Zweytes Fragment
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Zweytes Fragment.
Boreas hatte getobt, mit ehernem Fittig gebrauset,
Daß die Erde gebebt, daß sich die Völker entsetzt,
Aber ihn hörte nicht Natur, im Schlummer erstarret,
Fester über sich zog sie nur die Decke von Eis.
Und da sendete Zevs Zephyrn den liebenden ab.
Sanft umweht’ er die Freundinn, er küßt’ ihr leise die Wange,
Lößt’ ihr das lockige Haar, rief sie mit freundlichem Laut —
Siehe, da schlug die Schöne empor zum Himmel die Blicke,
Und die Wolken verschwanden von blauer Tiefe des Aethers,
Phöbus, in glänzender Pracht, lachte den Sterblichen neu,
[111] Schmiegte liebend der Flur sich an mit belebenden Strahlen,
Glühende Liebe ergoß rings um die liebende Gluth,
Zeigend, stand Natur jugendlich kräftig empor.
Voll von Sehnen die Brust rief sie den Lenz, den Geliebten,
Rief den Lenz, und der May brachte den Fröhlichen her.
Heiß umschlang er die Braut in der Liebe hoher Begeistrung,
Hieß das Feld ergrünen, den Wald; und den schwankenden Zweigen
Gab er Zungen, daß sie sängen das herrliche Fest.
Was da lebte war seelig in der Geliebten Vereine,
Liebt’ und hüpfte dahin durch das belebte Gefild.