Železná Ruda
Železná Ruda | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Plzeňský kraj | |||
Bezirk: | Klatovy | |||
Fläche: | 7979 ha | |||
Geographische Lage: | 49° 8′ N, 13° 14′ O | |||
Höhe: | 820 m n.m. | |||
Einwohner: | 1.681 (1. Jan. 2023)[1] | |||
Postleitzahl: | 340 04 | |||
Kfz-Kennzeichen: | P (alt: KT) | |||
Verkehr | ||||
Straße: | 190 | |||
Bahnanschluss: | Železná Ruda–Plzeň | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 6 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Filip Smola[2] (Stand: 2019) | |||
Adresse: | Klostermannovo nám. 26 340 04 Železná Ruda | |||
Gemeindenummer: | 557528 | |||
Website: | www.zelezna-ruda.cz/muruda/ |
Železná Ruda ([Plzeňský kraj in Tschechien. Sie liegt im Böhmerwald, nahe der Grenze zu Bayern und des deutschen Orts Bayerisch Eisenstein. Die Stadt befindet sich im Biosphärenreservat Šumava und ist eines der sportlichen und touristischen Zentren des Böhmerwaldes.
], Wortbedeutung des tschechischen Namens: Eisenerz; deutscher Name: Markt Eisenstein) ist eine Stadt imGeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Přemysl Otakar II. entstand im 13. Jahrhundert ein Handelsweg, der von der Donau in Niederbayern aus über Regen, Zwiesel und Strážov (Drosau) nach Klatovy (Klattau) durch das Künische Gebirge führte. Nachdem vor allem am Špičák (Spitzberg) Vorkommen von Eisenerz entdeckt wurden, entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Tal des Großen Regen Železná Ruda als Ansiedlung von Bergleuten. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren die Erzlagerstätten ausgebeutet, der Abbau von Eisenerz lohnte sich nicht mehr.
Im Jahr 1624, nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, erlangte der Inhaber der Herrschaft Železná Ruda/Eisenstein, Wolf Heinrich von Notthafft, die Erlaubnis, Glas zu produzieren und zu exportieren. Eisenstein erhielt das Marktrecht. Im Laufe der Zeit entstanden bis ins 19. Jahrhundert hinein in Železná Ruda und Umgebung zahlreiche Glashütten.
Ende des 19. Jahrhunderts nahm in Eisenstein als neue Erwerbsquelle der Tourismus seinen Aufschwung. Aufgrund des Münchner Abkommens gehörte Markt Eisenstein von 1938 bis 1945 zum Landkreis Markt Eisenstein im Regierungsbezirk Niederbayern und Oberpfalz.
Bei der Volkszählung 1930 hatte der Ort 3365 Einwohner (davon 296 Tschechen = 9 %)[3]. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutschsprachige Bevölkerung von Markt Eisenstein vertrieben. Ihr Vermögen durch das Beneš-Dekret Nr. 108 konfisziert und die katholische Kirche enteignet.[4]
Železná Ruda lag von 1948 bis 1989 im militärischen Sperrgebiet der ČSSR zur Bundesrepublik Deutschland. Durch die Samtene Revolution Ende 1989 und die Bildung des Nachfolgestaates kam es im Juni 1991 zur visumfreien Grenzöffnung über den Bahnhof Bayerisch Eisenstein (Železná Ruda-Alžbětín) über Bayerisch Eisenstein nach Süddeutschland.
Der deutsche Name Markt Eisenstein entstammt einer Urkunde, in der das Marktrecht (deshalb Markt im Namen) verzeichnet war. Der zweite Namensbestandteil kommt von der Eisenhütte, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hier entstand. Im 17. Jahrhundert wurde die Eisenhütte in eine Glashütte umgewandelt.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Železná Ruda entspringt der Große Regen (Řezná) und fließt von den Hängen des Pancíř durch die Stadt zur Grenze. Unweit der Stadt liegen die Seen Černé (Schwarzer See) und Čertovo jezero (Teufelssee). Hier erhebt sich auch der 1202 m hohe Gipfel des Špičák (Spitzberg), unter dem der Spitzbergtunnel, nach dem Březenský-Tunnel zweitlängster Eisenbahntunnel (1747 m) Tschechiens, hindurchführt. An den Hängen des Špičáks befindet sich ein Skigebiet. Sechs Kilometer nördlich der Stadt erhebt sich der Berg Pancíř (Panzer), auf dem sich eine Bergbaude mit Aussichtsturm befindet.
Ortsteile
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alžbětín (Elisenthal), Debrník (Deffernik), Hojsova Stráž (Eisenstraß), Pancíř (Panzer), Špičák (Spitzberg) und Železná Ruda (Eisenstein)
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wahrzeichen des Ortes ist die barocke Pfarrkirche Mariä Hilf vom Stern mit zwölfseitiger Zwiebelkuppel (eine der größten weltweit) und Zwiebelturm. Sie wurde in den Jahren 1729–1733 unter dem Grafen Wolf Heinrich von Nothafft, dem damaligen Besitzer der hiesigen Herrschaft, errichtet. Den Grundriss der Kirche bildet ein Hexagramm. Der Glockenturm wurde erst 1777 erbaut, in seiner Formensprache mit der des ganzen Gebäudes korrespondierend. Im Zentrum des barocken Hochaltars steht eine 1854 gefertigte Kopie des Gnadenbildes Maria Hilf, dessen Original Lucas Cranach der Ältere für das Kapuzinerkloster in Innsbruck geschaffen hat, flankiert von vollplastisch in Lindenholz geschnitzten und gefassten überlebensgroßen Skulpturen der Nebenpatrone der Pfarrkirche, des heiligen Kaisers Heinrich II. zur einen Seite und dessen Gemahlin Kunigunde zur anderen Seite. Im Auszug des Altares befindet sich ein Bildnis der heiligen Dreifaltigkeit. Das Altarkreuz ist eine seltene Arbeit aus geschliffenem, graviertem Rubinglas aus dem Spätbarock, gefertigt in einer der hier einstmals zahlreichen Glashütten.
In der Stadt und im Umkreis gibt es noch einige Kapellen, wie z. B. von der hl. Barbara und der hl. Anna, sowie einen Kreuzweg.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Stadt befindet sich das Böhmerwaldmuseum (Muzeum Šumavy Železná Ruda), ein Umweltinformationszentrum und ein Museum für historische Motorräder.
Jährlich findet im August ein Volksfest statt.
Gemeindepartnerschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1877 erhielt Markt Eisenstein einen Bahnhof an der Strecke Pilsen–Eisenstein der Eisenbahn Pilsen–Priesen(–Komotau). Ursprünglich als Fernverbindung zwischen Böhmen und Bayern geplant, dient die Strecke heute wegen ihrer schwierigen Topografie nur noch dem regionalen Verkehr. Es gibt mit Železná Ruda-Alžbětín und Špičák zwei Bahnhöfe und mit Železná Ruda město, Železná Ruda centrum und Hojsova Stráž-Brčálník drei Haltestellen.
Durch den Ort führt die Europastraße 53, die am Grenzübergang aus der deutschen Bundesstraße 11 in die tschechische Straße I. Klasse 27 übergeht und nach Pilsen führt. Diese wird von der Straße II. Klasse 190 von Česká Kubice und Nýrsko nach Hartmanice führt.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „Gespalten, vorne Grün, hinten fünfmal von Silber und Rot geteilt, belegt mit einem begrindeten zehnendigen goldenen Hirschgeweih.“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erich Bachmann: Sternkapelle zur Hilfreichen Muttergottes in Markt Eisenstein. In: Karl M. Swoboda (Hrsg.): Barock in Böhmen. Prestel, München 1964, S. 48.
- Markt Eisenstein. Böhmisch Eisenstein (Zelezna Ruda). In: Johanna von Herzogenberg: Zwischen Donau und Moldau. Bayerischer Wald und Böhmerwald. Das Mühlviertel und Südböhmen. Prestel, München 1968, S. 101–102, (mit Übersichtskarte).
- Markt Eisenstein. Das Eisensteiner Tal. In: Volkskundlicher Arbeitskreis für den mittleren Böhmerwald „Künische Freibauern“ e. V. (Hrsg.): Im Land der künischen Freibauern. Heimatbuch für den mittleren Böhmerwald. (Landkreis Bergreichenstein und angrenzende Gebiete). Morsak, Grafenau 1979, ISBN 3-87533-101-9, S. 809–822.
- Jan Šícha, Eva Habel, Peter Liebald, Gudrun Heissig: Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen. Sudetendeutsches Archiv, München 1995, ISBN 3-930626-08-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ https://www.zelezna-ruda.cz/muruda/
- ↑ Rudolf Hemmerle: Sudetenland-Lexikon (= Deutsche Landschaften im Lexikon. 4). 2., erweiterte Auflage. Adam Kraft, Mannheim 1985, ISBN 3-8083-1163-0, S. 289.
- ↑ Alfred Schickel: Die Vertreibung der Deutschen. Geschichte, Hintergründe, Bewertungen. 2., erweiterte Auflage. MUT, Asendorf 1987, ISBN 3-89182-014-3.