Anastasia Flußmann

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Stanisława Flußmann (geboren 2. Juni 1892 in Zielona, heute Ukraine; gestorben 14. Dezember 1973 in Waycross, Georgia, Vereinigte Staaten) war eine österreichische Tischtennisspielerin polnischer Abstammung, die unter dem Namen Anastasia Flußmann (Flussmann) an den Weltmeisterschaften 1926, 1929 und 1933 teilnahm und dabei eine Bronzemedaille gewann.

Leben und Karriere

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Unter dem Namen Stanisława Taube im damals polnischen und heute westukrainischen Zielona (Galizien) geboren und mosaischer Konfession,[1] heiratete sie in jungen Jahren den promovierten Kaufmann, Sensal und Juristen Adolf Reiss. Aus der Ehe entstammte die einzige Tochter Erika (geboren 1913 in Lemberg), die im Sommer 1938 ihr Pharmaziestudium an der Universität Wien abschloss[2] und wenig später nach Palästina emigrierte[3]. Spätestens 1916 siedelte sie mit ihrer Tochter nach Wien über und lebte mehr als zwanzig Jahre lang in der Paffrathgasse im 2. Gemeindebezirk Leopoldstadt.[1] Die erste Ehe wurde im Jahr 1920 geschieden, am 20. Dezember 1925 heiratete sie in der Bundeshauptstadt den Tischtennisnationalspieler Paul Flußmann (1900–1977).[3]

Ihren größten Karriereerfolg erreichte Flußmann bei der ersten Tischtennisweltmeisterschaft 1926 im englischen London: Im Einzel gelangte sie nach Siegen über D. E. Wynter (21:13, 21:11) und J. Hansor (16:21, 21:11, 21:18) ins Halbfinale; dort unterlag Flußmann der Engländerin Doris Gubbins (14:21, 15:21) und sicherte sich damit die Bronzemedaille.[4][5] Im gemischten Doppel verlor das Ehepaar Flußmann bereits in der ersten Runde gegen Roland Jacobi/Linda Gleeson (10:21, 14:21).[6] Bei der Weltmeisterschaft 1929 im ungarischen Budapest scheiterte Flußmann sowohl im Einzel gegen Ilona Zádor (15:21, 12:21, 16:21) als auch im Doppel mit Josefine Kolbe gegen Mária Mednyánszky/Anna Sipos (16:21, 12:21, 11:21) jeweils in der ersten Runde. Ebenfalls bei der Weltmeisterschaft 1933 im niederösterreichischen Baden musste sie sich sowohl im Einzel gegen Mária Mednyánszky (12:21, 6:21, 7:21) als auch im Doppel mit ihrer Landsfrau Valerie Reiss gegen Emilné Rácz/Magda Gál (8:21, 9:21, 15:21) im ersten Spiel geschlagen geben.[7][8] Nach Angaben von Zeitzeugen verwendete Flußmann zur Verdeckung ihrer polnischen Abstammung bei (internationalen) Turnieren den Vornamen „Anastasia“.[9]

Das Ehepaar Flußmann spielte auf Vereinsebene zunächst für den SC Makkabi Wien und erreichte bei den österreichischen Meisterschaften im April 1927 das Finale im gemischten Doppel; dort unterlagen sie Hans Löwy/Gertrude Wildam.[10][11] Flußmann nahm außerdem an mehreren Länderkämpfen teil.[12][13] Im Mai 1928 wechselte das Ehepaar gemeinsam zum SC Hakoah Wien, der einem zeitgenössischen Bericht zufolge „durch die beiden sympathischen Spieler eine überaus große Verstärkung“ erhielt.[14] Im Jahr 1932 wurde dem Ehepaar Flußmann, das seit einigen Jahren einen Tischtennissalon in der Taborstraße betrieb,[15] zeitweise der Amateurstatus aberkannt. Im Juni 1933 erklärte der Österreichische Tischtennisverband (ÖTTV) das Ehepaar schließlich zu den ersten Professionals des Landes,[16] sodass sie fortan von der Teilnahme an Amateurturnieren ausgeschlossen waren.

Wegen befürchteter Repressionen aufgrund ihres jüdischen Glaubens emigrierte das Ehepaar Flußmann im Herbst 1938 in die Vereinigten Staaten. Mit der SS Pennland starteten sie am 29. Oktober im belgischen Antwerpen[17] und erreichten am 8. November 1938 den New Yorker Hafen an der Anlegestelle von Hoboken (New Jersey). Im März 1939 stellte Flußmann einen Antrag auf Einbürgerung in den Vereinigten Staaten.[3] Nachdem das Ehepaar zunächst im New Yorker Stadtbezirk Bronx und anschließend in Yonkers (Bundesstaat New York)[18] gewohnt hatte, ließen sie sich im Jahr 1941 in Waycross (Georgia) nieder. Flußmann, in anglisierter Schreibweise Stanislava „Stan“ Tiube Flussman, war Mitglied des Waycross Hebrew Center und arbeitete lange Jahre als Verkäuferin für das Kosmetikunternehmen Avon Products. Sie verstarb nach langer Krankheit im Alter von 81 Jahren im Waycross Memorial Hospital[19] und wurde auf dem Oakland Cemetery begraben[20].

Einzelnachweise

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  1. a b Offizielle Auskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs vom 8. Juli 2021 (MA 8 – B-MEP-805728-2021) – OTRS-Ticket.
  2. Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Erika Reiss. In: gedenkbuch.univie.ac.at, abgerufen am 10. Juli 2021.
  3. a b c Declaration of Intention (Einbürgerungsantrag), Nr. 622497 vom 14. März 1939 (online; kostenpflichtige Mitgliedschaft erforderlich).
  4. Event III. – Ladies’ Singles Championship, Open (Memento vom 17. Januar 2016 im Internet Archive).
  5. Table Tennis Collectors’ Society (Hrsg.): The Table Tennis Collector, Ausgabe 33 (Winter 2003), S. 11.
  6. Table Tennis Collectors’ Society (Hrsg.): The Table Tennis Collector, Ausgabe 34 (Frühjahr 2003), S. 3.
  7. World Championships, Women’s Singles (Memento vom 27. März 2016 im Internet Archive).
  8. World Championships, Women’s Doubles (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive).
  9. Auskunft des Österreichischen Tischtennisverbandes vom 1. Juli 2021.
  10. Die österreichischen Tisch-Tennis-Meisterschaften. In: Der Tag vom 28. April 1927, S. 9 (online, abrufbar bei ANNO).
  11. Österreichischer Tischtennisverband (Hrsg.): Handbuch für den Tischtennissport in Österreich, Ausgabe 1/2024, Seite 159 (abgerufen am 14. Juli 2024)
  12. Tisch-Tennis. Sensationserfolge unserer Spieler in Berlin. In: Sport-Tagblatt vom 22. Dezember 1926, S. 5 (online, abrufbar bei ANNO).
  13. Tischtennis. Der Länderkampf Oesterreich–Ungarn. In: Neues Wiener Journal vom 15. März 1927, S. 12 (online, abrufbar bei ANNO).
  14. Tisch-Tennis. Paul Flußmann. In: Sport-Tagblatt vom 8. Mai 1928, S. 6 (online, abrufbar bei ANNO).
  15. Broschüre zum 110-jährigen Jubiläum des SC Hakoah Wien, Sektion Tischtennis (2019).
  16. Tisch-Tennis. Die ersten Tischtennisprofessionals in Oesterreich. In: Sport-Tagblatt vom 29. Juni 1933, S. 5 (online, abrufbar bei ANNO).
  17. List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival (online; kostenfreie Mitgliedschaft erforderlich).
  18. United States Census 1940 (online; kostenfreie Mitgliedschaft erforderlich).
  19. Flussman Dies Here. In: Waycross Journal-Herald vom 14. Dezember 1973, S. 5 (online).
  20. Anastasia Flußmann in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 10. Juli 2021.