Das Kind der Sorge
Das Kind der Sorge.
Einst saß am murmelnden Strome
Die Sorge nieder und sann:
Da bildet’ im Traum der Gedanken
Ihr Finger ein leimernes Bild.
Spricht Zevs, der eben ihr naht.
„Ein Bild von Thone gebildet,
Beleb’s, ich bitte dich Gott.“
„Wohlan! ich will es! – Es lebet!
Dagegen redet die Sorge:
„Nein, laß es, laß es mir, Herr.
Mein Finger hat es gebildet“ –
„Und ich gab Leben dem Thon“
Da trat auch Tellus[1] hinan.
„Mein ists! Sie hat mir genommen
Von meinem Schooße das Kind.“
„Wohlan, sprach Jupiter, harret,
Saturn sprach: „Habet es alle!
So wills das hohe Geschick.
Du der das Leben ihm schenkte,
Nimm, wenn es stirbet, den Geist.
Denn mehr gehöret dir nicht.
Dir, seiner Mutter, o Sorge,
Wird es im Leben geschenkt.
Du wirst, so lang’ es nur athmet,
Dir ähnlich wird es von Tage
Zu Tage sich mühen ins Grab.“
Des Schicksals Spruch ist erfüllet
Und Mensch heißt dieses Geschöpf.
Der Erd’ im Sterben und Gott.