Herzog Konrad von Schwaben in Durlach
Merkt auf, ihr Frau’n und Mädchen,
Die ihr gen Durlach reist,
Vernehnmt von diesem Städtchen
Ein Lied, das Treue preist.
Ein Herzog hochgeehrt,
Im Buhlen wohlerfahren,
In Durlach eingekehrt.
Und wie er auf der Straßen
Da fühlt er über Maßen
Sein lockres Herz umstrickt.
„Gott grüß dich, Herzlein, holdes,
Willst du mein Liebchen seyn?
Zum Lohne werd’ er dein!“
– „Herr Fürst von Hohenstaufen!
Ein ehrsam Eheweib
Ist nicht für Gold zu kaufen!
„Schön Kind, sey nicht so blöde,
So viel du nur begehrst
Sey dein, du süße Spröde,
So du mir Huld gewährst.“
Hebt euch hinweg von mir!
Die Chr’ist nicht zu kaufen
Um aller Kronen Zier.
„Verbannt den Schmachgedanken,
Eh soll der Thurmberg wanken,
Als teutschen Weibes Treu!“
Und wie er nun verwegen
Sie um die Hüfte faßt,
Vom Gurt mit kecker Hast:
„Herr Fürst von Hohenstaufen,
Ein Gott im Himmel lebt!
Mit Blut nur könnt ihr kaufen
„Was frommt die grimme Wehre
In schwachen Weibes Hand?
Gib mir, was ich begehre,
Eh’ Kraft dich übermannt.“ –
Verzagt und schwach fürwahr;
Doch heil’gen Kampf beginn ich,
Ist Ehre in Gefahr.“
Und wie sie dies gesprochen,
Der Herzog sinkt erstochen
Zur Erde roth von Blut.
So hielt durch Weiberhände
Der Herr ein streng Gericht. –
Doch wahr ist dies Gedicht.
Wie alt sein Grundgedanken,
Der Sinn bleibt ewig neu:
Eh’ soll der Thurmberg wanken,
Daß Herzog Konrad von Schwaben, Kaiser Friedrich Rothbart’s Sohn, von seinem Bruder Heinrich VI. gegen Herzog Berthold V. zu Feld geschickt, im Jahr 1196 wegen Angriffs auf die Keuschheit einer [363] Bürgersfrau zu Durlach ermordert wurde, ist geschichtlich; noch heißt der That zum Gedächtniß ein Gäßchen daselbst das Königsgäßchen.
Von den Schwäbischen Kaisern kam Durlach durch Tausch an den Markgrafen von Baden. Markgraf Karl II. erbaute 1562 das hiesige Schloß, die Karlsburg, und zahlte die dabei beschäftigten Arbeiter eigenhändig aus seiner Tasche, daher er den Beinamen „Karl mit der Tasche“ bekam. Der Franzosengeneral und Mordbrenner Melak, dessen Namen man jetzt noch den Hunden gibt, plünderte und verbrannte Stadt und Schloß im Jahr 1689, ale sie gerade in ihrer schönsten Blüthe stand. Ohne Plan und Geschmack wurde die Stadt aus ihren Trümmern wieder auferbaut. – In der Pfarrkirche soll ehedem, nemlich vor dem Franzosenbrand, sich eine Grabschrift folgenden Inhalts befunden haben: „Den 4. November 1564 ist hier selig im Herrn entschlafen Herr Ehrhard Franz von Ulm, der Fromme, redliche und großmächtige Stadtrichter, dessen Körperlein gar nahe sechs Zentner gewogen.“