Johann Samuel Ferdinand Blumröder

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Joh. Sam. Ferdinand Blumröder (1793–1878)

Johann Samuel Ferdinand[1] Blumröder (* 27. Juli 1793 in Gillersdorf; † 31. Oktober 1878 in Erfurt) war ein evangelisch-lutherischer Geistlicher und Politiker im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen.

Johann Samuel Ferdinand Blumröder war der Sohn des Pfarrers und Konsistorialassessors Heinrich Ludwig Christian Blumröder (1745–1815) in Gillersdorf[2] und dessen zweiter Ehefrau Johanna Helena Sophia Friederica geb. Reinhardt (1766–1817). Ferdinand Blumröder heiratete am 29. Oktober 1820 in der Thomaskirche in Leipzig Marianne Charlotte Kritz (* 26. September 1796 in Leipzig; † 19. Juli 1879 in Erfurt), die Tochter des Ober-Hofgerichts-Protonotars Christian Wilhelm Kritz.

Nach dem Besuch des Lyzeums in Arnstadt von 1806 bis 1813[3] und dem Studium der Theologie in Jena (1813–1814)[4] und Leipzig (1814–1815) war er zunächst als Hauslehrer und Lehrer in verschiedenen Stellungen tätig, bevor er ab 1820 Pfarrer im schwarzburgischen Oelze und Masserberg wurde.[5] Ab 1829 war Blumröder Pfarrer in Marlishausen mit Filiale im südlich gelegenen Hausen. Als Anerkennung seiner 50-jährigen Tätigkeit im kirchlichen Dienst wurde er im Oktober 1870 zum Konsistorialassessor ernannt.[6] Nach seiner Emeritierung zum 1. April 1871[7] zog er nach Erfurt.[1]

Er gründete 1838 eine Kleinkinderbewahranstalt in Marlishausen und somit einen der ältesten Kindergärten in ländlichem Gebiet, der auch heute noch besteht. Diese „Verwahranstalt“ wurde durch die Gemeinde ausgestattet und erhalten; allerdings war sie in den ersten Jahren von äußerer Hilfe abhängig, die besonders von der Fürstin-Mutter Caroline in Arnstadt gespendet wurde.[8] Die Einrichtung wurde von Fürst Günther Friedrich Carl als Vorbild für das ganze Land anerkannt.[9] Blumröder war auch publizistisch zu dem Thema tätig.[10]

Blumröder war für den Gelehrtenstand der Oberherrschaft Abgeordneter im ersten Landtag des Fürstentums 1843. Er war liberaler Abgeordneter und gehörte auch den nächsten Landtagen bis 1850 an. Von 1849 bis 1850 war er Landtags-Direktor (Landtagspräsident).

  • Die Verwahranstalt für kleine Kinder. Schreck, Leipzig 1840.[11]
  • Die Kinderverwahranstalten. In: Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen vom 25. März 1843, Spalte 1051–1054.
  • Kindergärten. In: Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen vom 27. Juni 1844, Spalte 2241–2243.
  • Zwei Pfingstpredigten. Im Jahre 1849 gehalten. Eupel, Sondershausen 1849.[12]
  • Thüringer Pfarrerbuch, Band 2: Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. 1997. ISBN 3768641481. S. 92f.
  • Jochen Lengemann (Mitarbeit: Karl-Heinz Becker, Jens Beger, Christa Hirschler, Andrea Ziegenhardt): Landtag und Gebietsvertretung von Schwarzburg-Sondershausen 1843–1923. Biographisches Handbuch. 1998. ISBN 3437353683 (Kurzbiographie Blumröder S. 152f.; genealogische Graphik S. 315.)[13]
  • Lothar Buff: Johann Samuel Ferdinand Blumröder (1793–1878) – der bedeutendste Sohn unseres Ortes –. In: Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Großbreitenbach 24. Jg., Nr. 7 vom 12. Juli 2013, S. 14. PDF.
Commons: Johann Samuel Blumröder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b In den Adressbüchern von Erfurt war er als „Ferdinand Blumröder“ aufgeführt: Adressbuch 1871 S. 71; 1878 S. 32.
  2. Heinrich Ludwig Christian war ein Sohn des Apothekers Johann Hartmann Blumröder (1704–1786) und seiner Frau Rosimunde Christine geb. Oppermann. Der Offizier und Schriftsteller August Blumröder (* 1776) war Ferdinands Cousin. (Geschichte der Familie Ludolf-Ludloff. [Von Rudolf Friedrich Ludloff.] o. O., o. J. [Coburg 1910.] S. 105.)
  3. Abitur 1813: Verzeichnis der Arnstädter Abiturienten S. 14.
  4. Eingeschrieben am 30. Mai 1813 (Matrikel der Universität Jena 1801‒1854, S. 65).
  5. Vgl. seinen Aufruf aus Oelze in Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 31. Juli 1824, S. 134.
  6. Der Deutsche. Sondershäuser Zeitung 1870 Nr. 127.
  7. Der Deutsche 1871 Nr. 43.
  8. Privilegirtes Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 16. Juni 1838, S. 118, und vom 11. Mai 1839, S. 87f.
  9. Fürstlich Schwarzb. Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 21. März 1840, S. 89f.
  10. In Fröbels Online-Briefedition gibt es zwei an „Pfarrer Blum(en)röder in Marlishausen“ adressierte Briefe (fälschlich unter „August Blumröder“ katalogisiert) von 1847 und 1848. Der erste erwähnt den Aufsatz von 1844.
  11. Verlagsanzeige in Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen vom 7. August 1840, Spalte 2838.
  12. Werbung in Privilegirtes Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 30. Juni 1849, S. 233.
  13. In dem Buch ist (ohne Begründung) nicht Ferdinand, sondern Johann Samuel als Rufname angegeben.