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Seite:Die Edda (1876).djvu/052

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Anonym: Edda

53
Der Mann muß   mäßig weise sein,

Doch nicht allzuweise.
Das schönste Leben   ist dem beschieden,
Der recht weiß was er weiß.

54
Der Mann muß   mäßig weise sein,

Doch nicht allzuweise.
Des Weisen Herz   erheitert sich selten
Wenn er zu weise wird.

55
Der Mann muß   mäßig weise sein,

Doch nicht allzuweise.
Sein Schicksal kenne   Keiner voraus,
So bleibt der Sinn ihm sorgenfrei.

56
Brand entbrennt an Brand   bis er zu Ende brennt,

Flamme belebt sich an Flamme.
Der Mann wird durch den Mann   der Rede mächtig:
Im Verborgnen bleibt er blöde.

57
Früh aufstehen soll   wer den Andern sinnt

Um Haupt und Habe zu bringen:
Dem schlummernden Wolf   glückt selten ein Fang,
Noch schlafendem Mann ein Sieg.

58
Früh aufstehen soll   wer wenig Arbeiter hat,

Und schaun nach seinem Werke.
Manches versäumt   wer den Morgen verschläft:
Dem Raschen gehört der Reichtum halb.

59
Dürrer Scheite   und deckender Schindeln

Weiß der Mann das Maß,
Und all des Holzes,   womit er ausreicht
Während der Jahreswende.

60
Rein und gesättigt   reit zur Versammlung

Um schönes Kleid unbekümmert.
Der Schuh und der Hosen   schäme sich Niemand,
Noch des Hengstes, hat er nicht guten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/052&oldid=- (Version vom 31.7.2018)