Heinrich Graefe
Heinrich Graefe, Schreibweise auch Gräfe, (* 3. März 1802 in Buttstädt; † 21. Juli 1868 in Bremen) war ein deutscher Pädagoge, der unter anderem auf dem Gebiet der Allgemeinen Pädagogik tätig war.
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Graefe war der Sohn eines Handwerkers. Er besuchte das Gymnasium in Weimar und studierte in Jena Mathematik und dann Theologie. Während seines Studiums wurde er 1820 Mitglied der Jenaischen Burschenschaft. Er war in Weimar als geistlicher Lehrer am Wilhelm-Ernst-Gymnasium und wurde 1825 Rektor der Stadtschule in Jena.
Bekannt wurde er durch mehrere Schriften u. a. Die Allgemeine Pädagogik, Das Schulrecht, Die Schulreform mit besonderer Beziehung auf das Königreich Sachsen (Leipzig 1834) sowie durch die Zeitschrift Die Deutsche Volksschule, die in Österreich und Preußen verboten wurden. 1840 wurde er a.o. Professor der Pädagogik an der Universität Jena. 1842 wurde er als Rektor der Bürgerschule nach Kassel berufen, wo er später als Direktor die von ihm eingerichtete Realschule leitete.
1848 und in den folgenden Jahren entfaltete Graefe eine Rege Tätigkeit im öffentlichen Leben u. a. als Vertrauensmann der kurhessischen Volksschullehrer, als liberaler Abgeordneter der Linken in der Kurhessischen Ständeversammlung (1849) und als Mitglied der Oberschulkommission. Er wurde aber unter dem bestgehassten Mann Kurhessens Minister Ludwig Hassenpflug wegen seiner Schrift Der Verfassungskampf in Kurhessen (Leipzig 1851) nach langer Untersuchung am 19. Februar 1852 kriegsgerichtlich wegen Majestätsbeleidigung zu einer dreijährigen Festungsstrafe verurteilt. Diese Strafe wurde später auf ein Jahr heruntergesetzt.
Darauf begab Graefe sich 1853 in die Schweiz und wurde Lehrer an der Lehr- und Erziehungsanstalt von Achilles Roediger.[1] 1855 wurde er von Bremen aufgefordert eine höhere Bürgerschule einzurichten. Er wurde zum Direktor dieser Schule (ab 1868 Realschule in der Altstadt) berufen. Er leitete die angesehene Schule bis zu seinem Tod. Als Direktor folgte ihm 1868 Franz Buchenau.
Graefe gründete auch 1858 eine Vorbereitungsschule und eine Höhere Töchterschule, die sein Kasseler Freund Janson dann leitete.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Rechtsverhältnis der Volksschule von innen und außen (Quedlinburg 1829)
- Allgemeine Pädagogik (Leipzig 1845, 2 Bde.)
- Die deutsche Volksschule nach der Gesamtheit ihrer Verhältnisse (Leipzig 1847, 2 Bde.; 3. Aufl. von Schumann, Jena 1877–1879, 3 Bde.)
- Handbuch der Naturgeschichte der drei Reiche (mit Johann Friedrich Naumann, Eisleben und Leipzig Georg Reichardt 1836)
- Archiv für das praktische Volksschulwesen (Jena u. Eisleben 1828–1835, 8 Bde.)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker, Teilband 7: Supplement A–K, Winter, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8253-6050-4. S. 392–393.
- Ewald Grothe (Hrsg.): Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungen 1830–1866. (=Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 13 = Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 43). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2016, ISBN 978-3-942225-33-5, Nr. KSV-146.
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 150.
- Philipp Losch: Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlung 1830–1866. Elwert, Marburg 1909, S. 24.
- Gustav Lothholz: Gräfe, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 556 f.
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
- Hinrich Wulff: Gräfe, Heinrich Gotthilf Adam. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 711 f. (Digitalisat).
- Gräfe, Heinrich. In: Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage 1885–1892, Bd. 7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Heinrich Graefe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Heinrich Graefe in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Gräfe, Heinrich. Hessische Biografie. (Stand: 3. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Dr. phil. Heinrich Gräfe. Abgeordnete. In: Hessische Parlamentarismusgeschichte Online. HLGL & Uni Marburg, abgerufen am 28. September 2024 (Stand 18. Juli 2024).
- Jana Magdanz: 22. Juli 1868 - Der Pädagoge und Schulpionier Heinrich Gräfe stirbt in Bremen. In: WDR5, ZeitZeichen, 22. Oktober 2023, (Podcast, 15:01 Min., verfügbar bis 22. Oktober 2099.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Briefe, amtliche Schreiben und Lebensdokumente aus den Jahren 1832 bis 1847, herausgegeben von Manfred Heinemann/Sylvia Schütze, S. 790 google.books
Personendaten | |
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NAME | Graefe, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Gräfe, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 3. März 1802 |
GEBURTSORT | Buttstädt |
STERBEDATUM | 21. Juli 1868 |
STERBEORT | Bremen |