Rizwi Faizer (ed.): The Life of Muhammad. Al-Waqidis Kitab al-Maghazi (= Routledge studies in classical Islam; 2), London / New York: Routledge 2011, XX + 580 S., ISBN 978-0-415-57434-1, GBP 115,00
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Das im Folgenden zu besprechende Buch ist die Übersetzung eines Klassikers der frühen islamischen Geschichtsschreibung. Muḥammad b. ʿUmar al-Wāqidī (gestorben 824 n. Chr.), der Autor des Werkes, war Richter in Bagdad und gehörte zu den bedeutendsten Historikern der frühen Abbasidenzeit. Wie seine berühmten Vorgänger Muḥammad Ibn Isḥāq (gestorben 767) und Abū Maʿšar as-Sindī (gestorben 787) wurde er in Medina ausgebildet und später von den Abbasiden nach Bagdad geholt. Sein chronologisch angeordnetes Werk mit dem Titel Kitāb al-maġāzī schildert die Feldzüge des Propheten Muḥammad und die damit zusammenhängenden Ereignisse während Muḥammads zehnjährigen Aufenthalts in Medina. Auch wenn maġāzin (Sg. maġzan, wörtlich: Feldzüge) zum ersten generischen Begriff für die Vita des Propheten Muḥammad geworden ist (XIV), so ist der Titel dieser Übersetzung "The Life of Muḥammad" (Das Leben Muḥammads) doch etwas weit gegriffen, da in al-Wāqidīs Werk sowohl Muḥammads Zeit in Mekka als auch wichtige Aspekte seiner Betätigung in Medina unberücksichtigt bleiben.
Genau genommen listet al-Wāqidī alle 74 Kriegs- und Feldzüge auf (5), die entweder von Muḥammad angeführt wurden (arab. ġazwa) oder die ohne seine Teilnahme von einem seiner Gefährten durchgeführt wurden (arab. sariya). Dazu gehören die berühmten Schlachten von Badr, Uḥud und die Eroberung Mekkas, ebenso wie kleinere, zum Teil auch nicht erfolgreiche Raubzüge, wie der von as-Sawīq, von al-Qurṭāʾ oder von Muʾta. Al-Wāqidī selbst hat eine abstract-artige Zusammenfassung aller militärischen Unternehmungen an den Anfang seines Buches gestellt (3-6). Neben den militärischen Ereignissen nennt al-Wāqidī auch die Teilnehmer bzw. Gefallenen bei jeder Schlacht, die Beuteanteile, die bestimmte Muslime erhalten haben, und die in dem jeweiligen Kontext zitierten Gedichte oder geoffenbarten Koranverse. Weitere besondere Merkmale von al-Wāqidīs Buch sind zum einen, dass al-Wāqidī die jeweiligen Ereignisse genau lokalisiert und datiert (z.B. "When it was the month of Muḥarram, thirty-five months after the hijra", d.h. Juni/Juli 625; 166), was er vermutlich von seinem Lehrer Abū Maʿšar übernommen hat. [1] Zum anderen bewertet al-Wāqidī immer wieder Einzelüberlieferungen, die mit anderen inhaltlich konkurrieren, etwa indem er sagt, dass eine Überlieferung die bessere sei (z.B. "The first saying is confirmed among us"; 19).
Die Bedeutung dieses Werk für die Erforschung Muḥammads und seiner Umwelt lässt eine englische Neuübersetzung als sehr wünschenswert erscheinen, welche die ältere deutsche Übersetzung des Göttinger Orientalisten Julius Wellhausen ersetzen - oder zumindest ergänzen - kann. [2] Insofern ist es zu begrüßen, dass die drei Übersetzer diese Mühe auf sich genommen haben und der Verlag die Übersetzung als zweiten Band in seiner von Andrew Rippin herausgegebenen Reihe "Routledge Studies in Classical Islam" aufgenommen hat. Diese englische Neuübersetzung basiert auf der dreibändigen Standard-Edition des Kitāb al-maġāzī, die J. Marsden Jones angefertigt hat [3], und damit letztlich auf der einzigen vollständigen Handschrift aus dem Šaʿbān 465/April 1073 (Die Herausgeberin datiert die Handschrift fälschlicherweise auf 564/1169; XIII). [4] Übersetzt wurde der arabische Text von Dr. Rizwi Faizer, einer Kanadierin mit srilankischer Abstammung, von Amal Ismail, einer ägyptisch-kanadischen Ingenieurin, und von Prof. Dr. AbdulKader [sic, auf dem Buchcover] Tayob, einem südafrikanischen Islamwissenschaftler (IX). Leider wird für den Leser nicht deutlich, wer von ihnen welchen Abschnitt übersetzt hat. Faizer, die im Vorwort zu Recht sagt, dass die Übersetzung dieses "mittelalterlichen arabischen Texts eine besondere Herausforderung" darstellt (IX), möchte auch die Verantwortung für alle Fehler übernehmen (IX).
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es sich im Großen und Ganzen um eine solide Übersetzung des arabischen Originals handelt. Besonders gut haben mir folgende Punkte gefallen: (1) Die eingefügten Seitenverweise auf die arabische Edition (z.B. [Page 345]), sowie die weitgehende Übernahme der Paragrapheneinteilung aus der Edition in der Übersetzung erlauben einen leichten und schnellen Vergleich zwischen Übersetzung und Original. (2) Auch die Wiedergabe des koranischen Textes in einem Prosasatz durch Kursivschrift (z.B. 66) ist gelungen. (3) Ebenso haben die Übersetzer für manche arabische Ausdrücke schöne Entsprechungen im Englischen gefunden, z.B. "He converted and his Islam was beautiful" (40) für aslama wa-ḥasuna islāmuhū.
Vielleicht ist es auch unvermeidbar, dass derjenige, der über 1100 Seiten eines klassisch-arabischen Texts übersetzt, zumal wenn es sich wie in diesem Fall um drei Übersetzer handelt, zwangsläufig Fehler machen muss. Was aber vermeidbar gewesen wäre - und das ist mein Hauptkritikpunkt an dieser Übersetzung - sind die Fehler, mehr noch aber zahlreiche Inkonsistenzen, die einem gründlichen Leser an sehr vielen Stellen begegnen. Dabei handelt es sich erstens um Rechtschreib- und Satzfehler, zweitens um Fehler in Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Umschrift, drittens um Fehler beim Gebrauch von Klammern zum Zwecke der Kommentierung und viertens um Ungenauigkeiten bei der englischen Formulierung bzw. um "echte" Übersetzungsfehler.
I. Rechtschreib- und Satzfehler
(1) Arabische Artikel werden am Satzanfang manchmal groß, dann wieder klein geschrieben (25, 73, 98, 143). (2) Teils fehlt zwischen zwei Wörtern ein Leerzeichen (16, 26, 183), oder ein Teil der Anführungsstriche wurde ausgelassen (29, 34, 127). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum das Wort Penis in Anführungszeichen steht? (380). (3) Manche der transkribierten Begriffe sind nicht kursiv gesetzt (154, 231, 271).
II. Umschriftfehler
Über die Formfehler hinaus gibt es auch zahlreiche Fehler, die aus einem unsicheren Gebrauch der wissenschaftlichen Umschrift für arabische Termini herrühren. Prinzipiell ist es zu begrüßen, dass arabische Namen und Begriffe in Umschrift wiedergegeben werden, da diese es ermöglicht, den arabischen Begriff vor Augen zu haben. Allerdings wird dieses Ziel hier regelmäßig verfehlt. (1) So sind immer wieder Namen falsch umschrieben, z.B. "Talha" für Ṭalḥa (51), "Musāficʿ" für Musāfiʿ (101), "Ṣuāb" für Ṣuʾāb (113, 114). (2) Inkonsistent ist die Umschrift im Fließtext, z.B. "Jahja" für Yaḥyā (203), "Awf" und "Auf", obwohl im Text kurz nach einander folgend (380), als auch auf der Ebene der Kapitelüberschrift, z.B. "al-Ṭāʾifa" für al-Ṭāʾif (452). (3) Bisweilen ist auch die Umschrift des Nachmittagsgebets und einiger Monatsnamen nicht korrekt wiedergegeben. Ersteres wird uneinheitlich entweder mit "ʿaṣar" oder mit (dem richtigen) "ʿaṣr" aufgeführt (65, 139, 181, 232), während die Monate Jumādā I und II immer mit Jamādā transkribiert werden (4, 98, 167). (4) Außerdem drängt sich die Frage auf, warum es "ʿAbdManāf, ʿAbdWadd, ʿAbdʿAmr" (ohne Lehrzeichen und einer sehr ungebräuchlichen innerwörtlichen Kapitale) (18, 30, 42) heißt, dann aber "ʿAbd Manāf" (20), "ʿAbd Shams" (130, 217) oder "ʿAbd al-Ilah" (42)? (5) Uneinheitlich ist auch die Schreibung des hamzat al-waṣl, das manchmal mit Vokal ("Banū al-Ḥarith"; 74), manchmal ohne Vokal ("Abī l-Aqlaḥ"; 74, 146) und manchmal mit Apostroph ("Abū 'l-Qāsim", neben "Abū l-Qāsim"; beides 318) wiedergegeben wird. (6) Warum wird zudem die aus einem Buchstaben bestehende Konjunktion wa nicht entsprechend der Konvention durch einen Bindestrich an das folgende Wort gebunden (XI)? All diese Fehler, die noch durch viele weitere Beispiele belegt werden könnten, wären durch eine bessere Redaktion vermeidbar gewesen.
III. Fehler beim Gebrauch von Klammern
Auch wenn die Übersetzer großen Wert auf "die Konsistenz bei der Übersetzung der termini technici" gelegt haben (X), so ist erstaunlich, wie viele dieser Begriffe eben nicht übersetzt, sondern direkt auf Arabisch zitiert wurden. Das kann problematisch sein. (1) Zwar weiß ein Leser vom Fach (noch), was mit "jāhiliyya" (11), "kuḥl" (19), "ṣadaqa" (14) oder nāmūs ("to whom the great namus, which came to Moses und Jesus son of Mary, arrived; (366)) gemeint ist. Doch Ausdrücke wie, (2) "he sat down with Ṣafwān b. Umayya in the ḥijr" (63), "When he was shot, Ṭalḥa said, ʿḥassi!ʾ (125) oder "but the only food they ate was al-ʿAlaf" (324) erschließen sich auch einem solchen Leser nicht. Mit ḥijr ist etwa - bei anderer Vokalisierung (ḥujar) - ein Raum gemeint; mit ḥassi (wörtl. "Meine Gefühle") will Ṭalḥa seinen Schmerz ausdrücken; und al-ʿalaf bezeichnet den Soldatenproviant. Lesern mit geringen oder gar keinen Arabischkenntnissen werden all diese Stellen vollkommen unverständlich bleiben. (3) Dies gilt auch für die immer wiederkehrenden arabischen Bezeichnungen für die Gebete: faǧr für das Morgengeben vor Sonnenaufgang, ẓuhr für das Mittags-, ʿaṣr für das Nachmittagsgebet, maġrib für dasjenige nach Sonnenuntergang, bzw. ʿišāʾ für das Nachtgebet. Dass dann an einer Stelle der Ausdruck baʿd ṣalāt al-ʿišāʾ (wörtlich: nach dem Nachtgebet) mit "after dark (ʿIshāʾ)" (350; ähnlich 320) übersetzt wird, ist eine weitere Inkonsistenz. Sinnvoller wäre es gewesen, die arabischen Ausdrücke einheitlich zu übersetzen und den Begriff in der Originalsprache in Klammern dahinter zu setzen, etwa "pre-Islamic pagan times" (al-Jāhiliyya), "antimony for coloring the eyelids" (kuḥl) oder "alms" (ṣadaqa). Dies haben die Übersetzer auch gelegentlich gemacht, etwa "two freedmen (mawlā)" (75), "a skull cap (mighfar)" (136) oder "the place of prayer (masjid)" (222). Doch wenn ein arabischer Begriff in solchen Fällen nicht in Klammern steht, sondern mit einem Gedankenstrich abgetrennt wurde, wie z.B. "marriage price-mahar" (348; ähnlich 406), dann ist das vermutlich eine weitere Inkonsistenz. (4) Zu selten erklären die Übersetzer die von ihnen benutzten arabischen Begriffe durch Hinzufügung von Anmerkungen in Klammern, z.B. "the Aḥābīsh (a mixed group of different tribal backgrounds)" (217), "... put on his pilgrim's garb (iḥrām: two unstitched pieces of white cloth)" (361), oder die Zwischenüberschrift "Ḥajjat al-Wadāʿ [The Farewell Pilgrimage]" (532). Auch dass die Übersetzer davon abgesehen haben, Anmerkungen in Fußnoten unterzubringen und stattdessen Glossen im Text vorziehen, um den "Fluss der Übersetzung beizubehalten" (X), ist eine deutliche Schwäche der Übersetzung, da dieses Werkzeug inkonsistent gebraucht wird und dadurch regelmäßig zu Verwirrung führt. (5) Insgesamt scheinen die Übersetzer auch nicht zwischen runden Klammern und eckigen Klammern zu unterscheiden, sondern diese nach Belieben zu benutzen (z.B. "this man (Muḥammad) ..." (133), jedoch "... for they [the enemy] will enter your homes" (136)). Man hätte etwa die eckigen Klammern für Ergänzungen, die nicht im arabischen Text stehen, und die runden Klammern für erklärende Zusätze einsetzen können. In diesem Zusammenhang stellen sich weitere Fragen: (6) Warum etwa wird al-Najjāshī nicht bei der ersten Erwähnung, sondern erst zwei Zeilen später mit "Al-Najjāshī (the Negus)" erläutert (60)? Warum steht der Kommentar zu den durch ʿAlī getöteten Feinden (77) in Klammern? Handelt es sich dabei um eine Erklärung oder einen Zusatz der Übersetzer? Auch an anderer Stelle ist unklar, ob die Zusätze in den Klammern auf al-Wāqidī oder die Übersetzer zurückgehen (z.B. 103 "(the land was ...)", 146 "(killed by ...)", 167 "(between the two horns ...)")?
IV. Ungenaue Formulierungen und Übersetzungsfehler
Weitere Verständnisprobleme für den Leser entstehen dort, wo die Übersetzer entweder (1) einen arabischen und englischen Ausdruck ohne Erklärung kombinieren (Was etwa ist ein "Qawariri [sic] container" oder eine "zajal voice" (45, 46)?) oder (2) wo sie zwei englische Ausdrücke als Übersetzung anbieten, ohne sich für einen entscheiden zu wollen, wie z.B. "I am the lion of the confederates/forests" (36); "He said, "Shoot/throw!" (133); "Do not eat the profit/usury that is not yours" (470); "The camel stood and tugged at its halter/rope" (512). Die beiden Varianten "the dead among the Quraysh. Dead of Badr from the Quraysh" (61) scheinen eher ein Editionsfehler denn eine Übersetzungsvariante zu sein. Die Mehrdeutigkeit arabischer Begriffe ist altbekannt, und dass eine Übersetzung zugleich eine Interpretation bedeutet, ebenfalls. Daher hätten die Übersetzer nicht scheuen sollen, sich in solchen Fällen auf einen Begriff festzulegen und evtl. die zweite Bedeutung in einer Anmerkung aufzuführen.
Gelegentlich finden sich aber auch Sätze, die ungenau oder gar falsch formuliert wurden: (3) "When God conquered for us, and our booty was apportioned" (134), (4) "I went out with the sword in my hand, until I was in Banū Ḥāritha" (140), (5) "A wounded men from among the dead escaped" (370), (6) "The Raid of al-Fatḥ" (384) - gemeint ist die Eroberung Mekkas - erweckt beim Leser den Eindruck, als handele es sich bei al-Fatḥ (wörtlich: die Eroberung) um einen Ort (analog zu anderen Titeln, bei denen ein Ortsname nach Raid genannt wird), (7) "and to him is a dhimma from God and his messenger" (385), (8) "and he reached the Banū Jadhīma at the bottom of Mecca" - arab. asfal Makka (430) - gemeint ist der in bergigem Gelände weiter unten gelegene Teil der Stadt, (9) "So I sold them to him for seven Awāq" (446) - gemeint ist vermutlich ein Gewichtsmaß, d.h. sieben ūqīya (= ca. 238 Gramm), (10) "ʿAbdullah [sic], of the two heavy cloths (Dhū l-bijādayn)" (496) muss natürlich heißen "ʿAbdullāh, the possessor of the two heavy cloths", (11) "The whip is better than the Bijād" (513) - gemeint ist ein bestimmtes Kleidungsstück aus Riemen, das Araber in der Wüste tragen (Lane). (12) An einer Stelle wird ein kurzer Satz gar nicht übersetzt: Der Prophet wird wörtlich zitiert "he said samiʿ Allahu liman ḥamida!" (170). Falsch ist nicht nur die Umschrift dieses Satzes, die "samiʿa llāhu li-man ḥamidahū" lauten muss, sondern auch die fehlende Übersetzung: "he said: May God listen to the one who praises him!" Auch die mā/lam-illā-Konstruktionen sind manchmal holprig übersetzt worden: "A woman did not remain except she was brought to the house of the Messenger of God" (153). Schöner wäre gewesen, die doppelte Verneinung aufzulösen: "Each woman was brought to the house of the Messenger of God".
Echte Übersetzungsfehler kommen glücklicherweise nicht oft vor. Seltene Ausnahmen sind: (1) wa-kāna Badr mawsim sollte mit "[The battle of] Badr had a fixed date (mawsim)" übersetzt werden und nicht mit "and Badr was in festivity" (159), was die Herausgeberin mit den im Text befindlichen Worten kommentierte "(there was a fair?)" (159). (2) "wa-'staʿmala ʿala kull firqa ʿāmilan minhum" muss heißen "and he appointed a governor from among them over each group" und nicht "and he appointed a worker among them over each group" (167). (3) ǧašīša, das bei Lane mit "coarsely ground of wheat" erläutert wird, mit "porridge" (223) zu übersetzen, ist zumindest anachronistisch, wenn nicht gar falsch. (4) abniya ist falsch übersetzt und bedeutet in dem hier (285) genannten Kontext nicht "buildings", sondern "tents of wool" (Lane). (5) "Bahrāʾ Zʾ (374)" ist ein Stammesname und muss in dem Satz wie folgt übersetzt werden: "[...] Heraclius had alighted in Maāb [richtig: Maʾāb, JS] in the land of al-Balqāʾ with the Bahrāʾ, Wāʾil, Bakr, Lakhm, and Judhām [tribes]". (6) "The Messenger of God stayed in his house" - arab. manzil - "[...] Then he called for his ride al-Qaṣwāʾ and it was brought close to the door of his tent" - arab. qubba (409). Manzil hätte man hier im Lichte von qubba ebenfalls als "tent" übersetzen müssen. (7) Rāwiya (Sg. rāwin) sind keine "literati" (464), sondern Überlieferer (altarabischer) Poesie; insbesondere wenn das Wort in einer Tradition vorkommt, in welcher ein zuvor genanntes Gedicht kritisiert wird. (8) Dabbābāt sind keine "armored cars" (470) (man denkt hier sofort an Tanks) wie im modernen Hocharabisch, sondern überdachte, bewegliche Konstruktionen, mit deren Hilfe man bei Belagerungen von außen an die Mauern heranfahren kann, um diese zu brechen, ohne von oben beschossen zu werden. Sachliche Fehler habe ich nur einen gefunden: Umm Salama starb im Jahr 59 AH (= 678-9 n. Chr.) und nicht im Jahr 750 AH (167).
So dankenswert es ist, dass die Übersetzer sich die Mühe gemacht haben, dieses Standardwerk der arabischen Geschichtsschreibung ins Englische zu übertragen, so entspricht diese Übersetzung jedoch nicht den philologischen Kriterien, die ein (wissenschaftlicher) Leser erwarten kann. Die Übersetzung ist als Erstzugang zu al-Wāqidīs Buch gut geeignet, sie sollte aber im wissenschaftlichen Kontext immer zusammen mit dem arabischen Original gelesen werden.
Anmerkungen:
[1] Siehe Jens Scheiner: Abū Maʿshar Najīḥ b. ʿAbd al-Raḥmān al-Sindī al-Madanī. In: Encyclopaedia of Islam. Three, ed. by Gudrun Krämer / Dennis Matringe / John A. Nawas / Everett Rowson, Leiden 2007-. Im Druck.
[2] Muḥammad b. ʿUmar al-Wāqidī: Kitāb al-maġāzī. Teil-Üb. J. Wellhausen als: Muhammad in Medina. Das ist Vakidi's Kitab al-Maghazi in verkürzter deutscher Wiedergabe, Berlin 1882.
[3] Muḥammad b. ʿUmar al-Wāqidī: Kitāb al-maġāzī. Ed. J. M. Jones. 3 Bde, Oxford 1966.
[4] Siehe al-Wāqidī: Kitāb al-maġāzī. Ed. J. M. Jones, I, V (der die Handschrift auf den 11. Šaʿbān 465 datiert).
Jens Scheiner