Otto Spamer
Johann Christian Gottlieb Franz Otto Spamer (* 29. August 1820 in Darmstadt; † 27. November 1886 in Leipzig) war ein deutscher Buchhändler und Verleger (zeitgenössisch Verlagsbuchhändler) für Bücher und Zeitschriften in Leipzig. Als Autor nutzte er teilweise das aus seinen Vornamen abgeleitete Pseudonym Franz Otto.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer Lehre bei Eduard Heil in Darmstadt und einigen Jahren, in denen er in Aschaffenburg und in Leipzig bei Johann Jacob Weber Berufserfahrung sammelte, machte Otto Spamer sich 1847 in Leipzig als Buchhändler selbständig. Die Revolution von 1848 verschlug ihn über Wien bis in die Türkei. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig brauchte es einige Zeit, bis seine Buchhandlung wieder Fuß fassen konnte.
Sein verlegerischer Schwerpunkt lag im Bereich der Familien- und Volksschriften sowie der Kinder- und Jugendliteratur, wobei es sich in der Regel um reichlich illustrierte Ausgaben handelte.[1]
Otto Spamer wurde im Spamerschen Erbbegräbnis in der IX. Abteilung des Neuen Johannisfriedhofs beerdigt.
Größere Werke und Schriftenreihe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Illustrirte Jugend- und Hausbibliothek
- Otto Spamers Illustrirte Bibliothek der Länder- und Völkerkunde zur Erweiterung der Kenntniß der Fremde
- als Herausgeber zusammen mit Franz Otto: Das Buch berühmter Kaufleute oder Der Kaufmann zu allen Zeiten, 2 Bände, 1869–1870 und weitere Auflagen
- Illustrirtes Konversations-Lexikon, Vergleichendes Nachschlagebuch für den täglichen Gebrauch. Hausschatz für das deutsche Volk und „Orbis pictus“ für die studirende Jugend. 1870–1882.
- Friedrich von Hellwald: Centralasien. Landschaften und Völker in Kaschgar, Turkestan, Kaschmir und Tibet. Mit besonderer Rücksicht auf Russlands Bestrebungen und seinen Kulturberuf. 1875.
- Friedrich Christmann: Australien. Geschichte der Entdeckung und Kolonisation. Bilder aus dem Leben der Ansiedler in Busch und Stadt. 2. Auflage, 1880.
- Friedrich Georg Wieck: Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien.
- 3. Auflage (2 Teile in 3 Bänden), 1857–1858.
- 4. Auflage (4 Bände), 1859–1862. (inklusive Supplementband Heft 1–6: Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiet des gewerblichen Lebens und der Fabrikation.)
- Ergänzungsband Der Weltverkehr und seine Mittel zur 5. Auflage, 1868.
- 6. Auflage, 1872–1874.
- 2. Auflage des Ergänzungsbandes, 1875.
- 7. Auflage, 1876–1879.
- 8. Auflage (9 Bände), 1889–1893.
- 9. Auflage (10 Bände), 1896–1901.
Besonders diese 9. Auflage bietet ein Kaleidoskop zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte der westlichen Welt im ausgehenden 19. Jahrhundert, das nicht zuletzt durch seine reichhaltigen und aufwändigen Illustrationen besticht und bis heute als „gedruckte Quelle“ verwendet wird. - Das Buch der Erfindungen. (Ausgabe in einem Band), redigiert von Lassar Cohn, 1901.
- Ausgabe in schwedischer Sprache: Uppfinningarnas bok. (6 Bände und Ergänzungsband) 1873–1875. (Digitalisat)
Weitere Titel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Körner: Illustrirte geographische Bilder aus Oesterreich. In Schilderungen aus Natur, Geschichte, Industrie und Volksleben. 1856.
- Heinrich Birnbaum: Das Reich der Wolken. Vorträge über die Physik des Luftkreises und der atmosphärischen Erscheinungen. 1859.
- Otto Spamer: Vehme oder Justiz? Appellation an die öffentliche Meinung in Betreff eines Gutachtens des Leipziger Sachverständigen Vereins I. Section vom 10. November 1858, wodurch derselbe den Inhalt des angeklagten Buchs: Livingstone, der Missionär etc. für gesetzmäßig erklärt und dennoch dessen Verleger auf's Empfindlichste an der Ehre kränkt. Eine Streitschrift zu seiner Rechtfertigung und im Interesse des gesamten deutschen Buchhandels geschrieben. 1859.
- Ida von Reinsberg-Düringsfeld, Das Buch denkwürdiger Frauen. In Lebens- und Zeitbildern. Festgabe für Mütter und Töchter. 1871.
- Hugo Schramm: Illustrirte Chronik des Deutschen Nationalkrieges im Jahre der deutschen Einigung 1870-71. (8 Bände) 1872.
- Karoline Goepel: Illustrirte Kunstgeschichte. Wanderungen durch das Reich der bildenden Künste, auf den Wegen ihrer Entwicklung. Für die reifere deutsche Jugend, insbesondere für Töchter gebildeter Stände dargestellt. 1879. (später auch in die Reihe Illustrirte Jugend- und Hausbibliothek aufgenommen)
- Otto von Leixner: Illustrirte Geschichte des deutschen Schriftthums in volksthümlicher Darstellung. (2 Bände) 1880/1881.
- Otto von Leixner: Illustrierte Geschichte der fremden Literaturen. (2 Bände) 1882/1883.
- Otto Kaemmel: Illustrirte Geschichte der Neueren Zeit. (2 Bände) 1883.
- Johanna von Sydow: Das Buch der Hausfrau. Mitgabe für Frauen und Jungfrauen zur Begründung des Hauses sowie zur Sicherung häuslichen Wohlstandes und Komforts. Gemäß den Anforderungen der Gegenwart vorbereitet. 1884. Digitalisat
- Arthur Wilke: Die Elektrizität, ihre Erzeugung und ihre Anwendung in Industrie und Gewerbe. 1899.
Ausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig: Ausstellung „Otto Spamers Bücherfabrik – Sachbuchwelten für die Jugend“, 7. Februar bis 4. September 2020, verlängert bis 15. Januar 2021[2]
- online-Version der Ausstellung, Staatsbibliothek Berlin
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- O. Spamer's Illustrirter Katalog, enthaltend die im Verlag O. Spamer in Leipzig erschienenen Illustrirten Jugend-, Haus-, Schul-, Volksbibliotheken. Weihnachten 1959
- Patricia F. Blume, Wiebke Helm (Hg.): Die Bücherfabrik. Geschichte des Leipziger Otto Spamer Verlages. Sax Verlag: Leipzig 2020. ISBN 978-3-86729-258-0.[3]
- Gustav Wustmann: Spamer, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 31 f.
- Rudolf Schmidt: Spamer, Otto. In: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5, Berlin / Eberswalde 1908, S. 906–910.
- Roland Stark: Spamer, Johann Gottlieb Christian Franz Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 620 f. (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Otto Spamer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Projekt und Ausstellung "Otto Spamers Bücherfabrik" an der Universität Leipzig
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Blume, Patricia F.; Helm, Wiebke: Lesen zwischen Haus und Schule. Die Verlagsbuchhandlung Otto Spamer. In: Blume, Patricia F.; Helm, Wiebke (Hrsg.): Die Bücherfabrik. Geschichte des Leipziger Otto Spamer Verlages. Sax-Verlag, Markkleeberg 2020, ISBN 978-3-86729-258-0, S. 13–78.
- ↑ Ralf Julke: Das Schulmuseum zeigt zum 200. Geburtstag von Otto Spamer eine Ausstellung über seinen einst berühmten Sachbuchverlag, abgerufen am 27. September 2021
- ↑ Ralf Julke: Die Bücherfabrik: Eine verdiente Würdigung für den fast vergessenen Leipziger Verleger Otto Spamer, abgerufen am 27. September 2021
Personendaten | |
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NAME | Spamer, Otto |
ALTERNATIVNAMEN | Spamer, Johann Christian Gottlieb Franz Otto (vollständiger Name); Otto, Franz (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Buchhändler und Verleger |
GEBURTSDATUM | 29. August 1820 |
GEBURTSORT | Darmstadt |
STERBEDATUM | 27. November 1886 |
STERBEORT | Leipzig |