Schrat
Schrate (in Bayern und Österreich auch Schrazen) gelten als eine Art von Naturgeistern. Je nach ihrem Lebensraum können sie auch als Wald-, Bach- oder Wiesenschrate etc. benannt werden.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die genaue Etymologie des Wortes Schrat ist unklar, aber wahrscheinlich ist das Wort germanischen Ursprungs. Im deutschsprachigen Raum findet man es zum Beispiel im mittelhochdeutschen Schraz, Schrate, oder im althochdeutschen scratto.[1][2][3] Die altnordische Form ist skrat(t)i („Zauberer“, „Riese“), die isländische skratti („Teufel“), vatnskratti („Wassergeist“),[4] die schwedische skratte (Narr, Zauberer, Teufel)[5] und die neuenglische (dial.) scrat („Teufel“).[6] Aus dem Deutschen fand der Schrat seinen Weg in die slawischen Sprachen, zum Beispiel polnisch (vor 1500) skrzat und skrzot („Hausgeist“, „Zwerg“),[7] tschechisch skřet, skrátek, skřítek („Kobold“, „Gold bringender Teufel“)[7] und slowenisch škrat, škratek, škratelj („Kobold“, „Bergmännchen“), škratec („Windwirbel“, „Weichselzopf“).[8]
Der Landschaftsname des Schraden (am Rand der Niederlausitz) wird dort volksetymologisch in diesem Zusammenhang erklärt.
Ein kleiner Schrat wird auch Schretel oder Schräzel genannt.[9] Weibliche Waldschrate stellen die „Schrätteli“ dar, die dem Volksmund nach Albträume verursachen.[10] Der Apotheker und Volkskundler Walther Zimmermann zeichnete auf sein Exlibris einen Schrätteli-Fuß am historischen Mörser.[11]
Heute wird der Begriff umgangssprachlich als Bezeichnung für einen ungepflegten, äußerlich verwildert wirkenden Menschen verwendet. Im bairischen Sprachraum hingegen vor allem für ungezogene Kinder.
Charakteristika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgehend von der Etymologie handelt es sich bei dem Schrat um „ein menschen- (oder tier-) ähnliches Geistwesen, das im Walde haust, den Albdruck verursacht, und das in Masken nachgeahmt wird“. Später wird der Schrat noch um die Bedeutung Kobold erweitert. In Kärnten soll ein Schrat eine Art Hausgeist bezeichnen.[12]
Anders als Elfen und die geselligen Bergmännlein sind Schrate Einzelgänger.[13]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Verlag de Gruyter, Berlin 1987 (Nachdruck der Ausgabe von 1927–1942).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kapitel Waldgeister im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens auf sagen.at
- Anmerkung zum Škrat im Anhang zu Rudolf Baumbachs Versepos Zlatorog bei Gutenberg-DE
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden 1989, 2. Aufl., S. 1351
- ↑ Steinmeyer, Althd. Gl. 1, 602, 12 f.; 2, 17, 46. 159, 29. 160, 3. 469, 4. 518, 35. 534, 43. 550, 58. 570, 61. 678, 45; 3, 244, 22. 672, 49. 674, 25 (waltscrate); 4, 204, 5. 373, 7; auch sletto II 580, 50
- ↑ Meyers Lexikon, 9. Band, Bibliographisches Institut, Leipzig 1942, Spalte 1228, Stichwort „Schratt“
- ↑ Cleasby-Vigfusson, Icelandic-English Dict. 556 b.
- ↑ Elof Hellquist: skratta/skrattabborre. In: Svensk etymologisk ordbok. 1. Auflage. C. W. K. Gleerups förlag, Berlingska boktryckerie, Lund 1922, S. 746–747 (schwedisch, runeberg.org).
- ↑ Wright Wülker 5, 274; vgl. Liebrecht Gervasius 82
- ↑ a b Brückner, Slownik etymologiczny jezyka polskiego (Kraków 1927) 497 a; Grimm Myth. 1, 397
- ↑ Pleteršnik, Slovensko-nemški slovar 2, 1895, S. 634a; vgl. Krauß, Slav. Volkforschung 88. 89; Graber, Kärnten 34; Vernaleken, Mythen 240.
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 18. Leipzig 1909, S. 37 (zeno.org).
- ↑ Norbert Sedlak: Die Schrätteli sind eine Weiler Fasnachts-Clique für die Familie. Badische Zeitung, 16. Februar 2018.
- ↑ Walther Zimmermann: Exlibris (Bucheignerzeichen) deutscher Apotheker. GEHE-Verlag, Dresden, und Wissenschaftliche Verlags-Gesellschaft, Stuttgart 1925, S. 108.
- ↑ Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Unveränd. photomechan. Nachdr. mit e. Vorw. von Christoph Daxelmüller. de Gruyter, Berlin [u. a.], ISBN 3-11-011194-2 (Ausg. 1987).
- ↑ Grimm 1992, Bd. I. S. 397.