Claqueur
Ein Claqueur (frz. claquer ‚klatschen‘) bezeichnet eine Person, die bei einem Theaterstück oder einer anderen öffentlichen Aufführung bezahlten Applaus liefert. Zweck des Claqueurs ist es, das Publikum zum Applaudieren zu bewegen. Die Gesamtheit der Claqueure in einem Theater wird „die Claque“ genannt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits der römische Kaiser Nero bezahlte eine große Anzahl an Claqueuren, unter anderem 5000 normale Bürger bzw. Plebejer, die ihn bei seinen Auftritten begleiteten. Diese haben unter anderem stark applaudiert oder Lobeshymnen angestimmt. Gleichzeitig schufen sie die Anlässe für Auftritte des Kaisers, beispielsweise indem sie kurz vor geplanten Auftritten durch Rom zogen und darum baten, die „göttliche Stimme“ des Kaisers hören zu dürfen[1].
Um 1820 wurde in Paris von Monsieur Sauton eine „Assurance de succès dramatique“ gegen Entgelt angeboten, eine „Sicherstellung des dramaturgischen Erfolges“. Im Jargon der Pariser hießen die Ausübenden der Tätigkeit „Chevaliers de lustre“, Ritter des Kronleuchters. Die Angebote der Claque fanden vor allem in Frankreich Abnehmer. Sie kamen jedoch bereits im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts außer Mode. Heinrich Heine berichtete 1844 von den Ovationskosten für die Mietenthusiasten neben den Kosten für Lorbeerkränze, Blumenbuketts mit kostbarsten Kamelias und Lobgedichte, die Franz Liszt und dem ihn auf seiner Konzerttour begleitenden Sänger Giovanni Battista Rubini von ihrem Manager Gaetano Belloni in Rechnung gestellt wurden.[2]
Auch an der Wiener Oper der 1930er sowie der Metropolitan Opera in New York der 1940er Jahre gab es bestellten Applaus.[3]
System
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Aufgaben der Claque wurden auf spezialisierte Personen verteilt. Im Einzelnen gab es:
- Chauffeurs (Heizer): Sie standen tagsüber vor den Ankündigungen und hatten das Stück vor den Umstehenden zu loben.
- Chatouilleurs (Kitzler): Sie äußerten sich vor Anfang der Vorstellung und in den Pausen positiv über die Darbietungen.
- Connaisseurs (Kenner): Sie hatten die Aufgabe, während der Vorstellung positive Bemerkungen fallen zu lassen.
- Rieurs (Lacher): Sie hatten die Umsitzenden mit ihrem „spontanen“ Gelächter anzustecken.
- Pleureurs (Heuler): Ihre Aufgabe war es, während rührender Szenen zu schluchzen.
- Tapageurs (Aufsehenmacher): Sie hatten heftig zu applaudieren.
- Bisseurs („Nochmaler“, „Zugabe“-Rufer): Sie riefen nach der Vorstellung „Da capo“ (italienisch „von Beginn“) und „Zugabe“.
Übertragene Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im übertragenen Sinn kann als Claqueur auch jemand bezeichnet werden, der eine übertrieben enthusiastische Zustimmung liefert – beispielsweise als Zuhörer einer politischen Rede auf einem Parteitag.
Als Jubelperser wurde eine Gruppe von rund 150 iranischen Staatsbürgern bezeichnet, die den Schah-Besuch 1967 von Mohammad Reza Pahlavi und seiner Frau Farah Pahlavi am 2. Juni 1967 in West-Berlin begleiteten und gewalttätig gegen Demonstranten vorgingen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Meyers Lexikon, 7. Auflage, Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1925
- Ludwig Kalisch: Die Ritter vom Kronleuchter. In: Die Gartenlaube. Heft 49, 1867, S. 782–784 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Holger Sonnabend: Nero. Inszenierung der Macht. Hrsg.: Manfred Clauss, Nikolas Jaspert, Michael North, Volker Reinhardt. Philipp von Zabern, Darmstadt, ISBN 978-3-8053-4953-6, S. 137–140.
- ↑ Heinrich Heine: Musikalische Saison von 1844. (Zeno)
- ↑ Abschied vom großen Claquechef. In: Die Zeit, Nr. 20/1953. „Und aus den Amateuren des Beifalls wurden bald Professionals. Sie waren alle junge Opernfanatiker, die gern auch gratis ihrem musikalischen Laster und ihrer Kunst frönten, Beifall zu spenden. (…) Wenn man mit [dem Wiener Claquechef] ins Theater geht, fiebert er förmlich: ‚Jetzt ein paar kurze, harte Schläge … dann auslaufen lassen, so, jetzt applaudiert das ganze Haus!‘ Es gehört also Fingerspitzengefühl dazu, den richtigen Augenblick des Beifalls nicht zu versäumen.“