Wintermärchen
Auf dem Baum vor meinem Fenster
Saß im rauhen Winterhauch
Eine Drossel, und ich fragte:
„Warum wanderst du nicht auch?
Brausen über Flur und Feld,
Da dir winkt im fernen Süden
Eine sonnenschöne Welt?“
Antwort gab sie leisen Tones:
Die mit Zeiten und Geschicken
Wechseln ihren leichten Sinn.
Da die wandern nach der Sonne
Ruhelos von Land zu Land,
In der eignen Brust gekannt.
Mir erglüht’s mit ew’gem Strahle
– Ob auch Nacht auf Erden zieht –,
Sing’ ich unter Flockenschauern
Doch nur jene kennen ihn,
Die in Nacht und Sturm beharren
Und vor keinem Winter fliehn.
Deine Wange zwar ist bleich;
Doch es schaut dein Blick nach innen
In das ew’ge Sonnenreich.
Laß uns hier gemeinsam wohnen,
Singen wir von dürrem Aste
Jenem Glanz der Ewigkeit.“