Rhampsenit
Rhampsenit.[1]
Als der König Rhampsenit
Eintrat in die goldne Halle
Seiner Tochter, lachte diese,
Lachten ihre Zofen alle.
Stimmten lachend ein, es lachten
Selbst die Mumien, selbst die Sphynxe,
Daß sie schier zu bersten dachten.
Die Prinzessin sprach: Ich glaubte
Der hat aber einen todten
Arm in meiner Hand gelassen.
Jetzt begreif ich, wie der Schatzdieb
Dringt in deine Schatzhauskammern,
Trotz den Schlössern, Riegeln, Klammern.
Der erschließet allerorten
Jede Thüre, widerstehen
Ich bin keine starke Pforte
Und ich hab’ nicht widerstanden,
Schätzehütend diese Nacht
Kam ein Schätzlein mir abhanden.
Und sie tänzelt im Gemache,
Und die Zofen und Eunuchen
Hoben wieder ihre Lache.
An demselben Tag ganz Memphis
Reckten lachend ihre Häupter
Aus dem schlammig gelben Nile,
Als sie Trommelschlag vernahmen
Und sie hörten an dem Ufer
Von dem Kanzelei-Ausrufer:
[5] Rhampsenit von Gottes Gnaden
König zu und in Aegypten,
Wir entbieten Gruß und Freundschaft
In der Nacht vom dritten zu dem
Vierten Junius des Jahres
Dreizehnhundert vier und zwanzig
Vor Christi Geburt, da war es,
Eine Menge von Juwelen
Uns entwendet; es gelang ihm
Uns auch später zu bestehlen.
Zur Ermittelung des Thäters
Bei den Schätzen – doch auch jene
Zu bestehlen schlau vermocht’ er.
Um zu steuern solchem Diebstahl
Und zu gleicher Zeit dem Diebe
Unsre Ehrfurcht, unsre Liebe,
Unsre einz’ge Tochter geben,
Und ihn auch als Thronnachfolger
Sintemal uns die Adresse
Unsres Eidams noch zur Stunde
Unbekannt, soll dies Rescript ihm
Bringen Unsrer Gnade Kunde.
Dreizehnhundert zwanzig sechs
Vor Christi Geburt. – Signiret
Von Uns: Rhampsenitus Rex.
Rhampsenit hat Wort gehalten,
Und nach seinem Tode erbte
Auch der Dieb Aegyptens Krone.
Er regierte wie die Andern,
Schützte Handel und Talente;
Unter seinem Regimente.