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Fortunat von Baden

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Textdaten
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Autor: Ignaz Hub
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Titel: Fortunat von Baden
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aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 249–253
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[249]
Fortunat von Baden.

Seht dort auf steilem Bergesgrat
Die Yburg, waldumschlossen!
Da hauste Markgraf Fortunat
Mit seinen Nachtgenossen.

[250]
5
Er hatte mit verruchter Hand

Dem Teufel zum verfluchten Pfand,
Für schwarzer Kunst Befehle
Verschrieben Leib und Seele.

Entsetzen rief im Land umher

10
Sein wüstes Sattelleben;

Zu Straßenraub und Mordbegehr
Erniedrigt war sein Streben.
Er schmückte mit dem Raub sein Schloß
Und hielt mit seinem wilden Troß

15
Oft Nächte lang und Tage

Höllische Saufgelage.

Von Durlach war’s Fürst Friederich,
Den er zu meucheln trachtete,
Weil der den Vetter Liederlich

20
Aus Herzensgrund verachtete.

„Du zwingst ihn nicht im offnen Streit,
Drum schaff’ ihn heimlich auf die Seit’!“
So nahm des Markgrafs Buhle
Ihn schmeichelnd in die Schule.

25
Und im Laboratorium

Der Yburg hört man stampfen
Die großen Mörser mit Gesumm,
Und sieht die Essen dampfen.
Hier braut ein furchtbar Giftrecept

30
Mit wälschen Strolchen der Adept,

Ein Salz für Vetters Küche, –
Nicht fehlen Zaubersprüche.

Der Himmel schützte wunderbar
Davor den arg Bedrohten,

35
Doch manch unschuldig Opfer war

Gegangen zu den Todten.
Das kümmert nicht Herrn Fortunat,
Ihn spornt, durch seiner Buhle Rath
Und wälsche List, der Satan

40
Aufs Neu’ zur finstern That an.
[251]

Und im Gewölb’, in später Nacht,
Wo sonst sie Geld nachfälschen,
Wird jetzt ein Bild auch nachgemacht
Von ihm und seinen Wälschen,

45
Aus Jungfernwachs zumal und Leim

Und Zauberstoffen insgeheim:
Friedrich’s, zur Rach’ erkoren,
Dem er den Tod geschworen.

Behängt mit Fratzen allerlei,

50
Verflucht mit frevlen Worten,

Starrt lebensgroß das Konterfei
Auf Tiegel und Retorten.
Im Widerschein der Kohlengluth
Sein Antlitz röthet sich zu Blut;

55
Sogar das Glas der Augen

Scheint Leben einzusaugen.

Die schmalen Lippenränder weit
Gesperret, bleckts die Zähne,
– Aus Mörderschädeln eingereiht –

60
Mit grinsendem Gegähne.

Soll das der edle Friedrich seyn?
Die Hölle borgt ihm nur den Schein,
Daß sie des Frevlers Sinne
Nur fester noch umspinne.

65
„Beim Trismegist!“ rief Fortunat,

„Der Zauber wirkt, Gesellen!
Der Schelm ist lustig, in der That!
Ob ihm die Ohren schellen?
Gewiß, es schläft sein Urbild schlecht!

70
So macht die Ladung ihm zurecht

Mit schwarzem Todessamen!
Wohlan, ins Teufels Namen!“

Aus Todtenköpfen mannigfalt
Buntfarbne Lichter brannten,

75
In deren Kreis die Zerrgestalt

Nun ziehn die Nekromanten.

[252]

Sie lesen den Beschwörungs-Psalm,
Rings füllt die Wölbung Räucherqualm,
Da tönt aus ehrnem Munde

80
Die mitternächt’ge Stunde.


Zum Schuß nun seine Creatur
Der Meister faßt ins Auge:
„Der Zauberkugel Erzmixtur,
Laß sehn, ob sie was tauge?“

85
Und los nun drückt er das Pistol,

Hei, pfeift der Ball durchs Bild so hohl!
Doch auch ein Schrei, o Grausen!
Gellt vor der Thüre draußen.

Er reißt sie auf in blinder Wuth,

90
– „War das Verräthers Stimme?“ –

Da wälzt verathmend sich im Blut
Die Buhle sein, die schlimme.
Deß hatte so die Lauscherin
Für schwarzen Rath den Strafgewinn.

95
Zu Durlach, ohne Sorgen

Schläft Friedrich, wohlgeborgen.

Doch Fortunat, von Angst erfaßt,
Mit seiner Schuld Genossen,
Gedrückt von des Gewissens Last,

100
Entflieht auf schnellen Rossen;

Fort jagt er über Stock und Zaun
Zum fernen Schloß nach Kastelaun,
Um vor der Hölle Schergen
Vielleicht sich dort zu bergen.

105
Die Opfer lassen ihm nicht Ruh;

In immer wildrem Prassen
Stürzt taumelnd er dem Abgrund zu,
Von Gott und Welt verlassen.
Und einst bei tollem Schwelgermahl

110
Lockt ihn der Böse aus dem Saal,

Und schleudert ihn kopfunter
Die Marmortrepp’ hinunter. –

[253]

Doch auf der Yburg jede Nacht
Der Hölle Geister rasen.

115
Da waltet stets des Teufels Macht,

Wo schlimme Fürsten saßen.
Der Bau zerfiel in Schutt und Staub,
Ein Thurm noch ragt aus Waldeslaub,
Das flüstert selbst am Tage

120
Wie eine bange Klage.
Ignaz Hub.     
(Originalmittheilung.)