Deutsche Fußballmeisterschaft 1905/06

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Deutsche Fußballmeisterschaft 1905/06
Abgebildet ist das Logo des Deutschen Fußball-Bundes von 1900 – 1945. Es stellt einen Freis dar, der in blau und gold gehalten ist. Am äußeren Rand wird der Schriftzug DEUTSCHER-FUSSBALL-BUND im Kreis geführt. In der Mitte befindet sich die Abkürzung "DFB": Jeder Buchstabe in einer anderen Farbe, weiß schwarz und rot.
Meister VfB Leipzig
Mannschaften 8
Spiele 7
Tore 39 (ø 5,57 pro Spiel)
Torschützenkönig Deutscher Edgar Blüher (7)
Deutsche Meisterschaft 1904/05

Die vierte Deutsche Fußballmeisterschaft wurde vom 22. April bis zum 27. Mai 1906 ausgetragen. Seine zweite Meisterschaft sicherte sich der neue „Rekordmeister“ VfB Leipzig im Finale in Nürnberg mit einem 2:1 gegen den 1. FC Pforzheim.

Ab diesem Jahr mussten die Spiele nur noch dann auf neutralem Boden angesetzt werden, wenn einer der beteiligten Vereine dies verlangte. Dabei wurde teilweise auf eine formal neutrale Spielstätte eines anderen Vereins aus derselben Stadt gesetzt. Der neue Meister bekam nun ein Diplom und einen Wimpel vom Deutschen Fußball-Bund überreicht.

Ein Problem stellte die Verbandssituation in Berlin dar. Hier rivalisierten sich seit Jahren mit dem schon mehrmals teilgenommenen Verband Berliner Ballspielvereine und dem Märkischen Fußball-Bund zwei Verbände um die berlin-brandenburgische Vertretung. Da die beiden Verbände untereinander keine Einigung erzielten, durften zunächst beide Meister an der Endrunde teilnehmen.

Es war zugleich die erste Deutsche Meisterschaft ohne ausgefallene Spiele oder Mannschaften, die sich während des Turniers zurückzogen.

An der Meisterschaft nahmen nur noch die Vertreter von Regionalverbänden teil. Auf Druck des DFB waren nun auch im Norden (heute Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen ohne Südniedersachsen und den Raum Osnabrück) und Südosten (Breslau und Niederlausitz) Regionalverbände entstanden. Zusammen mit den bereits bestehenden Regionen Mitte, West und Süd gab es nun fünf Verbände, in denen Regionalmeisterschaften ausgetragen wurden. In der Region Südost wurde ein Entscheidungsspiel der lokalen Fußballverbände durchgeführt, aus Berlin-Brandenburg nahmen zwei Vereine teil. Noch keinen Teilnehmer gab es aus dem Bereich Nordosten (Pommern, Ost- und Westpreußen); hier sollte es noch zwei Jahre dauern, bis ein nordostdeutscher Vertreter an einer Meisterschaftsendrunde teilnahm.

Da auch wieder der Titelverteidiger spielberechtigt war, führte dies dazu, dass drei Berliner Vereine an der Endrunde teilnahmen.

Verein Qualifiziert als
SC Schlesien Breslau Meister des Verbandes Breslauer Ballspiel-Vereine 1
Berliner FC Hertha 92 Meister des Verbandes Berliner Ballspielvereine
Berliner FC Norden-Nordwest Meister des Märkischen Fußball-Bundes
Berliner TuFC Union 92 Titelverteidiger
VfB Leipzig Meister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine
FC Victoria Hamburg Meister des Norddeutschen Fußball-Verbandes
Kölner FC 1899 Meister des Rheinisch-Westfälischen Spielverbandes
1. FC Pforzheim Meister des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine
1 
Im Gegensatz zum Vorjahr fand ein Entscheidungsspiel um die Teilnahme an der deutschen Meisterschaftsendrunde 1905/06 zwischen dem Sieger des Verbandes Breslauer Ballspiel-Vereine, SC Schlesien Breslau, und dem Sieger des Verbandes Niederlausitzer Ballspiel-Vereine, FV Brandenburg 1899 Cottbus, statt. Es wurde am 1. April 1906 in Dresden ausgetragen; der SC Schlesien Breslau konnte sich mit 3:1 durchsetzen.[1]
Datum Ergebnis Stadion
22. April 1906 VfB Leipzig 9:1 (4:0) Berliner FC Norden-Nordwest Leipzig, Wackerstadion Debrahof
29. April 1906 FC Victoria Hamburg 1:3 (0:1) Berliner TuFC Union 92 Altona, Exerzierweide
29. April 1906 SC Schlesien Breslau 0:7 Berliner FC Hertha 92 Dresden
6. Mai 1906 1. FC Pforzheim 4:2 n. V. (2:2, 1:2) Cölner FC 1899 Mannheim, Platz an den Brauereien

Der Berliner FC Norden-Nordwest hatte keine Chance gegen den VfB Leipzig, der zwar nicht im eigenen Stadion aber im Stadion von Wacker Leipzig antrat. Schon nach zehn Minuten lagen die Leipziger durch Edgar Blüher, der nach zwei Jahren beim Dresdner SC nach Leipzig zurückgekehrt war, in Führung. Im weiteren Verlauf der Partie schoss der spätere Torschützenkönig noch weitere drei Treffer zu einem Viererpack. Auch die Stürmer Heinrich Riso, Adalbert Friedrich und Martin Laessig waren für ihren Verein erfolgreich, wobei Riso und Friedrich einen Doppelpack erzielten. Bei den Berlinern traf ein nicht bekannter Spieler zum 1:7.

Der FC Victoria Hamburg verlor im heimischen Stadion gegen den Titelverteidiger aus Berlin. Trotz der Angriffe ihrer starken Flügelstürmer Adolf Gehrts und Carl Weymar wurden die Hamburger vom Berliner Torhüter Paul Eichelmann, der bei einigen Ur-Länderspielen teilgenommen hatte, am Torerfolg gehindert. So ging die Union in der ersten Hälfte in Führung. Nach dem Seitenwechsel kamen die Hamburger schließlich durch Dietze zum Ausgleich. Darauf folgten jedoch zwei Treffer der Brüder W. Jurga und Felix Jurga zum Berliner Sieg. Der Hamburger Spielführer Otto Eikhof leitete vier Wochen später das Finale.

Die Breslauer aus dem fußballerisch nur mäßig entwickelten Südosten Deutschlands verloren am selben Tag eindeutig gegen den Berliner FC Hertha 92 und kassierten letztlich sieben Gegentreffer aus der Fußballhochburg Berlin, ohne selbst wenigstens zum Ehrentreffer zu kommen. Das Halbzeitergebnis sowie die Hertha-Torschützen sind nicht überliefert.

Im letzten Viertelfinale gingen die Kölner mit Peco Bauwens, der später zahlreiche Länderspiele als Schiedsrichter leitete und DFB-Präsident wurde, mit Toren von Willi Raffenberg und Arthur Francken schon in der ersten Halbzeit 2:0 in Führung. Drei Minuten nach dem 2:0 schoss Gustav Stöhr jedoch in der 43. Minute den Anschlusstreffer für den 1. FC Pforzheim. Eine Minute nach dem Seitenwechsel erzielte Stöhr dann einen weiteren Treffer zum Ausgleich. Danach ging die Partie in die Verlängerung, in der Hermann Schweickert in der 100. Minute die Pforzheimer erstmals in Führung brachte. Vier Minuten später entschied Stöhr durch seinen dritten Treffer zum 4:2 endgültig die Partie.

Datum Ergebnis Stadion
6. Mai 1906 Berliner FC Hertha 92 2:3 (2:3) VfB Leipzig Berlin-Mariendorf, Viktoria-Platz
20. Mai 1906 Berliner TuFC Union 92 0:4 (0:0) 1. FC Pforzheim Braunschweig, Eintracht-Platz an der Helmstedter Straße

Der Berliner FC Hertha 92 trat auf dem Spielfeld der Berliner TuFC Viktoria 89 in einem eng umkämpften Spiel gegen den VfB Leipzig an. Unmittelbar vor dem Spiel war der Leipziger Außenläufer Wilhelm Schomburgk von den Olympischen Zwischenspielen in Athen zurückgekehrt. In der 25. Minute brachte Georg Steinbeck die Leipziger in Führung, doch schon zwei Minuten später glichen die Berliner durch einen Elfmeter von Alfred Lorenz aus. Edgar Blüher erzielte in der 31. Minute die erneute Führung für den VfB Leipzig, die jedoch nur eine Minute lang hielt, da Richard Haupt auf Seiten der Hertha wieder ausglich. Schon sechs Minuten später verwandelte Edgar Blüher seinerseits einen Strafstoß und schoss einen Doppelpack und damit sein sechstes Endrundentor. An diesem Ergebnis änderte sich in den nächsten 50 Minuten nichts mehr.

Auch der zweite Berliner Vertreter und Titelverteidiger der deutschen Meisterschaft schied erst zwei Wochen später im Halbfinale aus, dies jedoch deutlicher. Zunächst konnte der amtierende Meister eine Halbzeit lang das Unentschieden halten. Doch in der zweiten Hälfte fielen vier Tore für die Pforzheimer. Jeweils eins davon schossen Gustav Maier und Gustav Stöhr, der nun vier Endrundentreffer hatte. Die anderen beiden Torschützen sind nicht bekannt.

VfB Leipzig 1. FC Pforzheim
VfB Leipzig
Sonntag, 27. Mai 1906 in Nürnberg (Platz an der Ziegelgasse)
Ergebnis: 2:1 (1:1)
Zuschauer: 1.100
Schiedsrichter: Otto Eikhof (Hamburg)
1. FC Pforzheim


Johannes SchneiderErhard Schmidt, Arthur WernerGeorg Steinbeck, Paul Oppermann, Camillo UgiKarl Uhle, Heinrich Riso (C)ein weißes C in blauem Kreis, Edgar Blüher, Martin Laessig, Adelbert Friedrich Emil FaasHermann Steudle, Wilhelm HillerKarl Jäger, Arthur Hiller (C)ein weißes C in blauem Kreis, Hermann HoferHermann Schweickert, Julius Fink, Gustav Maier, Gustav Stöhr, Emil Rühl
1:0 Blüher (15.)

2:1 Riso (85.)

1:1 Stöhr (26.)

Die Meistermannschaft des VfB Leipzig

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Spieler des VfB Leipzig
und Schiedsrichter Otto Eikhof (rechts)
vor dem Finale.
v. l. n. r.: Schneider, Uhle, Riso, Schmidt, Werner, Steinbeck, Blüher, Oppermann, Ugi, Laessig, Friedrich, Burkhardt, Raydt

Nachfolgend ist die Meistermannschaft mit Einsätzen und Toren der Spieler angegeben.

VfB Leipzig
Wappen des VfB Leipzig

Torschützenliste

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt sind 11 Torschützen von Hertha Berlin (7), Norden-Nordwest Berlin (1), Union Berlin (1) und 1. FC Pforzheim (2) unbekannt.

Spieler Verein Spiele Tore
1. Deutsches Reich Edgar Blüher VfB Leipzig 3 7
2. Deutsches Reich Gustav Stöhr 1. FC Pforzheim 3 5
3. Deutsches Reich Heinrich Riso VfB Leipzig 2 3
4. Deutsches Reich Adelbert Friedrich VfB Leipzig 3 2
5. Deutsches Reich Dietze FC Victoria Hamburg 1 1
Deutsches Reich Arthur Francken Cölner FC 1899 1 1
Deutsches Reich Willi Raffenberg Cölner FC 1899 1 1
8. Deutsches Reich Richard Haupt Berliner FC Hertha 92 2 1
Deutsches Reich Felix Jurga Berliner TuFC Union 92 2 1
Deutsches Reich W. Jurga Berliner TuFC Union 92 2 1
Deutsches Reich Alfred Lorenz Berliner FC Hertha 92 2 1
12. Deutsches Reich Martin Laessig VfB Leipzig 3 1
Deutsches Reich Gustav Maier 1. FC Pforzheim 3 1
Deutsches Reich Hermann Schweickert 1. FC Pforzheim 3 1
Deutsches Reich Georg Steinbeck VfB Leipzig 3 1
  • Geschichte des deutschen Fußballsports. Band III der Schriftenreihe des Deutschen Fußball-Bundes. Carl Koppehel, Verlag Wilhelm Limpert, Frankfurt 1954, 4. erweiterte Auflage ohne Jahresangabe.
  • Deutsche Meisterschaft (1903-1923), IFFHS-Magazin Libero Nr. 36. International Federation of Football History & Statistics, Wiesbaden, II. Quartal 2002.
  • Das Goldene Buch des Deutschen Fußballs. Hardy Grüne, Dietrich Schulze-Marmeling, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2015.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Germany Final Tables 1905/06. Abgerufen am 4. März 2015.