Gleichnis von den bösen Weingärtnern
Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern ist ein Gleichnis Jesu, das in den Evangelien nach Matthäus (Mt 21,33–41 EU), Markus (Mk 12,1–9 EU) und Lukas (Lk 20,9–16 EU) überliefert ist. Aber auch im nicht-kanonischen Thomasevangelium (EvThom), einer apokryphen Sammlung von 114 Sprichworten, die als Logien und kurze Dialoge dargelegt wurden, findet sich das Gleichnis von den bösen Weingärtnern.[1]
Wortlaut
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gleichnis in der bei Markus überlieferten Form lautet in der Lutherübersetzung (revidierte Fassung von 1984):
„Und er fing an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Und er sandte, als die Zeit kam, einen Knecht zu den Weingärtnern, damit er von den Weingärtnern seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs hole. Sie nahmen ihn aber, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. Abermals sandte er zu ihnen einen andern Knecht; dem schlugen sie auf den Kopf und schmähten ihn. Und er sandte noch einen andern, den töteten sie; und viele andere: die einen schlugen sie, die andern töteten sie. Da hatte er noch einen, seinen geliebten Sohn; den sandte er als Letzten auch zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Sie aber, die Weingärtner, sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.“
Deutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Weinberg dient bereits im Alten Testament als Bild für das Volk Israel (vgl. Jesaja 5,1 EU). In seiner Güte schickt Gott immer neue Knechte (gemeint sind die Propheten), um den Lohn für seine Gnade einzufordern (d. h. ein Leben wie es dem erwählten Gottesvolk entspricht). Diese Boten wurden jedoch immer wieder zurückgewiesen und teilweise auch getötet. In der Tötung des Sohnes gipfelt diese Ablehnung. In ihr wird auch bereits das Leiden und Sterben Jesu angedeutet. Diese Sendung des Sohnes wird damit zur Grundlage für ein neues Bundesvolk, das über Israel hinausgeht.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lorenz Oberlinner: Die Parabel von den Weinbergpächtern Mk 12,1 - 12 Ein Beispiel für antijüdische Einstellung der ersten christlichen Gemeinden? Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (PDF; 2,32 MB, 25 Seiten) abgerufen auf freidok.uni-freiburg.de, Originalbeitrag in Klaus Märker (Hrsg.): Festschrift für Weddig Fricke zum 70. Geburtstag. Freiburg: Alber, 2000, S. 54–77
- Georg Baudler: Jesus im Spiegel seiner Gleichnisse. Das erzählerische Lebenswerk Jesu – ein Zugang zum Glauben. Calwer/Kösel, Stuttgart/München, ISBN 3-7668-0804-4, S. 125; 205–206
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vergleiche EvThom 65 „Er sprach: Ein gutmütiger Mann hatte einen Weinberg. Er gab ihn Bauern, damit sie ihn bearbeiteten und er die Früchte von ihnen bekäme. Er schickte seinen Diener, damit die Bauern ihm die Frucht des Weinbergs gäben. Die Bauern ergriffen seinen Diener, schlugen ihn, und sie hätten ihn beinahe getötet. Der Diener ging davon und sagte es seinem Herrn. Sein Herr sprach: Vielleicht haben sie ihn nicht erkannt. Er schickte einen anderen Diener und die Bauern schlugen auch diesen. Nun schickte der Herr seinen Sohn. Er sprach: Vielleicht werden sie Respekt haben vor meinem Sohn. Diese Bauern, als sie erfuhren, dass er der Erbe des Weinbergs war, packten ihn und töteten ihn. Wer Ohren hat, der höre.“ Die Gleichnisse im Thomasevangelium (NHC II,2)1, Aus: Synopsis Quattuor Evangeliorum, ed. K. Aland, Stuttgart 1996, 517–546.
- ↑ Stuttgarter Erklärungsbibel. ISBN 3-438-01121-2, 2. Aufl. 1992, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, S. 1245f