Magie im Alten Ägypten
Magie in Hieroglyphen | |||||||
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Heka ḥk3 Aktivierung des Ka (Magie, Zauberei)[1] | |||||||
Achu 3ḫ.w Macht (des Ach-Geistes), Zauberkraft | |||||||
Griechisch | μαγεία (Mageía) | ||||||
Koptisch | hike |
Als Magie im Alten Ägypten (auch Zauberei im Alten Ägypten) werden Handlungen verstanden, die eine Gottheit oder die von ihr erwählte Person dazu bevollmächtigt, Schöpfungskräfte zu erlangen und anzuwenden. Magische Handlungen erstreckten sich im Alten Ägypten hauptsächlich auf die Bereiche Hilfeleistung, Beistand und Schutz im Jenseits.
Begrifflichkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die beiden Hauptbegriffe für Zauberhandlungen im Alten Ägypten waren Heka und Achu. Während Heka vorwiegend für das Zaubern als Handlung stand, umfasste Achu die Macht, die dahinter steht. Das Wort Heka bedeutet wörtlich „Aktivierung des Ka“, oder auch „Anrufung des Ka“ und entspricht dem koptischen Wort Hike und dem griechischen Magia. Das Wort Achu bedeutet „Macht“, aber auch „Zauber“.
Konzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Magie wurde in der Altägyptischen Geschichte als sowohl schöpferische, als auch beschützende Kraft verstanden, die Göttern wie Menschen gleichsam innewohnte. Zusammen mit den Kräften „Wille“ (Sia) und „Ausspruch“ (Hu) bildete „Magie“ eine göttliche Dreiheit. Im Neuen Reich kamen noch die Elemente „Tun“ (Iri), „Hören“ (Sedjem) und „Bestimmung“ (Schai) hinzu. Das Anwenden von Magie erfolgte nach altägyptischem Glauben durch Anrufung des Ka, wodurch Schöpfungskräfte erweckt wurden, die der Anwender zu seinen Gunsten wirksam werden lassen konnte. Magiebezogene (jedoch rein rituell vollzogene) Handlungen wurden zu Kultzwecken von Priestern praktiziert, vornehmlich während einer Bestattung und/oder während eines Kultfestes zu Ehren eines Königs oder einer Gottheit in Gestalt von Gesängen, Litaneien und Gebeten.
Magie war, neben dem Begriff Maat („(Welt-)Ordnung, Harmonie“), eines der wichtigsten Elemente im ägyptischen Jenseits- und Totenglauben. Besonders die Reise des Sonnengottes Re durch die Duat während Nacht in seiner heiligen Barke beinhaltete die Feindabwehr durch Magie. Dabei wurde sämtlichen Begleitern des Re die Befähigung zur Zauberei zugesprochen. Auch dem verstorbenen Menschen wurde die Fähigkeit der Zauberei mitgegeben, durch diverse Sprüche und Gebete versuchte der Jenseitsreisende zu verhindern, dass ihm sein Heka entrissen wurde.
In späterer Zeit wurde Magie in Gestalt des Gottes Heka personifiziert.
Magie in ägyptischer Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das bekannteste altägyptische Literaturwerk, das Zauberei (aber auch Prophetie) zum Thema hat, ist der Papyrus Westcar, der aus dem späten Mittleren Reich oder der 13. Dynastie (Zweite Zwischenzeit) stammt und von Vorlesepriestern und Weisen berichtet, die mittels Magie Wachsfiguren zum Leben erwecken (vergl. Voodoo), Seen und Flüsse bewegen und Prophezeiungen geben. Der Gebrauch von Magie ist durch das Wort Heka belegt.[1][2][3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ann Rosalie David: Religion and Magic in Ancient Egypt. Penguin Books, London, London 2002, ISBN 0-14-194138-3.
- Peter Eschweiler: Bildzauber im Alten Ägypten: Die Verwendung von Bildern und Gegenständen in magischen Handlungen nach den Texten des Mittleren und Neuen Reiches. Universitäts-Verlag, Freiburg 1994, ISBN 3-525-53772-7.
- Hans Werner Fischer-Elfert: Magie (Ägypten). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 26. Mai 2012.
- Friedrich Graf: Der ägyptische Glaube. Band II: Die ägyptische Jenseitsvorstellung und Götter im alten Ägypten. BOD, Norderstedt 2011, ISBN 3-8423-8081-X, S. 203.
- Christian Leitz: Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen: ḥ-ḫ (= Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band 5). Peeters Publishers, Leuven 2002, ISBN 90-429-1150-6.
- Geraldine Pinch: Magic in Ancient Egypt. British Museum Press, London 1994, ISBN 0-292-76559-2.
- David Rankine: Heka: The Practices of Ancient Egyptian Ritual and Magic. Avalonia, London 2006, ISBN 1-905297-07-6.
- Günther Roeder, Walter Rüegg (Hrsg.): Zauberei und Jenseitsglauben im alten Ägypten. Artemis-Verlag, Zürich 1961.
- Walter Rüegg (Hrsg.): Die Ägyptische Religion in Texten und Bildern. Band IV: Ausklang der ägyptischen Religion mit Reformation, Zauberei und Jenseitsglauben. Artemis-Verlag, Zürich 1959.
- Kasia Szpakowska (Hrsg.): Through a Glass Darkly: Magic, Dreams and Prophecy in Ancient Egypt. The Classical Press of Wales, Swansea 2006, ISBN 1-910589-52-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- reshafim: Heka: The magic of ancient Egypt. (englisch) Auf: reshafim.org.il ( vom 28. Dezember 2017 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Verena M. Lepper: Untersuchungen zu pWestcar. Eine philologische und literaturwissenschaftliche (Neu-)Analyse. In: Ägyptologische Abhandlungen. Band 70. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 3-447-05651-7, S. 41–47, 103, 308–310.
- ↑ Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian literature: a book of readings. The Old and Middle Kingdoms. Band 1. University of California Press, Berkeley (CA) 2000, ISBN 0-520-02899-6, S. 215–220.
- ↑ Adolf Erman: Die Märchen des Papyrus Westcar. Band 1: Einleitung und Commentar. In: Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen. Heft 5, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 1890, S. 10–12.