Messier-Katalog

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Messier-Katalog ist eine Auflistung 110 ortsfester astronomischer Objekte (hauptsächlich Galaxien, Sternhaufen und Nebel), die neblig erscheinen und keine Kometen sind. Er ist der erste einer langen Reihe von Nebelkatalogen.

Der französische Astronom Charles Messier (1730–1817) veröffentlichte diesen Katalog erstmals 1771. Darin waren 45 Objekte enthalten. Nach Vermittlung von Jérôme Lalande kam es zu einer Zusammenarbeit mit Pierre Méchain, mit dessen Hilfe der Katalog bis 1784 in zwei weiteren Veröffentlichungen auf 103 Objekte anwuchs. Später wurde er von Wissenschaftshistorikern auf 110 Objekte „aufgefüllt“. Die meisten der Katalogobjekte waren vorher noch nicht bekannt gewesen.

Der Messier-Katalog war und ist von großer praktischer Bedeutung. Er war einer der Ausgangspunkte für die systematische Erforschung von Galaxien, Nebeln und Sternhaufen. Die von ihm vergebenen Nummern sind nach wie vor die übliche Bezeichnung vieler wichtiger Himmelsobjekte.

Entstehungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Charles Messier, um 1770

Charles Messiers Forschungsinteresse galt der „Kometenjagd“. Bis 1801 hatte er die beeindruckende Zahl von 20 neuen Kometen entdeckt. Auf der Suche nach Kometen stieß er immer wieder auf diffuse „Flecken“, die zwar ähnlich wie Kometen aussahen, im Gegensatz zu jenen aber ihre Position am Himmel nicht merklich änderten. Diese nicht vorhandene Eigenbewegung deutete darauf hin, dass es sich um Objekte weit außerhalb des Sonnensystems handelt.

Um Verwechslungen auszuschließen und um bei der weiteren Kometensuche keine Zeit auf diese Objekte zu verschwenden, legte Messier einen Katalog nebliger Objekte an, deren Position und sichtbare Eigenschaften er verzeichnete. Katalognummer 1, in heutiger Sprechweise „Messier 1“ oder M1, erhielt der Krebsnebel (Crabnebel, Krabbennebel) im Sternbild Stier. Die weiteren Objekte wurden in der Reihenfolge ihrer Aufnahme in den Katalog durchnummeriert. Der Andromedanebel, eine Galaxie im Sternbild Andromeda, beispielsweise trägt die Bezeichnung M31.

Der eigentliche Katalog enthielt letztlich die Objekte M1 bis M103 und wurde in drei Teilen veröffentlicht:

  • im Jahr 1774: M1 bis M45 in Mémoires de l’Academie 1771,
  • im Jahr 1780: M1 bis M70 in Connaissance des temps 1783 und
  • im Jahr 1781: M1 bis M103 in Connaissance des temps 1784.

Heute umfasst der Messier-Katalog zusätzlich die Objekte M104 bis M110:

  • M104 wurde von Messier handschriftlich in sein eigenes Exemplar seines Kataloges eingetragen.
  • in den Jahren 1781 und 1782 wurden von Méchain die Objekte M105 bis M109 entdeckt und fanden in einem Brief an Johann III Bernoulli Erwähnung. M108 und M109 erwähnte Messier selbst in seiner Beschreibung des Objekts M97, nahm sie aber aus unbekannten Gründen nicht als eigenständige Objekte in seinen Katalog auf.

All diese Objekte wurden erst nachträglich, zwischen 1921 und 1966, von Wissenschaftshistorikern dem Messier-Katalog zugerechnet, mit der Begründung, sie hätten mit großer Wahrscheinlichkeit Eingang in die geplante, aber nie veröffentlichte vierte Version von Messiers Katalog gefunden. Insbesondere die letzten nie von Messier veröffentlichten Objekte, aber auch einige Objekte des veröffentlichten Kataloges, wurden später von verschiedenen Astronomen (etwa Wilhelm Herschel) unabhängig von Messiers Beobachtungen noch einmal entdeckt.

Der Messier-Katalog war nicht der erste Katalog dieser Art, aber er war der erste derartige Katalog, der weitgehend vollständig und fehlerfrei war, um für praktische Beobachtungen einsetzbar zu sein. Auch heute noch sind die meisten Objekte des Katalogs vor allem unter ihren Messier-Nummern bekannt.

Zum Zeitpunkt der Erstellung des Messier-Kataloges war die Natur der dort verzeichneten Objekte unklar. Die Forschungen, die aufklärten, was es mit Galaxien, Nebeln und Sternhaufen auf sich hatte, nahmen vom Messier-Katalog, vom New General Catalogue und vom Index-Katalog ihren Ausgang.

Unter Amateurastronomen und in Volkssternwarten ist der Messier-Katalog insbesondere beliebt, da die darin aufgeführten Objekte bereits mit kleineren Teleskopen oder starken Ferngläsern beobachtet werden können. Eine besondere Beobachtungsaufgabe stellen dabei die Messiermarathons dar, in deren Rahmen jeder Teilnehmer im Laufe einer einzigen Nacht alle Messier-Objekte beobachten muss.

Fehler und Grenzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Katalog hat höchstens einen Fehleintrag: Unter Wissenschaftshistorikern herrscht keine Einigkeit, ob es sich bei Messier 102 um eine fehlerhafte zweite Aufführung des Objekts Messier 101 handelt oder um eine Beobachtung der Spindelgalaxie NGC 5866, die in modernen Versionen des Kataloges als M102 fungiert.

Des Weiteren hat der Messier-Katalog zwei Einträge, die keine flächenhaften Objekte bezeichnen, nämlich Messier 40, eigentlich der Doppelstern Winnecke 4, und Messier 73, eine Gruppe von Sternen, bei denen es sich um eine zufällige Fluktuation der Sterndichte auf dieser Sichtlinie handelt.[1][2]

Eine Reihe heute bekannter Nebel finden sich nicht im Messier-Katalog, weil sie zu lichtschwach sind. Hierzu gehören unter anderem der Pferdekopfnebel und einige hellere Galaxien, die später im New General Catalogue (1888) und im Index-Katalog (erste Version 1895, zweite Version 1908) aufgeführt wurden. Auch einige hellere Objekte wie der Doppelsternhaufen h + Chi im Perseus und die Hyaden haben keinen Katalogeintrag.

Im Messier-Katalog wurden nur die von der Nordhalbkugel aus sichtbaren Objekte berücksichtigt, er enthält nur Objekte nördlich der −35°-Deklination.

Übersichtskarte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sternkarte mit der Lage der 110 Messierobjekte

Liste der Messier-Objekte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Abkürzungen
Objekttyp Objekttyp Objekttyp
Gal. Galaxie allgemein SpiG Spiralgalaxie BaSpiG Balkenspiralgalaxie
EllG Elliptische Galaxie LenG Lentikuläre Galaxie SeyG Seyfertgalaxie
RaG Radiogalaxie ZwG Zwerggalaxie IrrG Irreguläre Galaxie
OfSH Offener Sternhaufen KuSH Kugelsternhaufen SH Sternhaufen allgemein
St. Stern DS Doppelstern Ast. Asterismus
VrS Veränderlicher Stern VrDS Veränderl. Doppelstern DuWo Dunkelwolke
GNb Gasnebel allgemein PlNb Planetarischer Nebel EmNb Emissionsnebel
ReNb Reflexionsnebel DiNb Diffuser Nebel SuNo Supernovaüberrest

Galaxien____Sternhaufen____Sterne____Nebel Alles grüne ! sind Galaxien. Die restlichen Objekte sind Teil unserer Milchstraße.

Nr. NGC-Nr. Name Objekt-
Typ
Entferng.
(lj)[3]
Sternbild Größe
(mag)[3]
Bild
M1 NGC 1952 Krebs­nebel SuNo 6.300 Stier  8,4
M2 NGC 7089   KuSH 37.500 Wassermann  6,5
M3 NGC 5272   KuSH 30.600 Jagdhunde  6,2
M4 NGC 6121   KuSH 6.800 Skorpion  5,6
M5 NGC 5904   KuSH 22.800 Schlange  5,6
M6 NGC 6405 Schmetter­lings­haufen OfSH 2.000 Skorpion  5,3
M7 NGC 6475 Ptolemäus’ Sternhaufen OfSH 800 Skorpion  4,1
M8 NGC 6523 Lagunen­nebel DiNb 5.200 Schütze  6,0
M9 NGC 6333   KuSH 26.400 Schlangen­träger  7,7
M10 NGC 6254   KuSH 13.400 Schlangen­träger  6,7
M11 NGC 6705 Wildenten­haufen OfSH 6.000 Schild  6,3
M12 NGC 6218   KuSH 17.600 Schlangen­träger  6,6
M13 NGC 6205 Herkules­haufen KuSH 22.200 Herkules  5,7
M14 NGC 6402   KuSH 27.400 Schlangen-
träger
 7,7
M15 NGC 7078   KuSH 32.600 Pegasus  6,0
M16 NGC 6611 Adler­nebel OfSH+
DiNb
7.000 Schlange  6,4
M17 NGC 6618 Omega­nebel DiNb 5.000 Schütze  7,5
M18 NGC 6613   OfSH 4.900 Schütze  7,5
M19 NGC 6273   KuSH 27.100 Schlangen­träger  6,6
M20 NGC 6514 Trifid-
Nebel
DiNb 5.200 Schütze  9,0
M21 NGC 6531   OfSH 4.250 Schütze  6,5
M22 NGC 6656   KuSH 10.100 Schütze  5,9
M23 NGC 6494   OfSH 2.150 Schütze  6,9
M24 IC 4715 Sagittarius­wolke/
Delle
Caustiche
Ast. 10.000 Schütze 4,6
M25 IC 4725   OfSH 2.000 Schütze  6,5
M26 NGC 6694   OfSH 5.000 Schild  9,3
M27 NGC 6853 Hantel­nebel PlNb 1.250 Fuchs  7,4
M28 NGC 6626   KuSH 15.000 Schütze  7,3
M29 NGC 6913   OfSH 7.200 Schwan  7,1
M30 NGC 7099   KuSH 25.000 Steinbock  8,4
M31 NGC 224 Andromeda­galaxie SpiG
(Sb)
2.900.000 Andromeda  3,4
M32 NGC 221   ZwG 2.900.000 Andromeda 8,1
M33 NGC 598 Dreiecks­nebel SpiG
(Sc)
3.000.000 Dreieck  5,7
M34 NGC 1039   OfSH 1.400 Perseus  5,5
M35 NGC 2168   OfSH 2.800 Zwillinge  5,3
M36 NGC 1960   OfSH 4.100 Fuhrmann  6,3
M37 NGC 2099   OfSH 4.400 Fuhrmann  6,2
M38 NGC 1912   OfSH 4.200 Fuhrmann  7,4
M39 NGC 7092   OfSH 825 Schwan  4,6
M40 keine Winnecke 4 DS
(Ast.)
510 Großer Bär  8,4
M41 NGC 2287   OfSH 2.300 Großer Hund  4,5
M42 NGC 1976 Orion­nebel DiNb 1.300 Orion  4,0
M43 NGC 1982 de Mairans-
Nebel

in der Abbildung
oben links zu
sehen; gilt heute
als Teil des Orion­nebels M42
DiNb 1.300 Orion  9,0
M44 NGC 2632 Krippe (Praesepe) OfSH 577 Krebs  3,7
M45 NGC 1435 Plejaden OfSH 440 Stier  1,6
M46 NGC 2437   OfSH 5.400 Achterdeck des Schiffs  6,0
M47 NGC 2422   OfSH 1.600 Achterdeck des Schiffs  4,5
M48 NGC 2548   OfSH 1.500 Wasser­schlange  5,5
M49 NGC 4472   EllG 60.000.000 Jungfrau  8,4
M50 NGC 2323   OfSH 3.200 Einhorn  5,9
M51 NGC 5194+
NGC 5195
Whirlpool-
Galaxie
SpiG
(Sc1)
37.000.000 Jagdhunde  M51: 8,4
M51b: 9,6
M52 NGC 7654   OfSH 5.000 Kassiopeia  7,3
M53 NGC 5024   KuSH 58.000 Haar der Berenike  7,6
M54 NGC 6715   KuSH 87.400 Schütze  7,6
M55 NGC 6809   KuSH 17.300 Schütze  6,3
M56 NGC 6779   KuSH 32.900 Leier  8,3
M57 NGC 6720 Ring-
Nebel
PlNb 4.100 Leier  8,8
M58 NGC 4579   BaSpiG
(Sb/SBb)
60.000.000 Jungfrau 9,7
M59 NGC 4621   EllG 60.000.000 Jungfrau 9,6
M60 NGC 4649   EllG 60.000.000 Jungfrau 8,8
M61 NGC 4303   SpiG
(Sc)
60.000.000 Jungfrau 9,7
M62 NGC 6266   KuSH 22.500 Schlangen-
träger
 6,5
M63 NGC 5055 Sonnen­blumen­galaxie SpiG
(Sb)
37.000.000 Jagdhunde  8,6
M64 NGC 4826 Black-Eye-
Galaxie
SpiG
(Sb)
12.000.000 Haar der Berenike  8,5
M65 NGC 3623   SpiG 35.000.000 Löwe 9,3
M66 NGC 3627   BaSpiG 35.000.000 Löwe 8,9
M67 NGC 2682   OfSH 2.700 Krebs  6,1
M68 NGC 4590   KuSH 33.300 Wasser­schlange  7,8
M69 NGC 6637   KuSH 29.700 Schütze  7,6
M70 NGC 6681   KuSH 29.300 Schütze  7,9
M71 NGC 6838   KuSH 13.000 Pfeil  8,2
M72 NGC 6981   KuSH 55.400 Wassermann   9,3
M73 NGC 6994   Ast. 2.500 Wassermann  9,0
M74 NGC 628   SpiG 35.000.000 Fische 9,4
M75 NGC 6864   KuSH 67.500 Schütze  8,5
M76 NGC 650+
NGC 651
Kleiner Hantelnebel PlNb 3.400 Perseus  10,1
M77 NGC 1068   SpiG 60.000.000 Walfisch   8,9
M78 NGC 2068   ReNb 1.600 Orion  8,3
M79 NGC 1904   KuSH 42.100 Hase  7,7
M80 NGC 6093   KuSH 32.600 Skorpion  7,3
M81 NGC 3031 Bode-
Nebel
SpiG
(Sb)
12.000.000 Großer Bär  6,9
M82 NGC 3034 Zigarren-
Galaxie
SpiG
(SBc)
11.000.000 Großer Bär  8,4
M83 NGC 5236 südl. Feuerrad-
Galaxie
SpiG 15.000.000 Wasser­schlange  7,6
M84 NGC 4374   EllG (E0) 60.000.000 Jungfrau 9,1
M85 NGC 4382   EllG (E0) 60.000.000 Haar der Berenike 9,1
M86 NGC 4406   EllG (E0) 60.000.000 Jungfrau 8,9
M87 NGC 4486 Virgo A-
Galaxie
EllG 60.000.000 Jungfrau 8,6
M88 NGC 4501   SpiG 60.000.000 Haar der Berenike 9,6
M89 NGC 4552   EllG 60.000.000 Jungfrau 9,8
M90 NGC 4569   SpiG 60.000.000 Jungfrau 9,5
M91 NGC 4548   SpiG 60.000.000 Haar der Berenike 10,2
M92 NGC 6341   KuSH 26.700 Herkules  6,4
M93 NGC 2447   OfSH 3.600 Achterdeck des Schiffs  6,0
M94 NGC 4736   SpiG 14.500.000 Jagdhunde  8,2
M95 NGC 3351   SpiG 38.000.000 Löwe 9,7
M96 NGC 3368   SpiG 38.000.000 Löwe 9,2
M97 NGC 3587 Eulen­nebel PlNb 2.600 Großer Bär 9,9
M98 NGC 4192   SpiG 60.000.000 Haar der
Berenike
10,1
M99 NGC 4254   SpiG 60.000.000 Haar der
Berenike
9,9
M100 NGC 4321   SpiG 60.000.000 Haar der
Berenike
9,3
M101 NGC 5457 Feuerrad-
Galaxie
SpiG 27.000.000 Großer Bär  7,9
M102 NGC 5866   EllG (E0) 45.000.000 Drache  9,9
M103 NGC 581   OfSH 8.500 Kassiopeia  7,4
M104 NGC 4594 Sombrero­galaxie SpiG (Sa) 50.000.000 Jungfrau  8,0
M105 NGC 3379   EllG 38.000.000 Löwe 9,3
M106 NGC 4258   SpiG 25.000.000 Jagdhunde  8,4
M107 NGC 6171   KuSH 20.900 Schlangen-
träger
 7,9
M108 NGC 3556   SpiG 45.000.000 Großer Bär 10,0
M109 NGC 3992   SpiG 55.000.000 Großer Bär  9,8
M110 NGC 205   EllG 2.900.000 Andromeda  8,5
Commons: Messier-Katalog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Michael Odenkirchen, Caroline Soubiran: NGC 6994 – clearly not a physical stellar ensemble. In: Astronomy and Astrophysics. Bd. 383, Nr. 1, 2002, S. 163–170, doi:10.1051/0004-6361:20011730.
  2. Daniela B. Pavani, Eduardo Bica: Characterization of open cluster remnants. In: Astronomy and Astrophysics. Bd. 468, Nr. 1, 2007, S. 139–150, doi:10.1051/0004-6361:20066240.
  3. a b die Messierobjekte auf SEDS