Helmuth Johnsen
Helmuth Johnsen (* 29. November 1891 in Neustadt bei Coburg; † 2. September 1947 im Lager Zrenjanin/Jugoslawien) war ein evangelischer Bischof, völkischer Aktivist und Mitglied der Deutschen Christen.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johnsen wuchs als Sohn des Oberpfarrers in Neustadt bei Coburg auf und besuchte in Coburg das Gymnasium Casimirianum. Anfangs studierte er in Kiel Rechtswissenschaft. Anlässlich des Streits um den Kölner Pfarrer Carl Jatho begann er das Studium der evangelischen Theologie, unter anderem in Leipzig, Erlangen und Halle (Saale). Während seines Studiums wurde er Mitglied beim Verein Deutscher Studenten Erlangen.[1] Während des Ersten Weltkriegs unterbrach er dies, meldete sich als Kriegsfreiwilliger und wurde als Reserveoffizier eingesetzt. Im April 1919 bestand Johnsen das theologische Examen und wurde Vikar sowie bis 1929 Pfarrer in Gauerstadt. Dort heiratete er Alice Hansen, eine Schwester von Georg Alexander Hansen.[2]
Johnsen unterstützte die gegen die Weimarer Republik kämpfende Brigade Ehrhardt und wurde in der völkischen Bewegung aktiv. Johnsen baute in Franken den Jungdeutschen Orden auf, der ab April 1923 die Zeitung Coburger Warte herausgab. Johnsen, ein radikaler Antisemit, war verantwortlich für den Inhalt und den politischen Teil der Zeitung, die unter anderem auch Hetzartikel gegen Juden veröffentlichte. Beim Hitler-Ludendorff-Putsch wartete er als Führer der Völkischen in der fränkisch-thüringischen Region auf den Befehl zum Marsch auf Berlin. Nach dem Scheitern des Putsches bekämpfte er von 1924 bis 1928 als Abgeordneter des Völkischen Blocks im Bayerischen Landtag die Weimarer Republik.
Im Jahr 1928 promovierte Johnson an der Universität Erlangen mit dem Thema Das Staatsbild J. G. Fichtes. 1929 bis 1934 war er Hauptpfarrer am Dom zu Lübeck. Am 17. Oktober 1930 wurde der Sohn Hartmut, ab 1991 Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen, geboren. Zum 1. Mai 1933 trat Helmuth Johnsen der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.810.603).[3] Im Juni 1934 wurde er kommissarisch mit der Leitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig beauftragt. Am 15. November 1934 wurde er vom Landeskirchentag zum Landesbischof gewählt. Anschließend erklärte er: „Jeder im Lande soll wissen, daß ich Nationalsozialist bin.“[4] Eines seiner erklärten Ziele als Kirchenführer war „die Anerkennung des Nationalsozialismus als Raum, in dem die kirchliche Verkündigung geschehen und wirken soll“. Die Familie zog nach Wolfenbüttel um. 1936 wurde er Reichsobmann des Deutschen Evangelischen Männerwerks.[4] 1937 gehörte er zu denen, die Die Erklärung der 96 evangelischen Kirchenführer gegen Alfred Rosenberg[5] wegen dessen Schrift Protestantische Rompilger unterzeichneten.
Nach dem Überfall auf Polen und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schrieb er am 4. September 1939 im Amtsblatt: „Die Entscheidung ist gefallen. Der Feind will den Krieg.“[4] Ab 1940 nahm er als Reserveoffizier am Zweiten Weltkrieg teil. Im Frühjahr 1945 geriet er in jugoslawische Kriegsgefangenschaft und wurde dort 1947 erschossen. Der Lagerkommandant ließ verlauten, dass dies auf der Flucht geschah, während Mitgefangene von Mord ausgingen, weil Johnsen nie Fluchtgedanken geäußert hatte und es dazu auch keine Anzeichen gab.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietrich Kuessner: Landesbischof Dr. Helmuth Johnsen; Büddenstedt: Evangelisches Pfarramt Offleben, 1982; ISBN 3-922571-06-9.
- Marc Zirlewagen: Helmuth Johnsen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 913–917 .
- Karl Friedrich Reimers: Lübeck im Kirchenkampf des Dritten Reiches: Nationalsozialistisches Führerprinzip und evangelisch-lutherische Landeskirche von 1933 bis 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1964
- Jörg Fligge: Lübecker Schulen im „Dritten Reich“: eine Studie zum Bildungswesen in der NS-Zeit im Kontext der Entwicklung im Reichsgebiet, Schmidt-Römhild, Lübeck 2014, ISBN 978-3-7950-5214-0, S. 979 (Biographische Hinweise)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Helmuth Johnsen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Helmuth Johnsen in der Parlamentsdatenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte in der Bavariathek
- Gabi Bertram: Helmuth Johnson - Netter Pfarrer mit tiefbrauner Weste. www.np-coburg.de, 30. Mai 2009
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Louis Lange (Hrsg.): Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten. Anschriftenbuch 1931. Berlin 1931, S. 103.
- ↑ Karsten Hansen: Widerstand und Abwehr. Aus dem Leben des Oberst i. G. Georg Alexander Hansen. Rangsdorf 2014, S. 10.
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18440262
- ↑ a b c Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer, 20052; S. 289.
- ↑ Friedrich Siegmund-Schultze (Hrsg.): Ökumenisches Jahrbuch 1936–1937. Max Niehans, Zürich 1939, S. 240–247.
- ↑ Dietrich Kuessner: Landesbischof Dr. Helmuth Johnsen; S. 78.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Oskar Evers | Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig 1934–1947 | Martin Erdmann |
Personendaten | |
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NAME | Johnsen, Helmuth |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Bischof |
GEBURTSDATUM | 29. November 1891 |
GEBURTSORT | Neustadt bei Coburg |
STERBEDATUM | 2. September 1947 |
STERBEORT | Lager Zrenjanin, Jugoslawien |
- Landesbischof (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig)
- Lutherischer Bischof (20. Jahrhundert)
- Leiter einer evangelischen Landeskirche (20. Jahrhundert)
- Mitglied des Bayerischen Landtags in der Weimarer Republik
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person der Deutschen Christen
- Militärperson im Nationalsozialismus
- NSDAP-Mitglied
- Mitglied im Jungdeutschen Orden
- Korporierter im VVDSt
- Hauptpastor (Lübecker Dom)
- Bayer
- Deutscher
- Geboren 1891
- Gestorben 1947
- Mann