Schlachtensee

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Schlachtensee
Luftaufnahme des Schlachtensees
Geographische Lage Berlin-Schlachtensee
Daten
Koordinaten 52° 26′ 34″ N, 13° 13′ 0″ OKoordinaten: 52° 26′ 34″ N, 13° 13′ 0″ O
Schlachtensee (Berlin)
Schlachtensee (Berlin)
Fläche 41,6 ha
Volumen 1.938.747 m³
Umfang 5,506 km
Maximale Tiefe 8,91 m
Mittlere Tiefe 4,66 m
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Der Schlachtensee ist ein See im Südwesten Berlins im Bezirk Steglitz-Zehlendorf am Rande des Grunewaldes.

Nach dem See wurden benannt:

Paul-Ernst-Park und See

Der schlauchförmige Schlachtensee ist der fast südlichste See der Grunewaldseenkette, die geologisch zur Hochfläche Teltow zählt und sich vor rund 15.000 Jahren im Brandenburger Stadium der Weichsel-Eiszeit als glaziale Rinne herausgebildet hat.

Mit etwa 421.000 m² Fläche und einer maximalen Tiefe von etwa 8,5 Metern stellt er einen der größeren Seen des Berliner Stadtgebiets dar; der Umfang beträgt 5,5 Kilometer. Das Seeufer wird intensiv für Spaziergänge genutzt und zählt mit seinem durchgängigen Uferweg zu den beliebtesten Jogging-Strecken in Berlin. Mit seiner guten Wasserqualität und waldreichen Lage ist der Schlachtensee zudem ein beliebtes Baderevier.

Seit 1981 werden jährlich rund drei Millionen m³ Wasser aus dem Großen Wannsee in der Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlage Beelitzhof fast vollständig von Phosphat befreit und dann mit nahezu Trinkwasserqualität am Südwestende des Schlachtensees eingeleitet.[1] Die Qualität des Wassers im See hat sich seitdem wesentlich gebessert. Zunehmende Nutzung, Uferzerstörung und weitere Phosphateinträge (u. a. Hundekot, Bodenerosion, Füttern von Wasservögeln, Aufwirbeln von Sediment) bedrohen allerdings die Qualität des Wassers.

Paul-Ernst-Park

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Liegewiese am Schlachtensee

Direkt am gleichnamigen S-Bahnhof Schlachtensee liegt der Paul-Ernst-Park. Ein dort aufgestellter Gedenkstein erinnert an den Namensgeber, den Schriftsteller Paul Ernst (1866–1933). Die öffentliche Grün- und Erholungsanlage zieht sich den Hang hinab bis zum See und knapp einen Kilometer am Südufer entlang bis zu der markanten Halbinsel unterhalb der Terrassenstraße. Oberhalb des Ufers findet sich die Marinesiedlung. Im Bereich der Halbinsel besteht der Park aus einem dichten Wald, während im oberen Bereich am S-Bahnhof Blumenbeete und – im Sommer stark frequentierte – Liegewiesen angelegt sind. Weitere Liegewiesen bestehen am Nordostufer des Sees, wo der Schlachtensee über einen teils unterirdischen Kanal mit der Krummen Lanke verbunden ist.

An der Ostseite des Sees befindet sich ein Bootsverleih. Angler finden im Schlachtensee und in der benachbarten Krummen Lanke 18 Fischarten vor. Über den S-Bahnhof Schlachtensee sind See und Wohnviertel gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden.

Der Name des Schlachtensees geht nicht auf eine Schlacht zurück. In einer Urkunde des einflussreichen Klosters Lehnin des Zisterzienserordens findet sich 1242 die Erwähnung des Dorfes Slatdorp am Slatse:

„villa Slauicali, que Slatdorp digitur, et duobus stagnis Slatse et Tusen“

Der Name des Sees ist ein Kompositum mit dem Grundwort -see. Das mittelniederdeutsche Vorderglied slaht bzw. slat bezeichnet ein Pfahlwerk als ‚Uferbefestigung‘ bzw. „ein quer durch das Flussbett als Fisch- oder Mühlenwehr aufgeführtes Stauwerk aus Holz oder Steinen“.[2] Eine andere Deutung, beispielsweise von Richard George im Jahr 1900 vertreten, geht von dem slawischen Begriff slaty (‚goldfarben‘, ‚goldgelb‘) aus und verweist auf die Färbung des Sees.[3] Der Namenforscher für den Teltow Gerhard Schlimpert verweist neben slat ‚Pfahlwerk als Uferbefestigung‘ auf solt ‚Sumpf‘, ‚Morast‘ und erwähnt die mögliche Bedeutung ‚golden‘ nur am Rande.

Nach der oben genannten Urkunde kaufte das Kloster den gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. die Ortschaften Zehlendorf und Slatdorp zusammen mit zwei Seen und einem Wald für 300 Mark ab. Das Dorf ist später sehr wahrscheinlich wüst gefallen. Der zweite See mit dem unklaren Namen Tusen oder Imtzen bezeichnete mit einiger Sicherheit den benachbarten Nikolassee, der über die langgestreckte Niederung der landschaftsgeschützten Rehwiese mit dem Schlachtensee verbunden ist.

Restaurant Fischerhütte

Die heutige Siedlung Schlachtensee entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts. Zuvor war um 1750 am Ufer eine Fischerhütte errichtet worden, die dem Lokal Alte Fischerhütte am Nordost-Ufer den Namen gab. Das Lokal mit seinen Gartenplätzen wurde 2005 restauriert und erweitert. Die ersten Erwähnungen der Fischerhütte stammen aus dem Jahr 1759:

„auf dem sogenannten Schlachtensee […] wegen Erbauung eines Fischer Hauses und den dabey zu liegenden Ackers“

und aus dem Jahr 1767:

„in der Teltoischen Heide die Pertinentzien *) zum Fischer Hause am Schlachtensee belegen vermessen“

*) 
dazugehöriges Land

Ehemalige Schlachtensee-Fähre

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Walter Leistikow: Abendstimmung am Schlachtensee, 1895

Im Jahr 1896 wurde August Hensel Fischereipächter des Schlachtensees. Damals gab es drei Gaststätten am Schlachtensee: die Alte Fischerhütte, das Schloss Schlachtensee (1955 abgerissen) und die Neue Fischerhütte (1938 abgerissen). Um 1900 betrieb Hensel eine Motorbootverbindung zwischen der Alten und Neuen Fischerhütte sowie eine Fähre von der Neuen Fischerhütte auf die gegenüberliegende Uferseite. Das Motorboot hieß Siegfried. Um 1906 kaufte Hensel ein 16,5 Meter langes, für 77 Personen ausgelegtes Boot mit Namen Anne, 1920 das Boot Sidonie (14 Meter lang). 1913 wurde das Baden im See verboten, da das Gewässer in Privatbesitz gelangte. 1940 wurde die Fährverbindung mangels Treibstoff eingestellt, im November 1945 wurden die beiden Boote durch eine Brandstiftung zerstört. Hensel nahm trotzdem mit einem Fischerkahn den Fährverkehr zum gegenüberliegenden Ufer wieder auf. 1964 kaufte er ein neues Ponton-Ruderboot. Nach dem Tod Hensels übernahm sein Sohn Günter den Fährbetrieb, den er 1976 wegen zu geringer Nachfrage einstellte.[4]

Gedicht Schlachtensee

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Blick über den Schlachtensee
Schlachtensee im Herbst

Die Schriftstellerin Ludovica Hesekiel (1847–1889) dichtete folgende Zeilen mit dem Titel Schlachtensee:

Die Kiefern neigen sich leise / blau liegt und still der See,
wir lauschen der alten Kunde / von Wendenlust und Weh.

Da kamen die Sachsen gezogen / hinein ins Heveller-Land,
und christliche Tempel erhoben / sich wo ein Götze stand.

Der grimme Bär von Askanien, / der brach der Wenden Macht,
der hat zuerst von allen / der Marken Größe gedacht.

Und endlich sanken die Wenden / besiegt und geschlagen dahin;
es donnert über die Kiefern, / wild heult der Sturm darin.

Der Regen peitscht die Wellen, / die lachende Schar wird stumm,
Am Schlachtensee die Geister / der alten Wenden gehen um.

Der grimme Bär von Askanien verweist hier auf den Gründer der Mark Brandenburg und ersten Markgrafen Albrecht den Bären, den Ururgroßvater der erwähnten Markgrafen Johann I. und Otto III.

Der Schlachtensee war unter anderem wegen des relativ klaren Wassers unter Sporttauchern populär. Der Tauchtourismus stieg an, nachdem in den Medien über einen 1,70 Meter langen Wels in dem See berichtet worden war. Das Sporttauchen wurde jedoch im Juni 2008 durch das Umweltamt Steglitz-Zehlendorf im Rahmen einer Allgemeinverfügung zur Regelung des Gemeingebrauchs sowohl für die Krumme Lanke als auch für den Schlachtensee ganzjährig verboten. Da Tauchen in Berlin jedoch nicht als Allgemeingebrauch anerkannt und damit grundsätzlich nicht erlaubt ist, wurde das Verbot für den Schlachtensee von dem damaligen Sportstadtrat Norbert Schmidt (CDU) als Klarstellung der sowieso bestehenden Rechtslage bezeichnet.[5]

Am 19. Januar 2009 wurde das Verbot gelockert, sodass Tauchern mit international anerkannter Ausbildung das Tauchen mit Sonderausrüstung von Juli bis Dezember von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang erlaubt war. Tauch-Grundausbildungen blieben ebenso untersagt wie die Nutzung von Hilfsantrieben und jeder Tauchgang musste spätestens 24 Stunden zuvor per E-Mail beim Landestauchsportverband Berlin gemeldet werden. Die Stelle für den Wassereinstieg war so zu wählen, dass dabei keine Ufervegetation zerstört werden konnte.[6] Die Ausnahmeregelung lief zum 31. Dezember 2011 aus. Seitdem ist das Tauchen am Schlachtensee wieder gänzlich untersagt.[1] Ausnahmegenehmigungen müssen beim Umweltamt des Bezirks beantragt werden.

Derweil erfreut sich der See bei Wassersportlern großer Beliebtheit. Seit einigen Jahren nutzen vor allem Stand-Up-Paddler das ruhige Gewässer.

  • Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542. Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Band 12.1. Lukas Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-931836-45-2 (Zugleich: Dissertation, Freie Universität Berlin, 1999). Zum Kauf Schlachtensee etc. S. 239 (das lateinische Zitat aus Schlimpert).
    • … (ebenso): Regestenverzeichnis. … Band 12.2. ISBN 3-931836-46-0, Urkunde Kauf Slatdorp Nr. 81.
  • Gerhard Schlimpert: Brandenburgisches Namenbuch, Teil 3, Die Ortsnamen des Teltow. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1972, lateinisches Zitat Kauf 1242, Seite 170; Zitate Fischerhütte S. 159, Namensableitung S. 170, 159 f.
  • Andreas Jüttemann: Spaziergänge und Entdeckungen rund um Schlachtensee und Krumme Lanke. Pharus Plan, Berlin 2020, ISBN 3-86514-226-5.
Commons: Schlachtensee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Sauberer Schlachtensee und Krumme Lanke. Archiviert vom Original am 29. August 2018; abgerufen am 6. Juli 2020.
  2. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2014, S. 840 (Lemma „Schlachtensee“).
  3. Ludovica Hesekiel: Schlachtensee. In: Richard George (Hrsg.): Hie gut Brandenburg alleweg! Verlag von W. Pauli’s Nachf., Berlin 1900, S. 49 (als Anmerkung des Herausgebers).
  4. Fähren im Südwesten Berlins In: BahnInfo Regional
  5. Brigitte Schmiemann: Tauchverbot im Schlachtensee ärgert Sportler. In: Die Welt. 5. August 2008 (welt.de [abgerufen am 6. Juli 2020]).
  6. Steven Blum Roger Blum: Tauchverbot Schlachtensee Krumme Lanke. Abgerufen am 6. Juli 2020.