Honda NR 500

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Takazumi Katayamas Maschine von 1980
Kurbeltrieb des Honda-Ovalkolbenmotors mit 500 cm³
Bildlicher Vergleich:
Der Querschnitt der Laufbuchse und der Kolben des Motors hat die Form eines Langlochs.

Die Honda NR 500 von 1979 war ein Rennmotorrad des japanischen Motorradherstellers Honda, das von einem neu entwickelten Verbrennungsmotor mit sogenannten Ovalkolben (a) angetrieben wurde.

Geschichte und Technik

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Die Motorrad-Weltmeisterschaft wurde in der Klasse bis 500 cm³ Hubraum ab 1975 von Rennmotorrädern mit Zweitaktmotor dominiert. Honda, prinzipiell mehr dem Viertaktmotor zugetan, versuchte die Überlegenheit (bei gleichem Hubraum doppelt so viele Arbeitstakte pro Zeitspanne) durch innovative Technik auszugleichen. Bereits im Februar 1978 begann die Entwicklung an einem Viertakt-Rennmotor mit der Bezeichnung „NR“ (new racing).[1] Das Reglement der Motorrad-Weltmeisterschaft sah nur eine Hubraum- sowie Zylinderbegrenzung (vier) vor; Honda ging davon aus, dass durch mehr Ventile pro Brennraum die Füllung und damit die Leistung gesteigert werden konnte. Die Zielvorgaben sahen eine maximale Drehzahl von 23.000/min und eine Leistung von 130 PS (96 kW) vor. Erreicht werden sollte dies durch einen „ovalen“ Zylinder der Platz für 8 Ventile hatte und für den Masseausgleich mit zwei Pleueln je Kolben versehen war.[2] Die Kolben, mit dem bildlich einem Langloch gleichenden Querschnitt, stellten die Ingenieure insbesondere hinsichtlich Ringspannung der Kolbenringe vor Herausforderungen. Die Kolbenlänge betrug 134,3 mm, die Breite 41 mm und der Hub 24 mm.[3]

Der wassergekühlte Vierzylinder-V-Motor mit 100-Grad-Winkel hatte seinen Probelauf im Juli 1979, der Motor leistete 100 PS (74 kW) bei 16.000/min.[4] Honda verpflichtete noch für die laufende Saison 1979 Mick Grant und Takazumi Katayama; der erste Renneinsatz fand beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone statt. Grant stürzte in der ersten Kurve und Katayama fiel mit technischem Defekt aus. Neben dem etwas höheren Gewicht wirkte sich die stärkere Motorbremswirkung negativ auf die Rundenzeiten aus. Für die Saison 1980 wurde das Motorrad überarbeitet; neben dem Ansprechverhalten des Motors wurde die Haltbarkeit verbessert und der Rahmen auf 18-Zoll-Reifen umgerüstet. Katayama gelang immerhin der 12. Platz beim Großen Preis von Deutschland auf der Nürburgring-Nordschleife. Für die Saison 1981 wurde der Motor erneut überarbeitet (Bankwinkel 90 Grad) und die Leistung auf 135 PS (99 kW) bei 19.000/min gesteigert. Trotz Verwendung von Titan und Magnesium ergab sich ein Mehrgewicht. Das Leistungsmanko – 10 PS (7 kW) weniger als die Zweitakt-Konkurrenz von Suzuki oder Yamaha – trugen dazu bei, dass Honda in dem Jahr das Projekt einstellte und in der Königsklasse auf die Zweitakt-Technologie setzte: die Honda NS 500, mit der Freddie Spencer 1983 Weltmeister wurde.

Honda entwickelte dennoch den Motor weiter und startete 1987 mit der Honda NR 750 beim 24-Stunden-Motorradrennen von Le Mans einen erneuten Versuch. 1991 stellte Honda ein limitiertes und käufliches Serienmotorrad mit dieser Kolbenform, die Honda NR 750, der Presse vor.

(a) 
Daneben wird in Publikationen auch der Begriff „arenaförmig“ verwendet,[5][6] was jedoch Interpretationen zulässt, da arenaförmig nicht feststehend definiert ist. Geometrisch beschrieben entspricht der Querschnitt zwei gleich großen Halbkreisen, die durch tangentiale Geraden miteinander verbunden sind. – Bildlich verglichen: einem Langloch.
Commons: Honda NR 500 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Patent DE2925779C2: Kolbenring für ein Kolben einer Brennkraftmaschine. Angemeldet am 26. Juni 1979, veröffentlicht am 29. September 1983, Anmelder: Honda Giken Kogyo K.K., Erfinder: Shoichiro Irimajiri.
  • Patent US4502434A: Internal combustion engine. Angemeldet am 30. September 1982, veröffentlicht am 5. März 1985, Anmelder: Honda Motor Co Ltd, Erfinder: Shoichiro Irimajiri, Takeo Fukui.
  • Wie viele Ventile je Zylinder

Einzelnachweise

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  1. honda.com 1979 Grand Prix, Seite 3.
  2. honda.com 1979 Grand Prix, Seite 5.
  3. Stefan Zima, Reinhold Ficht: Ungewöhnliche Motoren. 3. Auflage, Vogel-Buchverlag, Würzburg 2010, ISBN 978-3-8343-3140-3, S. 90.
  4. honda.com 1979 Grand Prix, Seite 7.
  5. Stefan Zima: Ungewöhnliche Motoren, Vogel-Verlag, Würzburg, 3. Auflage 2010, ISBN 978-3- 8343-3140-3
  6. Clauspeter Becker: Keine runde Sache. In: auto motor und sport, Nr., 14/1990, S. 34–37.