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Eberhard der Heilige

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Textdaten
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Autor: Heribert Rau
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Titel: Eberhard der Heilige
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 482–483
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[482]
Eberhard der Heilige.
1147.

Zimbeln ertönen und Pauken erschallen,
Jubel durchrauschet die gastlichen Hallen,
Freundlich bewirthet auf Heidelbergs Veste
Drängen sich wacker die stattlichen Gäste;

5
Konrad der Pfälzer gibt jeglichen Tag

Köstliche Mahlzeit und fürstlich Gelag.

Edele Ritter und züchtige Frauen,
Zierliche Mädchen, gar minnig zu schauen,
Lieben und scherzen im Pfälzischen Hause,

10
Lachen und jauchzen bei reichlichem Schmause,

Spotten der Zeiten ermahnenden Drang
Jubelnd von dannen mit Spiel und Gesang.

Eberhard einzig, er schleichet sich leise
Fort aus der Freuden berauschendem Kreise;

15
Hin, wo die waldigen Berge sich senken,

Suchet der Jüngling, die Schritte zu lenken;
Dort, wo ihn Einsamkeit friedlich umweht,
Liegt er oft Stunden im frommen Gebet.

Konrad, der Gründer der Pfälzischen Staaten,

20
Ehrte des Christenthums heilige Saaten;

Tapfer in Schlachten und bieder im Leben,
Wußte dem Glauben er Früchte zu geben;
Darum erwählt er zum Lehrer fortan
Klüglich den Söhnen den heiligen Mann.

25
Aber des Lebens urkräftiges Walten

Sollte kein heuchlerisch Wesen erkalten;
Darum verbot er mit ernstlichen Worten,
Frömmelndes Treiben an jeglichen Orten:
„Saget ihr tausend Gebete auch her,

30
Recht thun,“ – so rief er – „gilt dorten noch mehr!“
[483]

Aber nicht gleich sind des Lebens Gestalten,
Wie sich die Herzen verschieden entfalten:
So auch dem Ritter war kräftiges Streben –
Diesem nur heilige Sehnsucht gegeben;

35
Göttliche Liebe, so innig und heiß,

War ihm des Lebens entzückender Preis.

Darum erbauet in einsamer Stille,
Daß er das Sehnen des Herzens erfülle,
Einen Altar sich der Jüngling behende,

40
Zieret mit Laub ihm die steinernen Wände,

Zündet der Kerzen hellflammendes Licht,
Knieet dann nieder und betet und spricht:

„Ewige Liebe, du Lieb’ sonder Gleichen,
Habe Erbarmen und gib mir ein Zeichen,

45
Ob ich den Machtspruch des Herrschers soll ehren,

Oder soll brünstig hieher wiederkehren?
Liegt doch mein Herz nun im Kampf mit der Pflicht.“
Und er erhebt sich und löschet das Licht.

Siehe, der Gott, zu dem fromm er sich wendet,

50
Hat ihm auch schnell seine Botschaft gesendet:

Denn so oft er zum Altare noch schreitet,
Findet er immer die Kerzen bereitet
Leuchtend in wunderbar strahlender Pracht,
Hell durch des Waldes grün dämmernde Nacht.[1]

Heribert Rau.

  1. Pfalzgraf Konrad übertrug, der Sage nach, die Erziehung seiner Söhne Konrad und Friedrich dem heiligen Eberhard von Stalecke, der sich eine Kapelle in der Nähe des Königsstuhls erbaut haben soll und so fromm war, daß die Engel ihn mehrmals von Heidelberg nach Stalecke, (der früheren Residenz der Pfalzgrafen) und von Stalecke nach Heidelberg zurücktrugen. Ein zweites Wunder erzählt obige Legende von H. Rau.
    (Siehe J. Baaders „Sagen der Pfalz und des Odenwaldes.“)