Zusammensetzung der 12. Bundesversammlung am 23. Mai 2004
Zum Vergleich: 13. Bundesversammlung 2009
Nach den Wahlen der Vertreter in den Parlamenten der Länder ergab sich folgende Sitzverteilung der Bundesversammlung, welche am 23. Mai 2004 zusammentrat. Differenzen im Vergleich zu früheren Berechnungen des Bundeswahlleiters und der Verwaltung des Bundestages bei den „sonstigen“ Mitgliedern ergaben sich daraus, dass Wahlrecht.de nicht nur die rechnerischen Ansprüche, sondern auch die tatsächlichen Wahlergebnisse berücksichtigte – die Namen dieser Delegierten sind Anke Spoorendonk (SSW/MdL Schleswig-Holstein), Liane Hesselbarth (DVU/MdL Brandenburg) und Martin Hohmann (fraktionslos/MdB). Eine weitere, bestehende Abweichung bei der Zahl der jeweiligen Vertreter der Parteien in Bayern ergibt sich aus der unterschiedlichen Zuordnung eines Delegierten, der über einen gemeinsamen Wahlvorschlag zweier Fraktionen gewählt wurde (siehe dazu die Erläuterungen bei den Ländern).
Die Mitgliederzahl der 12. Bundesversammlung hatte sich noch nach der Feststellung der Bundesregierung vom 14. Januar 2004 über die Zusammensetzung durch das Ausscheiden einer Hamburger Wahlkreisabgeordneten aus dem Bundestag vor dem Termin der Bundesversammlung am 23. Mai 2004 – aber nach der Wahl aller Länderdelegierten – verringert (da deren Partei in dem betreffenden Land über mehr Direktmandate verfügte, als ihr Mandate nach ihrem Zweitstimmenanteil zustanden, siehe BVerfG, Beschluss vom 26. Februar 1998 – 2 BvC 28/96 – „Kein Nachrücken in Überhangmandate“). Bis zu welchem Zeitpunkt die (aus dem Wortlaut von Artikel 54 Abs. 3 GG folgende) entsprechende Reduzierung der Ländervertreter noch möglich gewesen wäre, ist unklar – ob nur bis zur Feststellung der Zahl der Ländervertreter durch die Bundesregierung oder noch bis zu der erfolgten Wahl im betroffenen Bundesland.
Die Zahl der Mitglieder der 12. Bundesversammlung im Bundestag und den Ländern
|
Deutsche Bevölkerung |
Wahlleute |
CDU/ CSU |
SPD |
GRÜNE |
FDP |
PDS |
Sonstige |
Gesamt |
75.164.474 |
1.205 |
539 |
460 |
89 |
83 |
31 |
3 |
|
Bundestag |
|
602 |
247 |
250 |
55 |
47 |
2 |
1* |
Länder |
603 |
292 |
210 |
34 |
36 |
29 |
2 |
|
Baden-Württemberg |
9.381.531 |
75 |
37 |
27 |
5 |
6 |
– |
– |
Bayern |
11.217.919 |
90 |
62 |
21 |
7 |
– |
– |
– |
Berlin |
2.947.032 |
24 |
6 |
8 |
2 |
2 |
6 |
– |
Brandenburg |
2.508.717 |
20 |
6 |
8 |
– |
– |
5 |
DVU: 1 |
Bremen |
579.384 |
5 |
2 |
3 |
0 |
0 |
– |
DVU: 0 |
Hamburg |
1.478.351 |
12 |
6 |
5 |
1 |
– |
– |
– |
Hessen |
5.385.409 |
43 |
22 |
13 |
4 |
4 |
– |
– |
Mecklenburg-Vorp. |
1.699.496 |
13 |
5 |
6 |
– |
– |
2 |
– |
Niedersachsen |
7.445.685 |
60 |
30 |
21 |
4 |
5 |
– |
– |
Nordrhein-Westfalen |
16.100.681 |
129 |
50 |
57 |
9 |
13 |
– |
0 |
Rheinland-Pfalz |
3.744.206 |
30 |
12 |
15 |
1 |
2 |
– |
– |
Saarland |
972.267 |
8 |
4 |
4 |
– |
– |
– |
– |
Sachsen |
4.217.283 |
34 |
22 |
4 |
– |
0 |
8 |
– |
Sachsen-Anhalt |
2.486.106 |
20 |
9 |
4 |
– |
3 |
4 |
– |
Schleswig-Holstein |
2.664.416 |
21 |
8 |
10 |
1 |
1 |
– |
SSW: 1 |
Thüringen |
2.335.991 |
19 |
11 |
4 |
– |
– |
4 |
– |
Berechnungsgrundlage waren die vom Statistischen Bundesamt mitgeteilten letzten amtlichen Bevölkerungszahlen mit Stand vom 30. Juni 2003, wie sie auch als Grundlage für die Feststellung der Zusammensetzung der Bundesversammlung durch die Bundesregierung am 14. Januar 2004 verwendet und später im Bundesgesetzblatt (BGBl. I 2004, S. 79) veröffentlicht wurden.
Wahlen in den Landesparlamenten
Die Wahlen der Mitglieder der 12. Bundesversammlung aus den Ländern erfolgten am:
- 20.02.2004 in Schleswig Holstein (SPD&SSW 42/CDU 32/FDP 6/GRÜNE 5 Stimmen),
- 03.03.2004 in Mecklenburg-Vorpommern (SPD 31/CDU 25/PDS 12 Stimmen),
- 04.03.2004 in Berlin (gemeinsamer Wahlvorschlag [gem. Wv.]; 3 Enthaltungen),
in Brandenburg (gem. Wv., einstimmig),
in Sachsen-Anhalt (gem. Wv.; einstimmig),
- 05.03.2004 in Thüringen (CDU 43/SPD 16/PDS 16 Stimmen) und
- 10.03.2004 in Niedersachsen (gem. Wv.; einstimmig),
im Saarland (gem. Wv.; einstimmig),
- 17.03.2004 in Bayern (CSU/SPD&GRÜNE, gemeinsame Abstimmung; einstimmig),
in Rheinland-Pfalz (gem. Wv.; einstimmig),
in Bremen (gem. Wv.; einstimmig)
in Hamburg (CDU 63/SPD&GAL 57 Stimmen)
- 18.03.2004 in Sachsen (gem. Wv.; 97 Ja-/9 Nein-Stimmen/5 Enthaltungen),
- 23.03.2004 in Hessen (CDU&FDP 65/SPD&GRÜNE 45 Stimmen)
- 24.03.2004 in Nordrhein-Westfalen (gem. Wv.; einstimmig) und
- 31.03.2004 in Baden-Württemberg (gem. Wv.; einstimmig).
Besonderheiten bei der Ermittlung der Mitglieder der Bundesversammlung
Folgende Besonderheiten ergaben sich bei den Wahlen in den Landesparlamenten bzw. aus den Sitzverteilungen dort und im Bundestag:
Mitglieder der Bundesversammlung aus dem Bundestag
- Durch den Verlust eines Überhangmandats infolge des Todes der SPD-Abgeordneten Anke Hartnagel am 17. April 2004 reduzierte sich die Zahl der Bundestagsabgeordneten um eins.
- * Der hessische CDU-Landesverband leitete am 21. November 2003 gegen den Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann wegen Antisemitismus-Vorwürfen ein Parteiauschlussverfahren ein und entzog ihm mit sofortiger Wirkung seine Mitgliedsrechte. Da zum Termin der Bundesversammlung das Verfahren noch lief, war Hohmann weiterhin Mitglied der CDU. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte ihn bereits am 14. November 2003 aus ihren Reihen ausgeschlossen.
- Die FDP-Bundestagsfraktion hatte Jürgen W. Möllemann aus ihren Reihen ausgeschlossen. Durch seinen Tod am
5. Juni 2003 fiel der Sitz an die FDP zurück.
Wahlen in den Landesparlamenten
- In Baden-Württemberg legten – wie zur Wahl der Vertreter für die Bundesversammlung 1999 – alle Fraktionen einen gemeinsamen Wahlvorschlag vor. Bei der Besetzung der letzten beiden Sitze, auf den die Fraktionen der SPD, FDP und GRÜNE bei getrennten Listen den gleichen rechnerischen Anspruch hatten, wurde vom d’Hondtschen Verfahren abgewichen. Unter Anwendung von § 17 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Landtags wurde deren Wahlergebnis bei den Landtagswahlen berücksichtigt, womit die Sitze an SPD und FDP gingen. Durch den Verzicht der GRÜNEN auf getrennte Wahlvorschläge entfiel somit ein eventueller Losentscheid.
- In Bayern legten SPD und GRÜNE einen gemeinsamen Wahlvorschlag vor und erhielten damit gegenüber der Verteilung nach Fraktionsstärken einen Sitz mehr. Auf diesen wurde am 17. März 2004 der langjährige BUND-Vorsitzende Hubert Weinzierl gewählt (er wird in unserer Tabelle trotz des gemeinsamen Wahlvorschlags der SPD zugerechnet, da diese den rechnerisch nächsten Anspruch auf einen Sitz hatte).
- In Berlin war der FDP-Abgeordnete Wolfgang Jungnickel im Zuge der Möllemann-Affäre aus Partei und Fraktion ausgetreten.
- In Brandenburg wurde der für Regine Hildebrandt nachgerückten Angelika Thiel-Vigh (SPD) das Mandat vom brandenburgischen Verfassungsgericht ersatzlos entzogen, weil das freigewordene Überhangmandat nicht wieder habe besetzt werden dürfen. Die für die PDS gewählte Esther Schröder wurde aus ihrer Fraktion wegen des Vorwurfs von finanzieller Raffgier im Zusammenhang mit einer geplanten Ernennung als Staatssekretärin in Berlin ausgeschlossen und trat am 6. Januar 2004 der SPD-Fraktion als Mitglied bei.
- In Hamburg wurden die Mitglieder der Bundesversammlung bereits von der neuen Bürgerschaft am 17. März 2004 (dem Tag ihrer Konstituierung) gewählt. Ähnlich war der Ablauf in der Hansestadt schon einmal vor der 6. Bundesversammlung am 15. Mai 1974 – nach der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft am 3. März wurden damals die Mitglieder der Bundesversammlung am 17. April von der neuen Bürgerschaft gewählt.
Durch einen gemeinsamen Wahlvorschlag entsandten SPD und GAL, von der Verteilung nach Fraktionsstärken abweichend, wie erwartet sechs statt fünf Delegierte nach Berlin.
- Der letzte Sitz in Hessen wurde ausgelost und fiel an die auf der gemeinsamen CDU/FDP-Liste kandidierenden Birgit Zeimetz-Lorz (CDU). Das gewählte Bundesversammlungsmitglied Walter Wallmann (CDU) verzichtete auf sein Mandat. Nachrückerin von der gemeinsamen Vorschlagsliste war Nicola Beer (FDP). Die Sitzzahlen FDP, CDU verschoben sich entsprechend.
- In Nordrhein-Westfalen trat der für die GRÜNEN in den Landtag gewählte Abgeordnete Jarmal Karsli wegen politischer Differenzen aus der Fraktion aus. Der Landtagsabgeordnete Jürgen W. Möllemann war am 17. März 2003 aus der FDP ausgetreten und damit nicht mehr Mitglied der Landtagsfraktion seiner Partei. Eine Gruppe Karsli/Möllemann hätte einen Anspruch auf einen Sitz in der Bundesversammlung (zu Lasten der CDU) gehabt. Dies erledigte sich durch den Tod Möllemanns.
- In Sachsen war die PDS-Abgeordnete Margit Werner aus der Fraktion ausgetreten. Die fraktionslose Abgeordnete trat mittlerweile in die FDP ein.
- In Schleswig-Holstein stellt die SPD traditionell eine gemeinsame Liste mit dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) auf, die einen Vertreter des SSW enthält. Am 20. Februar 2004 wurde dann auch die SSW-Vorsitzende Anke Spoorendonk vom Landtag als Mitglied der 12. Bundesversammlung gewählt.
Links
Wahl des Bundespräsidenten:
Archiv zur 13. Bundesversammlung am 23. Mai 2009
Archiv zur 12. Bundesversammlung am 23. Mai 2004