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ADB:Scher von Jever, Hermann Heinrich

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Artikel „Scher von Jever, Hermann Heinrich“ von Max von Waldberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 97–98, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scher_von_Jever,_Hermann_Heinrich&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 19:27 Uhr UTC)
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Scher: Hermann Heinrich S. von Jever, deutscher Dichter. Ueber sein Leben lassen sich nur ganz kümmerliche Daten ermitteln. Er ist wol zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Jever geboren und lebte in der Zeit seines litterarischen Schaffens, im dritten Jahrzehnt in Hamburg, wo ihn, nach seinen Aeußerungen und den Widmungsgedichten in seinem Hauptwerke zu schließen, freundschaftliche Beziehungen mit den litterarischen Persönlichkeiten der Stadt verbanden. Seine poetischen Leistungen tragen zwar nicht das Gepräge einer selbständigen künstlerischen Individualität, sind aber auch nicht sclavische Nachahmungen ihrer Vorbilder. Scher’s Waldkomödie „New-erbawte Schäferey, Von der Liebe Daphnis vnd Chrysilla, Neben Einem anmutigen Auffzuge vom Schafe Dieb. Hamburg Gedruckt bey Jacob Rebenlein. Im Jahr 1638“, erinnert in ihren realistisch gehaltenen Episoden, der Verwendung des niederdeutschen als Bühnensprache und in einzelnen Figuren an Rist’s gleichartige dramatische Werke, in einzelnen kecken Redewendungen und derberen Redensarten an den „Ulenspiegel“ und ein directer Einfluß beider auf S. ist mit Sicherheit anzunehmen. Auch in den vereinzelten lyrischen Einlagen des Stückes steht S. ganz auf dem Boden der Ristischen Poesie. Ohne Zweifel sind S. auch noch einige niederdeutsche Gedichte zuzuweisen u. a. ein Hochzeitsgedicht vom 26. September 1636, „Nyes vpstafferde Kösteofft Högevasken, van olem Tüge tohope samlet van Dominus Vir Forcipius“, das sich durch seinen stellenweise recht frischen Humor über die Durchschnittsleistungen in dieser Gattung erhebt, sowie das Gedicht vom Hühnerdieb „Hans Huhn“, in welchem er – sprachlich von Rist beeinflußt – ein gelungenes Genrebild von echt niederländischem Realismus entwirft. Scher’s bedeutendste Leistung bleibt jedoch sein – schon erwähntes – Zwischenspiel vom Schafdieb, in welcher er neben guter Beobachtung des Volkslebens auch einen feinen Sinn für Bühnenwirkung bekundet, die ihn trotz [98] seiner Abhängigkeit von Rist, zu einer litteraturhistorisch bemerkenswerthen Persönlichkeit macht.

Scherzgedichte von Johann Lauremberg ed. Lappenberg, Stuttgart 1861, S. 208, 257 f. – K. Th. Gaedertz, Das niederdeutsche Schauspiel. Berlin 1884, I, 54, 64 f.