Günterblassit

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Günterblassit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2011-032[1]

IMA-Symbol

Gbl[2]

Chemische Formel
  • (K,Ca,Ba,Na,☐)3Fe[(Si,Al)13O25(OH,O)4]·7H2O[1]
  • (K,Ca)3Fe[(Si,Al)13O25(OH,O)4]⋅7H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

VIII/H.38-022
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch[3]
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-pyramidal; mm2
Raumgruppe Pnm21 (Nr. 31, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/31.2[3]
Gitterparameter a = 6,538 Å; b = 6,970 Å; c = 37,216 Å[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {001}, {010}, {100}
Zwillingsbildung -
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,18; berechnet: 2,17[4]
Spaltbarkeit perfekt ∥ (001), gut ∥ (100) und (010)
Farbe farblos, gelegentlich weiß, blassgelb bis braun[4]
Strichfarbe weiß[4]
Transparenz wasserklar[4]
Glanz nicht angegeben[4]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,488[4]
nβ = 1,490[4]
nγ = 1,493[4]
Doppelbrechung δ = 0,005[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv[4]
Achsenwinkel 2V = 80°[4]
Pleochroismus -

Das Mineral Günterblassit ist ein sehr selten vorkommendes Schichtsilikat aus der Günterblassitgruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung (K,Ca)3Fe[(Si,Al)13O25(OH,O)4]⋅7H2O. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt farblose, rechteckig plattige bis tafelige Kriställchen von wenigen Millimetern Größe.[4]

Günterblassit bildet sich spätmagmatisch in Miarolen von Alkalibasalten und tritt dort zusammen mit Nephelin, Leucit, Augit, Phlogopit, Åkermanit, Magnetit, Perowskit, Götzenit und Fluorapatit auf.[4] Außer in seiner Typlokalität, den Basaltsteinbruch „Rother Kopf“ bei Gerolstein in der Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland, ist Günterblassit bislang nur noch im Basaltsteinbruch „Graulay“ bei Hillesheim, ebenfalls in der Vulkaneifel, gefunden worden.[5]

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Günterblassit 2012 von einer Gruppe Russischer Mineralogen in einer Probe, die 2010 im Steinbruch „Rother Kopf“ bei Gerolstein in der Vulkaneifel gesammelt worden ist. Günterblassit war das erste Schichtsilikat mit einer 3er-Schichtstruktur und wurde nach dem deutschen Amateurmineralogen Günter Blass benannt, in Anerkennung seiner umfangreichen Arbeiten über die Minerale der Eifel. Günter Blass war an der Erstbeschreibung zahlreicher Minerale beteiligt, darunter Pattersonit, Allanpringit, Schäferit, Lukrahnit, Hechtsbergit, Ferriallanit-(La), Windhoekit und Perrierit-(La).[4] Seither wurden noch zwei weitere Schichtsilikate mit gleicher 3er-Schichtstruktur entdeckt: Umbrianit (2011) und Hillesheimit (2012).

Günterblassit ist ein neuartiges 3er-Schichtsilikat, für das die aktuellen Systematiken nach Strunz oder Dana noch keine Gruppe enthalten.

Die gemessene Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [10](□0,4K0,35Ca0,25)[8](K0,850,6Ba0,3Ca0,25) [7](Fe2+0,5Ca0,2Mg0,15Na0,15)[[4](Si9,91Al3,09)O25,25(OH)3,75]⋅7,29H2O, wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der Positionen in der Kristallstruktur angegeben sind.[3]

Die Zusammensetzung ist recht variabel. Eisen (Fe2+) kann durch Magnesium (Mg2+) ersetzt werden, Kalium (K+) teilweise durch Kalzium (Ca2+) und Barium (Ba2+) oder Leerstellen. Die bislang beobachteten Abweichungen des Si-Al-Verhältnisses vom idealen Wert 10:3 sind gering. Die OH-Gehalte schwanken zwischen 3 und 4 OH pro Formeleinheit.

Kristallstruktur

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Zyklisch verzweigte dreier Dreifachschicht des Günterblassit

Günterblassit kristallisiert mit orthorhombischer Symmetrie der Raumgruppe Pnm21 (Raumgruppen-Nr. 31, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/31.2 und den Gitterparametern a = 6,538 Å, b = 6,975 Å und c = 37,26 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Aluminium und Silizium sind so von 4 Sauerstoffen umgeben, dass das Kation im Zentrum eines Tetraeders liegt, dessen Ecken die Sauerstoffionen bilden. Diese Koordinationstetraeder sind über ihre Ecken zu 4er-Ringen verknüpft. Diese Ringe sind miteinander zu Schichten verbunden, wobei sich neue Ringe aus 8 Tetraedern ergeben.

Diese Schichteinheiten aus 4er- und 8er-Ringen hat Günterblassit gemeinsam z. B. mit den Mineralen der Mountainit-Familie (Einfachschichten) und Rhodenit-Familie (Doppelschichten). Strukturell eng verwandt sind die Minerale der Delhayelith-Familie mit ebenfalls Alumosilikatschichten aus 4er- und 8er-Ringen.

Beim Günterblassit sind drei dieser Schichten über Tetraederspitzen zu dreier-Schichtpaketen verknüpft, wobei die mittlere Schicht um einen weiteren Alumosilikat-Tetraeder ergänzt wird. Zwischen den drei Schichten durchziehen zeolithartige Kanäle aus 8er-Ringen die Schichtpakete entlang der a- und b-Achse.

In diesen Kanälen wird Wasser (H2O) und Kalium (K+) eingebaut. Das Kalium ist dort von 8 Sauerstoffen umgeben.

Die Schichtpakete sind untereinander durch Eisen (Fe2+, untergeordnet Mg2+, Ca2+, Na+) und Kalium verbunden. Die Fe-Position wird von 7 Sauerstoffen umgeben und die Kaliumposition von 10 Sauerstoffen.[3]

Bildung und Fundorte

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Günterblassit bildet sich spätmagmatisch in Miarolen von Alkalibasalten. Es wird angenommen, dass Günterblassit bei der Reaktion eines strukturell verwandten Gerüstsilikates wie z. B. Leucit mit wässrigen Lösungen entsteht.[4]

In seiner Typlokalität, dem Basaltsteinbruch „Rother Kopf“ bei Gerolstein in der Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland, tritt Günterblassit zusammen mit Nephelin, Leucit, Augit, Phlogopit, Åkermanit, Magnetit, Perowskit, Götzenit und Fluorapatit auf.[4] Der bislang einzige weitere dokumentierte Fundort ist der Graulay-Basaltsteinbruch bei Hillesheim, ebenfalls in der Eifel. Dies ist auch die Typlokalität von Hillesheimit, einem weiteren, 2012 entdeckten 3er-Schichtsilikat der Günterblassitgruppe.[5]

Commons: Günterblassite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Ramiza K. Rastsvetaeva, Sergey M. Aksenov, Nikita V. Chukanov: Crystal Structure of Günterblassite, a New Mineral with a Triple Tetrahedral Layer. In: Doklady Chemistry. Band 442, Nr. 2, Februar 2012, S. 57–62, doi:10.1134/S0012500812020115 (online verfügbar bei researchgate.net [abgerufen am 9. Januar 2022]).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q Nikita V. Chukanov, Ramiza K. Rastsvetaeva, Sergey M. Aksenov, Igor V. Pekov, Natalia V. Zubkova, Sergey N. Britvin, Dmitriy I. Belakovskiy, Willy Schüller, Bernd Ternes: Günterblassite, (K,Ca)3–xFe[(Si,Al)13O25(OH,O)4]⋅7H2O, a New Mineral: the First Phyllosilicate with Triple Tetrahedral Layer. In: Geology of Ore Deposits. Band 54, Nr. 8, 2012, S. 656–662, doi:10.1134/S1075701513070064 (online verfügbar bei researchgate.net [abgerufen am 9. Januar 2022]).
  5. a b Graulay (Graulai; Graulei; Grauley), Hillesheim, Eifel, Rhineland-Palatinate, Germany. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Januar 2022 (englisch).