Idäische Grotte
Die Idäische Grotte (altgriechisch Ἰδαίον Ἄντρον, neugriechisch Ιδαίο Άντρο Ideo Andro) ist eine Höhle im Psiloritis-Massiv (auch Idagebirge genannt) auf der griechischen Insel Kreta. Der auch als „Höhle des Schäfermädchens“ (Spiliara tis Voskopoulas)[1][2] bezeichnete natürliche Hohlraum liegt in 1495 Metern Höhe[2] am westlichen Rand der Nida-Hochebene in Zentralkreta. Der Höhleneingang befindet sich auf einer Höhe von 1538 Metern.[1]
Mythologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Idäische Grotte gilt, wie die Diktäische Grotte bei Psychro, als Geburtsort des Zeus Kretagenes. Der Gott Zeus soll hier seine Jugend verbracht und später seinem Sohn Minos, dem mythischen König von Kreta, die Gesetze des Landes übergeben haben.[3]
Ausgrabungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erste wissenschaftliche Ausgrabungen erfolgten ab 1885 durch den italienischen Archäologen Federico Halbherr.[1] Die ab 1982 durch Jannis Sakellarakis und Katya Mandeli fortgeführten Grabungen erbrachten Funde aus dem Endneolithikum, aber vor allem aus Minoischer Zeit. Durch die Grabungsfunde, darunter zahlreiche Bronzevotive, konnte der kultische Charakter der Höhle belegt werden. Der Kult wurde auch in archaischer, klassischer und römischer Zeit fortgeführt. Unter den Funden aus dem spätminoischen Schrein waren Weihehörner, die Anna Lucia D’Agata mit vergleichbaren Funden aus Agia Triada in Verbindung bringt.[4]
Seit 2006 führt Peter Day von der Universität Sheffield Dünnschliffuntersuchungen an der endneolithischen Keramik durch, um ihre Herkunft zu bestimmen.
Touristische Hinweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Abstieg ins Innere sind Holzbohlen als Treppe in den Fels eingelassen. Im Jahr 2012 wurden Bauarbeiten für einen erleichterten Zugang über eine Felstreppe durchgeführt. Die Idäische Grotte ist eine recht kleine Höhle, der Innenraum ist vom Höhleneingang her vollständig durch das Tageslicht ausgeleuchtet. In manchen Jahren halten sich Schneereste in der Höhle bis in die zweite Jahreshälfte.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jannis Sakellarakis: The Idaean cave: Minoan and Greek worship. In: Kernos. Band 1, 1988, S. 207–214. (Online)
- Katja Sporn: Heiligtümer und Kulte Kretas in klassischer und hellenistischer Zeit (Studien zu antiken Heiligtümern 3). Archäologie und Geschichte, Heidelberg 2002, ISBN 3-935289-01-4.
- Lambert Schneider: Kreta. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2002, S. 151–153, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- Giannis Sakellarkis, Efi Sapouna-Sakellaraki: Ιδαίο Άντρο: το σπήλαιο του Δία και οι θησαυροί του. Miletos, Athen 2010.
- Giannis Sakellarkis, Efi Sapouna-Sakellaraki: Το Ιδαίο Άντρο: ιερό και μαντείο. Band 1–3, Athen 2013.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Stella Kalogeraki: Rethymnon – Die Seele Kretas. Mediterraneo Editions, Rethymno 2002, ISBN 960-8227-15-1, S. 59.
- ↑ a b Wanderkarte Idi – Ίδη (1:50.000). freytag & berndt, Wien 1999, ISBN 3-85084-809-4.
- ↑ Klaus Bötig, Otto Gärtner: Kreta (Merian-Reiseführer). Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-03724-5, S. 97.
- ↑ Anna Lucia D’Agata: Religion, society and ethnicity on Crete at the end of the late Bronze Age. The contextual framework of lM IIIC cult activities. In: Robert Laffineur, Robin Hägg (Hrsg.): Potnia. Deities and religion in the Aegean Bronze Age. Proceedings of the 8th International Aegean Conference, Göteborg, Göteborg University, 12–15 April 2000. Liège 2001 (Aegaeum 22), S. 352.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 35° 12′ 30,1″ N, 24° 49′ 44,2″ O