Kenora (Ontario)
Kenora | ||
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Kenora vom Lake of the Woods aus gesehen | ||
Lage in Ontario | ||
Staat: | Kanada | |
Provinz: | Ontario | |
Distrikt: | Kenora District | |
Koordinaten: | 49° 46′ N, 94° 29′ W | |
Höhe: | 410 m | |
Fläche: | 211,75 km² | |
Einwohner: | 15.096 (Stand: 2016[1]) | |
Bevölkerungsdichte: | 71,3 Einw./km² | |
Zeitzone: | Central Time (UTC−6) | |
Postleitzahl: | P9N …, P0X … | |
Vorwahl: | +1 807 | |
Gründung: | 1882 | |
Bürgermeister: | Dave Canfield | |
Website: | www.kenora.ca |
Kenora ist eine Stadt in der kanadischen Provinz Ontario. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Rat Portage gegründet und liegt an der westlichen Grenze der Provinz am Lake of the Woods.
In der Provinz Ontario gilt grundsätzlich die „Eastern Standard Time“ (UTC−5). Da Kenora jedoch westlich von 90° West liegt, gilt hier die „Central Standard Time“ (UTC−6). Kenora ist neben Dryden die einzige Stadt im Kenora District, in der die „Central Standard Time“ gilt.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das westliche Ontario liegt auf einem der ältesten Gebiete der Erde, dem kanadischen Schild, wobei Kenora sich am Rande des Schildes befindet. Die Stadt liegt am nördlichen Ufer des Lake of the Woods, dessen Südufer bereits zu Minnesota, Vereinigten Staaten, gehört. Der Lake of the Woods ist ein Überrest des eiszeitlichen Agassizsees. 50 km westlich befindet sich die Grenze zur Provinz Manitoba.
Klima
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kenora (Flughafen)
Quelle: Environment Canada[2]
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Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ältesten Spuren von Menschen im Raum Kenora sind 8000 Jahre alt.[3] Vereinzelte Funde lassen darauf schließen, dass vor 5000 Jahren einzelne Stämme und Gruppen hier gejagt und gefischt haben. Die ersten Besiedlungen gab es vor etwa 2000 Jahren, es entwickelte sich in den folgenden 1000 Jahren ein gut organisierte Gesellschaft.
1688 wurde der Lake of the Woods von Jacques De Noyon als erstem Europäer entdeckt. 1732 wurde Fort St. Charles südwestlich von Kenora, im heutigen Minnesota gelegen, gegründet. Von dort aus wurde auch die Gegend nördlich des Sees aus erforscht. Im Rahmen der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten vom Vereinigten Königreich wurde die Grenzziehung zu Kanada geregelt. Mit dem Vertrag von Paris wurde die Grenze auf den 49. Breitengrad festgelegt, lediglich ein kleines Areal am Westufer des Lake of the Woods wurde als Exklave Northwest Angle nördlich des 49. Breitengrads den Vereinigten Staaten zugeschlagen.
Im 19. Jahrhundert nahm die Besiedlung des Seeufers zu. So wurde 1861 ein Handelsposten der Hudson’s Bay Company in der Gegend errichtet, in der sich heute Kenora befindet. Aus diesem Handelsposten entwickelte sich ein Dorf, welches Rat Portage genannt wurde. Dieses Dorf lag an der sogenannten Dawson Road, einer wichtigen Verbindung nach Winnipeg,[4] die im Rahmen der Red-River-Rebellion geschaffen wurde. Im Jahre 1882 erfolgte die offizielle Gründung von Rat Portage. Im sogenannten Ontario-Manitoba border dispute, einer Streitigkeit um die Grenzziehung zwischen Manitoba und Ontario wurde dann 1889 die Zugehörigkeit durch das Privy Council zu Ontario festgelegt.
Die Gemeinde verschmolz jedoch nach kurzem mit den Nachbargemeinden Keewatin und Norman und nahm den Namen Kenora an, der aus den jeweils ersten zwei Buchstaben der Ursprungsgemeinden gebildet wurde. Die Namensänderung hatte durchaus wirtschaftliche Gründe, mit dem Wort "rat" (englisch für Ratte) im Namen konnten schlecht Geschäfte gemacht werden. So weigerte sich die örtliche Mühle, "rat" auf ihre Mehlsäcke aufzudrucken.[5]
1976 wurde die hier seit 1902 betriebene „Cecilia Jeffrey Residential School“ geschlossen.[6] Dabei handelte es sich um eine der in ganz Kanada bestehenden Residential Schools für die Kinder der First Nations und Inuit, die dort internatartig untergebracht wurden. Allgemein kam es in diesen Schulen zu Tausenden von Übergriffen auf die Schüler, zu hohen Sterblichkeitsraten, für die sich die Regierung im Jahr 2008 entschuldigte.
Eine weitere Vergrößerung der Stadt erfolgte zur Jahrtausendwende. Im Jahr 2000 verschmolz Kenora mit den Nachbargemeinden Jaffray Melick und Keewatin. Die Zugehörigkeit zu Ontario wurde 2005 wieder in Frage gestellt. Da Kenora geographisch näher an Winnipeg, der Hauptstadt von Manitoba, als an Toronto, der Hauptstadt Ontarios, liegt, entstanden Bestrebungen, sich der Provinz Manitoba anzuschließen.[7]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kenora hat einen Stadtrat (Council), der aus sechs Mitgliedern und dem Bürgermeister besteht. Dieses Council wird jeweils auf vier Jahre gewählt.[8] Im Rahmen der Kommunalwahlen 2010 wurde auch der Bürgermeister bestimmt. Dave Canfield hat dieses Amt erlangt, das er auch schon zuvor in den Jahren 2000 bis 2006 innehatte.[9]
Die Stadt ist in der Legislativversammlung von Ontario mit einer Abgeordneten von der Ontario New Democratic Party, Sarah Campbell, vertreten.[10] Der Vertreter im kanadischen Parlament ist Greg Rickford von den Konservativen.[11]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kenora liegt am Trans-Canada Highway (TCH). Dieser führt als Highway 17 durch die Stadt. Alternativ kann die Stadt mit dem Highway 17A umfahren werden. Der TCH führt nach Westen in das ca. 200 km entfernte Winnipeg sowie nach Osten nach Thunder Bay, das sich knapp 500 km östlich befindet. Die Gegend nördlich von Kenora wird durch den Highway 658 erschlossen.
Neun Kilometer westlich der Stadt liegt der Flughafen Kenora.
Durch die Stadt führt die transkontinentale Ost-West-Verbindung der Canadian Pacific, die entsprechende Route der Via Rail verläuft 20 km nördlich der Stadt, in Reditt befindet sich der entsprechende Bahnhof.
Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das touristische Highlight der Stadt ist das Lake of the Woods Museum, das die Geschichte der Stadt und des Umlands aufzeigt. Ständige Ausstellungen sind zu den ersten Besiedlungen, das Alltagsleben zur Jahrhundertwende 19. und 20. Jahrhundert und ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Industrialisierung. Darüber hinaus finden weitere wechselnde Ausstellungen statt. Das Museum wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. auch als das "coolest little museums in Canada".[12]
Außerdem ist Kenora Ausgangspunkt für den Zugang zum Lake of the Woods Provincial Park, der auf verschiedenen Insel südlich der Gemeinde liegt.
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alvin Hamilton (1912–2004), Politiker
- Bob Bailey (1931–2003), Eishockeyspieler
- Marianne MacDonald (1934–2019), Schriftstellerin
- Gary Bergman (1938–2000), Eishockeyspieler
- Bob McCammon (1941–2021), Eishockeyspieler, -trainer, -funktionär und -scout
- William White (* 1943), Ökonom
- Mike Smith (* 1967), Zehnkämpfer
- Mike Richards (* 1985), Eishockeyspieler
- Megan Imrie (* 1986), Biathletin
- Abigail Dent (* 2002), Ruderin
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistics Canada: Census Profile, 2016 Census – Kenora, City (Census subdivision), Ontario and Ontario (Province), abgerufen am 19. Mai 2021
- ↑ Environment Canada. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2012; abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Geschichtlicher Abriss. Lake of the Woods Museum, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juli 2014; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch).
- ↑ Dawson Road. The Canadian Encyclopedia, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2012; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bill Redekop: Kenora cruise ship sails on rough waters. Winnipeg Free Press, 11. Juli 2011, abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch): „A flour mill in Rat Portage lobbied for a name change because it deemed the word "Rat" on its flour bags bad for business.“
- ↑ Cecilia Jeffrey Residential School. National Centre for Truth and Reconciliation, abgerufen am 31. Mai 2021 (englisch).
- ↑ Residents of Ontario town want to join Manitoba. CTV News, ehemals im ; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Municipal Elections Act. Government of Ontario, 1996, abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch).
- ↑ Meet Mayor Dave Canfield. City of Kenora, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2012; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Sarah Campbell, MPP (Kenora--Rainy River). Legislative Assembly of Ontario, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. Mai 2012; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ RICKFORD, Greg. Parliament of Canada, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2013; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Reg Clayton: Magazine rates Lake of the Woods museum one of Canada’s ‘coolest’. Kenora Daily Miner and News, 2009, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. März 2012; abgerufen am 5. Mai 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.