Debutant
[14] Debutant
Kennst du die hohe, dunkle Gartenpforte,
Die ernst verschwiegen an der Straße steht?
Wohl niemand ahnte, welche süßen Worte
In ihrem Schutz der Abendwind verweht.
Schwoll mir das Herz wie dem beschenkten Kind;
Ein leises Flüstern wehte durch den Garten
Von guten Geistern, die dort heimisch sind.
Auf schatt’ger Bank ließ ich mich zaudernd nieder
Ob meinem Haupte knistert es im Flieder;
Zwei Vöglein zwitschern durch die Abendluft.
Wie aber ward mir, als du vor mich tratst,
Ein Götterbild aus fernen Griechenzeiten,
Dich tiefer in den Garten zu begleiten.
Dort wurde mir aus Abend und aus Morgen
Der erste Lebenstag, den ich gelebt –
O daß so lange mir das Glück verborgen,
[15] O, Ella, Ella, tausend Seligkeiten
In einen einz’gen Atemzug gedrängt;
Die Triebe aus der Menschheit frühsten Zeiten,
Von wonnekund’ger Götterhand gelenkt;
Verwandelt in unendlichen Genuß;
O, Ella, alle himmlischen Gefühle
In einem einz’gen Liebeskuß –
Welch hohes Wort, das Menschengeist ersann,
Laß ewig mich in deinem Garten wohnen,
Ist alles, was die Lippe stammeln kann.
In seiner Büsche stillem Heiligtum
Nahm ich, als Balsam jeder Erdenqual,
Zum großen Liebesevangelium.