Heliotrop (Mineral)

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Angeschliffener Heliotrop-Rohstein. Ausgestellt im Estnischen Museum für Naturgeschichte (estnisch Eesti Loodusmuuseum)
Heliotrop-Trommelstein. Die Einsprengsel von Eisenoxid symbolisierten einst die Blutstropfen Christi.

Als Heliotrop (von griechisch Ἥλιος „Sonne“ und τροπή „Wendung, Kehre“, also „Sonnenwender“) oder auch Blutjaspis wird eine Varietät des Chalcedon[1] oder Jaspis[2] bezeichnet.

Heliotrop ist von hell- bis dunkelgrüner Farbe mit roten Einsprenkelungen. Die grüne Farbe wird durch Einlagerungen von Hornblende verursacht, die roten Sprenkel durch Eisenoxid. Da er wie der Chalcedon von mikrokristalliner Ausprägung ist, wird er ausschließlich in Form massiger, durchscheinender bis undurchsichtiger Aggregate gefunden. Bedeutende Lagerstätten liegen unter anderem in Australien, Brasilien, der Volksrepublik China, Indien und den Vereinigten Staaten.[1]

Das englische Synonym bloodstone wird gern irreführend mit Blutstein übersetzt. Das deutsche Synonym Blutstein bezeichnet jedoch den Hämatit.

Der einzige bekannte Fundort für Heliotrop in Deutschland ist ein Kiestagebau bei Großgrabe in Sachsen. Am in der Vergangenheit ebenfalls als Fundort angesehenen „Stahlberg“ bei Neuwerk in Sachsen-Anhalt wurde kein Heliotrop, sondern der „Harzer Blutstein“ – ein aus Hämatit, Pyrit, Quarz und Feldspat zusammengesetztes vulkanisches Gestein – gefunden. Weitere dokumentierte Vorkommen liegen zudem in Bulgarien, den Falkland-Inseln, Indonesien, Italien, Kanada, Marokko, Rumänien, der Slowakei, Südafrika, Tschechien und Uruguay.[3] Daneben fand sich Heliotrop noch in einem steinzeitlichen Steinbruch am Bloodstone Hill auf der Insel Rùm in Schottland.[4]

Heliotrop ist aufgrund seines lebhaften Farbenspiels ein begehrter Schmuckstein und wird je nach Qualität zu Trommelsteinen, Cabochonen oder Tafelsteinen in Gemmen verarbeitet.

Das Synonym Blutjaspis wird im Handel zwar oft verwendet, ist aber streng genommen eine falsche Bezeichnung, da Heliotrop im Gegensatz zum Jaspis von radialstrahliger Struktur ist. Allerdings täuscht die Verbackung zu kugeligen Aggregaten den körnigen Aufbau des Jaspis vor.

Nach mittelalterlichen kirchlichen Ansichten wurde dem Stein nachgesagt, dass er die Blutstropfen Christi enthalte.

  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 144, 162.
  • Jaroslav Bauer, Vladimír Bouška: Edelsteinführer. Verlag Werner Dausien, Hanau/Main 1993, ISBN 3-7684-2206-2, S. 130.
Commons: Heliotrop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 144.
  2. Paul Rustemeyer, mit Beiträgen von Robert Brandstetter, Walter Hajek, Michael Huber, Stefan Meier, Michael Wachtler, Mirjan Žorž: Das große Quarz-ABC. In: Quarz. Formen, Farben, Varietäten (= Christian Weise [Hrsg.]: extraLapis. Band 37). Weise, 2009, ISSN 0945-8492, S. 9.
  3. Fundortliste für Heliotrop (englisch Bloodstone) beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 27. Juni 2023.
  4. Rum, Bloodstone Hill. Canmore (National Record of the historic environment), abgerufen am 27. Juni 2023 (englisch).