Robert Förstemann

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Robert Förstemann
Robert Förstemann mit der Bronzemedaille der Olympischen Spiele 2012
Robert Förstemann mit der Bronzemedaille
der Olympischen Spiele 2012
Zur Person
Geburtsdatum 5. März 1986
Nation Deutschland
Disziplin Bahn: Kurzzeit
Fahrertyp Sprinter
Verein(e) / Renngemeinschaft(en)
2004
2005–2006
2007–2010
2012–2014
2016–2018
2019–2021
2022–
SSV Gera 1990 e.V.
RSC Turbine Erfurt
SSV Gera
SSV Gera
RSC Cottbus
PSV Rostock
RSV Werner Otto Berlin
Internationale Team(s)
2011
2015
Team Erdgas.2012
Track Team Brandenburg
Wichtigste Erfolge
Olympische Spiele
Gold Olympiabronze Teamsprint 2012
Weltmeisterschaften
Regenbogentrikot Weltmeister Teamsprint 2010
Europameisterschaften
Europameister-Trikot Europameister Teamsprint 2010, 2013, 2016
Letzte Aktualisierung: 9. März 2023

Robert Förstemann (* 5. März 1986 in Greiz) ist ein deutscher Bahnradsportler, der auf Kurzzeitdisziplinen spezialisiert ist. Seine besondere Stärke war der Teamsprint, außerdem startete er in den Disziplinen Sprint und 1000-Meter-Zeitfahren. Seit 2019 startet er als Pilot im Paracycling.

Radsport-Laufbahn

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Robert Förstemann begann im Alter von 15 Jahren mit dem Leistungsradsport. Schon in der Jugend- und Juniorenklasse gelangen ihm zahlreiche Erfolge. Bei seinen ersten nationalen Meisterschaften 2002 errang er die Bronzemedaille im Sprint. 2004 wurde er in Los Angeles mit Benjamin Wittmann und Maximilian Levy Junioren-Weltmeister im Teamsprint. Ab 2005 gehörte Förstemann der deutschen Bahn-Nationalmannschaft an und nahm ab 2006 an allen Bahnrad-Weltmeisterschaften teil. 2010, 2013 und 2016 wurde er Europameister im Teamsprint.

2010 wurde Robert Förstemann gemeinsam mit Maximilian Levy und Stefan Nimke Weltmeister im Teamsprint. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London errang er gemeinsam mit Maximilian Levy und René Enders die Bronzemedaille im Teamsprint. Förstemann war nur als Ersatzmann für diesen Wettbewerb vorgesehen; wegen einer Verletzung von Stefan Nimke wurde er kurzfristig im Rennen eingesetzt. Im Sprint belegte er Platz sieben. 2011 bis 2013 gewann er den Großen Preis von Deutschland im Sprint, 2013 die traditionsreiche Champion of Champions Trophy.

Nachdem Förstemann die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro verpasst hatte, kündigte er eine mehrmonatige Auszeit an und beendete die Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Trainer Emanuel Raasch.[1] Bei zwei Läufen des Bahnrad-Weltcups siegte Förstemann im Teamsprint, in Cali mit Max Niederlag, Eric Engler und Maximilian Dörnbach, in Manchester mit Maximilian Levy und Joachim Eilers. Bei den Bahneuropameisterschaften in Berlin errangen Förstemann, Maximilian Levy und Joachim Eilers die Silbermedaille.

Im Januar 2019 stürzte Robert Förstemann beim Bremer Sechstagerennen; er brach sich drei Rippen, ein Schlüsselbein und erlitt Schnittwunden im Gesicht. Er musste operiert werden. Grund für den Sturz war offenbar ein Defekt am Vorderrad.[2]

Zum 31. Dezember 2018 schied Förstemann aus dem Bund Deutscher Radfahrer aus und fährt seitdem für den Deutschen Behindertensportverband als Pilot in Tandemrennen. Sein erster Start war bei den UCI-Paracycling-Bahnweltmeisterschaften 2019 in Apeldoorn als Pilot des sehbehinderten Sportlers Kai Kruse.[3] Im 1000-Meter-Zeitfahren belegte das Duo Platz sieben. Bei den Weltmeisterschaften im Jahr darauf errang das Duo gemeinsam mit Bronze seine erste internationale Medaille. Bei den Sommer-Paralympics in Tokio belegten Kruse und Förstemann am 28. August 2021 den vierten Platz und verpassten die Bronzemedaille lediglich um 0,082 Sekunden. Tandem-Pilot Förstemann äußerte anschließend harsche Kritik am Material.[4]

Nachdem Kai Kruse vom Leistungsradsport zurückgetreten war, tat sich Förstemann mit dem Para-Sportler Thomas Ulbricht zusammen, der wegen Verletzungen die Leichtathletik hatte aufgeben müssen. Beim ersten gemeinsamen Wettkampf im Tissot Velodrome im schweizerischen Grenchen gewannen die beiden den Sprint und belegten im Zeitfahren Platz zwei.[5] Bei den UCI-Paracycling-Bahnweltmeisterschaften 2022 im französischen Saint-Quentin-en-Yvelines gewannen die beiden Sportler Silber im Sprint und Bronze im Zeitfahren, ebenfalls bei den Bahn-Weltmeisterschaften 2023. Bei den Sommer-Paralympics 2024 in Paris belegten Förstemann und Ulbricht mit einer Zeit von 59,862 Sekunden Platz drei im Zeitfahren über 1000 Meter und errangen damit Bronze. In der Qualifikation hatten die beiden Sportler mit 59,480 Sekunden einen deutschen Rekord aufgestellt.[6]

Robert Förstemann stellte am 28. Mai 2010 einen deutschen Rekord über die 200-Meter-Distanz (fliegender Start), anlässlich des „Grand Prix der Sprinter – Alexander-Lesnikov-Memorial“ auf der Olympia-Bahn in Moskau-Krylatskoje (9,893 s) und verbesserte ihn an gleicher Stelle am 29. Mai 2011 (9,814 s).[7] Am 24. Juni 2012 erreichte Robert Förstemann beim US Grand Prix of Sprinting in Colorado Springs eine Zeit von 9,652 s.[8] Bei der Qualifikation für das Sprintturnier des zweiten Laufs des Internationalen Sparkassen-Sprintercup am 23. Juni 2013 in Cottbus stellte Robert Förstemann zudem einen neuen Flachbahn-Weltrekord mit einer Zeit von 9,790 s auf.[9]

Robert Förstemann war Inhaber mehrerer Bahnrekorde. Am 9. Juli 2011 verbesserte er bei den deutschen Bahnmeisterschaften z. B. den zwölf Jahre alten Bahnrekord im Berliner Velodrom auf 10,026 s, den bis dahin Jens Fiedler (10,069 s) gehalten hatte.[10] Er war Bahnrekord-Halter in Colorado, Valencia, Glasgow, Cottbus, Tula, Oberhausen, Wien und Apeldoorn.

Im Dezember 2013 gewann Förstemann gemeinsam mit René Enders und Joachim Eilers beim zweiten Lauf des Bahnrad-Weltcups 2013/2014 den Teamsprint; in der Qualifikation fuhren die drei Sportler mit 41,871 Sekunden einen neuen Weltrekord.[11] Das Trio verbesserte damit die alte Rekordmarke von 42,600 Sekunden, die die britische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 2012 in London gefahren war.

In 1:00,554 Minuten (1000 m) konnten Förstemann und der sehbehinderte Kruse bei den Paralympischen Spielen in Tokio einen neuen deutschen Rekord aufstellen.

Vereine und Trainer

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Förstemann (r.) mit seinem Trainer Jochen Wilhelm (2004)
Förstemann auf der Bahn (2009)
Robert Förstemann (l.) bei der EM 2017 mit Levy (M.) und Eilers nach dem Gewinn der Silbermedaille im Teamsprint

Förstemanns Heimatverein ist seit 2001 der SSV Gera 1990. Von 2004 an startete er für das „Sprintteam Stadtwerke Erfurt“ sowie das „XXL-Erdgas-Team“; von 2009 bis 2012 für das Team Erdgas.2012. Seit April 2012 startet er ausschließlich für seinen Heimatverein. Er war bis 2005 Gymnasiast an der Eliteschule des Sports Pierre-de-Coubertin-Gymnasium in Erfurt und ist seit 2009 Polizeimeister bei der Bundespolizei. Er gehört zur Bundespolizeisportschule Kienbaum.[12] Förstemann wurde ab 2006 von Jörg Uwe Krünägel und Emanuel Raasch trainiert; frühere Trainer waren Wolf-Dieter Lampke (2001/2002), Andreas Wartenberg (2002), Gerald Mortag (2002/2003) und Jochen Wilhelm (2003 bis 2006). Seit 2020 trainiert Robert Förstemann mit seinem Partner Kai Kruse beim Bahnradtrainer des DBS e.V Markus Wähner.

2008 wurde Förstemann mit der Ehrennadel der Stadt Gera in Silber ausgezeichnet; 2009 und 2010 erhielt er jeweils die Ehrennadel in Gold. Am 7. November 2012 überreichte ihm Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt, die höchste staatliche Auszeichnung für Spitzenleistungen im deutschen Sport.[13]

Im Juni 2011 hat Robert Förstemann geheiratet und ist seit Januar 2013 Vater eines Sohnes, 2017 wurde ein zweiter Sohn geboren.[14]

Besondere Aufmerksamkeit erregen seine Oberschenkel, die einen Umfang von 73 Zentimetern haben. Nach eigenen Angaben besitzt er eine angeborene Fehlfunktion des Proteins Myostatin, welches normalerweise das Muskelwachstum hemmen würde.[15]

2015 nahm Förstemann an einem Experiment von Studenten der Stockholmer Akademie für Darstellende Künste teil, bei dem eine Scheibe Weißbrot nur durch Beinkraft goldbraun getoast werden sollte. Ziel war es, die menschliche Leistungsfähigkeit ins Verhältnis zu alltäglichen menschlichen Energieverbrauchen zu setzen. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde ermittelt, dass etwa 180 Robert Förstemann benötigt werden, um ein Auto anzutreiben und 43.000 für ein Flugzeug. In einem Youtube-Video wurde der Versuch dokumentiert.[16]

Im März 2022 wurde Förstemann zum Vizepräsidenten des Berliner Radsportverbandes gewählt.[17]

2003

2004

2005

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Europameister-Trikot Europameister Teamsprint (mit Maximilian Levy und René Enders)

2014

2015

2016

2017

2020

2022

2023

2024

Commons: Robert Förstemann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Redaktion: Robert Förstemann kündigt mehrmonatige Auszeit an: „Fange bei Null an“. In: velomotion.de. 3. Februar 2016, abgerufen am 3. Februar 2016.
  2. Förstemann muss nach schwerem Sturz operiert werden – Radsport bei. In: rad-net.de. 13. Januar 2019, abgerufen am 13. Januar 2019.
  3. Wechsel in Behindertensport: Förstemann hofft auf WM-Erfolg – Radsport bei. In: rad-net.de. 31. Dezember 2018, abgerufen am 11. März 2019.
  4. Bahnrad-Duo Kruse/Förstemann verpasst Paralympics-Medaille. In: tokio.sportschau.de. 25. August 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  5. Thomas Ulbricht setzt seine Laufbahn beim Radsport fort – Altmark-Sport. In: az-online.de. 27. Dezember 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  6. sportschau.de: Para-Radsport-Bahn: Bahnrad-Tandem Ulbricht/Förstemann holt Bronze. In: sportschau.de. 1. September 2024, abgerufen am 1. September 2024.
  7. Förstemann verbessert deutsche Bestleistung. In: lr-online.de. 31. Mai 2011, abgerufen am 12. Juni 2015.
  8. Förstemann fährt deutschen Rekord. In: rad-net.de. 25. März 2013, abgerufen am 12. Juni 2015.
  9. Förstemann aus Gera siegt beim Sprinter-Cup mit Weltrekord. 24. Juni 2013, abgerufen am 12. Juni 2015.
  10. Fiedler stellte diesen Rekord während der UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1999 auf.
  11. Deutsche starten mit drei Siegen und zwei Weltrekorden. radsport-news.com, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  12. Sportlerporträt. bundespolizei.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2016; abgerufen am 20. Februar 2016.
  13. Bundespräsident Gauck ehrt Olympia- und Paralympics-Medaillengewinner mit Silbernem Lorbeerblatt. 7. November 2012, abgerufen am 12. Oktober 2013.
  14. Andreas Lorenz: Robert Förstemann: Papa sein ist kein Sprint! In: berliner-kurier.de. 21. Januar 2017, abgerufen am 14. Januar 2019.
  15. Wer toppt diese Olympia-Schenkel? BZ Online, 1. August 2012
  16. RP ONLINE: Ungewöhnliches Experiment mit Bahnrad-Sprinter: Förstemann röstet eine Scheibe Toast nur durch Beinkraft. 5. Juni 2015, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  17. Förstemann neuer Vizepräsident im Berliner Radsportverband - «Ich lebe den Radsport». In: rad-net.de. 29. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.