Ludwigshafen-Oppau

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Oppau
Stadtteil von Ludwigshafen
Wappen Karte
Wappen Lage in Ludwigshafen
Daten
Fläche: 5.2 km²
Einwohner: 9817 (Dez. 2019)
Bevölkerungsdichte: 1869 Einwohner/km²
Postleitzahl: 67069

Oppau ist ein Stadtteil von Ludwigshafen am Rhein, in dem die BASF 1913 ein weiteres Werk eröffnete. Dadurch wurde aus dem Bauerndorf eine Industriegemeinde, die 1928 mit der Gemeinde Edigheim vereinigt wurde und 1929 das Stadtrecht erhielt. 1938 wurde Oppau nach Ludwigshafen eingemeindet.

Niederschlagsdiagramm 1961–1990

Der Jahresniederschlag beträgt 550 mm und liegt damit im unteren Viertel der in Deutschland erfassten Werte. An 11 Prozent der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 2,4 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren stark. An 70 Prozent der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Oppau wurde am 10. Juni 808 in einer Urkunde des Lorscher Codex anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch als Opfowa bzw. Opphowa erwähnt.[1][2] Spätere Namensvarianten sind Oppaw, Opphauus und Oppawin.

Bis zum späten 9. Jahrhundert scheint der Rhein westlich von Oppau geflossen zu sein, sodass der Ort bis zu dieser Zeit rechtsrheinisch lag und nicht wie heute linksrheinisch. Möglicherweise waren die schwerwiegenden Überschwemmungen, von denen die Annales Fuldenses für die Jahre 886 und 889 berichten, Auslöser für diese Änderung des Rheinlaufes.[3]

Am 1. April 1928 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Edigheim eingegliedert und 1929 wurde Oppau zur Stadt erhoben. Im Jahr 1938 wurde Oppau nach Ludwigshafen eingemeindet.[4]

Bei den Luftangriffen auf Ludwigshafen im Zweiten Weltkrieg wurde auch Oppau schwer getroffen.[5]

Am 16. Mai 2015 starb die in Oppau lebende Charlotte Klamroth im Alter von 111 Jahren. Sie war kurzzeitig der älteste Mensch in Deutschland.[6][7]

Oppauer Werk nach der Explosion 1921

1914 wurde in Oppau in größter Eile eine Anlage zur Herstellung von Salpeter (Tarnname Weißsalzfabrik) gebaut und am 9. Februar 1915 in Betrieb genommen. Salpeter ist essentiell für die Herstellung von Sprengstoff. 1915 explodierte ein Kontaktofen, der mit Druckluft geprüft wurde, zerstörte die Werkshalle und tötete sieben Mitarbeiter.[8]

Bei der Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes am 21. September 1921 im Werksteil Nord der BASF starben 559 Menschen. Dieses Chemieunglück gilt als größte Industriekatastrophe in der deutschen Geschichte. 1922 bis 1925 hatte der Architekt Albert Boßlet die Gesamtleitung für den Wiederaufbau des zerstörten Oppau.

Bei der Kesselwagenexplosion in der BASF am 29. Juli 1948 starben 207 Menschen, darunter zahlreiche Fremdarbeiter. Die Explosion ließ in Oppau zahlreiche Fensterscheiben zerspringen.

Am 23. Oktober 2014 kam es in Edigheim (Stadtteil im Ortsbezirk Oppau) bei Arbeiten an einer 67-Bar-Druckgasleitung zu einer Explosion, die eine 200 Meter hohe Stichflamme in einem Wohngebiet verursachte. Dabei wurden 26 Personen verletzt, ein Bauarbeiter erlag am 12. November seinen Verletzungen.[9] Neben den Verletzten kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen an Häusern, Autos sowie Straßen im Umkreis von rund 300 Metern. Wohnhäuser wurden teilweise unbewohnbar.[10] Neben der Gasleitung befanden sich eine Rohölleitung und eine Glasfaserleitung. Die verlegten Glasfaserkabel wurden bei der Explosion ebenfalls beschädigt, woraufhin in den nördlichen Stadtteilen von Ludwigshafen am Rhein, in Frankenthal und in Worms die Telefonverbindungen ausfielen.[11][12]

Politisches Gremium für den Ortsbezirk (zu dem auch Edigheim und Pfingstweide gehören) ist der Ortsbeirat Oppau und der Ortsvorsteher. Der Ortsbeirat hat 15 Mitglieder. Er ist zu allen wichtigen, den Ortsbezirk betreffenden Fragen zu hören.[13]

Zur Zusammensetzung des Ortsbeirats siehe die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Ludwigshafen am Rhein.

Ortsvorsteher von Oppau ist Frank Meier (SPD). Bei einer Stichwahl am 16. Juni 2019 setzte er sich mit einem Stimmenanteil von 62,92 % durch. Diese Wahl war notwendig geworden, nachdem bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 keiner der ursprünglich drei Bewerber die notwendige Mehrheit erreicht hatte. Meier ist damit Nachfolger von Udo Scheuermann (SPD), der nach über 25 Jahren im Amt nicht erneut kandidiert hatte.[14][15] Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 setzte sich Meier mit einem Stimmenanteil von 57,6 % gegen zwei Mitbewerber durch und wurde damit für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[16]

Seit 1998 besteht eine durch die BASF initiierte Partnerschaft zwischen Oppau und der französischen Gemeinde Breuil-le-Sec, in der sich ein BASF-Werk befindet.[17] 2008 wurde der Platz vor dem Oppauer Bürgerschaftshaus nach Breuil-le-Sec benannt.[18]

Kulturdenkmäler

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Karl-Otto-Braun-Museum

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Pelznähmaschine im Museum

Der Lehrer und Heimatforscher Karl-Otto Braun (1873–1953) gründete ein Heimatmuseum, in dem neben einer Dokumentation der Ortsgeschichte, einer geologisch-paläontologischen und archäologischen Sammlung auch Wohnräume und Einrichtungen bürgerlicher und bäuerlicher Wohnkultur sowie landwirtschaftliche Geräte zu sehen sind.[19]

Von 1891 bis 1939 hatte Oppau Bahnanschluss mit der schmalspurigen Lokalbahn Ludwigshafen–Frankenthal. Noch Ende 1938 war die Umbenennung des Bahnhofs Oppau in Ludwigshafen-Oppau zum Fahrplanwechsel im Mai 1939 verfügt worden,[20] am 14. Mai 1939 wurde der Verkehr eingestellt.

Oppau wird von den Linien 7 und 8 der Straßenbahn Mannheim/Ludwigshafen bedient.

  • Stadtarchiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein, Stefan Mörz, Klaus Jürgen Becker (Hrsg.): Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Ludwigshafen am Rhein 2003, ISBN 3-924667-35-7.
Commons: Ludwigshafen-Oppau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Würzburg, Staatsarchiv, "Codex Laureshamensis" – Lorsch, ca. 4. Viertel 12. Jh.
  2. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 2), Urkunde 597, 10. Juni 808 – Reg. 2984. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 216, abgerufen am 12. März 2016.
  3. Fritz Trautz: Das untere Neckarland im frühen Mittelalter. Carl Winter Verlag, Heidelberg 1953, S. 15.
  4. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 463.
  5. Fotomaterial zu den Zerstörungen Oppaus durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Abgerufen am 7. September 2022.
  6. Ludwigshafenerin ist jetzt die älteste Deutsche. (Memento vom 25. Februar 2015 im Internet Archive) Stuttgarter Zeitung, 24. Februar 2015.
  7. Älteste Deutsche starb mit 111 Jahren. rundschau-online.de, 19. Mai 2015.
  8. Hans-Erhard Lessing / FAS 8. Februar 2015 (S. 52): Bis die Natur sich beugte.
  9. Nach Gasexplosion in Ludwigshafen: Zweiter Bauarbeiter gestorben. Verlagsgruppe Rhein Main, 13. November 2014, archiviert vom Original am 13. Juni 2018;.
  10. Explosion in Ludwigshafen: Ein Toter und zahlreiche Verletzte auf swr.de vom 23. Oktober 2014.
  11. Nach Gas-Explosion in Ludwigshafen: Verheerende Explosion in Ludwigshafen – Polizei meldet neuen Gasaustritt. Focus, 23. Oktober 2014, abgerufen am 23. Oktober 2014.
  12. Ludwigshafen: Verletzte und ein Toter bei Explosion in Oppau. Die Rheinpfalz, 23. Oktober 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 23. Oktober 2014.
  13. Stadt Ludwigshafen am Rhein: Hauptsatzung Stadt Ludwigshafen am Rhein. § 2, Hauptsatzung vom 22.07.1974, zuletzt geändert durch Satzung vom 15.05.2019. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  14. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Ludwigshafen, siehe vierte Ergebniszeile. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  15. Oppau Info: Oppau: Neuer Ortsvorsteher vereidigt. 26. Juni 2019, abgerufen am 10. Oktober 2019.
  16. Ortsvorsteherwahl Oppau 2024. Stadt Ludwigshafen am Rhein, abgerufen am 20. Juli 2024.
  17. basf.fr
  18. Stadt Ludwigshafen
  19. Heimatmuseum Oppau Abgerufen am 7. September 2022.
  20. Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 31. Dezember 1938, Nr. 61. Bekanntmachung Nr. 834, S. 388.

Koordinaten: 49° 31′ 12″ N, 8° 24′ 7″ O