Ein Writ in Acceleration, gemeinhin als Writ of Acceleration bekannt, zu deutsch Schreiben der Beschleunigung, war eine Unterart eines Writ of Summons, der es dem sicheren Titelerben (Heir Apparent) eines Inhabers mehrerer Peerstitel ermöglichte, unter einem nachgeordneten Titel seines Vaters Mitglied im englischen, später britischen House of Lords oder irischen House of Lords zu werden. Dieses Verfahren ermöglichte es das Durchschnittsalter des House of Lords zu senken und die Anzahl der fähigen Mitglieder, welche sich anfangs nur aus mehreren Dutzend Familien, später einigen hundert Familien, speiste, zu erhöhen ohne die effektive Größe der Peerage zu erhöhen und damit die Exklusivität der Adelstitel zu verwässern.
Das Verfahren der Writs of Acceleration wurde von König Eduard IV. 1482 eingeführt. Das Verfahren wurde nur selten, insgesamt 98 Mal in den über 400 Jahren angewendet. Das bislang letzte Writ of Acceleration wurde 1992 für den Politiker der Conservative Party und engen Mitarbeiter des Premierministers John Major, Robert Gascoyne-Cecil, Viscount Cranborne, den ältesten Sohn und Heir Apparent des Marquess of Salisbury ausgestellt. Er wurde mit dem väterlichen nachgeordneten Titel eines Baron Cecil, of Essendon in the County of Rutland, und nicht mit dem Höflichkeitstitel des Viscount Cranborne berufen. Das Verfahren wurde mit dem House of Lords Act 1999 abgeschafft, da das Recht der erblichen Peers auf einen Sitz im House of Lords entfiel.
Ein Writ of Acceleration wurde nur gewährt, wenn es sich nicht um den Haupttitel, sondern um einen nachgeordneten Titel handelte und der Begünstigte der Heir Apparent, also der direkte Titelerbe, des aktuellen Inhabers war. In den allermeisten Fällen in eine väterliche Baronie berufen, die meist nicht der Höflichkeitstitel war unter dem der Nachfolger bisher bekannt war. Zum Beispiel wurde William Cavendish, Marquess of Hartington, Erbe von William Cavendish, 3. Duke of Devonshire, als Baron Cavendish of Hardwick berufen. Im Hinblick auf Titel in der Peerage of Scotland wurden auch nach dem Act of Union 1707 keine Writs of Acceleration ausgestellt, da schottische Titel bis zum Peerage Act 1963 nicht fest mit einem Sitz im britischen House of Lords verbunden waren. Titel der Peerage of Ireland berechtigten auch nach dem Act of Union 1801 nie zu einem Sitz im britischen House of Lords, wohl aber bis 1801 zu einem solchen im irischen House of Lords – im Hinblick auf dieses wurden zwischen 1608 und 1736 insgesamt achtmal Writs of Acceleration ausgestellt.
Der Nachfolger nahm im House of Lords den protokollarischen Rang ein, welcher ihm nach dem ursprünglichen Verleihungsdatum des übertragenen Titels zustand. Beispielsweise hatte Viscount Cranborne durch seine am 13. August 1603 geschaffene Baronie Cecil Vorrang vor allen Baronien, die nach diesem Datum geschaffen wurden. Er musste jedoch allen Viscounts Vorrang gewähren, obwohl sein weiterhin getragener Höflichkeitstitel Viscount Cranborne der zweitälteste Viscount-Titel war.
Wenn der Nachfolger vor seinem Vater starb, ging die Baronie, gemäß dem Modus, welcher bei der Schaffung des Titels festgelegt wurde, an dessen Heir Apparent. War ein solcher nicht vorhanden, ging der Titel zurück an den Vater. Zum Beispiel wurde Charles Boyle, der älteste Sohn des 2. Earl of Cork und 1. Earl of Burlington, 1663 als 3. Viscount Dungarvan berufen und somit Mitglied des irischen House of Louds sowie 1689 in die väterliche Baronie of Clifford of Lanesborough, die mit einem Sitz im englischen House of Lords verbunden war. Als Charles Boyle 1694 vor seinem Vater, Richard Boyle, 1. Earl of Burlington starb, erhielt daraufhin sein Sohn, Charles Boyle, Enkel des Earls, einen Writ of Summons als Baron Clifford of Lanesborough sowie Baron Clifford, den sein Vater 1691 von seiner Mutter geerbt hatte, für das englische Parlament und als Viscount Dungarvan für das irische Parlament. Dieser musste daraufhin als Mitglied des House of Commons ausscheiden und wurde Mitglied des House of Lords.[1]
Ein Writ of Acceleration kann auch Auswirkung auf die Nummerierung der Titel haben. Angenommen der erste Earl Z und Baron X hat zwei Söhne und der erste Sohn erhält die Baronie vorzeitig. Wenn der zweite Baron X stirbt, dann wird sein Bruder nach dem Tod des Vaters zum zweiten Earl Z und dritten Baron X.
Drei Writs of Acceleration waren besonders bemerkenswert, da bei diesen durch einen Verfahrensfehler ein neuer Adelstitel (Barony by writ) geschaffen wurde.
1628 wurde James Stanley, Lord Strange, Erbe von William Stanley, 6. Earl of Derby, in der alten Barony of Strange (geschaffen 1299), einen Titel der seinem Vater zugeschrieben wurde, berufen. Das House of Lords entschied aber später, dass der 6. Earl nicht Inhaber des Titels war, sondern die Töchter des 5. Earls. Infolgedessen wurde mit der Berufung von James Stanley eine zweite Baronie Strange geschaffen.
Der zweite erwähnenswerte Fall war 1717 Charles Paulet, Marquess of Winchester, der Erbe von Charles Paulet, 2. Duke of Bolton, der als Baron St John of Basing ins Parlament berufen werden sollte. Durch einen Verfahrensfehler wurde er als Baron Pawlett of Basing berufen und ein neuer Adelstitel wurde geschaffen. Da er keine Söhne hatte blieb er der einzige Baron und sein Bruder wurde der 4. Duke.
Bei der vorzeitigen Berufung 1666 von Thomas Butler, 6. Earl of Ossory, ins englische House of Lords, wurde er im entsprechenden Writ of Summons als Baron Butler, of Moore Park, und nicht mit dem väterlichen Titel als Baron Butler, of Lanthony (geschaffen 1660) benannt und ihm so dieser neue Titel geschaffen.
Wenn der älteste Sohn eines Peers als Mitglied ins House of Lords berufen werden sollte, konnte alternativ zum Writ of Acceleration auch ein neuer Titel für ihn geschaffen werden. Dieser Weg wurde auch gewählt, wenn ein schottischer oder irischer Titelinhaber Mitglied im House of Lord werden sollte oder nur der Vater einen Titel innehatte und somit kein nachgeordneter Titel vorhanden war. Zum Beispiel wurde 1832 Edward Smith-Stanley, Lord Strange, Sohn und Erbe des Edward Smith-Stanley, 12. Earl of Derby, der neue Titel Baron Stanley, of Bickerstaffe verliehen. Zwei Jahre später folgte er seinem Vater als 13. Earl nach. Sein Sohn Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby wurde dagegen 1844 mit einem Writ of Acceleration zum 2. Baron Stanley, of Bickerstaffe ernannt. Ein weiteres Beispiel ist Robert Lindsay, 29. Earl of Crawford, welcher nach der Niederlage bei der Britischen Unterhauswahl im Oktober 1974, als Baron Balniel, of Pitcorthie in the County of Fife, zum Life Peer und somit bereits vor dem Tod seines Vaters, David Lindsay, 28. Earl of Crawford, im Jahre 1975 Mitglied im House of Lord wurde. George Younger wurde 1992 zum Life Peer Baron Younger of Prestwick, of Ayr in the District of Kyle and Carrick, ernannt. Bei ihm war kein Writ of Acceleration möglich, da sein Vater nur einen Titel, Viscount Younger of Leckie, innehatte.
Eine andere Möglichkeit für Söhne von Peers einen Sitz im Parlament zu erlangen, welche weder einen Writ of Acceleration noch einen neuen Titel erhielten, war es, sich als Abgeordnete im House of Commons zur Wahl stellen. Diese Variante kam historisch deutlich häufiger vor, als die der Writ of Acceleration oder die Verleihung eines neuen Titels. Vor dem 20. Jahrhundert war es für solche Personen aus der Oberschicht mit entsprechender politischer Neigung sehr einfach einen Wahlkreis zu finden, der bereit war sie zu wählen. Es gab mehrere Wahlkreise, die weniger als 30 Wahlberechtigte hatten, sogenannte Rotten oder Pocket Boroughs.
Writs of Accelerations ins englische später britische House of Lords
Da sein Vater ebenfalls als Lord Townshend angesprochen wurde, wurde Charles nach der territorialen Widmung seines Titels, Lynn Regis, Lord Lynn genannt
Da sein Vater bereits als Lord Poulett angesprochen wurde, wurde John nach der territorialen Widmung seines Titels, Hinton St. George, Lord Hinton genannt