Huguccio
Huguccio (geboren um 1140/1150; gestorben 30. April 1210 in Ferrara) war als Dekretist ein bedeutender Vertreter der frühen Kanonistik.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ob Huguccio aus Pisa stammte und als Frühwerk die weit verbreitete Enzyklopädie Derivationes verfasst hat, ist unsicher.[1] Nachdem er in Bologna wahrscheinlich bei Gandulphus und Johannes Faventinus studiert hatte, lehrte er ebendort kanonisches Recht. Im Jahr 1188 stellte er sein kanonistisches Hauptwerk fertig, die Summa in Decretum Gratiani. Als er an diesem Werk arbeitete, hatte er bereits die Priesterweihe empfangen und lebte in einer Klerikergemeinschaft, wahrscheinlich im Haushalt des Bischofs von Bologna.[2] Zwei Jahre später wurde er zum Bischof von Ferrara geweiht. Innozenz III. übertrug ihm mehrfach besondere Aufträge, möglicherweise war dieser kirchenjuristisch gebildete Papst ein früherer Student Huguccios.[3]
Huguccio verfasste einen Großteil der Beiträge zum ältesten Glossenapparat des Decretum Gratiani (Ordinaturus Magister).[4] Von seiner Hand stammen Auslegungen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (Expositio de symbolo Apostolorum) und des Vaterunsers (De expositione Dominice orationis).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rudolf Weigand: Huguccio. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996, Sp. 314.
- Rudolf Weigand: Huguccio. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 181 f. (mit Pisa als Geburtsort).
- Armando Bisanti, Thierry Sol: Uguccione da Pisa. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 97: Trivulzio–Valeri. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2020, behandelt den Dekretisten und den Grammatiker.
- Niels Becker, Martin Rehak: Neue Erkenntnisse und Überlegungen zur Edition der Summa decretorum des Huguccio. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung. Band 109 (2023), S. 227–237.
- Wolfgang Peter Müller: Huguccio: The Life, Works, and Thought of a Twelfth-Century Jurist. Catholic University of America Press, Washington DC 2015.
- Rudolf Weigand: Frühe Kanonisten und ihre Karriere in der Kirche. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung. Band 76 (1990), S. 135–155.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Peter Müller: Huguccio: The Life, Works, and Thought of a Twelfth-Century Jurist, Washington DC 2015, S. 5.
- ↑ Wolfgang Peter Müller: Huguccio: The Life, Works, and Thought of a Twelfth-Century Jurist, Washington DC 2015, S. 5.
- ↑ Rudolf Weigand: Frühe Kanonisten und ihre Karriere in der Kirche, 1990, S. 145.
- ↑ Wolfgang Peter Müller: Huguccio: The Life, Works, and Thought of a Twelfth-Century Jurist, Washington DC 2015, S. 4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Huguccio in Kenneth Pennington: Bio-Bibliographical Guide to Medieval and Early Modern Jurists. (Stand 2015)
Personendaten | |
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NAME | Huguccio |
ALTERNATIVNAMEN | Hugo von Pisa; Hugutio; Uguccio; Uguccione da Pisa |
KURZBESCHREIBUNG | Kirchenrechtler im Mittelalter |
GEBURTSDATUM | 12. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 30. April 1210 |
STERBEORT | Ferrara |