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Talma

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Talma
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 543-544
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[543] Talma. Der berühmte französische Schauspieler, der Lehrer Napoleon's, gab manchmal auch Gastrollen in den Provinzen, so einmal auch in Lyon, wo Madame Lebreau als Directrice mit einer ziemlich unordentlichen Bande ordentliche Tragödien gab. Der Schauspieler, welcher die „nobeln Väter“ zu geben hatte, wollte Talma gegenüber sein Fach nicht aufgeben, obgleich er sehr schwer nüchtern zu erhalten war. Es sollte „Semiramis“ gegeben werden, worin der Trunkenbold den „hohen Priester“ zu geben hatte und Talma den Arsoces. Man nahm dem „nobeln Vater und hohen Priester“ ein Versprechen ab, sich vor Ende des Stücks nicht zu betrinken; aber ehe der Vorhang aufging, lag er schon betrunken in seinem Ankleidezimmer. Die Directrice, in Furcht, das Entrée wieder herausgeben zu müssen, stürzte zu ihm und zwang ihn, ein Glas Wasser zu trinken, was ihn furchtbar erbitterte. Das Stück begann nun und Talma erschien, gefolgt vom „hohen Priester“, der nun in den Fall kam, würdig zu antworten. Aber er schwankte und stotterte, half sich aber noch mit Geistesgegenwart aus der Verlegenheit, indem er das Parterre anredete: „Meine Herren. Madame Lebreau war so barbarisch, mich zu einem Glase Wasser zu zwingen. Sie sehen nun selbst ein, daß ich meine hohe priesterliche Würde nicht aufrecht erhalten kann. Ich habe zu viel Achtung vor Ihnen, als daß Sie mir zumuthen sollten, mit einem Glase Wasser im Magen den Orsoes vor Ihnen zu spielen. Hier, Arsoces! (zu Talma) sind Brief, Schwert und Alles, was ich Ihnen erst im vierten Acte hätte übergeben müssen, um den Knoten zu lösen. Machen Sie’s gleich ab. Bedenken Sie auch hübsch, daß Madame Semiramis Ihre gesetzmäßige Mutter ist und schlichten Sie die ganze Tragödie anständig und schnell. Ich für meinen Theil gehe nach Hause und zu Bett, um mich von dem Glase Wasser zu [544] kuriren.“ Die Zuschauer fanden dies so hübsch, daß sie darauf verzichteten, sich ihr Entrée wiedergeben zu lassen.