Saretschenskoje (Kaliningrad)
Siedlung
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Saretschenskoje (russisch Зареченское, deutsch Groß Sobrost, 1928–1945 Sobrost) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Gorodskoje posselenije Schelesnodoroschnoje (Stadtgemeinde Schelesnodoroschny (Gerdauen)) im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)).
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Saretschenskoje liegt im ehemaligen Ostpreußen, etwa acht Kilometer nordwestlich von Krylowo (Nordenburg) und zehn Kilometer östlich von Schelesnodoroschny (Gerdauen) an einer Nebenstraße, die Obilnoje (Klein Sobrost) an der russischen Fernstraße A 196 (ehemalige deutsche Reichsstraße 131) mit Kotschkino (Popowken, 1938–1945 Neusobrost) und Panfilowo (Klonofken, 1938–1945 Dreimühl) verbindet. Ein Bahnanschluss besteht nicht.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 18. Jahrhundert waren die Ortsnamen Groß Sabrost und Groß Sobrost in Gebrauch.[2]
Um die Mitte des 14. Jahrhunderts setzte der Deutsche Orden die Besiedlung der Wildnis in der Umgebung der Stadt Nordenburg fort; bereits 1366 wird ein suburbium erwähnt, 1374 wurden zehn preußische Reiterdienste angelegt, und 1388 kamen in Sobrost sechs Güter hinzu.[3][4] Um 1785 wird Groß Sabrost als ein adliges Gut und Bauerndorf mit einer Wassermühle und 32 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[2]
Die Landgemeinde Groß Sobrost und der vordem noch selbständige Gutsbezirk gleichen Namens gehörten zu den sieben Kommunen, die 1874 den neu errichteten Amtsbezirk Sobrost bildeten[5]. Er gehörte bis 1945 zum Landkreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Im Jahre 1910 zählte die Landgemeinde 139 und der Gutsbezirk 182 Einwohner.[6]
Am 30. September 1928 schlossen sich die Landgemeinde Groß Sobrost und der Gutsbezirk Groß Sobrost zur neuen Landgemeinde Sobrost zusammen. 1933 lebten hier 305, 1939 noch 295 Einwohner[7].
1945 wurde Sobrost mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen gemäß dem Potsdamer Abkommen unter sowjetische Verwaltung gestellt. Gross Sobrost erhielt 1947 den Namen „Saretschenskoje“.[8] Bis 2009 war der Ort innerhalb der seit 1991/92 russischen Verwaltungsgebiets Oblast Kaliningrad in den Krylowski sowjet (Dorfsowjet Krylowo (Nordenburg)) eingegliedert, ist seither – aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[9] – eine als „Siedlung“ (possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Gorodskoje posselenije Schelesnodoroschnoje (Stadtgemeinde Schelesnodoroschny (Gerdauen)) im Rajon Prawdinsk.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
1785 | – | 32 Feuerstellen (Haushaltungen)[2] |
1818 | 255 | [10] |
1831 | 327 | [11] |
1852 | 289 | davon 157 in der Landgemeinde und 132 im Gutsbezirk[12] |
1858 | 255 | davon 145 in der Landgemeinde und 110 auf dem Rittergut, sämtlich Evangelische[13] |
1864 | 320 | am 3. Dezember, davon 172 in der Landgemeinde und 148 auf dem Rittergut[14] |
1867 | 347 | am 3. Dezember, davon 172 in der Landgemeinde und 175 auf dem Rittergut[15] |
1871 | 359 | am 1. Dezember, davon 154 in der Landgemeinde und 205 auf dem Rittergut, sämtlich Evangelische[15] |
1910 | 321 | am 1. Dezember, davon 139 in der Landgemeinde und 182 im Gutsbezirk[6][16]. |
1933 | 305 | [17] |
1939 | 295 | [17] |
Amtsbezirk Sobrost
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 9. April 1874 wurde der Amtsbezirk Sobrost (Verwaltungssitz: Groß Sobrost) aus vier Landgemeinden und drei Gutsbezirken gebildet[18]:
Name (bis 1947/1950) | Heutiger Name | Bemerkungen |
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Landgemeinden: | ||
Agonken 1938–1945: Altsiedel |
Kotschubejewo | 1928 in die Landgemeinde Klonofken eingegliedert |
Groß Sobrost | Saretschenskoje | 1928 in die Landgemeinde Sobrost eingegliedert |
Klein Sobrost | Obilnoje | 1928 in die Landgemeinde Popowken eingegliedert |
Klonofken 1938–1945: Dreimühl |
Panfilowo | |
Gutsbezirke: | ||
Damerau | Degtjarjowo | 1928 in die Landgemeinde Klonofken eingegliedert |
Groß Sobrost | Saretschenskoje | 1928 in die Landgemeinde Sobrost eingegliedert |
Popowken 1938–1945: Neusobrost |
Kotschkino | 1911 Umwandlung in eine Landgemeinde |
Am 1. Januar 1945 gehörten noch die drei Gemeinden Dreimühl, Neusobrost und Sobrost zum Amtsbezirk Sobrost.
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bevölkerung von (Groß) Sobrost war vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession und war in das Kirchspiel der Kirche Assaunen (1945 dem Verwaltungsgebiet der Volksrepublik Polen zugeschlagen)[19] (polnisch: Asuny) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Gerdauen (russisch: Schelesnodoroschny) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Emil Stascheit.
Heute liegt Saretschenskoje innerhalb der Kirchenregion Tschernjachowsk (Insterburg), die der Propstei Kaliningrad innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zugeordnet ist[20].
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lotar Weber, Besitzer des Ritterguts Groß Sobrost im 19. Jahrhundert, Verfasser u. a. einer Monographie zur Kulturgeschichte Preußens im Spätmittelalter[21]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt, Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 389–390, Nr. 27.
- Groß Sobrost, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Sobrost).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ a b c Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I.: Topographie von Ost-Preussen, Anhang: Volständige Topographiie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 159.
- ↑ Karl Kasiske: Die Siedlungstätigkeit des Deutschen Ordens im östlichen Preussen bis zum Jahre 1410. Gräfe und Unzer, Königsberg i. Pr. 1934, S. 126–127.
- ↑ Lotar Weber: Preussen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie. Bertling, Danzig 1878, S. 111.
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Sobrost
- ↑ a b Groß Sobrost, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Sobrost).
- ↑ Michael Rademacher: Landkreis Gerdauen (russ. Schelesnodoroschnyj). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 337, Ziffer 5240.
- ↑ Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt, Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 389–390, Nr. 27.
- ↑ Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 584.
- ↑ Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 96, Ziffern 236 und 237.
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, S. 26–27, Ziffern 134 und 135.
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 66–67, Ziffer 83, und S. 68–69, Ziffer 148.
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
- ↑ a b Michael Rademacher: Provinz Ostpreußen, Kreis Gerdauen (russ. Schelesnodoroschnyj). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Sobrost (wie oben)
- ↑ Kirchspiel Assaunen
- ↑ Ev.-luth. Propstei Kaliningrad ( des vom 29. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Lotar Weber: Preussen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie. Bertling, Danzig 1878 (Digitalisat).