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Gerard Mortier

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Gerard Mortier (2007)

Gerard Mortier[1] (vollständiger Name Gerard Alfons August Mortier, * 25. November 1943 in Gent; † 8. März 2014 in Brüssel)[2] war ein belgischer Opern- und Theaterintendant.

Mortier war der Sohn eines Bäckers und stammte aus der flämischen Stadt Gent. Er wuchs dort im Muidekwartier auf, einem Arbeiterviertel im Norden der Stadt. Nach Beendigung seiner Schulzeit am Sint-Barbaracollege, einem Jesuitenkolleg in der Savaanstraat, studierte er von 1960 bis 1965 an der Universität Gent Jura und wurde anschließend promoviert. Von 1966 bis 1967 absolvierte er ein Zweitstudium in Kommunikationswissenschaften.

Seine Karriere begann er 1968 als Assistent des Direktors des Flandern-Festivals. In den Jahren 1973 bis 1980 leitete er die Betriebsbüros von Christoph von Dohnányi und Rolf Liebermann in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Paris.

1981 übernahm er für zehn Jahre die Leitung der Brüsseler Oper La Monnaie/De Munt. Gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Sylvain Cambreling entwickelte er ein neues Opernverständnis, modernisierte sie und machte so das Opernhaus international bekannt.

1991 berief man Mortier zum Intendanten und künstlerischen Leiter der Salzburger Festspiele. Er sollte die Festspiele einem jüngeren Publikum erschließen und das Festival programmatisch auf das 21. Jahrhundert vorbereiten. Unter seiner Ära erlebten 25 Opern des 20. Jahrhunderts ihre Aufführung in Salzburg. 2001 endete seine Amtszeit.

Auf Einladung der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen gestaltete er den ersten Zyklus der Ruhrtriennale von 2002 bis 2004. Ab der Spielzeit 2004/05 leitete er bis Juli 2009 die Pariser Oper.

Eine Woche vor dem Zusammentreten des Stiftungsrates zur Neubesetzung der Leitung der Bayreuther Festspiele am 1. September 2008 bewarb er sich gemeinsam mit Nike Wagner.[3] Für den Fall eines Engagements in Bayreuth wollte er außerhalb der sechswöchigen Bayreuther Festspiele auch die New York City Opera leiten,[4] hätte Bayreuth im Falle eines Zeitkonflikts jedoch den Vorrang gegeben.[5] Den Zuschlag zur Leitung erhielten allerdings unerwartet einstimmig Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier.

Ab 2009 sollte Mortier die Leitung der New York City Opera als General Manager und Artistic Director übernehmen. Aufgrund schwerwiegender finanzieller Einbußen der New York City Opera durch die Finanzkrise ab 2007 sah sich Mortier trotz einer zweijährigen Vorbereitung nicht mehr in der Lage, ein künstlerisch anspruchsvolles Programm anbieten zu können, und nahm von der bevorstehenden Leitung Abstand.[6] Im Jahre 2010 übernahm er die Nachfolge von Antonio del Moral am Madrider Opernhaus Teatro Real als Künstlerischer Leiter.[7] Angesichts der Wirtschaftskrise in Spanien, die zu drastischen Kürzungen in den öffentlichen Haushalten führte, musste er dort ein Sparprogramm durchsetzen.[8] Im September 2013 wurde er entlassen, jedoch in Folge internationalen Protestes sofort als Künstlerischer Berater desselben Hauses wieder engagiert.

Gerard Mortier war Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

Mortier starb im Alter von 70 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, welcher im Jahr davor diagnostiziert worden war.[9] Die öffentliche Traueranzeige mit dem deutschen Spruch „Dem Wahren, Guten und Schönen“ wurde von seiner Schwester Rita Mortier und von Sylvain Cambreling, seinem Lebenspartner, unterschrieben.

Die Universität Gent gab am 10. März 2014 bekannt, dass sie sich entschlossen habe, an der für den 21. März geplanten Verleihung der Ehrendoktorwürde an Gerard Mortier festzuhalten und das Ehrendoktorat nun posthum zuzuerkennen.[10]

  • mit Karin Kathrein, Hans Landesmann, Gerhard Rohde (Hrsg.): Oper, Schauspiel. Salzburger Festspiele 1992–2001. Zsolnay, Wien 2001, ISBN 3-552-05170-8.
  • (Hrsg.): Herbert von Karajan und die Salzburger Festspiele. Dokumentation einer Partnerschaft 1933, 1948, 1957–1989. Mit einer Einleitung von Joachim Kaiser. Residenz, Salzburg 1994, ISBN 3-7017-0844-4.
  • Dramaturgie einer Leidenschaft. Für ein Theater als Religion des Menschlichen. Aus dem Französischen von Sven Hartberger, J. B. Metzler, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-476-02546-3.
  • Das Theater, das uns verändert. Essays über Oper, Kunst und Politik. Bärenreiter, Metzler, Kassel, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-7618-2088-9.
  • Detlev Baur: Herrscher der Hallen: Gerard Mortier kam als Intendant von den Salzburger Festspielen, ist für drei Jahre Gründungsintendant der Ruhrtriennale und geht im nächsten Jahr an die Pariser Oper. Ein Gespräch mit dem flämischen Kulturorganisator zum Beginn der Herbstsaison des Mammut-Festivals an der Ruhr. In: Die Deutsche Bühne, 74 (2003), 10, S. 16–18.
Commons: Gerard Mortier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gerard Mortiers Vorname wird laut Pariser Oper (Memento vom 13. November 2008 im Internet Archive), Akademie der Künste (Memento vom 24. Dezember 2010 im Internet Archive) und Deutscher Nationalbibliothek ohne Akzent geschrieben.
  2. Gerard Mortier, 70, Intendant Who Courted Innovation and Controversy in the Opera House, Has Died.
  3. Nike Wagner und Mortier erläutern ihr Konzept. In: FAZ, 27. August 2008.
  4. Bayreuth: Gérard Mortier erklärt sich. In: Tagesspiegel. 28. August 2008 (archive.org).
  5. Bayreuth bleibt nicht in der Familie. In: FAZ, 31. August 2008.
  6. Mortiers Absage an New York. Das erste kulturelle Opfer der Krise. In: FAZ, 9. November 2008.
  7. Gerard Mortier goes to Madrid (Memento vom 30. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), VRT, 27. November 2008.
  8. Thomas Urban: „Licht machen wir nur, wenn nötig.“ Die Krise verschont auch einen der bedeutendsten Opernchefs der Welt nicht: Gerard Mortier, Intendant in Madrid, muss kräftig sparen. In: Süddeutsche Zeitung, 13. April 2013, S. 22.
  9. Theaterintendant Gerard Mortier ist tot. In: Die Presse, 9. März 2014.
  10. Gerard Mortier krijgt postuum eredoctoraat van UGent auf demorgen.be vom 10. März 2014 (niederländisch).
  11. Belgisches Staatsblatt van 27. April 2007: Vergunning van de persoonlijke titel van baron aan […] Gerard MORTIER, […]. (FOD Buitenlandse Zaken: Adellijke gunsten verleend bij koninklijke besluiten van 21 april 2007) nobility news