Anonym: Edda | |
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Doch nicht allzuweise.
Das schönste Leben ist dem beschieden,
Der recht weiß was er weiß.
Doch nicht allzuweise.
Des Weisen Herz erheitert sich selten
Wenn er zu weise wird.
Doch nicht allzuweise.
Sein Schicksal kenne Keiner voraus,
So bleibt der Sinn ihm sorgenfrei.
Flamme belebt sich an Flamme.
Der Mann wird durch den Mann der Rede mächtig:
Im Verborgnen bleibt er blöde.
Um Haupt und Habe zu bringen:
Dem schlummernden Wolf glückt selten ein Fang,
Noch schlafendem Mann ein Sieg.
Und schaun nach seinem Werke.
Manches versäumt wer den Morgen verschläft:
Dem Raschen gehört der Reichtum halb.
Weiß der Mann das Maß,
Und all des Holzes, womit er ausreicht
Während der Jahreswende.
Um schönes Kleid unbekümmert.
Der Schuh und der Hosen schäme sich Niemand,
Noch des Hengstes, hat er nicht guten.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/052&oldid=- (Version vom 31.7.2018)