Auf dem Rheine
(S. Abbildung auf Seite 629.)
Ich fuhr zu Kahne stromab den Rhein;
Es blinkten so silbern die Wellen,
Und bei mir saßen im Sonnenschein
Vielliebe Fahrtgesellen –
Dazu die Liebste, wem eine war;
Wir führten die Römer zum Munde
Und priesen die glückliche Stunde.
Da scholl Musik, da stieß es vom Land
Dahinter schimmerndes Meßgewand –
Wallfahrer waren’s im Kahne;
Und als sie zogen vor uns vorbei,
Sie sangen so klagend die Litanei,
Den sonnigen Rhein zu den Füßen.
Da hub sich mein liebster Gesell beim Mast,
Auf sprühte sein Glas in Funken;
Er sang: „O süßeste Lebenslast,
Ich liebe den Berg, dazu das Thal,
Ich liebe so Regen wie Sonnenstrahl,
Das Glück und die Thräne vor Leide –
Ich liebe sie alle beide.
Ich schüttle ihn von den Füßen,
Und hab’ ich gethan ein unrecht Ding,
So brauch’ ich darum nicht büßen:
Ein Adler, steig’ ich in Himmelsluft;
Und schweb’ ich zur Erde nieder,
So lächelt der Friede mir wieder.
Ihr lieben Heil’gen von Rauhenthal,
Du Milch von unsrer Frauen,
Euch will ich fröhlich trauen;
Die Ihr vom Himmel der Welt geschenkt,
Ihr habt die Lehr’ mir in’s Herz gesenkt:
Froh Herz und feurigen Willen,
So scholl sein Lied. Es nickte der Kahn,
Es nickten die lustigen Wogen;
Sein leeres Glas flog himmelan
Geschleudert in mächtigem Bogen.
Von Kreuz und Sünde der trübe Klang;
Sie fuhren langsam von dannen,
Bis daß sie das Ufer gewannen.