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digital@regional Karlsruhe – Drei Fragen zu KI an Keynote-Speaker Michael Kohl

Madeleine Hankele-Gauß
Ein älterer, glatzköpfiger Mann mit Brille in einem hellgrauen Kurzarmhemd vor blauem Hintergrund. In der oberen linken Bildecke prangt das Logo von digital@regional.

Michael Kohl, Keynote-Speaker bei digital@regional Karlsruhe am 23.10.2024 | Foto: Michael Kohl

Referent Michael Kohl hält am 23.10. Keynote zu KI im Klassenzimmer

Die Fortbildungsreihe „digital@regional – In deiner Nähe“ geht in die nächste Runde und macht am 23. Oktober an der Walter-Eucken-Schule (WES) in Karlsruhe Station. Als Keynote Speaker begleitet Referent, Schulbuchautor und Workshopleiter Michael Kohl den Fortbildungstag.

Ausgehend von seiner Keynote „KI – Mensch und Maschine im Klassenzimmer“ möchte Kohl gemeinsam mit den Lehrkräften vor Ort darüber nachdenken, wie der ideale Lernalltag mit textgenerierenden KI-Systemen in fünf Jahren aussehen könnte. Der ehemalige bayerische Gymnasiallehrer und Systembetreuer hat in den letzten anderthalb Jahren fast 20 Schulen zum Thema KI und Unterricht fortgebildet und bringt entsprechend viele Eindrücke aus der Praxis mit. Wir haben ihm drei Fragen rund um KI und Lernen gestellt.

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„In absehbarer Zeit wird personalisiertes Lernen eine größere Rolle spielen.“

Wie verändert KI das Lernen – jetzt und in einigen Jahren?

Jetzt ist zu beobachten, dass die Schüler/-innen schneller sind als die Lehrkräfte, wenn es ums Ausprobieren und Anwenden der KI-Systeme geht. Meine drei Kinder nutzen beispielsweise ChatGPT intensiv, um Hausaufgaben zu bewältigen – ihre Lehrer/-innen wissen natürlich Bescheid. Als Lehrkraft muss ich heutzutage also wissen, was mit KI-Systemen alles möglich ist. Und ich sollte Hausaufgaben so gestalten, dass sie nicht völlig ins Leere laufen.

In absehbarer Zeit wird personalisiertes Lernen eine größere Rolle spielen. KI-unterstützte Lernmanagementsysteme können Kindern und Jugendlichen gezielt Aufgaben und Lernhilfen nach individuellem Bedarf zuweisen. Das kann eine Lehrkraft in einer Klasse mit knapp 30 Schülerinnen und Schülern nur schwer leisten. Schon jetzt gibt es Start-ups, die mit KI-Tutoren für unterschiedliche Fächer experimentieren und diese bereits für den Unterrichtsalltag anbieten.

 

Welche Skills benötigen Lehrkräfte in einer Lebenswelt mit KI?

Auf dem Stand der Technik zu bleiben ist die zentrale Anforderung an Lehrkräfte, die aber nicht neu ist. Vom Matrizendrucker über die Dokumentenkamera bis zu ChatGPT mussten Lehrkräfte schon immer mit der Technik gehen. Entscheidend ist, dass Pädagoginnen und Pädagogen erst einmal selbst in der Tiefe verstehen lernen, wie KI-Systeme arbeiten und funktionieren. Erst dann können sie dieses Wissen auch glaubwürdig an ihre Schüler/-innen vermitteln – die später voraussichtlich fast alle in KI-unterstützten Jobs arbeiten werden.

Datenschutzrechtliche und ethische Aspekte sollten dabei natürlich ebenfalls thematisiert werden: Wie werden KI-Modelle trainiert? Wer trainiert diese Modelle in welchen Arbeitsverhältnissen, z.B. als prekäre Klickarbeiter/-innen? Welche Firmen investieren mit welchem Ziel Geld in diesen Bereich? Welchen Bias weisen die KI-Systeme auf, zum Beispiel beim Thema Gleichstellung? Schülerinnen und Schülern sollte klar sein: Wer die KI-Trainingsdaten beherrscht, beherrscht auch die Technologie.

„Was Prüfungen angeht, empfehle ich Lehrkräften, den Spielraum voll auszureizen“

Ein Thema, das viele Lehrkräfte umtreibt: Wie können Hausaufgaben und Prüfungen im KI-Zeitalter sinnvoll gestaltet werden?

Ein Modell, das schnell umgesetzt werden kann, ist Flipped Classroom. Dabei lesen sich Schüler/-innen zuhause in ein Thema ein und die Übungsphase wird ins Klassenzimmer verlagert. Die Lehrkraft unterstützt gezielt bei den Aufgaben vor Ort und beantwortet Verständnisfragen. Eine andere Möglichkeit liegt darin, personalisierte Hausaufgaben aufzugeben, die den persönlichen Hintergrund der Schülerin oder des Schülers mit einbeziehen. Auch lokale Aspekte könnten in Hausaufgaben stärker thematisiert werden, sodass Kinder und Jugendliche zum Beispiel selbst vor Ort recherchieren müssen und nicht ChatGPT die Aufgabe in einer Minute erledigen kann.

Was Prüfungen angeht, empfehle ich Lehrkräften, den Spielraum voll auszureizen, den der jeweilige Bildungsplan eines Bundeslandes bereits jetzt zulässt. Der Schwerpunkt bei offeneren Prüfungsformen liegt als Pädagogin oder Pädagoge darauf, den Lernprozess zu begleiten und dadurch zu einer Bewertung zu kommen. Außerdem rate ich zu mehr Mündlichkeit statt Schriftlichkeit. Wer Inhalte präsentieren und Verständnisfragen dazu beantworten können muss, kann sich nicht einfach auf eine Text-KI verlassen.

Lieber Herr Kohl, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf Ihre Keynote am 23. Oktober in Karlsruhe.

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Madeleine Hankele-Gauß

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