Guido. Wegen der engen Verwandtschaft seiner geographischen Abschnitte mit dem Geogr. Ravennas (s. d.) wird ein sonst unbekannter Italiener des Mittelalters, Guido, unter den alten Geographen genannt. Nach einer eigenen Angabe, die in zwei Hss. erhalten ist (Ravennatis Anonymi cosmogr. et Guidonis geographica ed. Pinder et Parthey Berol. 1860, 451f. praef. Xf. Die ältesten Weltkarten von K. Miller Heft III Stuttg. 1895, 54. Heft VI 1898, 23), schrieb er im J. 1119 sechs Bücher über geographische und historische Gegenstände, die nach Pinder und Parthey praef. X und K. Miller III 54 in sechs Hss. erhalten sind. Während man ihn früher für den eigentlichen Ravennaten hielt (s. die Mitteilungen von Th. Oehler im Rh. Mus. f. Philol. N. F. I 1842, 314), bringen die neueren Bearbeiter Beweise dafür, daß G., ein bloßer Kompilator und Plagiator (K. Miller VI 23), seine Beschreibungen oft wörtlich und meistens ohne die Quellen zu nennen aus Solinus, Isidor. Hispal., dem Itinerar. Antonini, Paulus Diaconus und die geographischen Partien insbesondere, mitsamt dem Hinweisn auf die Heimatstadt Ravenna, aus dem Ravennaten abgeschrieben hat, nach Mommsen (Über die Unteritalien betreffenden Abschnitte der ravennatischen Kosmographie. Berichte der Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. hist. phil. Klasse 1851, 80f. Vgl. K. Kretschmer Die phys. Erdkunde im christl. Mittelalter. Geogr. Abhandl. herausg. v. A. Penck, Wien 1889, 24) aus einer lateinischen Übersetzung der erweiterten griechischen Vorlage des Werkes. Gegen diese Annahme einer griechischen Urschrift bei Mommsen und Beck (Annuaire de la bibl. Royale de Belg. 1851, 164) erklärte sich Müllenhoff (Über die Weltkarte und Chorographie des Kaisers Aug., Kiel 1856, 3 Anm.), doch brachte v. Gutschmid (Rh. Mus. f. Phil. 1857, 438) gegen ihn für die Mommsensche Auffassung hinreichende Belege bei. Was G. der Hauptsache nach aus dieser Vorlage exzerpierte, ist von Pinder und Parthey der Ausg. des Geogr. Rav. von 447 an beigefügt unter dem Titel Guidonis Geographica, eine Beschreibung von Italien, Sizilien, Sardinien und Korsika,
[1932]
ein Periplus des inneren Meeres, Bemerkungen über die Grenzen der Erdteile und über den Ozean. Seine Weltkarte (vgl. Philippi Zur Rekonstr. d. Weltkarte des Agrippa, Marburg 1880, 12, 43 Taf. I 5), seine Karte von Italien, das Bild des römischen Kosmographen Castorius, alles entnommen aus dem Brüsseler Cod. 6, findet man mit den Angaben über die den genannten Codex und die beiden Karten betreffende weitere Literatur bei K. Miller Heft III 56f. K. Kretschmer Die Entdeckung Amerikas in ihrer Bedeutung für die Gesch. des Weltbildes, Berlin 1892, 109, 4 Atlas Taf. III Nr. 7.