainischen Literatur ein neues Zuhause gefunden haben und dort auf lange Sicht von den Bürgern ukrainischer Nationalität in der Russischen Föderation und anderen Interessierten eingesehen werden können und dauerhaft erhalten bleiben, ungeachtet aller offenen Fragen.


Anmerkung

Unter diesem Titel (russ. Хроника текущих событий – Chronika tekuščich sobytij) erschien von 1968 bis 1983 in der Sowjetunion ein von Bürgerrechtlern im Untergrund herausgegebenes Informationsbulletin, vgl. Hopkins (1983). Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit sind im Beitrag russische und ukrainische Bezeichnungen und Namen transkribiert. In den Quellenangaben wird grundsätzlich die bibliothekarische Transliteration nach DIN 1460 verwendet.


Über den Autor / die Autorin

Olaf Hamann

Olaf Hamann

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Online erschienen: 2024-06-21
Erschienen im Druck: 2024-07-31

© 2024 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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