Benutzer:Jlorenz1/schnapsel
Autorenkollektiv und Libido
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehr zum Mißfallen der Schulleitung der Otto-Falckenberg-Schule in München bildete Weihnachten 1971 eine ganze Schauspielklasse aus 12 Schüler aus politischen Protest und entgegen den Konventionen eine Wohn- und Theatergemeinschaft, um im subventionierten Theaterbetrieb als freie Gruppe neue Wege gehen zu können. Auf den Versuch der Schulleitung Einzelne unter Druck zu setzen und aus der Gruppe herauszubrechen, drohte die Gruppe geschlossen und erfolgreich mit der Androhung des Boykotts der Schauspielschule.
"Weihnachten '71 war der Entschluss gefasst: 12 Leute, eine ganze Klasse der Münchner Otto-Falckenberg-Schhule will nicht einzeln in den konventionellen Karrierebetrieb des bürgerlichen Theaters einsteigen. Sie merken, nach einem Jahr Schule, dass das Erlernte ein Publikum und ein System bedienen soll, mit dem die meisten von ihnen damals auf Kriegsfuß standen. Die Voraussetzungen ein Theater machen zu können, das dicht am Leben steht, sind zweierlei: eine gemeinsame politische Motivation und so etwas wie Sympathie, Libido. Es entsteht eine Wohn- und Theatergemeinschaft mit dem Ziel als freie Gruppe zu arbeiten. Innerhalb der Schauspielschule wird ständig Propaganda gegen sie gemacht. Die Schauspielschulen sind schließlich Zulieferbetriebe für die subventionierten Theater - und auf einmal hatte die Otto-Falckenberg-Schule in einem Jahrgang kaum Nachwuchs anzubieten. Eine Zeit lang versuchte die Schulleitung sogar einzelne herauszupicken und zu entlassen. Dagegen stand dann immer die Drohung, dass alle gehen würden, wenn so was passiert und konnte somit verhindert werden. Auch gegen das Vorsprechen müssen setzen sie sich zur Wehr. Trotzdem waren einige der Gruendungsmitglieder bereits skeptisch. Da heißt es in einem Arbeitsprotokoll: "Unsere Existenz ist jederzeit gefährdet, wir können niemandem eine Zukunftsgarantie geben. Wir haben erst ganz langsam, mit der Arbeit, zu einer politischen Motivation gefunden, haben Schulungen eingeführt (Karl Marx gelesen, mit Kindern in Freizeitheimen gearbeitet, und das hat ein paar Leute abgeschreckt, die meinten, das liefe nun auf eine politische Kadergruppe, nicht auf eine Theatergruppe hinaus."