Biskupiec (Powiat Nowomiejski)

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Biskupiec
Wappen der Gmina Biskupiec
Biskupiec (Polen)
Biskupiec (Polen)
Biskupiec
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Nowomiejski
Gmina: Biskupiec
Geographische Lage: 53° 30′ N, 19° 21′ OKoordinaten: 53° 30′ 2″ N, 19° 21′ 2″ O
Einwohner: 1913 (2010[1])
Postleitzahl: 13-340
Telefonvorwahl: (+48) 56
Kfz-Kennzeichen: NNM
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: Toruń–Iława

Biskupiec (deutsch Bischofswerder) ist ein Ort im Powiat Nowomiejski (Neumarker Kreis) der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Der Ort ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde.

Der polnische Name der nicht weit entfernt liegenden Stadt Bischofsburg im historischen Ostpreußen lautet ebenfalls Biskupiec. Zur Unterscheidung wird der hiesige Ort umgangssprachlich oft Biskupiec Pomorski genannt, welches der polnische Name der Bahnstation in Bielice an der Bahnstrecke Toruń–Korsze ist.

Geographische Lage

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Die Ortschaft liegt im historischen Oberland am rechten Ufer der Osa (Ossa) in einer Höhe von 80 m über dem Meeresniveau, etwa 23 km südlich von Susz (Rosenberg) und 38 km südöstlich von Kwidzyn (Marienwerder).

Kirche des hl. Johannes Nepomuk
Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert in der Graudenzer Straße: im Zustand von 1974 (obere Bildhälfte) und nach der Restaurierung (untere Bildhälfte, Aufnahme 2012)

Die Ortschaft Bischofswerder wurde 1325 von Bischof Rudolph von Pomesanien neu gegründet, was auch ihren Namen erklärt;[2] sie erhielt 1331 von ihm und dem Kapitel seiner Kirche das Stadtrecht.[3]

Nach dem Brand von 1726 wurde die Stadt von Friedrich Wilhelm I. auf Staatskosten neu erbaut. Für die Neubauten wurde gemauertes Fachwerk verwendet; die Häuser erhielten ausnahmslos Dächer mit Dachziegeln.[2]

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es am Ort eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche und eine Synagoge, ein Hospital, Maschinen- und Tuchfabriken und eine Kreissparkasse. Die Bevölkerung war überwiegend evangelisch.[4]

Bischofswerder im Landkreis Rosenberg, Regierungsbezirk Marienwerder, gehörte bis nach Ende des Ersten Weltkriegs zu Westpreußen. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Marienwerder, zu dem Bischofswerder gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Bischofswerder stimmten 1270 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 227 Stimmen.[5] Das westpreußische Bischofswerder kam daraufhin am 1. Juli 1922 zur Provinz Ostpreußen. Die Ossa bildete die Grenze zum Polnischen Korridor. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion des Korridorgebiets in das Reichsgebiet als Folge des Überfalls auf Polen 1939 gehörte der Kreis Rosenberg mit Bischofswerder zum Reichsgau Danzig-Westpreußen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region nach Kämpfen mit der deutschen Wehrmacht von der Roten Armee besetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde Bischofswerder seitens der sowjetischen Besatzungsmachtzusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit pon der polnischen Administration aus Bischofswerder vertrieben.

Bischofswerder wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung Biskupiec verwaltet; die Ortschaft verlor 1946 die Stadtrechte.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1543 0350 [6]
1740 0278 [6]
1785 0919 mit der Garnison (89 Personen, eine Schwadron Dragoner), meist Evangelische, Einwohner sprechen Deutsch und Polnisch[2]
1801 1133 [6]
1816 1078 [7]
1831 1029 deutsche Einwohner[8]
1840 1895 [6]
1871 2081 darunter 1.709 Evangelische und 220 Katholiken[7]
1885 1948 [9]
1900 2048 meist Evangelische[4]
1905 2060 davon 616 Katholiken und 95 Juden.[6]
1910 2311 am 1. Dezember, davon 1740 mit deutscher Muttersprache (1381 Evangelische, 281 Katholiken, 62 Juden, 16 Sonstige) und 466 mit polnischer Muttersprache (vier Evangelische, 462 Katholiken)[10][11][12]
1933 1792 [9]
1939 1821 [9]
1943 1975 [6]
Einwohnerzahlen seit 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
2011 1.913 [1]

Zur Landgemeinde Biskupiec gehören 25 Ortsteile mit einem Schulzenamt. Die Fläche der Gmina umfasst 241 km².

Die Ortschaft ist über die Überlandstraße 538 an das Verkehrsnetz angeschlossen.

Landschaftliche Umgebung der Ortschaft

Söhne des Ortes

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  • Bischofswerder, Stadt, rechts der Ossa, Kreis Rosenberg Westpr., Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bischofswerder (meyersgaz.org).
  • Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 408–409.
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Band 2: Topographie von West-Preussen. Marienwerder 1789, S. 8–9, Nr. 5; Textarchiv – Internet Archive.
  • August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 439, Nr. 52; Textarchiv – Internet Archive.
  • Karl Joseph Kaufmann: Geschichte der Stadt Bischofswerder. Bischofswerder 1928.
  • Bischofswerder, Westpreußen. In: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Bischofswerder).
  • Martin Zeiller: Bischoffswerder. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 10 (Volltext [Wikisource]).
Commons: Biskupiec – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Portret miejscowości statystycznych w gminie Biskupiec (powiat nowomiejski, województwo warmińsko-mazurskie) w 2010 r. Główny Urząd Statystyczny, stat.gov.pl
  2. a b c Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Band 2: Topographie von West-Preussen. Marienwerder 1789, S. 8–9, Nr. 5; Textarchiv – Internet Archive.
  3. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 233–234; Textarchiv – Internet Archive.
  4. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 2, Leipzig/Wien 1905, S. 906.
  5. Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland – Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 120.
  6. a b c d e f Ernst Bahr: Bischofswerder. In: Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 20.
  7. a b Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 49–50, Ziffer 3.
  8. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 439, Nr. 52; Textarchiv – Internet Archive.
  9. a b c Michael Rademacher: Kreis Rosenberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. (2006).
  10. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 46–47, Ziffer 1.
  11. Bischofswerder, Westpreußen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Bischofswerder).
  12. Kreis Rosenberg in Westpreußen – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2020)