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RE:Daesitiates

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Volksstamm in Dalmatien
Band IV,2 (1901) S. 19821983
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Daesitiates (CIL III 3201 = 10159. 9739, vgl. IX 2864. Vell. II 115, 3. Plin. III 143; Δαισιτιᾶται Strab. VII 314. Appian. Ill. 17; Desidias CIL III D. VI = VII²; Δησιδιάτης Cass. Dio LV 29), einer der grössten und tapfersten Volksstämme Dalmatiens, dessen Wohnsitze noch nicht genau ermittelt werden konnten, da der Endpunkt der Strasse, CIL III 3201 = 10159 viam a Salonis ad HE (s. u.) [c]astel(lum) Daesitiatium per m[il. pass]uum CLVI nicht feststeht (vgl. Ballif-Patsch Röm. Strassen in Bosnien und der Hercegovina I 55. A. Bauer Arch.-epigr. Mitt. XVII 136). Dass sie sich in beträchtlicher Entfernung von den dinarischen Alpen befanden, sieht man aus dieser Distanzangabe sowie daraus, dass die D. erst bei dem tieferen Eindringen der Römer in das dalmatinische Binnenland genannt werden. Mommsen sucht sie (ebenso wie G. Zippel Die röm. Herrschaft in Illyrien 197. O. Hirschfeld Herm. XXV 357) CIL III p. 407 (vgl. tab. III) ,in ipsis finibus Dalmatiae Moesiam versus‘ und R. G. V³ 35 ,um Serajevo‘; H. Kiepert Formae orbis antiqui XVII und H. Cons La province Rom. de Dalmatie 257 (s. seine Karte) verlegen sie an die obere Bosna (etwa von der Einmündung der Lašva an), in das Quellgebiet der Krivaja, in die Romanja planina bis zur Drina (bei der Einmündung des Lim); nach W. Tomaschek Mitt. der geogr. Gesellsch. in Wien 1880, 565 erstreckte sich das D.-Gebiet etwas südlicher ,über Rogatica. Višegrad (und Srebrenica), Goražda und Priboj in der Richtung nach Tašlidža (Plevlje)‘. Über den Charakter des Landes und Volkes berichtet Vell. II 115, 3: illa aestas maximi belli consummavit effectus: quippe Perustae ae Daesitiates Delmatae situ locorum ac montium, ingeniorum ferocia, mira etiam pugnandi scientia et praecipue angustiis saltuum paene inexpugnabiles non iam ductu, sed manibus atque armis ipsius Caesaris [1983] tum demum pacati sunt, cum paene funditus eversi forent. Zippel meint 196f., dass die D. bereits in republicanischer Zeit, wenigstens nominell unter der römischen Hoheit standen, da sie von Varro bei Plin. III 143 als zum conventus Naronitanus gehörig bezeichnet werden; sie wurden auch von Octavian 34 oder 35 v. Chr., jedoch ohne nachhaltigen Erfolg bekämpft (Appian. Ill. 17, vgl. J. Kromayer Herm. XXXIII 12, 4). In der dalmatinisch-pannonischen Insurrection, 6–9 n. Chr., hatte der energische Daesitiate Bato (Strab. VII 314 Δαισιτιᾶται, ὧν Βάτων ἡγεμών, s. Art. Baton Nr. 5. E. Klebs Prosopogr. I 233) infolge seines hervorragenden Feldherrntalentes die Führung inne; in welcher Weise sich der Stamm an den Kämpfen beteiligt hat, ist im einzelnen nicht überliefert. Aus Cass. Dio LV 29 und Vell. II 115, 3 wissen wir, dass er der erste war, der sich erhob und nebst den Pirustern als letzter die Waffen streckte (Mommsen R. G. V 37. A. F. Abraham Zur Geschichte der germanischen und pannonischen Kriege unter Augustus 10ff. Hirschfeld a. a. O. 357. H. Schiller Gesch. der röm. Kaiserzeit I 227). Zu ihrer dauernden Pacificierung wurde die früher erwähnte Strasse bis zu ihrem Vororte HE/// oder LIB/// oder LIP/// (vgl. die varia lectio CIL III 10159) angelegt und 19/20 n. Chr. vollendet. Die D. waren 103 Decurien stark und gehörten zum Convent von Narona (Plin. III 143, später zu dem von Salona? Kiepert Formae Beiblatt 6); sie bildeten eine civitas mit einem landfremden primipilus als praefectus civitatis an der Spitze (CIL IX 2564 aus dem J. 75 n. Chr., vgl. Mommsen CIL III p. 282. Zippel 297. A. Schulten Rh. Mus. L 1895, 536. 543, 14. Patsch Wissensch. Mitt. VII 60). Daraus, dass sie Ptolemaios unter den dalmatinischen Stämmen nicht anführt, werden wir vielleicht folgern dürfen, dass der Gau im Laufe des 1. Jhdts. oder zu Beginn des 2. in eine Stadtgemeinde umgewandelt worden ist. Die D. wurden frühzeitig, sowohl für die Auxiliartruppen (CIL III 9739 [Gardun] = Dessau 2579..... emans Platoris [Da]esitias vexill. [e]quit. coh. I Belgar .... vgl. Mommsen Ephem. epigr. V p. 183. 241), wie auch seit Claudius für die Kriegsmarine ausgehoben (CIL III D. VI = VII² = X 1402 [Herculaneum] vom 7. März 70 Nervae Laidi f. Desidiati, entlassen nach 20 oder mehr Dienstjahren als vet. leg. II ad., nachdem er früher in der Flotte von Misenum gedient hatte. Mommsen CIL III p. 907; Ephem. epigr. V p. 184; Herm. XIX 32, 2; nach F. Gündel De legione II adiutrice 9. 11, 3. 16, 1 in der ravennatischen).

[Patsch. ]