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Aufforderung (Lavant)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Aufforderung
Untertitel:
aus: Der Wahre Jacob
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1917
Verlag: J. H. W. Dietz
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Originalherkunft:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Der Wahre Jacob, Nr. 800, Seite 9222
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[9222]

Aufforderung.
Von Rudolf Lavant †

Ein halber Mann, dess‘ Tage schwinden
In selbstischer Befangenheit, ―
Du sollst im Busen mitempfinden
Den hohen Wellenschlag der Zeit!

5
Ein schlechter Mann, dem da gelassen

Durch das Geäder schleicht das Blut, ―
Du sollst voll tiefen Ingrimms hassen
Und lieben mit der Seele Glut!

Du sollst zur Linken oder Rechten

10
Dich schlagen ― das ist Pflichtgebot!

Du sollst mit blanker Waffe fechten,
Getreuen Muts, in Glück und Not!
Der Fahne treu, die du erkoren,
Sollst du, gebeugt von keiner Pein,

15
Ein Kind der Zeit, die dich geboren,

In jedem Atemzuge sein!

Sei ganz, was deine Pflichten fordern,
Was diese große Zeit begehrt!
Laß hell die Glut, die heil’ge lodern,

20
Und lächle, wenn sie dich verzehrt!

Und wenn im Kampf die Jahre schwanden,
Sei stolz auf deines Hauptes Schnee;
Du hast in Reih und Glied gestanden
Mit den Soldaten der Idee!

25
Nur einen Tag von sieben träume ―

Doch diesen einen halte wert!
Ein Tempel sind die engsten Räume
So oft er freundlich wiederkehrt.
Hat er vom Staub des Kampfgefildes

30
Die müde Seele rein gemacht ―

Dann frisch zurück, in rauhes, wildes,
Erbittertes Gefühl der Schlacht!

Anmerkungen (Wikisource)

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  • Das Gedicht erschien erstmalig 1884 mit neun Strophen unter dem Titel „An unsere Leser“ im „Berliner Volksblatt, Organ für die Interessen der Arbeiter / Illustrirte Sonntags-Beilage“.
  • Auszüge aus dem Gedicht befinden sich in: „Die Philosophie Spinoza’s“. Erstmals gründlich aufgehellt und populär dargestellt von J. Stern. Stuttgart J.H.W. Dietz Verlag, 1890, Seite 176.