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Sie sollen ihn nicht haben

Aus Wikipedia
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: Sie sollen ihn nicht haben
Originaltitl: Sie sollen ihn nicht haben oder
Der holländische Bauer
Goddung: Posse mit Gesang in drei Akten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: Posse von Charles Vari und Jean-François Bayard
Musi: Michael Hebenstreit
Eascheinungsjoar: 1850
Uaauffiahrung: 12. Jänner 1850
Oat vo da Uaauffiahrung: Carltheater in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Eine große Stadt[1], Zeit: Die letzten Faschingstage
Personen
  • Krapfl, Eigentümer eines Mandolettiladens[2]
  • Amalie, seine Tochter
  • Vinzenz, sein Gehilfe
  • Herkules Stark, Schwimmeister und Gymnastiker
  • Hortensia Strampfl, Tanzmeisterswitwe
  • Walpurga
  • Lisi, Köchin bei Krapfl
  • ein Maurer
  • Mummer, Maskenverleiher
  • Wurler, sein Gewölbdiener[3]
  • erster, zweiter, dritter, vierter Herr
  • ein Knabe
  • Schmeckmann, Traiteur[4]
  • ein Garçon[5] bei Schmeckmann
  • ein Billeteur
  • ein Harlekin
  • ein Kalender[6]
  • ein Stubenmädchen
  • ein Bedienter
  • ein kleines Mädchen

Sie sollen ihn nicht haben oder Der holländische Bauer is a Poss'n mit G'saung in drei Akt vom Johann Nestroy. De easchte Auffüahrung woa'r aum 12. Jänna 1850 ois Benefiz-Vuastöllung im Weana Carltheater.

Auf'n Theatazedl is ois Benefizgrund vamerkt: „In Folge des von Sr. Exzellenz dem Herrn Militär- und Civil-Gouverneur General Feldzeugmeister Freiherrn von Welden erlassenen meinschenfreundlichen Aufrufes an die Bewohner der Haupt- und Residenzstadt Wien zu milden Gaben für die notleidenden Mitbürger“.[7]

Da unvabessaliche Schüaza'njåga Vinzenz wiad vom Mandolettikrama Krapfl drängt, dass a sei Tochta Amalie heirat', weu da Vinzenz a hoche finanzeölle Zuawendung vo sein holländisch'n Onk'l dawoat'. Aa de Amalie mecht eahm nua drum heirat'n, domid's aun sein neuch'n Reichtum teunehma kau. Da Krapfl is, genau aso ois wia da Vinzenz, hinta dera fesch'n Kechin Lisi hea, da Vinzenz håt aussadem aa no a G'spusi mit da Waff'lbäckarin Walpurga g'håbt, des wås vo eahm owa z'weg'n da Amalie beendet wua'n is. Wia endli da laung eawoatate Göidkoffa kummt – g'liefat vo da vakleidet'n Walpurga – is in eahm nua'r a holländisch's Bauang'waund drin. Da Vinzenz, dea wo schwaar entteischt is, schenkt eahm da Lisi, de wo eahm vakaf'n und mit dem Göid auf an Mask'nball geh'n mechtat. Eascht daunn eafoaht da Vinzenz duach an Notizzedl, dass in da Jack'n 50.000 Guid'n eig'naht woa'n. Jetzt'n måcht a si auf de Jågd nach dem G'wandl:

„Sie sollen ihn nicht haben![8]
Mein deutsches Leben setz' ich an den holländischen Rock!“ (Erster Akt, siebzehnte Szene)[9]

Üwa Umweg' – de Lisi vakaft den Aunzug aun de Taunzlehrarin Hortensia und de glei weida aunan Mummer – is des G'waund in Mummer sein Mask'nvaleih kumma und sowoi da Vinzenz ois aa da Krapfl mecht'n eahm vo duat'n z'ruck kriag'n. No kompliziata wiad des Gaunze duach den Kråftmensch'n Herkules Stark und sei Münd'l[10] Hortensia, de wo si in de Suach' enmisch'n, weu de Hortensia in Vinzenz füa'r iah'n hamlich'n Vaeahra hoit:

„So ist er endlich ans Licht getreten, mein unsichtbarer Baron?“ (Zweiter Akt, sechste Szene)[11]

Auf'n Mask'nball tauch'n plötzli no weidare Hollända-Kostüm' auf, weu da Mummer Duplikat' g'måcht håt, domid meah aum Valeih zum vadiena is. Mit olle de Holländamask'n drah'n da Vinzenz und da Krapfl au, sogoa mit'n vasehentlich so auzoganan Herkules, owa da richtiche Auzug is net zum find'n. De Walpurga, de wo in Vinzenz trotzdem no liab håt, steckt eahm an Wechs'l üwa 50.000 Guid'n zua und dea geht beinåh aa no valua'n. Zum Schluss wea'n olle Vawirrungan in an groß'n Quodlibet[12] aufg'löst und da Vinzenz kummt reumütich zu seina Walpurga z'ruck:

„Ja, dein, du zuckersüße Maide,
Will ich nun sein, wenn auch vor Neide
Vergehen diese beide, diese beide!“
(Dritter Akt, siebenunddreißigste Szene)[13]

Weaksg'schicht'

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De Vualåg füa des Weak woa nåch'n Vameak auf'n Theatazedl a Poss'n vom Charles Varin und vom Jean-François Bayard, vo dera's Origenäu nimma zum find'n is, owa'r a haundschriftliche Üwasetzung ohne Tit'l liegt im Nestroy sein Nåchlåss. Da Hinweis in da Zeidung Der Humorist, es warat des a Bluette (des is a klan's, witzich-geistreich's Bühnanstückl) mit'n Tit'l Die wandernde Erbschaft is net belegt, waunn net möglichaweis a deitsche Beoawatung vo dem g'suacht'n Stückl den Tit'l g'håbt håt.

Dera Vualåg is da Nestroy ziemli genau g'foigt, ea håt de Dialog beoawat' – wås übrich'ns duachaus a Vabessarung vom Origenäu g'wes'n is – aniche neiche Witz' eig'fügt und den Uat (Wean stått Paris) und de Peasaunan vo da Haundlung g'ändat. Aussadem håt a de bretonische Tråcht vom Onk'l in des holländische G'waund wia's im Tit'l steht g'ändat, weu eahm de Bretagne ois zua franzesisch vuakumma is.

Da Nestroy håt den Vinzenz, da Wenzel Scholz den Krapfl und da Alois Grois den Wurler g'spüit.[7]

A Reinschrift vo fremda Haund mit 46 Bog'n ohne Umschlåg is eahoit'n blieb'n, auf dera iahra letzt'n Seit'n da uasprüngliche Tit'l Der holländische Bauer und a suagföitich g'schrieban's Inhoitsvazeichnis vom Nestroy seina Haund stengan. Es gibt då drin etliche Streichungan (mit'n Vameak „C[en]s[ur]“) und aa no Zuasätz'.[14] Aundare Fragment' mit Couplet-Stückln, Monolog- und Aktschluss-Vasuach', an Konzept vom dritt'n Akt, a Üwasetzung vom französeschen Origenäu vo fremda Haund mit Arbeitsvermeak' vom Nestroy (a Beweis füa de Vawendung ois Vualåg), sowia de Kopie vo an Theatamanuskript mit'n Tit'l Sie sollen ihn nicht haben oder Der holländische Bauer san aa no vuahaund'n.[15]

Zeidungskritik

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Trotz dera guat'n Roi'nbesetzung is des Stückl duachg'foi'n und håt drum nua drei Auffüahrungan dalebt (aussa da Easchtauffüahrung nua no aum 13. und 14. Jänna 1850). Des Vahoit'n vom Publekum und de Kritik'n woa'n beinåh olle negativ.[16]

Nua de Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle, de wo in Nestroy imma guat g'sinnt woa, woittat den Dichta aum 15. Jänna geg'n de Kritik a biss'l in Schutz nehma, weu do vo ana Faschingsposs'n kane üwatriewanan Ausprüch' valaungt wea'n düafat'n. Insgesaumt håt da Rezensent festg'stöit:

„Ein Teil des Publikums will seit einiger Zeit Herrn Nestroy keine Gerechtigkeit mehr widerfahren lassen. Mag er sich manchmal in der Wahl seiner Stoffe geirrt haben, mag es auch eine weniger spannende Handlung gewesen sein, an Witz und Laune hat er es noch nie fehlen lassen.“

De Zeidung håt davua g'woant, da Nestroy kenntat weg'n ana soichanan z' strengan Kritik meglichaweis' des Schreib'n vo neuche Stückln gaunz bleib'n låss'n, wås a großa Valust füa's Weana Theatapublakum warat.

In etliche aundare Theatakritik'n, wia beispüisweis im Wanderer vom 14. Jänna, woa'r a stoake Åblehnung zum les'n:

„Obwohl der Verfasser in ahnungsvoller Erwartung sein dramatisches Kindlein ‚Sie sollen ihn nicht haben‘ mit dem anspruchslosen Prädikat ‚Faschingsposse‘ belegt, um dadurch jede scharfe Kritik zu entwaffnen, ist diese lose Szenenreihe, diese Schablonenarbeit doch gar zu nichtig, um von einem gebildeten Publikum geduldet werden zu können. […] Nestroy hat sich erschöpft, zersplittert.“

B'sundas bissich woa wia imma da Moritz Gottlieb Saphir im Humorist vom 14. Jänna:

„‚Sie sollen ihn nicht haben oder: Der holländische Bauer oder: Es wäre wohl schön, aber, ich glaub', es wird nicht gehn oder: Die Flachheit und ihr Ende‘. Alle diese Titel passen auf Herrn Nestroys neuestes Fabrikat! – Wir achten das Publikum – nicht jene Klischnigg[17]-Anseher, welche sich zuweilen im Leopoldstädter Theater einfinden – sondern das gebildete Wiener Publikum viel zu hoch, um ihm durch Besprechung dieser Blamage auf den Geist unserer Zeit eine Sottise[18] antun zu wollen!“

Spätare Fåchkritik

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Beim Otto Rommel wiad de Auffüahrung deshoib ois hoiwate Niedalåg eig'stuft, weu sa si nua'r „um eine oberflächlich lokalisierende Bearbeitung eines in Nestroys Nachlass in handschriftlicher Übersetzung erhaltenen französischen Originals“ (Zitat) haund'n tättat. Aum Nestroy seina Umoawatung warat owa posetiv g'wes'n, dass a suagföitich olle im Parisa Origenäu vuakummat'n Unaunständichkeit'n ausseg'numma hättat.[19]

Da Fritz Brukner stöi't z'saumman mit'n Rommel fest, es warat „im ganzen und großen: eine geschickte, aber flüchtige Überarbeitung, die überall des Original durchschimmern läßt, originell nur in den Details und im Dialog“ (Zitat).[20]

Da Helmut Ahrens vameakt kuaz, dass de gaunz'n Easchtauffüahrungan im Joahr 1850 im Carltheater, nämlich Sie sollen ihn nicht haben, Karikaturen-Charivari mit Heurathszweck, Alles will den Prophet’n seh’n und Verwickelte Geschichte! olle an Duachfoi g'håbt hättat'n – im Speziö'n kummt Sie sollen ihn nicht haben ois schwåche Fåschingsposs'n dahea und olle z'saumm warat'n „Komödchen auf Sparflamme“ (Zitat).[21]

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, dreizehnter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1929; 259–382, 647–674.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.
  • Walter Obermaier (Hrsg.): Johann Nestroy. Stücke 28/I. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner/Walter Obermaier/W. Edgar Yates: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe, Jugend und Volk, Wien 1998.
  1. g'maant it Wean
  2. Mandoletti = a Båchweak aus Mandeln, Eiweiß und Zucka [1]
  3. Gewölb, G'wölb = (klana) Vakaufslåd'n im Untag'schoss oda Kölla
  4. Traiteur = Koch, heitz'tågs Catering g'hass'n
  5. Garçon = französesche Bezeichnung füa'r an Seaviara (Oba, Köina)
  6. Kalender = doda a Mask'n auf d' Oat von da Kaland-Bruadaschåft; des woa'r a Bruadaschåft von reiche Büaga, de wo hüifstätich g'wes'n san, Samarita
  7. 7,0 7,1 Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 667.
  8. nåch dera Tit'lzeui'n von dem Rheinliadl vom Nikolaus Becker: Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein, (1840)Archivierte Kopie (Memento des Originals [2] vom 1. August 2016 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutsche-schutzgebiete.de
  9. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 296.
  10. Mündel = a unmündiche Peasaun, de wo no an Vuamund braucht
  11. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 310.
  12. Quodlibet = a Z'saummstöllung von bekaunnte Stückln
  13. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 378.
  14. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.396.
  15. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.397, 33.399, 35.037, u. a.
  16. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 667–. (füa's gaunze Kapit'l Zeidungskritik)
  17. schaug aa in Nestroy sei Stückl Der Affe und der Bräutigam
  18. Sottise = französesch füa'r a Frechheit, a Beleidegung
  19. Otto Rommel: Nestroys Werke. S. LXXIX.
  20. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 667.
  21. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 327.