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„Atom“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Helium atom QM DE.svg|mini|hochkant=1.7|Ein [[Helium]]atom: Der [[Atomkern]] (rosa) liegt im Zentrum einer wesentlich größeren Wolke aus zwei [[Elektron]]en (grau). In einer maßstäblichen Darstellung würde zu einem Atomkern mit Durchmesser 1 Millimeter eine Elektronenwolke von etwa 100 Meter gehören. Rechts oben ist der Kern aus je zwei [[Proton]]en und [[Neutron]]en zusätzlich schematisch und vergrößert dargestellt. In Wirklichkeit ist die Anordnung aus den vier Teilchen [[Symmetrie (Geometrie)#Kugelsymmetrie|kugelsymmetrisch]].]]
[[Datei:Helium atom QM DE.svg|miniatur|Eine Illustration des [[Helium]]atoms im Grundzustand, die den [[Atomkern]] (rosa) und die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der [[Elektron]]en (schwarz) darstellt. Der Heliumkern (oben rechts) ist in Wirklichkeit [[Symmetrie (Geometrie)#Kugelsymmetrie|kugelsymmetrisch]]; das ist bei manchen größeren Atomkernen anders. Der schwarze Balken ist ein [[Ångström (Einheit)|Ångström]] oder 0,1&nbsp;nm oder 10<sup>−10</sup>&nbsp;[[Meter|m]] lang.]]
[[Datei:Kovalente Atomradien auf Basis der Cambridge Structural Database.svg|mini|700px|Die Atome der Elemente in der Anordnung des [[Periodensystem]]s in maßstäblicher Darstellung ihres [[Kovalenter Radius|kovalenten Radius]]]]


'''Atome''' (von {{grcS|ἄτομος|átomos}} „unteilbar“) sind die Bausteine, aus denen alle [[Festkörper|festen]], [[Flüssigkeit|flüssigen]] und [[Gas|gasförmigen]] [[Materie (Physik)|Stoffe]] bestehen. Alle [[Materialeigenschaft]]en dieser Stoffe sowie ihr Verhalten in [[Chemische Reaktion|chemischen Reaktionen]] werden durch die Eigenschaften und die räumliche Anordnung ihrer Atome festgelegt. Jedes Atom gehört zu einem bestimmten [[Chemisches Element|chemischen Element]] und bildet dessen kleinste Einheit. Zurzeit sind 118 Elemente bekannt, von denen etwa 90 auf der Erde natürlich vorkommen. Atome verschiedener Elemente unterscheiden sich in ihrer Größe und Masse und vor allem in ihrer Fähigkeit, mit anderen Atomen chemisch zu reagieren und sich zu [[Molekül]]en oder [[Festkörper|festen Körpern]] zu verbinden. Die Durchmesser von Atomen liegen im Bereich von 6&#8239;·&#8239;10<sup>−11</sup>&nbsp;m ([[Helium]]) bis 5&#8239;·&#8239;10<sup>−10</sup>&nbsp;m ([[Caesium|Cäsium]]), ihre Massen in einem Bereich von 1,7&#8239;·&#8239;10<sup>−27</sup>&nbsp;kg ([[Wasserstoff]]) bis knapp 5&#8239;·10<sup>−25</sup>&nbsp;[[Kilogramm|kg]] (die derzeit schwersten synthetisch hergestellten Kerne).
'''Atome''' sind Grundbausteine der [[Materie]]. Der Name leitet sich vom [[Griechische Sprache|griechischen]] {{lang|gr|ἄτομος}} ''átomos'' ab, was „das Unzerschneidbare“ bedeutet (von {{lang|gr|ἀ}} ''a'' ‚un-‘ und {{lang|gr|τέμνειν}} ''témnein'' ‚schneiden‘, häufig auch übersetzt mit „das Unteilbare“). Ein Atom ist die kleinste Einheit, in die sich Materie mit mechanischen oder chemischen Mitteln zerlegen lässt.


Atome sind nicht unteilbar, wie zum Zeitpunkt der Namensgebung angenommen, sondern zeigen einen wohlbestimmten Aufbau aus noch kleineren Teilchen. Sie bestehen aus einem [[Atomkern]] und einer [[Atomhülle]]. Der Atomkern hat einen Durchmesser von etwa einem Zehn- bis Hunderttausendstel des gesamten Atomdurchmessers, enthält jedoch über 99,9&nbsp;Prozent der Atommasse. Er besteht aus [[Elektrische Ladung|positiv geladenen]] [[Proton]]en und einer Anzahl von etwa gleich schweren, elektrisch neutralen [[Neutron]]en. Diese [[Nukleon]]en sind durch die [[starke Wechselwirkung]] aneinander gebunden. Die Hülle besteht aus negativ geladenen [[Elektron]]en. Sie trägt mit weniger als 0,06&nbsp;Prozent zur Masse bei, bestimmt jedoch die Größe des Atoms. Der positive Kern und die negative Hülle sind durch [[elektrostatisch]]e Anziehung aneinander gebunden. In der elektrisch neutralen Grundform des Atoms ist die Anzahl der Elektronen in der Hülle gleich der Anzahl der Protonen im Kern. Diese Zahl legt den genauen Aufbau der Hülle und damit auch das chemische Verhalten des Atoms fest und wird deshalb als ''chemische [[Ordnungszahl]]'' bezeichnet. Alle Atome desselben Elements haben die gleiche chemische Ordnungszahl. Sind zusätzliche Elektronen vorhanden oder fehlen welche, ist das Atom negativ bzw. positiv geladen und wird als [[Ion]] bezeichnet.
Fast zusammen mit der wissenschaftlich gesicherten Entdeckung der Atome zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde bemerkt, dass auch sie nicht unteilbar sind, sondern aus einer [[Atomhülle]] mit negativ geladenen [[Elektron]]en und einem positiv geladenen [[Atomkern]] bestehen. Später fand man heraus, dass der Atomkern aus positiv geladenen [[Proton]]en und ungeladenen [[Neutron]]en aufgebaut ist. Alle Atomsorten, die im neutralen Zustand dieselbe Anzahl Elektronen und damit Protonen besitzen, gehören zu ein und demselben [[Chemisches Element|chemischen Element]]. Die Anzahl der Neutronen in den Atomkernen eines Elements kann verschieden sein, dabei handelt es sich um [[Isotop]]e des Elements.


Die Vorstellung vom atomaren Aufbau der Materie existierte bereits in der [[Antike]], war jedoch bis in die [[Neuzeit]] umstritten. Der endgültige Nachweis konnte erst Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts erbracht werden und gilt als eine der bedeutendsten Entdeckungen in [[Physik]] und [[Chemie]]. Einzelne Atome sind selbst mit den stärksten [[Lichtmikroskop]]en nicht zu erkennen, da es die Wellenlänge des [[Sichtbares Licht|sichtbaren Lichts]] für die benötigte Auflösung in dieser Größenordnung physikalisch nicht zulässt. Eine direkte Beobachtung einzelner Atome ist erst seit Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts mit [[Feldionenmikroskop]]en möglich, seit einigen Jahren auch mit [[Rastertunnelmikroskop]]en und [[Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie|hochauflösenden Elektronenmikroskopen]]. Die [[Atomphysik]], die neben dem Aufbau der Atome auch die Vorgänge in ihrem Inneren und ihre Wechselwirkungen mit anderen Atomen erforscht, hat entscheidend zur Entwicklung der [[Moderne Physik|modernen Physik]] und insbesondere der [[Quantenmechanik]] beigetragen.
Elektronen können durch elektrische Anziehung statt an einen auch an mehrere Atomkerne zugleich gebunden sein und dadurch solche Systeme zusammenhalten: Sie bilden [[Molekül]]e, die kleinsten Teile, die eine [[Chemische Bindung|chemische Verbindung]] darstellen.


== Erforschungsgeschichte ==
Verglichen mit alltäglichen Gegenständen sind Atome mit einem Durchmesser von etwa 0,1&nbsp;[[Meter#nm|nm]] winzig klein und deutlich kleiner als die Wellenlänge des Lichts. Einzelne Atome können daher nur mit speziellen Hilfsmitteln wie dem [[Rastertunnelmikroskop]] beobachtet werden. Entsprechend klein ist die [[Masse (Physik)|Masse]] eines Atoms. Ein [[Wasserstoff]]-Atom wiegt ca. 10<sup>−27</sup>&nbsp;kg. Dabei sind über 99,9 % der Masse im Atomkern konzentriert, der verbleibende Rest ist die Elektronenmasse.
Die Vorstellung vom atomaren Aufbau der Materie existierte bereits in der [[Antike]], allerdings nur in Form von spekulativen philosophischen Überlegungen. Aufgrund ihrer extrem geringen Größe sind einzelne Atome selbst mit den stärksten [[Lichtmikroskop]]en nicht zu erkennen. Dennoch konnte [[Johann Josef Loschmidt|Johann Loschmidt]] schon Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts aufgrund makroskopischer Eigenschaften der Gase ungefähr abschätzen, wie groß und schwer ein solches hypothetisches Atom sein müsste. Noch Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts war umstritten, ob es Atome wirklich gibt. Der endgültige Nachweis ihrer Existenz gilt als eine der bedeutendsten Entdeckungen in [[Physik]] und [[Chemie]]. Einen entscheidenden Beitrag lieferte [[Albert Einstein]] 1905, indem er die bereits seit langem bekannte, im Mikroskop direkt sichtbare [[Brownsche Bewegung]] kleiner Körnchen quantitativ dadurch erklärte, dass sie von zufällig gehäuften Stößen von Atomen oder Molekülen aus der Umgebung herrührte. Erst seit wenigen Jahrzehnten erlauben [[Feldionenmikroskop]]e und [[Rastertunnelmikroskop]]e, seit einigen Jahren zudem auch [[Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie|Elektronenmikroskope]], einzelne Atome direkt zu beobachten.

== Entdeckungsgeschichte ==


=== Philosophische Überlegungen ===
=== Philosophische Überlegungen ===
Das Konzept, dass Materie aus diskreten Grundeinheiten (also „kleinsten Teilchen“) aufgebaut ist und nicht immer weiter in beliebig kleine Stücke zerteilt werden kann, existiert seit Jahrtausenden, aber diese Ideen beruhten auf abstrakten philosophischen Überlegungen und nicht auf empirischer experimenteller Untersuchung. Die den Atomen in der Philosophie zugeschriebenen Eigenschaften variierten stark je nach philosophischer Schule, insbesondere zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen. Experimentell arbeitende Wissenschaftler machten sich Ende des 18. Jahrhunderts die Idee vom Atom zu eigen, weil sie eine elegante Erklärung für neue Entdeckungen in der [[Chemie]] bot.<ref name="Ponomarev">{{Literatur|Autor=Leonid I. Ponomarev|Titel=The Quantum Dice|Verlag=Inst. of Physics Pub |ISBN=0-7503-0251-8 |Auflage=2. |Jahr=1993 |Seiten=14–15 |Originalsprache=en}}</ref>
Das Konzept des [[Atomismus]], nämlich dass Materie aus Grundeinheiten aufgebaut ist – „kleinsten Teilchen“, die nicht immer weiter in kleinere Stücke zerteilt werden können – existiert seit Jahrtausenden, genauso wie das Gegenkonzept, Materie sei ein beliebig teilbares Kontinuum. Doch diese Ideen beruhten zunächst ausschließlich auf philosophischen Überlegungen und nicht auf [[empirisch]]er experimenteller Untersuchung. Dabei wurden den Atomen verschiedene Eigenschaften zugeschrieben, und zwar je nach Zeitalter, Kultur und philosophischer Schule sehr unterschiedliche.
Doch wurde gleichzeitig die gegenteilige Vorstellung, Materie sei ein Kontinuum, von Philosophen und auch unter Naturwissenschaftlern die ganze Zeit hindurch und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein aufrecht erhalten.<ref>Jörn Bleck-Neuhaus: ''Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell.'' Springer-Verlag (Heidelberg), 2010, Kap. 1, ISBN 978-3-540-85299-5.</ref>
[[Datei:Demokritmuenze.jpg|miniatur|[[Kursmünze]] aus [[Griechenland]] (20. Jhdt.) mit [[Demokrit]] und Atomdarstellung]]


Eine frühe Erwähnung des Atomkonzepts in der Philosophie ist aus Indien bekannt. Die [[Nyaya]]- und [[Vaisheshika]]-Schulen entwickelten ausgearbeitete Theorien, wie sich Atome zu komplexeren Gebilden zusammenschlössen (erst in Paaren, dann je drei Paare).<ref name="Teresi" />
Die früheste bekannte Erwähnung des Atomkonzepts in der Philosophie stammt aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. aus Indien.<ref>{{Literatur|Autor=Mrinalkanti Gangopadhyaya|Titel=Indian atomism: History and sources|Verlag=Humanities Press|Ort=Atlantic Highlands (NJ)|ISBN=0-391-02177-X|Jahr=1981 |Originalsprache=en}}</ref> Die [[Nyaya]]- und [[Vaisheshika]]-Schulen entwickelten ausgearbeitete Theorien, wie sich Atome zu komplexeren Gebilden zusammenschlössen (erst in Paaren, dann je drei Paare).<ref>{{Literatur|Autor=Dick Teresi|Titel=Lost Discoveries: The Ancient Roots of Modern Science--from the Babylonians to the Maya|Verlag=Simon & Schuster|ISBN=0-7432-4379-X|Jahr=2003|Seiten=213–214|Originalsprache=en}}</ref> Die Atomvorstellung in der griechischen Philosophie ist erstmals von [[Leukipp]] überliefert, dessen Schüler [[Demokrit]] seine Vorstellungen systematisierte. Etwa 450 v. Chr. prägte Demokrit den Begriff ''átomos'', was etwa „das Unzerschneidbare“ bedeutet, also ein nicht weiter zerteilbares Objekt bezeichnet. In der Zeit des [[Hellenismus]] vertrat [[Epikur]] eine Atomtheorie. Obwohl die indischen und griechischen Atomvorstellungen rein philosophischer Natur waren, hat die moderne Chemie die Bezeichnung von Demokrit beibehalten.<ref name="Ponomarev" />


In der griechischen Philosophie ist die Atomvorstellung erstmals im 5.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. bei [[Leukipp]] überliefert. Sein Schüler [[Demokrit]] systematisierte sie und führte den Begriff {{lang|grc-Latn|átomos}} ({{lang|grc|ἄτομος}}) ein, was etwa „das Unzerschneidbare“ bedeutet, also ein nicht weiter zerteilbares Objekt. Diese Bezeichnung wurde Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts für die damals hypothetischen kleinsten Einheiten der chemischen Elemente der beginnenden modernen Chemie übernommen, denn mit chemischen Methoden lassen sich Atome in der Tat nicht „zerschneiden“.
=== Naturwissenschaftliche Forschung ===
==== Vorläufer ====
[[Datei:A New System of Chemical Philosophy fp.jpg|miniatur|Verschiedene Atome und Moleküle, wie sie in ''A New System of Chemical Philosophy'' (1808) von [[John Dalton]] abgebildet sind.]]


[[Experiment]]ell arbeitende Naturwissenschaftler machten sich Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts die [[Hypothese]] vom Atom zu eigen, weil diese Hypothese im Rahmen eines [[Teilchenmodell]]s der Materie eine elegante Erklärung für neue Entdeckungen in der Chemie bot.<ref name="Ponomarev" /> Doch wurde gleichzeitig die gegenteilige Vorstellung, Materie sei ein Kontinuum, von Philosophen und auch unter Naturwissenschaftlern noch bis ins 20.&nbsp;Jahrhundert hinein aufrechterhalten.<ref name="Bleck-Neuhaus" />
[[Robert Boyle]] argumentierte 1661 in seinem Werk ''[[The Sceptical Chymist]]'', die Materie sei aus diversen Kombinationen verschiedener „corpuscules“ aufgebaut und nicht aus den [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elementen]] der [[Alchemie]]: Wasser, Erde, Feuer, Luft.<ref>{{Literatur|Autor=Robert Siegfried|Titel=From Elements to Atoms: A History of Chemical Composition|Sammelwerk=Transactions of the Americal Philosophical Society|Band=92|Nummer=4|Verlag=American Philosophical Society|ISBN=0-87169-924-9|Jahr=2002|Seiten= 42–55 |Originalsprache=en}}</ref> Damit bereitete er den Elementbegriff der modernen Chemie und die Überwindung der Alchemie vor.


=== Naturwissenschaftliche Erforschung ===
Anfang des 18. Jhdts. wurde die Vorstellung von Atomen genutzt, um die wohlbestimmten Winkel an den Kanten und Ecken der Edelsteine auf die verschiedenen möglichen Schichtungen von harten Kugel zurückzuführen.<ref>Quelle nachtragen</ref>
{{Siehe auch|Liste der Atommodelle}}
Im Rahmen der wissenschaftlichen Erforschung konnte die Existenz von Atomen bestätigt werden. Es wurden viele verschiedene [[Liste der Atommodelle|Atommodelle]] entwickelt, um ihren Aufbau zu beschreiben. Insbesondere das [[Wasserstoffatom]] als das einfachste aller Atome war dabei wichtig. Einige der Modelle werden heute nicht mehr verwendet und sind nur von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse. Andere gelten je nach Anwendungsbereich als noch heute brauchbare Näherung. In der Regel wird das einfachste Modell genommen, welches im gegebenen Zusammenhang noch ausreicht, um die auftretenden Fragen zu klären.


Viele der im Folgenden genannten Entdeckungen (sofern nach 1900) wurden mit dem Nobelpreis für [[Liste der Nobelpreisträger für Physik|Physik]] oder [[Liste der Nobelpreisträger für Chemie|Chemie]] ausgezeichnet.
[[Daniel Bernoulli]] zeigte 1740, dass der gleichmäßige Druck von Gasen auf die Behälterwände und das [[Gesetz von Boyle-Mariotte|Gesetz von Boyle und Mariotte]] sich durch zahllose Stöße kleinster Teilchen erklären lässt. Damit wurde er zum Vorläufer der [[Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]] und [[Statistische Mechanik|statistischen Mechanik]].<ref>Quelle nachtragen</ref>


==== Bestätigung der Atomhypothese ====
Nachdem [[Antoine Lavoisier]] 1789 den heutigen Begriff des ''chemischen Elements'' geprägt und die ersten Elemente richtig identifiziert hatte,<ref>{{Internetquelle | url=http://web.lemoyne.edu/~GIUNTA/EA/LAVPREFann.HTML | titel=Lavoisier's Elements of Chemistry | werk=Elements and Atoms | hrsg=Le Moyne College, Department of Chemistry | zugriff=2007-12-18 |sprache=en}}</ref>
[[Datei:A New System of Chemical Philosophy fp.jpg|mini|Verschiedene Atome und Moleküle, wie sie in ''A New System of Chemical Philosophy'' (1808) von [[John Dalton]] abgebildet sind.]]
benutzte 1803 der englische Lehrer [[John Dalton]] das Atomkonzept, um zu erklären, wieso Elemente immer in Mengenverhältnissen kleiner [[Natürliche Zahl|ganzer Zahlen]] miteinander reagieren ([[Gesetz der multiplen Proportionen]]). Er nahm an, dass jedes Element aus gleichartigen Atomen besteht und dass diese Atome sich miteinander verbinden und dadurch chemische Verbindungen bilden.<ref>{{Literatur |Autor=Charles Adolphe Wurtz |Titel=The Atomic Theory|Verlag=D. Appleton and company|Ort=New York|Jahr=1881 |Seiten=1–2|Originalsprache=en}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=J. Dalton|Titel=A New System of Chemical Philosophy, Part 1 |Verlag=S. Russell|Ort=London/Manchester|Jahr=1808 |Originalsprache=en}}</ref>
Er begründete den Begriff [[Atomgewicht]] und schrieb Wasserstoff das Atomgewicht Wert 1 zu, Stickstoff 4,2 , Kohlenstoff 4,3 , Sauerstoff 5,5 und Phosphor 7,2.<ref>siehe F. Dannemann: ''Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange.'' Bd. 3, Verlag W. Engelmann 1922, S. 198.</ref>


[[Robert Boyle]] vertrat 1661 in seinem Werk ''[[The Sceptical Chymist]]'' die Meinung, die Materie sei aus diversen Kombinationen verschiedener ''corpuscules'' aufgebaut und nicht aus den [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elementen]] der [[Alchemie]]: Wasser, Erde, Feuer, Luft.<ref name="Siegfried" /> Damit bereitete er die Überwindung der Alchemie durch den Element- und Atombegriff der modernen Chemie vor.
1866 konnte der Wiener Physiklehrer [[Johann Josef Loschmidt|Johann Loschmidt]] aus der [[Innere Reibung|inneren Reibung]] von Luft die Größe der Luftmoleküle bestimmen, indem er mit der von [[James Clerk Maxwell|James C. Maxwell]] aus der kinetischen Gastheorie gewonnenen Formel die von [[George Gabriel Stokes|George Stokes]] gewonnenen Messwerte auswertete.<ref name="luftmolekuele">Loschmidt: ''Zur Grösse der Luftmoleküle.'' In: ''Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien.'' Band 52, 1866, Abt. II, S. 395–413.</ref> Seine Ergebnisse lagen im (richtigen) Bereich 0,1–1&nbsp;nm und ermöglichten erstmals, das Gewicht eines Moleküls und deren Anzahl pro ml [[Loschmidtsche Zahl]] zu bestimmen.


[[Daniel Bernoulli]] zeigte 1740, dass der gleichmäßige Druck von Gasen auf die Behälterwände, insbesondere das [[Gesetz von Boyle-Mariotte|Gesetz von Boyle und Mariotte]], sich durch zahllose Stöße kleinster Teilchen erklären lässt. Damit wurde seine Forschung zum Vorläufer der [[Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]] und [[Statistische Mechanik|statistischen Mechanik]].<!--<ref>Quelle nachtragen</ref>-->
==== Moderne Physik ====
[[Joseph John Thomson]] entdeckte 1897, dass die [[Kathodenstrahlen]] von Teilchen bestimmter Ladung und Masse gebildet wurden. Die damit entdeckten ''Elektronen'' erwiesen sich als Bestandteil aller Materie, was dem Konzept des Atoms als unzerteilbarer Einheit widersprach.<ref name="nobel1096">{{internetquelle | autor=The Nobel Foundation | datum=1906 | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1906/thomson-bio.html | titel=J.J. Thomson | hrsg=Nobelprize.org | zugriff=2007-12-20 | sprache = en}}</ref> Thomson glaubte, dass die Elektronen dem Atom seine Masse verleihen und dass sie im Atom in einem masselosen positiv geladenen Medium verteilt seien wie „Rosinen in einem Kuchen“([[Thomsonsches Atommodell]]).


Ab Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts wurde die Vorstellung von Atomen genutzt, um die wohlbestimmten Winkel an den Kanten und Ecken der Edelsteine auf die verschiedenen möglichen Schichtungen von [[Modell harter Kugeln|harten Kugeln]] zurückzuführen.<ref name="Kittel" />
1905 zeigte [[Albert Einstein]] in seiner Dissertation, dass die Existenz von Atomen sich mit kleinen Partikeln in Wasser demonstrieren lassen müsste, weil die unregelmäßigen Stöße der Wassermoleküle zu (mikroskopisch) sichtbaren Zitterbewegungen führen würden.<ref>{{Literatur|Autor=Albert Einstein|Titel=Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen |Sammelwerk=Annalen der Physik|Band=322|Nummer=8|Jahr=1905|Seiten=549–560|DOI=10.1002/andp.19053220806|Online=[http://www.physik.uni-augsburg.de/annalen/history/papers/1905_17_549-560.pdf PDF]|zugriff=2007-02-04}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Robert M. Mazo|Titel=Brownian Motion: Flucuations, Dynamics, and Applications|Verlag=Oxford University Press|ISBN=0-19-851567-7|Jahr=2002|Sammelwerk=The International Series of Monographs on Physics|Band=112 |Seiten=1–7|Originalsprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle | autor=Y. K. Lee, Kelvin Hoon| datum=1995 | url=http://www.doc.ic.ac.uk/~nd/surprise_95/journal/vol4/ykl/report.html | titel=Brownian Motion | hrsg=Imperial College, London | zugriff=2007-12-18 | sprache=en}}</ref>
Ohne es zu wissen, hatte er damit erstmals die schon seit 1827 beobachtete ''[[Brownsche Bewegung]]'' von [[Pollen]]körnern erklärt, die vorher als Ausdruck einer „Lebenskraft“ interpretiert worden war. Diese Übereinstimmung trug entscheidend zur allgemeinen Anerkennung der bis dahin so genannten „''Atom-Hypothese''“ bei. Der französische Physiker [[Jean Perrin]] benutzte Einsteins Arbeit, um Masse und Größe von Atomen experimentell zu bestimmen, und bestätigte damit Loschmidts Ergebnisse.<ref>{{Literatur|Autor=G. Patterson|Titel=Jean Perrin and the triumph of the atomic doctrine|Sammelwerk=Endeavour|Band=31|Nummer=2|Jahr=2007|Seiten=50–53|DOI=10.1016/j.endeavour.2007.05.003|Originalsprache=en}}</ref>


Nachdem [[Antoine Lavoisier]] 1789 den heutigen Begriff des [[Chemisches Element|chemischen Elements]] geprägt und die ersten Elemente richtig identifiziert hatte,<ref name="LavoisierElemente" /> benutzte 1803 [[John Dalton]] das Atomkonzept, um zu erklären, wieso Elemente immer in Mengenverhältnissen kleiner [[Natürliche Zahl|ganzer Zahlen]] miteinander reagieren ([[Gesetz der multiplen Proportionen]]). Er nahm an, dass jedes Element aus gleichartigen Atomen besteht, die sich nach festen Regeln miteinander verbinden können und so Stoffe mit anderen Materialeigenschaften bilden.<ref name="Wurtz" /><ref name="Dalton" /> Außerdem ging er davon aus, dass alle Atome eines Elements die gleiche Masse hätten, und begründete damit den Begriff [[Atomgewicht]].<ref name="sieheDannemann" />
Eine Forschungsgruppe um [[Ernest Rutherford]] beschoss 1909 eine Goldfolie mit [[Alphastrahlung|α-Teilchen]] und stellte fest, dass ein kleiner Anteil der Teilchen um sehr viel größere Winkel abgelenkt wurden als nach Thomsons Modell möglich. Rutherford schloss daraus, dass der Großteil der Masse des Atoms in einem sehr viel kleineren geladenen [[Atomkern]] in der Mitte des Atoms konzentriert sei ([[Rutherfordsches Atommodell]]). Die stark abgelenkten α-Teilchen sind diejenigen, die zufällig sehr nah auf einen Kern zugeflogen waren.<ref>{{Literatur|Autor=E. Rutherford|Titel=The Scattering of a and ß Particles by Matter and the Structure of the Atom|Sammelwerk=Philosophical Magazine|Band=21 |Jahr=1911|Seiten=669–688|Online=[http://ion.elte.hu/~akos/orak/atfsz/atom/rutherford_atom11.pdf PDF], [http://www.ffn.ub.es/luisnavarro/nuevo_maletin/Rutherford%20(1911),%20Structure%20atom%20.pdf PDF]|Zugriff=2009-06-18|Originalsprache=en}}</ref>


Die Beobachtungen zum chemischen und physikalischen Verhalten von Gasen konnte [[Amedeo Avogadro]] 1811 dahingehend zusammenfassen, dass zwei [[Ideales Gas|ideale Gase]] bei gleichen Werten von Volumen, Druck und Temperatur des Gases immer aus gleich vielen identischen Teilchen („Molekülen“) bestehen. Die Moleküle bestehen bei elementaren Gasen wie Wasserstoff, Sauerstoff oder Stickstoff immer aus zwei Atomen des Elements ([[Avogadrosches Gesetz]]).
Bei Experimenten zur natürlichen Radioaktivität stellte der Chemiker [[Frederick Soddy]] 1911 fest, dass es für manche der radioaktiven Elemente anscheinend mehr als eine Atomart gab.<ref>{{internetquelle | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/1921/soddy-bio.html | titel=Frederick Soddy, The Nobel Prize in Chemistry 1921 | hrsg=Nobel Foundation | zugriff=2008-01-18 | sprache = en}}</ref> Der Begriff [[Isotop]] für physikalisch verschiedene Atome desselben chemischen Elements wurde 1913 von [[Margaret Todd]] geprägt. J. J. Thomson entwickelte bei seiner Arbeit über ionisierte Gase ein Verfahren zur Trennung verschieden schwerer Ionen, was 1913 auch für das stabile Element Ne zur Entdeckung verschiedener Isotope führte.<ref>{{Literatur|Autor=Joseph John Thomson|Titel=Bakerian Lecture: Rays of Positive Electricity|Sammelwerk=Proceedings of the Royal Society of London. Series A, Containing Papers of a Mathematical and Physical Character|Jahr=1913|Seiten=1–20|Band= 89|Nummer=607|Online=[http://masspec.scripps.edu/old_masspec/MSHistory/timelines/time_pdf/1913_ThomsonJJ.pdf PDF]|Zugriff=2009-06-18|Originalsprache=en}}</ref>


1866 konnte [[Johann Josef Loschmidt|Johann Loschmidt]] die Größe des einzelnen Luftmoleküls bestimmen, indem er mit einer von [[James Clerk Maxwell|James C. Maxwell]] aus der kinetischen Gastheorie gewonnenen Formel die von [[George Gabriel Stokes|George Stokes]] gemessenen Werte für die [[innere Reibung]] in Luft auswertete.<ref name="luftmolekuele" /> Damit konnte er auch das Gewicht bzw. die Masse eines Luftmoleküls bestimmen. Außerdem erhielt er die nach ihm benannte [[Loschmidtsche Zahl]] als Anzahl der Luftmoleküle pro Kubikzentimeter (unter [[Normalbedingungen]]).
[[Datei:Bohr-atom-PAR.svg|miniatur|Illustration des [[Bohrsches Atommodell|bohrschen Modells]] des Wasserstoffatoms (Z=1) mit einem Elektron, das zwischen festen Umlaufbahnen (Orbits) springt und dabei ein [[Photon]] mit einer bestimmten Frequenz ν abstrahlt.]]


Infolge der Arbeiten von Avogadro und [[Stanislao Cannizzaro]] wurde angenommen, dass Atome nicht als einzelne Teilchen auftreten, sondern nur als Bestandteile von Molekülen aus mindestens zwei Atomen. Doch 1876 gelang [[August Kundt]] und [[Emil Warburg]] der erste Nachweis eines einatomigen Gases. Sie bestimmten den [[Adiabatenexponent]]en von [[Quecksilber]]-Dampf bei hoher Temperatur und erhielten einen Wert, wie er nach der [[Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]] nur für Teilchen in Gestalt echter [[Massenpunkt]]e auftreten kann. Ab 1895 kamen entsprechende Beobachtungen an den neu entdeckten [[Edelgas]]en hinzu.<ref name="Bleck-Neuhaus" />
1913 konnte [[Niels Bohr]], aufbauend auf Rutherfords Atommodell, erstmals erklären, wie es zu den [[Spektrallinie]]n kommt, die in für jedes Element absolut typischer Weise in optischen Spektren gefunden worden waren ([[Spektroskopie|Spektralanalyse]] nach [[Robert Wilhelm Bunsen]] und [[Gustav Robert Kirchhoff]] 1859). Bohr nahm an, dass die Elektronen sich nur auf bestimmten quantisierten Umlaufbahnen (Schalen) aufhalten und zwischen diesen „springen“, sich jedoch nicht in Zwischenzuständen aufhalten könnten.<ref>{{cite web | last=Stern | first=David P. | date=May 16, 2005 | url=http://www-spof.gsfc.nasa.gov/stargaze/Q5.htm | title=The Atomic Nucleus and Bohr's Early Model of the Atom | publisher=NASA Goddard Space Flight Center | accessdate=2007-12-20 | sprache=en}}</ref> Beim ''Quantensprung'' von einer höheren zur tieferen Bahn muss das Elektron eine bestimmte Menge an Energie abgeben, was als Licht bestimmter Wellenlänge erscheint. Sein Modell ergab für Systeme mit nur einem Elektron (Wasserstoff und ionisiertes Helium) überzeugende Resultate, sonst aber nicht. Dennoch festigte sich das Bild vom Atom als kleines Planetensystem.<ref>{{Internetquelle | datum=11. Dezember 1922 | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1922/bohr-lecture.html | titel=Niels Bohr, The Nobel Prize in Physics 1922, Nobel Lecture | hrsg=The Nobel Foundation | zugriff=2008-02-16 | sprache=en}}</ref>


Nach Erscheinen seiner Dissertation über die Bestimmung von Moleküldimensionen<ref name="EinsteinMolek" /> schlug [[Albert Einstein]] im selben Jahr 1905 ein Experiment vor, um die Hypothese von der Existenz der Atome anhand der Zitterbewegung kleiner Partikel in Wasser quantitativ zu prüfen. Nach seiner Theorie müssten die Partikel aufgrund der Unregelmäßigkeit der Stöße durch die Wassermoleküle kleine, aber immerhin unter dem Mikroskop sichtbare Bewegungen ausführen.<ref name="EinsteinBrownianMotion" /><ref name="Mazo" /><ref name="Hoon" /> Es war Einstein dabei zunächst nicht bekannt, dass er damit die seit 1827 bekannte [[Brownsche Bewegung]] von [[Pollen]] quantitativ erklärt hatte, für deren Ursache schon 1863 [[Christian Wiener]] erstmals Molekularstöße angenommen hatte.<ref name="Wiener" /> Nach Einsteins Formeln hängt die Stärke der Zitterbewegung von der Masse der stoßenden Moleküle ab, und auf dieser Grundlage bestimmte der französische Physiker [[Jean Perrin]] die Molekülmasse experimentell und fand ähnliche Ergebnisse wie Loschmidt.<ref name="Patterson" /> Diese Arbeiten trugen entscheidend zur allgemeinen Anerkennung der bis dahin so genannten „Atomhypothese“ bei.
1916 versuchte [[Gilbert Newton Lewis]], im Rahmen des Planetenmodells die [[Chemische Bindung]] durch Wechselwirkung der Elektronen eines Atoms mit anderen Atomen des Moleküls zu erklären.<ref>{{Literatur | Autor=Gilbert N. Lewis | Titel=The Atom and the Molecule | Sammelwerk=Journal of the American Chemical Society | Monat=April | Jahr=1916 | Band=38 | Nummer=4 | Seiten=762–786 | DOI=10.1021/ja02261a002 | Originalsprache=en}}</ref> Um zu erklären, dass sich die chemischen Eigenschaften der Elemente grob periodisch mit der [[Ordnungszahl]] verhalten, ging [[Walther Kossel]] 1916 erstmals von abgeschlossenen „Elektronenschalen“ bei den Edelgasen aus, mit einem oder zwei zusätzlichen oder fehlenden Elektronen bei den benachbarten Elementen.<ref>Walther Kossel: ''Über Molekülbildung als Frage des Atombaus.'' Annalen der Physik Bd. 49, 1916, S. 229–362, [http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/andp.19163540302/abstract (abstract)]</ref>


==== Teilbarkeit und Aufbau der Atome ====
Der [[Stern-Gerlach-Versuch]] von 1922 erbrachte neue Erkenntnisse über die quantenmechanischen Eigenschaften von Atomen. Ein Strahl aus Silberatomen, der durch ein speziell geformtes Magnetfeld geleitet wird, spaltet sich abhängig von der Richtung des [[Drehimpuls]]es des äußersten Elektrons des Atoms auf. Es wurde erwartet, dass diese Richtung zufällig ist und der Strahlquerschnitt eine Linie beschreiben würde. Stattdessen wurde der Strahl in zwei Teile aufgespalten, was darauf hindeutete, dass nur zwei Ausrichtungen des Drehimpulses oder [[Spin]]s vorkommen.<ref>{{Literatur | Autor=Marlan O. Scully, Willis E. Lamb Jr., Aaim Barut | Titel=On the theory of the Stern-Gerlach apparatus | Sammelwerk=Foundations of Physics | Jahr=1987 | Monat=Juni | Band=17 | Nummer=6 | Seiten=575–583 | DOI=10.1007/BF01882788 | Originalsprache=en}}</ref>
[[Joseph John Thomson]] entdeckte 1897, dass die [[Kathodenstrahlen]] aus Teilchen bestimmter Ladung und Masse bestehen und dass deren Masse kleiner als ein Tausendstel der Atommasse ist. Diese Teilchen wurden als ''Elektronen'' bezeichnet und erwiesen sich als ein Bestandteil aller Materie, was dem Konzept des Atoms als unzerteilbarer Einheit widersprach.<ref name="nobel1096" /> Thomson glaubte, dass die Elektronen dem Atom seine Masse verliehen und dass sie im Atom in einem masselosen, positiv geladenen Medium verteilt seien wie „Rosinen in einem Kuchen“ ([[Thomsonsches Atommodell]]).


Die kurz zuvor von [[Henri Becquerel]] entdeckte [[Radioaktivität]] wurde von [[Marie Curie]] als eine Strahlung direkt aus den einzelnen Atomen angesehen und 1903 von [[Ernest Rutherford]] und [[Frederick Soddy]] mit Umwandlungen verschiedener Atomsorten ineinander in Verbindung gebracht. Ein solcher Prozess widersprach aber der in der Chemie erfolgreichen Grundannahme, die Atome seien unveränderlich. Rutherford und Soddy konnten 1908 nachweisen, dass aus den α-Teilchen, die die [[Alphastrahlung]] bilden, [[Helium]]-Atome werden.
Aufbauend auf dem von [[Louis de Broglie]] 1924 postulierten [[Welle-Teilchen-Dualismus]] entwickelte [[Erwin Schrödinger]] 1926 ein Atommodell, das die Elektronen als dreidimensionale Wellen und nicht als Teilchen beschreibt. Eine Folge der Beschreibung durch Wellen ist, dass es unmöglich ist, genaue Werte sowohl für Ort als auch [[Impuls]] eines Elektrons zu erhalten. Dieser Sachverhalt wurde als [[Unschärferelation]] 1926 von [[Werner Heisenberg]] im Kontext eines verwandten Modells beschrieben. Nach der Unschärferelation können nur ''Wahrscheinlichkeitsverteilungen'' für Wertebereiche von Ort und Impuls angegeben werden. Obwohl sich dieses Modell schwer bildlich darstellen ließ, gelang es damit sehr viel besser als mit den Vorläufermodellen, die Eigenschaften insbesondere größerer Atome als Wasserstoff, wie z. B. ihre Spektrallinien und ihre Elektronenstruktur, zu beschreiben. Daher wurde das bohrsche Atommodell zugunsten des sogenannten [[Orbitalmodell]]s des Atoms verworfen, das beschreibt, in welchen Gebieten die Elektronen sich am wahrscheinlichsten aufhalten.<ref>{{Internetquelle | autor=Kevin Brown | datum=2007 | url=http://www.mathpages.com/home/kmath538/kmath538.htm | titel=The Hydrogen Atom | hrsg=MathPages | zugriff=2007-12-21 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle | autor=David M. Harrison | datum=März 2000 | url=http://www.upscale.utoronto.ca/GeneralInterest/Harrison/DevelQM/DevelQM.html | titel=The Development of Quantum Mechanics | hrsg=University of Toronto | zugriff=2007-12-21 |sprache=en}}</ref>


Zusammen mit seiner Forschergruppe beschoss Ernest Rutherford 1909 eine Goldfolie mit α-Teilchen. Er stellte fest, dass die meisten der Teilchen die Folie fast ungehindert durchdrangen, einige wenige aber um sehr viel größere Winkel abgelenkt wurden als nach Thomsons Modell möglich wäre. Rutherford schloss daraus, dass fast die ganze Masse des Atoms in einem sehr viel kleineren, elektrisch geladenen Volumen in der Mitte des Atoms konzentriert sei und schuf damit die grundlegende Vorstellung vom Aufbau des Atoms aus [[Atomkern]] und [[Atomhülle]]. Dies [[Rutherfordsches Atommodell|Rutherfordsche Atommodell]] ist seither gültig. Die stark abgelenkten α-Teilchen waren diejenigen, die einem Kern zufällig näher als etwa ein Hundertstel des Atomradius gekommen waren.<ref name="Rutherford" /> Die Ladungszahl des Atomkerns entpuppte sich als die chemische Ordnungszahl des betreffenden Elements, und α-Teilchen erwiesen sich als die Atomkerne des Heliums.
[[Datei:Mass Spectrometer Schematic DE.svg|miniatur|Schematische Darstellung eines einfachen Massenspektrometers.]]
Die Entwicklung des [[Massenspektrometrie|Massenspektrometers]] ermöglichte es, Atommassen genau zu messen. Das Gerät verwendet einen Magneten, um einen [[Ionenstrahl]] auf eine gekrümmte Bahn zu lenken. Die Ablenkung wird dabei durch das Verhältnis der Masse der [[Ion]]en zu ihrer Ladung bestimmt. 1918 fand [[Francis William Aston]] mit einem solchen Instrument, dass die meisten Elemente Gemische aus Atomen verschiedener Masse, sogenannten Isotopen, sind und dass diese sich um ganzzahlige Vielfache der Masse des Wasserstoffatoms unterscheiden.<ref>{{Literatur | Titel=The constitution of atmospheric neon | Sammelwerk=Philosophical Magazine | Jahr=1920 | Autor=Francis W. Aston | Band=39 | Nummer=6 | Seiten=449–55 |Originalsprache=en}}</ref> Rutherford [[Postulat|postulierte]] daraufhin den Aufbau der Atomkerne aus etwa gleich schweren, positiv geladenen bzw. neutralen Teilchen und schlug dafür die Namen ‘Proton’ und ‘Neutron’ vor. Das Proton war als Kern des Wasserstoffatoms schon bekannt, das [[Neutron]] als freies Teilchen wurde dagegen erst 1932 durch [[James Chadwick]] entdeckt.<ref>{{Internetquelle | autor=James Chadwick | datum=12. Dezember 1935 | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1935/chadwick-lecture.html | titel=Nobel Lecture: The Neutron and Its Properties | hrsg=Nobel Foundation | zugriff=2007-12-21 | sprache=en}}</ref>


[[Datei:Mass Spectrometer Schematic DE.svg|mini|Einfaches Massenspektrometer <small>(Schematische Darstellung)</small>]]
Der deutsche Chemiker [[Otto Hahn]], ein Schüler Rutherfords, untersuchte im Jahr 1938 Atomkerne. Dazu beschoss er Uran-Atome mit Neutronen in der Erwartung, dass sich die Masse der Atome erhöht, also [[Transurane]] entstehen. Chemisch wurde jedoch überraschenderweise [[Barium]] nachgewiesen. In einem Brief unterrichtete er seine Mitarbeiterin [[Lise Meitner]], die aufgrund ihrer jüdischen Religion vor den Nazis nach Schweden geflohen war, über die experimentellen Befunde und merkte dabei an, dass das Uran ja „nicht in Barium zerplatzt sein kann“. Lise Meitner und ihr Neffe [[Otto Frisch]] konzipierten eine neue Versuchsanordnung: nach der Bestrahlung von Uran mit Neutronen suchten sie mittels einer Ionisationskammer explizit nach leichten Spaltprodukten, waren dabei erfolgreich und konnten Hahns Ergebnis als Kernspaltung interpretieren<ref>{{Literatur | Autor=Lise Meitner, Otto Robert Frisch | Titel=Disintegration of uranium by neutrons: a new type of nuclear reaction | Sammelwerk=Nature |Band=143 |Jahr=1939 |Seiten=239 |Originalsprache=en}}</ref>
(siehe auch: [[Entdeckung der Kernspaltung]]).<ref>{{Literatur | Autor=Manfred Schroeder | Titel=Lise Meitner – Zur 125. Wiederkehr Ihres Geburtstages | Online=[http://www.physik3.gwdg.de/~mrs/Vortraege/Lise_Meitner-Vortrag-20031106/ Online]| Zugriff=2009-06-04 }}</ref>
Hahn erhielt den [[Nobelpreis]] für Chemie des Jahres 1944, wobei der Beitrag von Meitner und Frisch, trotz dahingehender Bemühungen Hahns, nicht berücksichtigt wurde.


Der Chemiker Frederick Soddy stellte 1911 fest, dass manche der natürlichen radioaktiven Elemente aus Atomen mit unterschiedlichen Massen und unterschiedlicher Radioaktivität bestehen mussten.<ref name="NobelpreisSoddy" /> Der Begriff [[Isotop]] für physikalisch verschiedene Atome desselben chemischen Elements wurde 1913 von [[Margaret Todd]] vorgeschlagen.<ref>{{Literatur |Autor=Nagel, Miriam C. |Titel=Frederick Soddy: From Alchemy to Isotopes |Sammelwerk=Journal of Chemical Education |Band=59 |Nummer=9 |Datum=1982 |Seiten=739–740 |DOI=10.1021/ed059p739}}</ref> Da die Isotope desselben Elements an ihrem chemischen Verhalten nicht zu unterscheiden waren, entwickelte der Physiker J.J.&nbsp;Thomson ein erstes [[Massenspektrometer]] zu ihrer physikalischen Trennung. Damit konnte er 1913 am Beispiel von [[Neon]] nachweisen, dass es auch stabile Elemente mit mehreren Isotopen gibt.<ref name="ThomsonIsotope" />
In den 1950er Jahren ermöglichte die Entwicklung verbesserter [[Teilchenbeschleuniger]] und [[Teilchendetektor]]en die Untersuchung von Atomen bei sehr hohen Energien.<ref>{{Internetquelle | autor=Sven Kullander | datum=28. August 2001 | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/articles/kullander/ | titel=Accelerators and Nobel Laureates | hrsg=The Nobel Foundation | zugriff=2008-01-31 | sprache=en}}</ref> Die „[[Tiefinelastische Streuung]]“ von Elektronen sehr hoher Energie an Atomkernen zeigte, dass Neutronen und Protonen [[Hadron]]en sind, die aus [[Quark (Physik)|Quarks]] zusammengesetzt sind.<ref>{{Internetquelle | autor=Staff | datum=17. Oktober 1990 | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1990/press.html | titel=The Nobel Prize in Physics 1990 | hrsg=The Nobel Foundation | zugriff=2008-01-31 | sprache=en}}</ref>


1918 fand [[Francis William Aston]] mit einem Massenspektrometer von erheblich größerer Genauigkeit heraus, dass fast alle Elemente Gemische aus mehreren Isotopen sind, wobei die Massen der einzelnen Isotope immer (nahezu) ganzzahlige Vielfache der Masse des Wasserstoffatoms sind.<ref name="Aston" /> Rutherford wies 1919 in der ersten beobachteten [[Kernreaktion]] nach, dass durch Beschuss mit α-Teilchen aus den Kernen von Stickstoffatomen die Kerne von Wasserstoffatomen herausgeschossen werden können. Diesen gab er den Namen [[Proton]] und entwickelte ein Atommodell, in dem die Atome nur aus Protonen und Elektronen bestehen, wobei die Protonen und ein Teil der Elektronen den kleinen, schweren Atomkern bilden, die übrigen Elektronen die große, leichte Atomhülle. Die Vorstellung von Elektronen im Atomkern stellte sich jedoch als problematisch heraus und wurde 1932 endgültig fallengelassen, nachdem von [[James Chadwick]] das [[Neutron]] als ein neutraler Kernbaustein mit etwa gleicher Masse wie das Proton nachgewiesen wurde.<ref name="NobelpreisChadwick" /> Damit entstand das heutige Atommodell: Der Atomkern ist zusammengesetzt aus so vielen Protonen, wie die Ordnungszahl angibt, und zusätzlich so vielen Neutronen, dass die betreffende Isotopenmasse erreicht wird; die Atomhülle besteht aus so vielen Elektronen, dass das ganze Atom neutral wird.
1985 entwickelte eine Arbeitsgruppe um [[Steven Chu]] an den [[Bell Labs]] ein Verfahren, die Temperatur von Atomen mittels [[Laser]]strahlung stark zu verringern. Im selben Jahr gelang es einer Gruppe um [[William D. Phillips]], Natriumatome in einer [[Magnetfalle]] einzuschließen. Durch Kombination dieser Verfahren mit einer Methode, die den [[Dopplereffekt]] benutzt, gelang es einer Arbeitsgruppe um [[Claude Cohen-Tannoudji]], geringe Mengen von Atomen auf einige [[Kelvin|Mikrokelvin]] zu kühlen. Dieses Verfahren ermöglicht es, die Atome mit hoher Genauigkeit zu untersuchen,<ref>{{Literatur | Autor=P. Domokos, J. Janszky, P. Adam | Titel=Single-atom interference method for generating Fock states | Sammelwerk=Physical Review | Band=50 | Seiten=3340–3344 | Jahr=1994 | DOI=10.1103/PhysRevA.50.3340 | Online=[http://adsabs.harvard.edu/abs/1994PhRvA..50.3340D Online]| zugriff=2008-01-03 |Originalsprache=en}}</ref> und ermöglichte auch die experimentelle Realisierung der [[Bose-Einstein-Kondensat]]ion.<ref>{{Internetquelle | Autor=Staff | datum=15. Oktober 1997 | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1997/ | titel=The Nobel Prize in Physics 1997 | hrsg=Nobel Foundation | zugriff=2008-02-10 | sprache=en}}</ref> In den 2000er Jahren wurde die Handhabbarkeit einzelner Atome durch neue Technologien unter anderem genutzt um einen Transistor aus nur einem Metallatom mit organischen [[Ligand]]en herzustellen.<ref>{{Literatur | Autor=Jiwoong Park, ''et al'' | Sammelwerk = Nature | Jahr = 2002 | Band = 417 | Nummer = 6890 | Seiten=722–725 | Titel = Coulomb blockade and the Kondo effect in single-atom transistors | Online=[http://adsabs.harvard.edu/abs/2002Natur.417..722P Online]| DOI=10.1038/nature00791 | Zugriff=2008-01-03 |Originalsprache=en}}</ref>


==== Aufbau der Atomhülle ====
== Atomsorten ==
{{Hauptartikel|Atomhülle}}
[[Datei:Isotopentabelle Segre.svg|miniatur|Nuklidkarte]]
[[Datei:Bohr atom model.svg|mini|Illustration des [[Bohrsches Atommodell|Bohrschen Modells]] des Wasserstoffatoms (Z=1) mit einem Elektron, das zwischen festen Umlaufbahnen (Orbits) springt und dabei ein [[Photon]] mit einer bestimmten Frequenz f abstrahlt.]]
[[Datei:Periodensystem Z A Name Deutsch.svg|miniatur|Periodensystem]]


Die beobachteten Eigenschaften (wie Größe, Stabilität, Reaktionsweisen, Absorption und Emission von Licht) der Atomhülle konnten im Rahmen der klassischen Physik keine Erklärung finden. Erst unter Einbeziehung von neuartigen [[Quantisierung (Physik)|Quantisierungsregeln]] mithilfe der [[Planck-Konstante]] konnte [[Niels Bohr]] 1913 erklären, wie es in den optischen Spektren reiner Elemente zu den [[Spektrallinie]]n kommt, die für das jeweilige Element absolut charakteristisch sind ([[Spektroskopie|Spektralanalyse]] nach [[Robert Wilhelm Bunsen]] und [[Gustav Robert Kirchhoff]] 1859). Im [[Franck-Hertz-Versuch]] konnte die quantisierte Energieaufnahme und -abgabe an Quecksilberatomen experimentell bestätigt werden. Das [[Bohrsches Atommodell|Bohrsche Atommodell]] war zwar nur für Systeme mit lediglich einem Elektron (damals nur Wasserstoff und ionisiertes Helium) gültig, bildete jedoch im Laufe des folgenden Jahrzehnts das Fundament für eine Reihe von Verfeinerungen. Sie führten im [[Schalenmodell (Atomphysik)|Schalenmodell]] zu einem ersten Verständnis des Aufbaus der Elektronenhüllen aller Elemente und damit auch zum physikalischen Verständnis des chemischen [[Periodensystem]]s. Damit wurde das Bohrsche Atommodell zur Grundlage des populären Bildes vom Atom als einem kleinen Planetensystem.<ref name="NobelpreisBohr" />
Unterscheiden sich Atome hinsichtlich ihrer Atomkerne, spricht man von verschiedenen [[Nuklid]]en. Nuklide können sich voneinander in der Anzahl der [[Proton]]en und [[Neutron]]en, aber auch im Energiezustand des Kerns unterscheiden. Ist die Protonenzahl ([[Ordnungszahl]]) zweier Nuklide gleich, handelt es sich um Atome des gleichen [[Chemisches Element|chemischen Elements]]. Nuklide des gleichen Elements mit verschiedenen Neutronenzahlen werden [[Isotop]]e genannt. Seltener werden auch [[Isoton (Kernphysik)|Isotone]] unterschieden, bei denen sich die Protonenanzahl unterscheidet, während die Neutronenzahl gleich ist. Nuklide, die sich nur im Energiezustand des Kerns unterscheiden, werden [[Isomer (Kernphysik)|Isomere]] genannt.


[[Datei:AOs-3D-dots.png|mini|Orbitalmodell des Atoms: Darstellung der [[Atomorbital]]e der ersten (2&nbsp;Elektronen) und zweiten (8&nbsp;Elektronen) [[Elektronenschale]]]]
Es sind mit dem Stand von 2003 insgesamt etwa 3200 Nuklide<ref name="nubase">{{Literatur|Autor=G. Audi, O. Bersillon, J. Blachot, A. H. Wapstra|Online=[http://www.nndc.bnl.gov/amdc/nubase/Nubase2003.pdf pdf]|Titel=The NUBASE evaluation of nuclear and decay properties|Sammelwerk=Nuclear Physics|Jahr=2003|Band=A 729|Seiten=3–128|Originalsprache=en}}</ref>, die sich auf etwa 2700&nbsp;Isotope<ref name="Römpp-Isotope">{{Literatur|Autor=Ulrich Abram, Gernot Frenking|Titel=Isotope|Sammelwerk=Römpp Chemie-Lexikon|Zugriff=August 2008|Online=[http://www.roempp.com/prod/index1.html Online]}}.</ref> und 117&nbsp;bekannte Elemente bis zum [[Ununoctium]] verteilen. Die Stabilität eines Nuklids hängt von der Zahl der Protonen und der Neutronen ab. Ist die Protonenzahl größer als 82, oder ist das Verhältnis beider Zahlen ungünstig, ist der Kern instabil, d. h. radioaktiv, und wandelt sich in einen stabileren Kern um. Bei welchen Protonen- und Neutronenzahlen das genau eintritt, lässt sich mit [[Atomkern#Kernmodelle|Kernmodellen]] (wie [[Tröpfchenmodell]], [[Schalenmodell (Kernphysik)|Schalenmodell]]) erklären.
1925 entwickelte [[Werner Heisenberg]] zusammen mit [[Max Born]], [[Pascual Jordan]], [[Wolfgang Pauli]] u.&nbsp;a. die [[Matrizenmechanik]]. 1926 ersetzte [[Erwin Schrödinger]] die Quantisierungsregeln durch seine [[Wellenmechanik]]. Sie beschreibt die Elektronen nicht als Massenpunkte auf bestimmten ebenen Bahnen, sondern als in drei Dimensionen ausgedehnte [[Stehende Welle|stehende]] [[Materiewelle]]. Beide Formen einer neuen „[[Quantenmechanik]]“ konnten das Spektrum des Wasserstoffatoms richtig erklären. Als Folge dieser Beschreibungen ist es unter anderem unzulässig, einem Elektron gleichzeitig genaue Werte für Ort und [[Impuls]] zuzuschreiben. Dieser Sachverhalt wurde 1927 von Heisenberg in der [[Unschärferelation]] formuliert. Demnach können statt der Bewegung auf bestimmten Bahnen nur ''Wahrscheinlichkeitsverteilungen'' für Wertebereiche von Ort und Impuls angegeben werden, eine Vorstellung, die nur schwer zu veranschaulichen ist. Den quantisierten Umlaufbahnen des Bohrschen Modells entsprechen hier „[[Atomorbital]]e“. Sie geben unter anderem an, wie sich in der Nähe des Atomkerns die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen konzentriert, und bestimmen damit die wirkliche Größe des Atoms.


Die Beschreibung der Eigenschaften der Atome gelang mit diesen ersten vollständig quantenmechanischen Atommodellen sehr viel besser als mit den Vorläufermodellen. Insbesondere ließen sich auch bei Atomen mit mehreren Elektronen die Spektrallinien und die Struktur der Atomhülle in räumlicher und energetischer Hinsicht darstellen, einschließlich der genauen Möglichkeiten, mit den Atomhüllen anderer Atome gebundene Zustände zu bilden, also die aus der Chemie bekannten stabilen Moleküle. Daher wurde das Bohrsche Atommodell zugunsten des quantenmechanischen [[Orbitalmodell]]s des Atoms verworfen.<ref name="Brown2007" /><ref name="Harrison" />
Das Atom als Ganzes kann elektrisch neutral oder geladen sein. Beim neutralen Atom ist die Anzahl der Elektronen gleich der Protonenzahl. Sind dagegen mehr oder weniger Elektronen als Protonen im Atom, so ist das Atom elektrisch geladen und wird [[Ion]] genannt. Bei weniger Elektronen als Protonen ist das Atom positiv geladen ([[Kation]]), bei Elektronenüberschuss negativ geladen ([[Anion]]).


Das Orbitalmodell ist bis heute Grundlage und Ausgangspunkt genauer quantenmechanischer Berechnungen fast aller Eigenschaften der Atome. Das Orbitalmodell bei einem Atom mit mehr als einem Elektron ist physikalisch als eine Näherung zu bezeichnen, nämlich als eine Ein-Teilchen-Näherung, die jedem einzelnen Elektron ein bestimmtes Orbital zuschreibt. Ein so gebildeter Zustand des Atoms wird als [[Elektronenkonfiguration|Konfiguration]] bezeichnet und gehört in der Quantenmechanik zu der einfachsten Art von Mehrteilchenzuständen. Genauere Modelle berücksichtigen, dass nach den Regeln der Quantenmechanik die Hülle auch in einem Zustand sein kann, der durch Superposition verschiedener Konfigurationen entsteht, wo also mit verschiedenen Wahrscheinlichkeitsamplituden gleichzeitig verschiedene Elektronenkonfigurationen vorliegen ([[Konfigurationsmischung]]). Hiermit werden die genauesten Berechnungen von Energieniveaus und Wechselwirkungen der Atome möglich. Wegen des dazu nötigen mathematischen Aufwands werden jedoch, wo es möglich ist, auch weiterhin einfachere Atommodelle genutzt. Zu nennen ist hier neben dem Schalenmodell unter anderen das [[Thomas-Fermi-Modell]], in dem die Elektronenhülle pauschal wie ein in einem elektrostatischen Potentialtopf gebundenes ideales Elektronengas („[[Fermigas]]“) behandelt wird, dessen Elektronendichte wiederum (zusammen mit der Kernladung) die Form des Potentialtopfs bestimmt.
Die Ordnung der Elemente und Nuklide wird durch verschiedene graphische Hilfsmittel anschaulich gemacht. Im [[Periodensystem]] werden die Elemente nach aufsteigender Ordnungszahl eingereiht und die Zeilenlänge so gewählt, dass Elemente mit ähnlichen Eigenschaften (die mit der Elektronenbesetzung der Orbitale zusammenhängen) in Spalten, den [[Gruppe des Periodensystems|Gruppen]], untereinander stehen. Isotope werden in [[Nuklidkarte]]n dargestellt, bei denen auf einer Achse die Protonen-, auf der anderen die Neutronenzahl aufgetragen ist. Häufig wird dabei durch Farben die Art des Zerfalls oder die Größenordnung der Halbwertszeit dargestellt.


==== Aufbau des Atomkerns ====
== Entstehung ==
{{Hauptartikel|Atomkern}}
Stabile Protonen und Elektronen existierten eine Sekunde nach dem [[Urknall]]. In den folgenden drei Minuten verschmolz ein Teil der Protonen und Neutronen miteinander und bildete vor allem Deuterium- und Helium-, in geringerem Umfang auch Lithiumkerne. Möglicherweise wurden auch kleinere Mengen [[Beryllium]] und [[Bor]] durch diese [[primordiale Nukleosynthese]] gebildet.<ref>{{Literatur|Autor=Craig J. Copi, David N. Schramm, Michael S Turner|Titel=Big-Bang Nucleosynthesis and the Baryon Density of the Universe|Sammelwerk=Science|Jahr=1995|Band=267|Seiten=192–199|DOI=10.1126/science.7809624|PMID=7809624|Originalsprache=en}}</ref> Die ersten vollständigen Atome mit gebundenen Elektronen wurden erst 380.000 Jahre nach dem Urknall gebildet, als das Universum durch Expansion ausreichend abgekühlt war und damit [[Rekombination (Physik)|Rekombinationen]] von Atomkernen und Elektronen möglich waren.<ref>{{Internetquelle|autor=Brian Abbott|url=http://www.haydenplanetarium.org/universe/duguide/exgg_wmap.php|titel=Microwave (WMAP) All-Sky Survey|hrsg=Hayden Planetarium|datum=30. Mai 2007|zugriff=2008-01-13|sprache=en}}</ref>
Zur Entdeckung des Atomkerns und seiner Zusammensetzung aus Protonen und Neutronen siehe den [[#Teilbarkeit und Aufbau der Atome|Abschnitt „Teilbarkeit und Aufbau der Atome“]] oben. Hier folgen Stichworte zur Erforschung weiterer Eigenschaften der Kerne.


===== Bindungsenergie =====
Alle schwereren Atome wurden und werden durch verschiedene Prozesse der [[Kernfusion]] erzeugt. Am wichtigsten ist die [[Nukleosynthese]], wobei in Sternen zunächst Helium, anschließend auch die schwereren Elemente bis zum Eisen gebildet werden. Elemente mit höheren [[Kernladungszahl]]en als Eisen entstehen durch den [[r-Prozess]] (in [[Supernova]]e) und den [[s-Prozess]] (in [[AGB-Stern]]en).
Die [[Bindungsenergie]] der Nukleonen ist Ursache der hohen Energie der Quanten der radioaktiven Strahlung. Sie übersteigt die chemische Bindungsenergie von Molekülen um fünf bis sechs Größenordnungen. Ab 1935 war hierbei erstmals eine grobe Modellvorstellung erfolgreich, das [[Tröpfchenmodell]] von [[Carl Friedrich von Weizsäcker|C.F. von Weizsäcker]] und [[Hans Bethe]]. Damit wurde für Kerne ab etwa 10 Nukleonen die anfängliche Zunahme der mittleren Bindungsenergie bis etwa <math>A=60</math> durch die wachsende Anzahl erklärt, in der die Nukleonen sich aufgrund der eigentlichen Kernkräfte mit ihren jeweiligen Nachbarn binden, und danach die Abnahme der mittleren Bindungsenergie aufgrund der zunehmenden elektrostatischen Abstoßung, die alle Protonen untereinander betrifft.


===== Kernfusion und Kernspaltung =====
Eine mengenmäßig kleine Rolle für die Synthese verschiedener Elemente und Isotope spielen radioaktive Zerfälle (siehe [[Zerfallsreihe]]) und die seltenen [[Spallation]]en, die für die Entstehung von <sup>6</sup>Li wichtig sind<ref>{{Literatur|Autor=D. C. Knauth, S. R. Federman, David L. Lambert, P. Crane|Titel=Newly synthesized lithium in the interstellar medium|Sammelwerk=Nature|Jahr=2000|Band=405|Seiten=656–658|DOI=10.1038/35015028|Originalsprache=en}}</ref>.
{{Siehe auch|Die Entdeckung der Kernspaltung}}
Da das Maximum der mittleren Bindungsenergie bei mittelschweren Kernen liegt, bedeutet es Energiefreisetzung sowohl, wenn sehr leichte Kerne fusionieren, als auch wenn sehr schwere Kerne spalten. Die Fusion von Wasserstoff zu Helium wurde 1938 als Energiequelle der Sterne identifiziert. Die Spaltung nach Neutroneneinfang wurde erstmals 1938 an Urankernen (des Isotops U-235) durch [[Otto Hahn]] und [[Fritz Strassmann]] nachgewiesen. Danach wurde die Kernforschung erheblich intensiviert und führte 1945 zu den ersten [[Atombombe]]n, 1952 den [[Kernwaffe#Entwicklung der Wasserstoffbombe|Wasserstoffbomben]] und ab Mitte der 1950er Jahre zur Nutzung der [[Atomenergie]] zur Energieversorgung.<ref name="MeitnerFrisch" /><ref name="Schroeder" />


== Vorkommen und Verteilung ==
===== Schalenmodell und vereinheitlichtes Modell =====
Sehr viel detaillierter als das Tröpfchenmodell ist das 1949 von [[Johannes Hans Daniel Jensen|J.H.D. Jensen]] und [[Maria Goeppert-Mayer]] aufgestellte [[Schalenmodell (Kernphysik)|Schalenmodell]] der Kerne. Ähnlich wie das Schalenmodell der Atome nimmt es für je ein Nukleon ein bestimmtes Orbital in einem gemeinsamen kugelsymmetrischen Potentialtopf an. Damit kann eine Fülle von Daten über die Grundzustände und angeregten Zustände der Kerne erklärt werden, zum Beispiel ihr [[Kernspin]], ihr magnetisches Dipol- und [[elektrisches Quadrupolmoment]], sowie über ihre Zerfalls- und Reaktionsweisen. [[Aage Bohr]], [[Ben Mottelson]] und [[James Rainwater]] gelang es Anfang der 1960er Jahre, dies Einzelteilchenmodell mit den Aspekten kollektiver Bewegung zu verbinden, womit auch die Abweichungen von der Kugelgestalt in bestimmten Bereichen der Nukleonenzahlen verständlich wurden.
[[Datei:Elementhäufigkeit - Kosmos.png|miniatur|Häufigkeiten von Elementen im Universum]]
Atome bilden nach dem [[Lambda-CDM-Modell]] mit einer mittleren Dichte von 0,25&nbsp;Atome/m<sup>3</sup> etwa 4,6 % der Energiedichte des beobachtbaren [[Universum]]s. Der Rest setzt sich aus etwa 23 % [[Dunkle Materie|dunkler Materie]] und 72 % [[Dunkle Energie|dunkler Energie]], sowie [[Neutrino]]s zusammen, deren Natur jedoch noch weitgehend unklar ist.<ref>{{Internetquelle|autor=Gary Hinshaw|url=http://map.gsfc.nasa.gov/m_uni/uni_101matter.html|titel=What is the Universe Made Of?|hrsg=NASA/WMAP|datum=10. Februar 2006|zugriff=2008-01-07|sprache=en}}</ref> Innerhalb einer Galaxie wie der [[Milchstraße]] ist die Konzentration von Atomen viel höher, nämlich zwischen 10<sup>5</sup> und 10<sup>9</sup> Atome/m<sup>3</sup> im [[Interstellares Medium|interstellaren Medium]] (ISM).<ref>{{Literatur|Autor=Gregory R. Choppin, Jan-Olov Liljenzin, Jan Rydberg|Titel=Radiochemistry and Nuclear Chemistry|Verlag=Elsevier|Jahr=2001|ISBN=0-7506-7463-6|Originalsprache=en}}</ref> Die Sonne befindet sich in der weitgehend staubfreien [[Lokale Blase|lokalen Blase]], daher ist die Dichte in der Umgebung des Sonnensystems nur etwa 10<sup>3</sup> Atome/m<sup>3</sup>.<ref>{{Literatur|Autor=Arthur F. Davidsen|Titel=Far-Ultraviolet Astronomy on the Astro-1 Space Shuttle Mission|Sammelwerk=Science|Jahr=1993|Band=259|Nummer=5093|Seiten=327–334|DOI=10.1126/science.259.5093.327|PMID=17832344|Originalsprache=en}}</ref>


===== Ursprung der Kernkräfte =====
In der [[Liste der Häufigkeiten chemischer Elemente|Verteilung]] der unterschiedlichen Elemente dominiert im Universum mit Abstand [[Wasserstoff]], danach folgt das um etwa eine Zehnerpotenz seltenere [[Helium]]. Alle schwereren Elemente sind deutlich seltener und machen nur einen kleinen Teil der im Universum vorhandenen Elemente aus. Die Häufigkeiten dieser Elemente werden dabei von den verschiedenen Mechanismen der [[Nukleosynthese]] bestimmt.<ref>{{Literatur|Autor=A. G. W. Cameron|Titel=Abundances of the elements in the solar system|Sammelwerk=Space Science Reviews|Jahr=1970|Band=15|Seiten=121-146|Originalsprache=en}}</ref>
Die kurzreichweitigen [[Kernkräfte]] konnten in den 1970er Jahren auf die [[Starke Wechselwirkung]] zwischen [[Quark (Physik)|Quarks]] zurückgeführt werden.


===== Aufbau von Proton und Neutron =====
Sterne bilden dichte Wolken im interstellaren Medium und die Entwicklungsprozesse von Sternen sorgen für eine ständige Anreicherung des interstellaren Mediums mit schwereren Elementen als Wasserstoff und Helium. Bis zu 95 % der Atome in der Milchstraße sind in Sternen konzentriert und die Gesamtmasse der Atome macht etwa 10 % der Masse der Milchstraße aus,<ref>{{Literatur|Autor=James Lequeux|Titel=The Interstellar Medium|Verlag=Springer|Jahr=2005|ISBN=3-540-21326-0|Originalsprache=en}}</ref> wobei der Rest der Masse von [[Dunkle Materie|dunkler Materie]] herrührt.<ref>{{Literatur|Autor=Nigel Smith|Online=[http://physicsworld.com/cws/article/print/809 Online]|Titel=The search for dark matter|Sammelwerk=Physics World|Tag=6|Monat=Januar|Jahr= 2000|Zugriff=14. Februar 2008|Originalsprache=en}}</ref>
Ab den 1950er Jahren konnten Atome und vor allem die Atomkerne durch die Entwicklung verbesserter [[Teilchenbeschleuniger]] und [[Teilchendetektor]]en beim Beschuss mit Teilchen sehr hoher Energie untersucht werden.<ref name="Kullander" /> Ende der 1960er Jahre zeigte sich in der „[[Tief inelastische Streuung|tief inelastischen Streuung]]“ von Elektronen an Atomkernen, dass auch Neutronen und Protonen keine unteilbaren Einheiten sind, sondern aus [[Quark (Physik)|Quarks]] zusammengesetzt sind.<ref name="Nobelpreis1990" />


==== Einige fortgeschrittene Experimente mit Atomen ====
Auf der Erde überwiegen im Gegensatz zum Universum die schweren Elemente, da Wasserstoff und Helium im Sonnensystem vorwiegend in der [[Sonne]] und den [[Gasplanet]]en enthalten sind. Die häufigsten Elemente sind [[Sauerstoff]], [[Eisen]], [[Silicium]] und [[Magnesium]]. Dabei besteht der [[Erdkern]] vorwiegend aus Eisen, während in der Erdkruste Sauerstoff und Silicium in Form von Silicaten dominieren.
1951 entwickelte [[Erwin Wilhelm Müller|Erwin Müller]] das [[Feldionenmikroskop]] und konnte damit von einer Nadelspitze erstmals ein Abbild erzeugen, das auf direkte Weise so stark vergrößert war, dass einzelne Atome darin sichtbar wurden (wenn auch nur als verschwommene Flecken). 1953 entwickelte [[Wolfgang Paul (Physiker)|Wolfgang Paul]] die magnetische Ionenfalle ([[Paulfalle]]), in der einzelne Ionen gespeichert und mit immer höherer Genauigkeit untersucht werden können. Hier kann ein einzelnes Atom auch durch sein [[Fluoreszenz]]licht direkt visuell sichtbar gemacht und fotografiert werden.<ref>{{Internetquelle |autor=David Nadlinger |url=https://settingmind.com/ph-d-student-david-nadlinger-has-taken-a-photograph-of-a-single-atom/ |titel=Ph.D. Student David Nadlinger Has Taken a Photograph of a Single Atom |werk= |hrsg= |datum=03.03.2018 |zugriff=2023-02-09}}</ref>


1985 entwickelte eine Arbeitsgruppe um [[Steven Chu]] die [[Laserkühlung]], ein Verfahren, die Temperatur einer Ansammlung von Atomen mittels [[Laser]]&shy;strahlung stark zu verringern. Im selben Jahr gelang es einer Gruppe um [[William D. Phillips]], neutrale Natriumatome in einer [[Magneto-optische Falle|magneto-optischen Falle]] einzuschließen. Durch Kombination dieser Verfahren mit einer Methode, die den [[Dopplereffekt]] nutzt, gelang es einer Arbeitsgruppe um [[Claude Cohen-Tannoudji]], geringe Mengen von Atomen auf Temperaturen von einigen [[Kelvin|Mikrokelvin]] zu kühlen. Mit diesem Verfahren können Atome mit höchster Genauigkeit untersucht<ref name="DomokosJanszkyAdam" /> werden; außerdem ermöglichte es auch die experimentelle Realisierung der [[Bose-Einstein-Kondensat]]ion.<ref name="Nobelpreis1997" />
== Bestandteile des Atoms ==
Ein Atom ist aus zwei unterschiedlichen Bestandteilen aufgebaut, einem positiv geladenem Atomkern, der im Vergleich zum gesamten Atom sehr klein ist und fast die gesamte Masse des Atoms besitzt, sowie der Atomhülle, die aus negativ geladenen Elektronen besteht.


Anfang der 1980er Jahre wurde von [[Gerd Binnig]] und [[Heinrich Rohrer]] das [[Rastertunnelmikroskop]] entwickelt, in dem eine Nadelspitze eine Oberfläche mittels des [[Tunneleffekt]]s so fein abtastet, dass einzelne Atome sichtbar werden.<ref name="JacoxGadzuk" /><ref name="Nobelpreis1986" /> Damit wurde es auch möglich, Atome einzeln an bestimmte Plätze zu setzen. In den 1990er Jahren konnten [[Serge Haroche]] und [[David Wineland]] in Experimenten die Wechselwirkung eines einzelnen Atoms mit einem einzelnen [[Photon]] erfolgreich untersuchen. In den 2000er Jahren wurde die Handhabbarkeit einzelner Atome unter anderem genutzt, um einen Transistor aus nur einem Metallatom mit organischen [[Ligand]]en herzustellen.<ref name="ParkEtAl" />
=== Atomkern ===
{{Hauptartikel|Atomkern}}


Seit Ende der 1980er Jahre werden durch Vielfachanregung mit einem Laserimpuls [[Rydberg-Atom]]e erzeugt. In einem Rydberg-Atom ist ein Elektron in einem so hohen Energiezustand angeregt, dass es den Atomkern, teilweise auch den gesamten Atomrumpf, bestehend aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, in weitem Abstand umkreist und sein Verhalten sich damit dem eines klassischen Teilchens nähert. Rydberg-Atome können über 100.000-mal größer sein als nicht angeregte Atome. Da sie extrem empfindlich auf äußere Felder reagieren, kann man mit ihnen z.&nbsp;B. die Wechselwirkung eines einzelnen Atoms mit einem einzelnen [[Photon]] im Detail untersuchen. Sind zwei oder mehr Elektronen in solchen Zuständen angeregt, spricht man von planetarischen Atomen.
==== Aufbau ====
[[Datei:Binding energy curve - common isotopes DE.svg|miniatur|350px|Die [[Bindungsenergie]], die pro Nukleon aufgebracht werden muss, um den Kern vollständig in Nukleonen zu zerlegen, für die auf der Erde natürlich vorkommenden Kerne.]]
Die in einem Atom vorhandenen, aneinander gebundenen Protonen und Neutronen, zusammen auch als [[Nukleon]]en bezeichnet, bilden den [[Atomkern]]. Die Nukleonen zählen zu den [[Hadron]]en. Das Proton ist positiv geladen, das Neutron ist elektrisch neutral. Nach dem [[Standardmodell]] der Elementarteilchenphysik sind Proton und Neutron aus Elementarteilchen, den [[Quark (Physik)|Quarks]], aufgebaut. Die Quarks werden durch die [[starke Wechselwirkung]] zusammengehalten, die durch [[Gluon]]en vermittelt wird. Diese starke Wechselwirkung ist auch für den Zusammenhalt des Atomkerns verantwortlich, da sie in Abständen bis zu etwa 2,5&nbsp;[[Femtometer]] deutlich stärker als die gegenseitige elektrische Abstoßung der Protonen ist.<ref name="pfeffer">{{Literatur|Autor=Jeremy I. Pfeffer|Titel=Modern Physics: An Introductory Text|Verlag=Imperial College Press|Jahr=2000|ISBN=1-86094-250-4|Seiten=330–336|Originalsprache=en}}</ref> Der Radius des Kerns ist abhängig von der Anzahl Nukleonen und beträgt etwa <math>\begin{smallmatrix}1{,}07 \sqrt[3]{A}\end{smallmatrix}</math>&nbsp;&nbsp;fm, (A: Anzahl der Nukleonen im Kern).<ref>{{Literatur|Autor=Tatjana Jevremovic|Titel=Nuclear Principles in Engineering|Verlag=Springer|Jahr=2005|ISBN=0-387-23284-2|Seiten=63|Originalsprache=en}}</ref> Das ist sehr viel kleiner als der Radius des Atoms, der ungefähr im Bereich von 10<sup>5</sup>&nbsp;fm liegt. Kerne mit bestimmten Nukleonenzahlen, beispielsweise [[Helium|Helium-4]], [[Sauerstoff|Sauerstoff-16]] oder [[Blei|Blei-208]], sind besonders stabil, was mit dem [[Schalenmodell (Kernphysik)|Schalenmodell des Atomkerns]] erklärt werden kann.


== Klassifizierung ==
Die Protonen im Kern stoßen sich zwar gemäß der [[Elektrostatik]] ab, bilden zusammen mit einer geeigneten Anzahl von Neutronen aber ein stabiles System. Schon bei kleinen Abweichungen von dem günstigsten Zahlenverhältnis ist der Kern instabil und wandelt sich spontan um, indem aus einem Neutron ein Proton wird oder umgekehrt. Dabei wird energiereiche Strahlung abgegeben, die [[β-Strahlung]], die oft auch bei den schweren Kernen nach oder vor der Aussendung von [[α-Strahlung]] auftritt. Bei Ordnungszahlen bis 20 sind Kerne mit annähernd gleich vielen Neutronen wie Protonen stabil. Bei größeren Ordnungszahlen muss die Anzahl der Neutronen größer sein als die der Protonen. Das Verhältnis von Neutronen zu Protonen in stabilen Atomkernen steigt daher mit zunehmender Ordnungszahl bis auf etwa 1,5. Somit wächst bei stabilen Kernen bei jedem zusätzlichen Proton die Anzahl der Neutronen um 1–2 (Details siehe [[Schalenmodell (Kernphysik)]]). Alle Kerne mit mehr als 82 Protonen (also alle Elemente jenseits von Blei) sind aufgrund deren gegenseitiger Abstoßung instabil und wandeln sich in leichtere Kerne um. Dabei zerfallen sie so lange, bis ein stabiler Kern erreicht ist, bei mehreren Zerfallsstufen spricht man von einer [[Zerfallsreihe]].
[[Datei:Periodensystem Einfach.svg|mini|Periodensystem]]


==== Masse ====
=== Elemente, Isotope, Nuklide ===
Da der Großteil der [[Atommasse]] von den Neutronen und Protonen stammt, wird die Gesamtzahl dieser Teilchen in einem Atom als [[Massenzahl]] bezeichnet. Die Masse eines Atoms wird oft mittels der [[Atomare Masseneinheit|atomaren Masseneinheit]] ''u'' angegeben. Diese Einheit entspricht einem Zwölftel der Masse des Kohlenstoffisotops <sup>12</sup>C und ist etwa u=1,66&nbsp;×&nbsp;10<sup>−27</sup>&nbsp;kg.<ref name="iupac">{{Literatur|Autor=Ian Mills, Tomislav Cvitaš, Klaus Homann, Nikola Kallay, Kozo Kuchitsu|Titel=Quantities, Units and Symbols in Physical Chemistry|Auflage=2.|Verlag=Blackwell Scientific Publications|Jahr=1993|ISBN=0-632-03583-8|Originalsprache=en}}</ref> Ein Atom des leichtesten Wasserstoffisotops hat eine Masse von 1,007825&nbsp;u. Die Masse eines Atoms entspricht etwa dem Produkt aus der Massenzahl und der atomaren Masseneinheit. Das schwerste stabile Nuklid ist das Bleiisotop <sup>208</sup>Pb mit einer Masse von 207,9766521&nbsp;u.<ref>{{Literatur|Autor=G. Audi, A. H. Wapstra, C. Thibault|Titel=The Ame2003 atomic mass evaluation (II)|Sammelwerk=Nuclear Physics|Band=A729|Jahr=2003|Seiten=337–676|Online=[http://www.nndc.bnl.gov/amdc/web/masseval.html Online]|Originalsprache=en}}</ref>


Die Unterscheidung und Bezeichnung verschiedener Atomsorten geht zunächst vom Aufbau des Atomkerns aus, während der Zustand der Hülle gegebenenfalls durch zusätzliche Symbole angegeben wird. Kennzahlen sind die Protonenzahl ([[Ordnungszahl]], Kernladungszahl) ''Z'', die Neutronenzahl ''N'' des Kerns, und die daraus gebildete [[Massenzahl]] ''A=Z+N''. Je nach ihrer Protonenzahl gehören die Atome zu einem der 118 bekannten [[Chemisches Element|chemischen Elemente]], von Wasserstoff mit ''Z''=1 bis [[Oganesson]] mit ''Z''=118. Davon sind 91 in natürlichen Vorkommen entdeckt worden, 27 nur nach künstlicher Herstellung durch [[Kernreaktion]]en. Die Ordnung der Elemente wird im [[Periodensystem]] – wichtig für die Chemie – graphisch veranschaulicht. Darin werden die Elemente mit aufsteigender Ordnungszahl in Form einer Tabelle angeordnet. Jede Zeile wird als [[Periode des Periodensystems]] bezeichnet und endet, wenn das jeweilige [[Atomorbital|Orbital]] mit Elektronen voll besetzt ist (Edelgas). In den nächsten Zeilen wiederholt sich aufgrund der schrittweisen Elektronenbesetzung der nächsten Orbitale der chemische Charakter der Elemente. So stehen Elemente mit ähnlichen chemischen Eigenschaften in einer Spalte untereinander; sie bilden eine [[Gruppe des Periodensystems]].
Da makroskopische Mengen einer Substanz sehr viele Atome enthalten und die Angabe ihrer Anzahl als [[natürliche Zahl]] unhandlich wäre, verwendet man für die [[Stoffmenge]] eine eigene Einheit, das [[Mol]]. Ein Mol eines Elements sind etwa [[Avogadrokonstante|6,022&nbsp;×&nbsp;10<sup>23</sup>]] Atome. Diese Zahl wurde so gewählt, dass ein Mol eines Elementes mit der Atommasse 1&nbsp;u eine Masse von 0,001&nbsp;kg oder 1&nbsp;g hat. <sup>12</sup>C hat beispielsweise eine Atommasse von 12&nbsp;u, also hat ein Mol Kohlenstoff eine Masse von 0,012&nbsp;kg.<ref name="iupac" /> Daher ist es in der Chemie üblich, Atommassen auch indirekt in ''g/mol'' anzugeben.


Atome eines Elements, die sich in der Neutronenzahl unterscheiden, gehören zu verschiedenen [[Isotop]]en des Elements. Insgesamt bestehen die 118 Elemente aus etwa 2800 Isotopen, wovon 2500 künstlich erzeugt wurden. Isotope werden nach dem chemischen Element und der Massenzahl bezeichnet. Für die schwereren Wasserstoffisotope gibt es die speziellen Namen „[[Deuterium]]“ und „[[Tritium]]“. Das Symbol für ein bestimmtes Isotop des Elements <math>X</math> hat die Form <math>^A_Z \mathrm{X}</math>, <math>^A\mathrm{X}</math> oder X-''A'' (Beispiele: <math>^{12}_{\,\, 6}\mathrm{C}</math>, <math>^{58}\mathrm{Fe}</math>, Pb-208). Die Angabe der Protonenzahl ''Z'' ist redundant, da sie schon durch die Ordnungszahl des Elements <math>X</math> gegeben ist.
==== Bildung und Zerfall ====
In welcher Art ein Atomkern zerfällt ist für das jeweilige Nuklid typisch. Mitunter kann ein Kern auch auf mehrere Arten zerfallen, so dass mehrere Zerfallsarten zu einem bestimmten Prozentsatz an der Abnahme der Menge beteiligt sind. Die wichtigsten radioaktiven Zerfälle sind der [[Alpha-Zerfall]], bei dem ein Helium-Atomkern (zwei Protonen und zwei Neutronen) abgegeben wird, der [[Beta-Zerfall]], bei dem mittels der [[Schwache Wechselwirkung|schwachen Wechselwirkung]] ein Neutron des Kerns in ein Proton oder umgekehrt umgewandelt wird und Elektronen und ein Antineutrino bzw. ein [[Positron]] und ein [[Neutrino]] ausgesendet werden, sowie der [[Gamma-Zerfall]], bei dem ein [[Isomer]] unter Aussendung von [[Gammastrahlung]] in ein niedrigeres Energieniveau gelangt, bei gleichbleibender Protonen- und Neutronenzahl. Jedes radioaktive Isotop hat eine charakteristische Zerfallszeit – die [[Halbwertszeit]] –, die angibt, wie lange es dauert, bis die Hälfte einer Probe zerfallen ist.


=== Stabile und instabile (radioaktive) Atomkerne ===
[[Datei:Wpdms physics proton proton chain 1.svg|miniatur|Illustration einer Kernfusion, bei dem zwei Protonen zu einem Deuteriumkern aus einem Proton und einem Neutron reagieren. Ein [[Positron]] (e<sup>+</sup>) – das [[Antiteilchen]] des Elektrons – und ein Elektron-[[Neutrino]] entstehen bei der Reaktion.]]
[[Datei:Nuklidkarte Segre.svg|mini|hochkant=1.7|Nuklidkarte]]
Größere Atomkerne können aus kleineren Kernen gebildet werden. Dieser Vorgang wird [[Kernfusion]] genannt. Für eine Fusion müssen sich Atomkerne sehr nah kommen. Diesem Annähern steht die elektrostatische Abstoßung beider Kerne, der sogenannte [[Coulombwall]] entgegen. Aus diesem Grund ist eine Kernfusion (außer in bestimmten Experimenten) nur unter sehr hohen Temperaturen von mehreren Millionen Grad und hohen Drücken, wie sie im Inneren von Sternen herrschen, möglich. Bei der Kernfusion werden durch Umwandlung von Masse in Energie gemäß der [[Äquivalenz von Masse und Energie]], ''E''&nbsp;=&nbsp;''mc''<sup>2</sup> große Mengen Energie frei. Diese Energie äußert sich im [[Massendefekt]] und entspricht der Bindungsenergie des Atomkerns.<ref>{{Literatur|Autor=J. Kenneth Shultis, Richard E. Faw|Titel=Fundamentals of Nuclear Science and Engineering|Verlag=CRC Press|Jahr=2002|Seiten=72–76|ISBN=0-8247-0834-2|Originalsprache=en}}</ref> Die Kernfusion ist bei Elementen bis zum Eisen eine exotherme Reaktion, so dass sie selbsterhaltend ist. Sie ist die Energiequelle der Sterne. Bei Atomkernen die größer sind als der des Eisens, nimmt die Bindungsenergie ab und die Fusion schwererer Atomkerne ist daher [[Endotherme Reaktion|endotherm]]. Sie ist damit kein selbsterhaltender Prozess, was dazu führt, dass die Kernfusion in Sternen zum Erliegen kommt, wenn die leichten Atomkerne aufgebraucht sind.<ref>{{Literatur|Autor=Wolfgang Demtröder|Titel=Experimentalphysik Bd. 4: Kern-,Teilchen- und Astrophysik|Jahr=1998|Verlag=Springer}}</ref>
{{Hauptartikel|Radioaktivität}}


[[Nuklid]] ist die ganz allgemeine Bezeichnung für Atomarten, unabhängig davon, ob sie zum gleichen Element gehören oder nicht. Die [[Nuklidkarte]] oder Isotopenkarte – wichtig für die Kernphysik und ihre Anwendungen – ist eine Tabelle, in der jede Atomart einen eigenen Platz erhält. Dazu wird auf einer Achse die Anzahl der Protonen, auf der anderen die der Neutronen aufgetragen. Häufig wird die Stabilität und bei instabilen Nukliden auch die Art der Umwandlung oder die Größenordnung der Halbwertszeit durch bestimmte Farben und gegebenenfalls auch Teilung des dem Isotop zugewiesenen Platzes dargestellt.
=== Atomhülle ===


Der Atomkern eines Nuklids <math>^A_Z\mathrm{X}</math> kann entweder im energetischen [[Grundzustand]] oder in einem der verschiedenen [[Angeregter Zustand|Anregungszustände]] vorliegen. Wenn darunter relativ langlebige, sogenannte metastabile Zustände sind, werden diese als [[Isomer (Kernphysik)|Isomere]] bezeichnet und als eigene Nuklide gezählt (Symbol <math>^A_Z\mathrm X^m</math>, <math>^A_Z\mathrm X^*</math> o.&nbsp;ä.). Nach dieser Definition sind mit dem Stand von 2003 insgesamt etwa 3200 Nuklide bekannt.<ref name="nubase" />
Die Atomhülle besteht aus den negativ geladenen Elektronen und umgibt den Kern. Sie ist etwa 10.000-mal größer als dieser und bestimmt damit die Größe des Atoms. Gleichzeitig sind die Elektronen mit einer Masse von 9,11&nbsp;×&nbsp;10<sup>−31</sup>&nbsp;kg so leicht, dass die Elektronenhülle nur mit ca. 0,02% zur Masse des Atoms beiträgt. Sie sind zudem so klein, dass mit derzeitigen Messmethoden keine Ausdehnung festgestellt werden kann.<ref>{{Literatur|Autor=Jörn Bleck-Neuhaus|Titel=Elementare Teilchen, Moderne Physik von den Atomen bis zum Standardmodell|Verlag=Springer|Ort=Berlin|Jahr=2010|Seiten=468|ISBN=978-3-540-85299-5}}</ref>


In der [[Kernphysik]] werden Nuklide mit unterschiedlichen Protonenzahlen, aber gleicher Massenzahl <math>A</math> als [[Isobar (Kernphysik)|Isobare]] bezeichnet. Seltener werden unter dem Namen [[Isoton (Kernphysik)|Isotone]] Nuklide mit verschiedenen Protonenzahlen, aber gleicher Neutronenzahl zusammengefasst.
==== Aufbau ====
Elektronen werden, wie alle Teilchen, in der Quantenmechanik durch eine Wellenfunktion beschrieben, die u.a. die Wahrscheinlichkeit angibt, mit der das Elektron in einem bestimmten Gebiet zu finden ist. Diese Wellenfunktion wird mit der [[Schrödingergleichung]] bestimmt, die die potentielle und kinetische Energie des Elektrons im Potential des Kerns beschreibt. Sie ist für die stationären Zustände nur im Fall eines einzigen Elektrons exakt lösbar, also für das [[Wasserstoffatom]]atom und hochionisierte, wasserstoffähnliche Atome. Für kompliziertere Systeme mit mehreren Elektronen wird meist das [[Orbital]]modell verwendet, das als gute Näherung von den für den Wasserstoff berechneten Zuständen ausgeht. Bei mehreren Elektronen gilt das [[Pauli-Prinzip]], nach dem sich jedes Elektron in mindestens einer der [[Quantenzahl]]en von allen anderen unterscheiden muss. Dies führt dazu, dass jedes Orbital mit lediglich zwei Elektronen mit entgegengesetztem [[Spin]], einer Art Eigendrehung des Elektrons, besetzbar ist, siehe [[Elektronenkonfiguration]].
&nbsp;


Nur etwa 250 Isotope von 80 Elementen haben einen stabilen Kern. Alle anderen Atome sind instabil und wandeln sich über kurz oder lang in Atome eines stabilen Isotops um. Da sie dabei im Allgemeinen [[ionisierende Strahlung]] erzeugen, heißen sie auch [[Radioisotop]]e oder [[Radionuklid]]e. Auf der Erde wurden in den natürlichen Vorkommen neben allen 250 stabilen Isotopen 30 Radioisotope gefunden, die sich auf 10 radioaktive Elemente verteilen und die [[natürliche Radioaktivität]] verursachen.<ref name="Römpp-Isotope" /> Viele weitere kurzlebige Isotope existieren im Inneren von Sternen, insbesondere während der [[Supernova]]-Phase.
==== Eigenschaften ====
Die Atomhülle bestimmt maßgeblich viele äußere Eigenschaften des gesamten Atoms, darunter vor allem seine Größe und die Möglichkeiten einer chemischen Bindung mit anderen Atomen. Da die Hülle aufgrund der Wellenmechanik diffus ist, ist ihre Größe nicht scharf abzugrenzen. Daher wird sie üblicherweise aus der [[Bindungslänge]] ermittelt, das ist der Abstand der Atomkerne zweier chemisch gebundener Atome. Die so erhaltenen Werte sind allerdings etwas abhängig von der Umgebung, etwa von der Art und Anzahl benachbarter Atome. Insgesamt zeigt sich mit steigender Ordnungszahl eine in etwa periodische Variation der Atomgröße, die mit der periodischen Variation des chemischen Verhaltens gut übereinstimmt. Im Periodensystem gilt allgemein, dass innerhalb einer Periode von links nach rechts die Größe abnimmt, weil die in derselben Schale hinzukommenden Elektronen durch die größere Kernladung stärker angezogen werden. Innerhalb einer Gruppe nimmt die Größe von oben nach unten zu, weil jedesmal eine neue Schale dazukommt. Dementsprechend ist das kleinste Atom das Heliumatom mit einem Radius von 32&nbsp;pm, während eines der größten Atome das Cäsiumatom mit einem Radius von 225&nbsp;pm ist.<ref>{{Literatur|Autor=Steven S. Zumdahl|Titel=Introductory Chemistry: A Foundation|Auflage=5.|Verlag=Houghton Mifflin|Jahr=2002|ISBN=0-618-34342-3|Originalsprache=en}}</ref>


=== Seltene und theoretische Formen ===
Im Gegensatz zu den Kernbestandteilen lassen sich Elektronen durch relativ kleine Energien beeinflussen. So besitzt jedes Elektron eines Atoms eine typische Energie, die sogenannte [[Bindungsenergie#Atomphysik|Bindungsenergie]], durch die es vollständig entfernt werden kann. Die Größe der Bindungsenergie hängt von der Größe des Atoms, dem Abstand des Elektrons vom Kern und dem Ionisierungsgrad des Atoms ab. Auch die Art, Geometrie und Besetzung der Orbitale hat einen Einfluss auf die Bindungsenergie. Elektronen müssen durch Energieaufnahme nicht vollständig entfernt werden, es ist auch möglich, dass sie in weiter außen liegende Orbitale gehoben werden. Die [[Angeregter Zustand|Anregungsenergie]] kann in Form eines [[Photon]]s bestimmter [[Wellenlänge]] wieder abgegeben werden, siehe [[Fluoreszenz]].
Als [[Rydberg-Atom]] wird ein Atom bezeichnet, in dem ein Elektron in einem so hohen Energiezustand angeregt ist, dass es den Atomkern, teilweise auch den gesamten Atomrumpf, bestehend aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, in weitem Abstand umkreist und sein Verhalten damit dem eines klassischen Teilchens ähnelt. Rydberg-Atome können über 100.000-mal größer sein als nicht angeregte Atome. Da sie extrem empfindlich auf äußere Felder reagieren, kann man mit ihnen z.&nbsp;B. die Wechselwirkung mit einem einzelnen [[Photon]] im Detail untersuchen. Sind zwei oder mehr Elektronen in solchen Zuständen angeregt, spricht man von [[Planetarisches Atom|planetarischen Atomen]].


Im teils übertragenen Sinn werden als [[exotische Atome]] auch solche Systeme bezeichnet, die in physikalischer Hinsicht gewisse Ähnlichkeiten zu den gewöhnlichen Atomen aufweisen. In ihnen kann z.&nbsp;B. eines der Protonen, Neutronen oder Elektronen durch ein anderes Teilchen derselben Ladung ersetzt worden sein. Wird etwa ein Elektron durch ein schwereres [[Myon]] ersetzt, bildet sich ein myonisches Atom.<ref name="BarrettJacksonMweene" /><ref name="Indelicato" /><ref name="Ripin" /> Als [[Positronium]] wird ein exotisches Atom bezeichnet, in dem ein Elektron statt an ein Proton an ein [[Positron]], das ist das positiv geladene [[Antiteilchen]] des Elektrons, gebunden ist. Auch Atome, die gänzlich aus Antiteilchen zur normalen Materie aufgebaut sind, sind möglich und für sich allein sogar ebenso stabil wie die entsprechenden „normalen“ Atome. So wurden erstmals 1995 am Genfer [[CERN]] [[Antiwasserstoff]]atome künstlich hergestellt und nachgewiesen.<ref name="Baur1996" /> An solchen exotischen Atomen lassen sich unter anderem fundamentale physikalische Theorien über die Symmetrie zwischen Teilchen und Antiteilchen überprüfen.
[[Datei:Fraunhofer lines DE.svg|miniatur|hochkant=2.0|Absorptionsspektrum von Natrium.]]
Für viele Atome liegen diese Wellenlängen im sichtbaren Teil des Spektrums. Dadurch kommt das typische [[Linienspektrum]] vieler Elemente zu Stande. Bekannt ist beispielsweise die [[Natrium-D-Linie]], eine [[Feinstruktur (Physik)|Doppelline]] des Natriums im gelben Spektralbereich bei 588,99&nbsp;nm und 589,59&nbsp;nm.<ref name="NIST-ASD">{{Internetquelle|autor=Yu. Ralchenko, A. E. Kramida, J. Reader|url=http://physics.nist.gov/asd3|titel=NIST Atomic Spectra Database|hrsg=National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg, MD|kommentar=Version 3.1.5|datum=2008|zugriff=2010-03-27}}</ref> Da die Energiedifferenz bei Absorption und Emission gleich ist, lassen sich die Linienspektren sowohl in Absorptions- als auch als Emissionsspektren beobachten.<!-- sobald [[Spektroskopie]] auf Vordermann gebracht ist, hier verlinken -->


Des Weiteren wird der Name „Atom“ manchmal auch für Zwei-Teilchen-Systeme verwendet, die nicht durch elektromagnetische Wechselwirkung zusammengehalten werden, sondern durch die [[starke Wechselwirkung]]. Bei einem solchen [[Quarkonium]] handelt es sich um ein kurzlebiges Elementarteilchen vom Typ [[Meson]], das aus einem [[Quark (Physik)|Quark]] und einem Antiquark aufgebaut ist. Ein Quarkonium-Atom lässt sich in seinen verschiedenen metastabilen Zuständen so durch Quantenzahlen klassifizieren wie das Wasserstoffatom.
Ein vor allem in der Chemie verwendetes anschauliches Maß für die Fähigkeit eines Atoms, Elektronen anzuziehen, ist die [[Elektronegativität]]. Je größer die Elektronegativität ist, desto stärker kann ein Atom Elektronen anziehen.


== Atommodelle ==
== Bestandteile des Atoms ==
Die beiden Hauptbestandteile eines Atoms sind der Atomkern und die Atomhülle. Die Hülle besteht aus Elektronen. Sie trägt mit weniger als 0,06&nbsp;Prozent zur Masse des Atoms bei, bestimmt aber dessen Größe und dessen Verhalten gegenüber anderen Atomen, wenn sie einander nahekommen. Der Kern besteht aus Protonen und Neutronen, ist im Durchmesser zehn- bis hunderttausendmal kleiner als die Hülle, enthält aber mehr als 99,9&nbsp;Prozent der Masse des Atoms.
{{Hauptartikel|Liste der Atommodelle|Wasserstoffatom}}


=== Atomkern ===
In der Geschichte der Physik wurden mehrere Modelle zum Verständnis des Atoms entwickelt. Einige von ihnen werden heute nicht mehr verwendet und sind nur von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse. Andere verwendet man je nach Anwendungsbereich als Näherung noch heute. In der Regel beschränkt man sich auf das einfachste Modell, welches im gegebenen Zusammenhang noch ausreicht, um die auftretenden Fragen zu klären.
{{Hauptartikel|Atomkern}}


=== Antiquierte Modelle ===
==== Aufbau ====
[[Datei:Binding energy curve - common isotopes-de.svg|mini|hochkant=1.7|Die [[Bindungsenergie]], die pro Nukleon aufgebracht werden muss, um den Kern vollständig in Nukleonen zu zerlegen, für die auf der Erde natürlich vorkommenden Kerne.]]


Die in einem Atom vorhandenen [[Proton]]en und [[Neutron]]en, zusammen auch als [[Nukleon]]en bezeichnet, sind aneinander gebundenen und bilden den Atomkern. Die Nukleonen zählen zu den [[Hadron]]en. Das Proton ist positiv geladen, das Neutron ist elektrisch neutral. Proton und Neutron haben einen Durchmesser von etwa 1,6&nbsp;fm ([[Femtometer]]) und sind selber keine Elementarteilchen, sondern nach dem [[Standardmodell]] der Elementar[[teilchenphysik]] aus den punktförmigen [[Quark (Physik)|Quarks]] aufgebaut. Jeweils drei Quarks binden sich durch die [[starke Wechselwirkung]], die durch [[Gluon]]en vermittelt wird, zu einem Nukleon. Die starke Wechselwirkung ist darüber hinaus für den Zusammenhalt der Nukleonen im Atomkern verantwortlich, insbesondere ist die Anziehung bis zu etwa 2,5&nbsp;fm Abstand deutlich stärker als die gegenseitige elektrische Abstoßung der Protonen.<ref name="pfeffer" /> Unterhalb von etwa 1,6&nbsp;fm wird die starke Wechselwirkung der Hadronen jedoch stark abstoßend. Anschaulich gesprochen verhalten sich die Nukleonen im Kern also etwa wie harte Kugeln, die aneinander haften. Daher steigt das Volumen des Kerns proportional zur Nukleonenzahl (Massenzahl) <math>A</math>. Sein Radius beträgt etwa <math>1{,}3 \sqrt[3]{A}</math>&nbsp;fm.
Das 1903 aufgestellte [[Thomsonsches Atommodell|Rosinenkuchenmodell]] von [[Joseph John Thomson|Thomson]] ging davon aus, dass das Atom aus einer Kugel besteht, in der die positive Ladung und die Masse gleichmäßig verteilt ist und in der punktförmige Elektronen wie Rosinen in einem Kuchen eingebettet sind. Dieses Modell wurde 1909 durch den [[Rutherford-Streuung|Rutherfordschen Streuversuch]] widerlegt, der nachwies, dass die positive Ladung eines Atoms in einem nahezu punktförmigen Kern konzentriert ist.


Der leichteste Atomkern besteht aus nur einem Proton. Mehrere Protonen stoßen sich zwar gemäß der [[Elektrostatik]] ab, können zusammen mit einer geeigneten Anzahl von Neutronen aber ein stabiles System bilden. Doch schon bei kleinen Abweichungen von dem energetisch günstigsten Zahlenverhältnis ist der Kern instabil und wandelt sich spontan um, indem aus einem Neutron ein Proton wird oder umgekehrt und die frei werdende Energie und Ladung als [[Betastrahlung]] abgegeben wird. Kerne mit bis zu etwa 20 Protonen sind nur bei einem Verhältnis von nahezu 1:1 von Neutronenzahl und Protonenzahl stabil. Darüber steigt in den stabilen Atomkernen das Verhältnis von 1:1 bis auf etwa 1,5:1, weil bei größeren Protonenzahlen wegen ihrer elektrostatischen Abstoßung die Anzahl der Neutronen schneller anwachsen muss als die der Protonen (Details siehe [[Tröpfchenmodell]]). Die Bindungsenergie liegt in stabilen Kernen (abgesehen von den leichtesten) oberhalb von 7&nbsp;MeV pro Nukleon (siehe Abbildung) und übertrifft damit die Bindungsenergie der äußeren Elektronen der Atomhülle oder die chemische Bindungsenergie in stabilen Molekülen um das ca. 10<sup>6</sup>-fache. Kerne mit bestimmten Nukleonenzahlen, die als [[Magische Zahl (Physik)|Magische Zahl]] bezeichnet werden, beispielsweise [[Helium]]-4, [[Sauerstoff]]-16 oder [[Blei]]-208, sind besonders stabil, was mit dem [[Schalenmodell (Kernphysik)|Schalenmodell des Atomkerns]] erklärt werden kann.
Rutherford stellte sich daher vor, dass die Elektronen wie Planeten im Sonnensystem um den Atomkern kreisen, von dem sie elektrostatisch angezogen werden. Diese Annahme stand jedoch im Widerspruch zur [[Elektrodynamik]], aus der folgt, dass Ladungsträger, die sich wie hier die Elektronen auf gekrümmten Bahnen bewegen, kontinuierlich elektromagnetische Wellen abstrahlen und damit Energie abgeben.


Oberhalb einer Zahl von 82&nbsp;Protonen (also jenseits von Blei) sind alle Kerne instabil. Sie wandeln sich durch Ausstoßen eines Kerns He-4 in leichtere Kerne um ([[Alphastrahlung]]). Dies wiederholt sich, zusammen mit Betastrahlung, so lange, bis ein stabiler Kern erreicht ist; mehrere Zerfallsstufen bilden eine [[Zerfallsreihe]]. Auch zu den Protonenzahlen 43 ([[Technetium]]) und 61 ([[Promethium]]) existiert kein stabiler Kern. Daher kann es insgesamt nur 80 verschiedene stabile chemische Elemente geben, alle weiteren sind radioaktiv. Sie kommen auf der Erde nur dann natürlich vor, wenn sie selber oder eine ihrer Muttersubstanzen eine genügend lange Halbwertzeit haben.
=== Atome als harte Kugeln ===


==== Masse ====
Das einfachste Atommodell, das noch heute in Gebrauch ist, stellt sich ein Atom als eine harte Kugel mit festem Radius vor. Dieses Modell wird in der Kristallographie und in der kinetischen Gastheorie verwendet.
Da der Großteil der [[Atommasse]] von den Neutronen und Protonen stammt und diese etwa gleich schwer sind, wird die Gesamtzahl dieser Teilchen in einem Atom als [[Massenzahl]] bezeichnet. Die genaue Masse eines Atoms wird oft in der [[Atomare Masseneinheit|atomaren Masseneinheit]] u angegeben; ihr Zahlenwert ist dann etwa gleich der Massenzahl. Kleinere Abweichungen entstehen durch den [[Massendefekt]] der Atomkerne. Die atomare Masseneinheit ergibt sich aus der Definition der SI-Einheit des [[Mol]]s in der Art und Weise, dass ein Atom des Kohlenstoffisotops <sup>12</sup>C (im Grundzustand inklusive seiner Hüllenelektronen) eine Masse von exakt 12&nbsp;u besitzt. Damit beträgt 1&nbsp;u gleich 1,66053904&nbsp;·&nbsp;10<sup>−27</sup>&nbsp;kg.<ref name="iupac" /> Ein Atom des leichtesten Wasserstoffisotops hat eine Masse von 1,007825&nbsp;u. Das schwerste stabile Nuklid ist das Bleiisotop <sup>208</sup>Pb mit einer Masse von 207,9766521&nbsp;u.<ref name="AudiWapstraThibault" />


Da makroskopische Stoffmengen so viele Atome enthalten, dass die Angabe ihrer Anzahl als natürliche Zahl unhandlich wäre, erhielt die [[Stoffmenge]] eine eigene Einheit, das [[Mol]]. Ein Mol sind etwa [[Avogadro-Konstante|6,022&nbsp;·&nbsp;10<sup>23</sup>]] Atome (oder auch Moleküle oder andere Teilchen; die betrachtete Teilchenart muss immer mitgenannt werden). Die Masse von 1&nbsp;Mol Atomen der Atommasse ''X''&nbsp;u ist daher exakt ''X''&nbsp;g.<ref name="iupac" /> Daher ist es in der Chemie üblich, Atommassen statt in u auch indirekt in g/mol anzugeben.
=== Das Bohrsche Atommodell ===


==== Bildung und Zerfall ====
{{Hauptartikel|Bohrsches Atommodell}}
In welcher Art ein instabiler Atomkern zerfällt, ist für das jeweilige Radionuklid typisch. Bei manchen Nukliden können die (untereinander völlig gleichen) Kerne auch auf verschiedene Arten zerfallen, so dass mehrere [[Zerfallskanal|Zerfallskanäle]] mit bestimmten Anteilen beteiligt sind. Die wichtigsten radioaktiven Zerfälle sind


* [[Alpha-Zerfall]], bei dem sich aus zwei Protonen und zwei Neutronen des Kerns durch die [[starke Wechselwirkung]] ein Helium-Atomkern bildet, der ausgestoßen wird,
Das 1913 von [[Niels Bohr]] formulierte Bohrsche Atommodell greift das Rutherfordsche Planetenmodell auf. Danach bewegen sich die Elektronen auf Kreisbahnen um den Kern, wobei nur solche Bahnen erlaubt sind, bei denen der Bahndrehimpuls ein ganzzahliges Vielfaches einer Naturkonstanten, nämlich des reduzierten Planckschen Wirkungsquantums, ist.
* [[Beta-Zerfall]], bei dem mittels der [[Schwache Wechselwirkung|schwachen Wechselwirkung]] ein Neutron des Kerns in ein Proton oder umgekehrt umgewandelt wird und ein Elektron und ein [[Antineutrino]] beziehungsweise ein [[Positron]] und ein [[Neutrino]] erzeugt und ausgesendet werden,
* [[Gamma-Zerfall]], bei dem ein angeregter Kern durch [[elektromagnetische Wechselwirkung]] [[Gammastrahlung]] erzeugt und in ein niedrigeres Energieniveau gelangt, bei gleichbleibender Protonen- und Neutronenzahl.


[[Datei:Wpdms physics proton proton chain 2.svg|mini|hochkant=1.2|Illustration einer Kernfusion: ein Proton und ein [[Deuterium]]-Kern (oben) reagieren zu einem [[Helium-3|<sup>3</sup>He]]-Kern, bestehend aus zwei Protonen und einem Neutron. Die bei der Reaktion frei werdenden Energie wird als Gammastrahlung abgestrahlt.]]
Sommerfeld erweiterte das Bohrsche Atommodell um elliptische Elektronenbahnen. Wolfgang Pauli fand das [[Pauli-Prinzip]], demgemäß keine zwei Elektronen in allen Quantenzahlen übereinstimmen können. Daraus folgt, dass bei zunehmender Ordnungszahl die zusätzlichen Elektronen, die die zusätzliche Kernladung ausgleichen, nur außen „angebaut“ werden können.
Die Energien der Strahlungen sind für das jeweilige Nuklid charakteristisch, ebenso wie die [[Halbwertszeit]], die angibt, wie lange es dauert, bis die Hälfte einer Probe des Nuklids zerfallen ist.


Durch Anlagerung eines Neutrons kann sich ein Kern in das nächstschwerere Isotop desselben Elements verwandeln. Durch den Beschuss mit Neutronen oder anderen Atomkernen kann ein großer Atomkern in mehrere kleinere Kerne [[Kernspaltung|gespalten]] werden. Einige schwere Nuklide können sich auch ohne äußere Einwirkung [[Spontane Spaltung|spontan spalten]].
=== Das Schalenmodell ===


Größere Atomkerne können aus kleineren Kernen gebildet werden. Dieser Vorgang wird [[Kernfusion]] genannt. Für eine Fusion müssen sich Atomkerne sehr nahekommen. Diesem Annähern steht die elektrostatische Abstoßung beider Kerne, der sogenannte [[Coulombwall]], entgegen. Aus diesem Grund ist eine Kernfusion (außer in bestimmten Experimenten) nur unter sehr hohen Temperaturen von mehreren Millionen Grad und hohen Drücken, wie sie im Inneren von Sternen herrschen, möglich. Die Kernfusion ist bei Nukliden bis zum Nickel-62 eine [[exotherm]]e Reaktion, so dass sie im Großen selbsterhaltend ablaufen kann. Sie ist die Energiequelle der Sterne. Bei Atomkernen jenseits des Nickels nimmt die Bindungsenergie pro Nukleon ab; die Fusion schwererer Atomkerne ist daher [[Endotherme Reaktion|endotherm]] und damit kein selbsterhaltender Prozess. Die Kernfusion in Sternen kommt daher zum Erliegen, wenn die leichten Atomkerne aufgebraucht sind.<ref name="Demtroeder" />
{{Hauptartikel|Schalenmodell (Atomphysik)}}


=== Atomhülle ===
Das ''Schalenmodell'' ist in der [[Atomphysik]] ein Modell des Aufbaus der [[Atomhülle]] bzw. der [[Elektronenhülle]]n von Atomen. Das Schalenmodell ist eine Erweiterung des [[Bohrsches Atommodell|Bohrschen Atommodells]] und eine Vereinfachung des [[Orbitalmodell]]s:
{{Hauptartikel|Atomhülle}}
* Elektronen kreisen um den Atomkern ähnlich wie im [[Bohrsches Atommodell|Bohrschen Atommodell]] und

* der Aufenthaltsort der Elektronen kann nur durch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion – die sog. [[Wellenfunktion]] als Lösung der [[Schrödingergleichung]] – bestimmt werden. Die Wellenfunktion kann durch sog. Wahrscheinlichkeitswolken oder -schalen visualisiert werden (wie im [[Orbitalmodell]]).
==== Aufbau und Bindungsenergie ====
Die [[Atomhülle]] besteht aus Elektronen, die aufgrund ihrer negativen Ladung an den positiven Atomkern gebunden sind. Sie wird oft auch als Elektronenhülle bezeichnet. Bei einem neutralen Atom mit <math>Z</math> Elektronen beträgt die durchschnittliche Bindungsenergie je Elektron etwa <math>13{,}6\; Z^{4/3} </math>.<ref name="Schwinger" /> Sie nimmt daher mit steigender Teilchenzahl erheblich zu, im Gegensatz zur durchschnittlichen Bindungsenergie pro Nukleon im Kern, die ab der Massenzahl <math>A=62</math> sogar abnimmt. Zur Erklärung wird angeführt, dass zwischen Nukleonen nur Bindungskräfte kurzer Reichweite wirken, die kaum über die benachbarten Teilchen hinausreichen, während die Hülle durch die elektrostatische Anziehungskraft gebunden ist, die vom <math>Z</math>-fach geladenen Kern aus alle Elektronen erfasst.

Abgesehen von der Masse, die zu über 99,95&nbsp;Prozent im Atomkern konzentriert ist, ist die Atomhülle für praktisch alle äußeren Eigenschaften des Atoms verantwortlich. Der Begriff Atommodell bezieht sich daher im engeren Sinn meist nur auf die Hülle (siehe [[Liste der Atommodelle]]). Ein einfaches Atommodell ist das [[Schalenmodell (Atomphysik)|Schalenmodell]], nach dem die Elektronen sich in bestimmten Schalen um den Kern anordnen, in denen jeweils für eine bestimmte Anzahl Elektronen Platz ist. Allerdings haben diese Schalen weder einen bestimmten Radius noch eine bestimmte Dicke, sondern überlappen und durchdringen einander teilweise. Besser getrennt sind sie auf der Skala der Bindungsenergie der Elektronen.

==== Interpretation grundlegender Atomeigenschaften im Rahmen des Schalenmodells ====
Die Atomhülle bestimmt die Stärke und Abstandsabhängigkeit der Kräfte zwischen zwei Atomen. Im Abstandsbereich mehrerer Atomdurchmesser polarisieren sich die gesamten Atomhüllen wechselseitig, sodass durch [[elektrostatische Anziehung]] anziehende Kräfte, die [[Van-der-Waals-Kräfte]], entstehen. Sie bewirken vor allem die Kondensation der [[Gas]]e zu [[Flüssigkeit]]en, also einen Wechsel der [[Aggregatzustand|Aggregatzustände]].


Die (näherungsweise) [[Inkompressibilität]] der Flüssigkeiten und [[Festkörper]] hingegen beruht darauf, dass alle Atome bei starker Annäherung einander stark abstoßen, sobald sich ihre Hüllen im Raum merklich überschneiden und daher verformen müssen. Außer im Fall zweier [[Wasserstoff]]&shy;atome, die jeweils nur ein Elektron in der Hülle haben, spielt die elektrostatische Abstoßung der beiden Atomkerne dabei nur eine geringe Rolle.
Das atomare Schalenmodell ist ein [[Atommodell]], nach dem sich die [[Proton]]en und [[Neutron]]en eines Atoms im zentralen [[Atomkern]] und die [[Elektron]]en in der Atomhülle in um diesen angeordneten Schalen befinden. Die Schalen kann man sich bildlich wie bei einer Zwiebel vorstellen, die man von der Mitte ausgehend nicht nach oben und unten sondern radiär durchschreitet. Es sind räumliche Aufenthaltsbereiche für Elektronen mit ähnlichem Energiegehalt. Die erste Schale ausgehend vom Atomkern wird [[K-Schale]] genannt und fasst maximal zwei Elektronen; auf der nächsten Schale, der [[L-Schale]], können maximal acht Elektronen untergebracht werden.


In einem mittleren Abstandsbereich zwischen dem Vorherrschen der schwach anziehenden Van-der-Waals-Kräfte und der starken Abstoßung kommt es zwischen zwei oder mehr zueinander passenden Atomhüllen zu einer besonders starken Anziehung, der [[Chemische Bindung|chemischen Bindung]]. Bei Atomen bestimmter Elemente kann diese Anziehung zu einem stabilen [[Molekül]] führen, das aus Atomen in zahlenmäßig genau festgelegter Beteiligung und räumlicher Anordnung aufgebaut ist. Die Moleküle sind die kleinsten [[Chemischer Stoff|Stoffeinheiten]] der chemischen Verbindungen, also der [[Homogenität (Physik)|homogen]]en Materialien in all ihrer Vielfalt. Vermittelt über die Hüllen ihrer Atome ziehen auch Moleküle einander an. Ein [[fester Körper]] entsteht, wenn viele Moleküle sich aneinander binden und dabei, weil es energetisch günstig ist, eine feste Anordnung einhalten. Ist diese Anordnung regelmäßig, bildet sich ein [[Kristallgitter]]. Infolge dieser Bindung ist der feste Körper nicht nur weitgehend inkompressibel wie eine Flüssigkeit, sondern im Unterschied zu dieser auch auf [[Spannung (Mechanik)|Zug]] belastbar und deutlich weniger leicht verformbar. Verbinden sich Atome [[metall]]ischer Elemente miteinander, ist ihre Anzahl nicht festgelegt und es können sich nach Größe und Gestalt beliebige Körper bilden. Vor allem chemisch reine Metalle zeigen dann meist auch eine große [[Verformbarkeit]]. Verbindungen verschiedener Metalle werden [[Legierung]] genannt. Die Art der [[Metallische Bindung|Bindung von Metallatomen]] erklärt, warum Elektronen sich fast frei durch das Kristallgitter bewegen können, was die große [[elektrische Leitfähigkeit]] und [[Wärmeleitfähigkeit]] der Metalle verursacht. Zusammengefasst ergeben sich aus der Wechselwirkung der Atomhüllen miteinander die mechanische Stabilität und viele weitere Eigenschaften der makroskopischen Materialien.
Die weiter außen liegenden Schalen können zwar mehr als acht Elektronen enthalten, bei den [[Hauptgruppe]]n-[[Chemisches Element|Elementen]] spielen diese zusätzlichen Elektronen aber bezüglich der chemischen Eigenschaften so gut wie keine Rolle.


Aufgrund des unscharfen Randes der Atomhülle liegt die Größe der Atome nicht eindeutig fest. Die als [[Kovalenter Radius|Atomradien]] tabellierten Werte sind aus der [[Bindungslänge]] gewonnen, das ist der energetisch günstigste Abstand zwischen den Atomkernen in einer chemischen Bindung. Insgesamt zeigt sich mit steigender Ordnungszahl eine in etwa periodische Variation der Atomgröße, die mit der periodischen Variation des chemischen Verhaltens gut übereinstimmt. Im [[Periodensystem]] der Elemente gilt allgemein, dass innerhalb einer Periode, also einer Zeile des Systems, eine bestimmte Schale aufgefüllt wird. Von links nach rechts nimmt die Größe der Atome dabei ab, weil die Kernladung anwächst und daher alle Schalen stärker angezogen werden. Wenn eine bestimmte Schale mit den stark gebundenen Elektronen gefüllt ist, gehört das Atom zu den [[Edelgas]]en. Mit dem nächsten Elektron beginnt die Besetzung der Schale mit nächstkleinerer Bindungsenergie, was mit einem größeren Radius verbunden ist. Innerhalb einer Gruppe, also einer Spalte des Periodensystems, nimmt die Größe daher von oben nach unten zu. Dementsprechend ist das kleinste Atom das Heliumatom am Ende der ersten Periode mit einem Radius von 32&nbsp;pm, während eines der größten Atome das [[Caesium]]&shy;atom ist, das erste Atom der 5.&nbsp;Periode. Es hat einen Radius von 225&nbsp;pm.<ref name="WebElements" />
=== Das Orbitalmodell ===


==== Erklärung der Atomeigenschaften im Rahmen des Orbitalmodells ====
{{Hauptartikel|Orbitalmodell}}
{{Hauptartikel|Orbitalmodell}}
Die dem Schalenmodell zugrundeliegenden Elektronenschalen ergeben sich durch die [[Quantisierung (Physik)|Quantisierung]] der Elektronenenergien im Kraftfeld des Atomkerns nach den Regeln der [[Quantenmechanik]]. Um den Kern herum bilden sich verschiedene [[Atomorbital]]e, das sind unscharf begrenzte Wahrscheinlichkeitsverteilungen für ''mögliche'' räumliche Zustände der Elektronen. Jedes Orbital kann aufgrund des [[Pauli-Prinzip]]s mit maximal zwei Elektronen besetzt werden, dem [[Elektronenpaar]]. Die Orbitale, die unter Vernachlässigung der gegenseitigen Abstoßung der Elektronen und der [[Feinstruktur (Physik)|Feinstruktur]] theoretisch die gleiche Energie hätten, bilden eine Schale. Die Schalen werden mit der [[Hauptquantenzahl]] durchnummeriert oder fortlaufend mit den Buchstaben ''K, L, M,''… bezeichnet. Genauere Messungen zeigen, dass ab der zweiten Schale nicht alle Elektronen einer Schale die gleiche Energie besitzen. Falls erforderlich, wird durch die [[Nebenquantenzahl]] oder [[Drehimpulsquantenzahl]] eine bestimmte Unterschale identifiziert.


Sind die Orbitale, angefangen vom energetisch niedrigsten, so weit mit Elektronen besetzt, dass die gesamte Elektronenzahl gleich der Protonenzahl des Kerns ist, ist das Atom neutral und befindet sich im Grundzustand. Werden in einem Atom ein oder mehrere Elektronen in energetisch höherliegende Orbitale versetzt, ist das Atom in einem [[Angeregter Zustand|angeregten Zustand]]. Die Energien der angeregten Zustände haben für jedes Atom wohlbestimmte Werte, die sein [[Termschema]] bilden. Ein angeregtes Atom kann seine Überschussenergie abgeben durch [[Stoß (Physik)|Stöße]] mit anderen Atomen, durch Emission eines der Elektronen ([[Auger-Effekt]]) oder durch Emission eines [[Photon]]s, also durch Erzeugung von Licht oder Röntgenstrahlung. Bei sehr hoher Temperatur oder in [[Gasentladung]]en können die Atome durch Stöße Elektronen verlieren (siehe [[Ionisationsenergie]]), es entsteht ein [[Plasma (Physik)|Plasma]], so z.&nbsp;B. in einer heißen Flamme oder in einem Stern.
[[Datei:AOs-3D-dots.png|miniatur|Darstellung der Orbitale der ersten (2 Elektronen) und zweiten (8 Elektronen) [[Elektronenschale]]]]


[[Datei:Fraunhofer lines DE.svg|mini|hochkant=1.7|Absorptionslinien im Spektrum der Sonne. Aus dem eingestrahlten Licht, das ein kontinuierliches Spektrum aufweist, wird bei bestimmten Wellenlängen Strahlung absorbiert, was die schwarzen Linien hervorruft.]]
''Orbitale'' sind Einzelelektronen-[[Wellenfunktion]]en in der [[Quantenmechanik]] und werden meist mit <math>\phi</math> oder <math>\psi</math> ([[Psi (Buchstabe)|kleines Psi]]) abgekürzt. Das [[Betragsfunktion|Betragsquadrat]] einer Wellenfunktion <math>\left|\psi\right|^2</math> wird als [[Aufenthaltswahrscheinlichkeit]]sdichte des [[Elektron]]s interpretiert, das sie beschreibt (''[[Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation]]'').
Da die Energien der [[Quant]]en der emittierten Strahlung je nach Atom bzw. Molekül und den beteiligten Zuständen verschieden sind, lässt sich durch [[Spektroskopie]] dieser Strahlung die Quelle im Allgemeinen eindeutig identifizieren. Beispielsweise zeigen die einzelnen Atome ihr elementspezifisches optisches [[Linienspektrum]]. Bekannt ist etwa die [[Natrium-D-Linie]], eine [[Feinstruktur (Physik)|Doppellinie]] im gelben Spektralbereich bei 588,99&nbsp;nm und 589,59&nbsp;nm,<ref name="NIST-ASD" /> die auch in nebenstehender Abbildung mit D-1 bezeichnet wird. Ihr Aufleuchten zeigt die Anwesenheit von angeregten Natrium-Atomen an, sei es auf der Sonne oder über der Herdflamme bei Anwesenheit von Natrium oder seinen Salzen. Da diese Strahlung einem Atom auch durch Absorption dieselbe Energie zuführen kann, lassen sich die Spektrallinien der Elemente sowohl in Absorptions- als auch in Emissionsspektren beobachten. Diese Spektrallinien lassen sich auch verwenden, um Frequenzen sehr präzise zu vermessen, beispielsweise für [[Atomuhr]]en.


Obwohl Elektronen sich untereinander elektrostatisch abstoßen, können in einem neutralen Atom zusätzlich bis zu zwei weitere Elektronen gebunden werden, wenn es bei der höchsten vorkommenden Elektronenenergie noch Orbitale mit weiteren freien Plätzen gibt (siehe [[Elektronenaffinität]]).
Im ''Orbitalmodell'' existieren keine Kreisbahnen wie im [[Bohrsches Atommodell|Atommodell]] von [[Niels Bohr]] und auch keine anderen, definierten Bahnen ([[Trajektorie (Physik)|Trajektorien]]). Vielmehr brachten Entwicklungen der [[Quantenmechanik]] die Erkenntnis, dass der genaue Aufenthaltsort der Elektronen aufgrund der [[Unschärferelation]] [[Werner Heisenberg]]s nicht exakt, sondern nur ihre Verteilung [[Stochastik|stochastisch]] beschrieben werden kann.
[[Reaktion (Chemie)|Chemische Reaktionen]], d.&nbsp;h. die Verbindung mehrerer Atome zu einem [[Molekül]] oder sehr vieler Atome zu einem [[Festkörper]], werden dadurch erklärt, dass ein oder zwei Elektronen aus einem der äußeren Orbitale eines Atoms ([[Valenzelektron]]en) unter Energiegewinn auf einen freien Platz in einem Orbital eines benachbarten Atoms ganz hinüberwechseln ([[Ionenbindung]]) oder sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dort aufhalten ([[kovalente Bindung]] durch ein [[bindendes Elektronenpaar]]). Dabei bestimmt die [[Elektronegativität]] der Elemente, bei welchem Atom sich die Elektronen wahrscheinlicher aufhalten. In der Regel werden chemische Bindungen so gebildet, dass die Atome die [[Elektronenkonfiguration]] eines [[Edelgas]]es erhalten ([[Edelgasregel]]). Für das chemische Verhalten des Atoms sind also Form und Besetzung seiner Orbitale entscheidend. Da diese allein von der Protonenzahl bestimmt werden, zeigen alle Atome mit gleicher Protonenzahl, also die [[Isotop]]e eines Elements, nahezu das gleiche chemische Verhalten.


Nähern sich zwei Atome über die chemische Bindung hinaus noch stärker an, müssen die Elektronen eines Atoms wegen des Pauli-Prinzips auf freie, aber energetisch ungünstige Orbitale des anderen Atoms ausweichen, was einen erhöhten Energiebedarf und damit eine abstoßende Kraft nach sich zieht.
Da die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen mit dem Abstand vom [[Atomkern]] asymptotisch gegen null geht und sich bis ins Unendliche erstreckt, wählt man als Orbital den Aufenthaltsraum, in dem sich das betrachtete Elektron mit etwa 90 % Wahrscheinlichkeit aufhält. Man erhält damit Räume, die ungefähr der Größe der Atome entsprechen. Die Begrenzungsflächen sind Flächen gleicher Aufenthaltswahrscheinlichkeit (Isoflächen). Die Abstände der größten Wahrscheinlichkeiten innerhalb der Orbitale, ein Elektron anzutreffen, entsprechen den von Niels Bohr errechneten Bahnabständen.


=== Wechselwirkung zwischen Kern und Hülle ===
Die direkte Interpretation von Orbitalen als Wellenfunktionen ist nur bei Einzelelektronensystemen möglich. Bei Mehrelektronensystemen werden aber Orbitale in [[Slater-Determinante]]n eingesetzt um Mehrelektronen-Wellenfunktionen zu konstruieren. Solche Orbitale können durch [[Hartree-Fock-Methode|Hartree-Fock]]-, Kohn-Sham-Rechnungen (siehe: [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)]]) oder MCSCF-Rechnungen (MCSCF: Multiconfiguration Self Consistent Field) bestimmt werden, sind aber im Regelfall nicht eindeutig definiert (verschiedene Orbitalsätze repräsentieren die gleiche Mehrteilchen-Wellenfunktion).
Mit großer Genauigkeit wird die Wechselwirkung zwischen Kern und Hülle schon durch den einfachen Ansatz beschrieben, in dem der Kern eine punktförmige Quelle eines elektrostatischen Felds nach dem [[Coulomb-Gesetz]] darstellt. Alle genannten Atommodelle beruhen hierauf. Aufgrund zusätzlicher Effekte, die in erweiterten Modellen behandelt werden, sind nur extrem kleine Korrekturen nötig, die unter dem Namen [[Hyperfeinstruktur]] zusammengefasst werden. Zu berücksichtigen sind hier drei Effekte: erstens die endliche Ausdehnung, die jeder Kern besitzt, zweitens eine [[Magnetisches Dipolmoment|magnetische Dipolwechselwirkung]], wenn sowohl Kern als auch Hülle eine [[Drehimpulsquantenzahl]] von mindestens ½ haben, und drittens eine [[Quadrupolmoment|elektrische Quadrupolwechselwirkung]], wenn beide Drehimpulsquantenzahlen mindestens 1 sind.


Die endliche Ausdehnung des Kerns – verglichen mit einer theoretischen Punktladung – bewirkt eine schwächere Anziehung derjenigen Elektronen, deren Aufenthaltswahrscheinlichkeit bis in den Kern hineinreicht. Betroffen sind nur ''s''-Orbitale ([[Bahndrehimpuls]] Null). Bei Atomen mittlerer Ordnungszahl liegt die Korrektur der Bindungsenergie in der Größenordnung von 1&nbsp;Prozent. Die magnetischen Dipol- bzw. elektrischen Quadrupol-Momente von Hülle und Kern bewirken eine Kopplung mit der Folge, dass die Gesamtenergie eines freien Atoms je nach Quantenzahl seines [[Gesamtdrehimpuls]]es äußerst geringfügig aufgespalten ist. Im H-Atom beträgt die Aufspaltung etwa ein Millionstel der Bindungsenergie des Elektrons (siehe [[HI-Linie|21-cm-Linie]]). Anschaulich gesprochen hängt die Energie davon ab, in welchem Winkel die Achsen der beiden magnetischen Dipolmomente bzw. elektrischen Quadrupolmomente von Kern und Hülle zueinander stehen.
=== Das Thomas-Fermi-Modell ===
{{Hauptartikel|Thomas-Fermi-Modell}}
Im Thomas-Fermi-Modell wird die Elektronenhülle als ein [[Fermi-Gas]] beschrieben, das im Potentialtopf der Coulomb-Anziehung eingeschlossen ist.


Auch bei Atomen in Flüssigkeiten und Festkörpern machen sich diese Wechselwirkungen in entsprechend modifizierter Form bemerkbar. Trotz der Kleinheit der dadurch verursachten Effekte haben sie eine große Rolle in der Atom- und Kernforschung gespielt und sind in besonderen Fällen auch bei modernen Anwendungen wichtig.
== Beobachtung ==


== Entstehung ==
[[Datei:Atomic resolution Au100.JPG|miniatur|[[Rastertunnelmikroskop]]isches Bild mit atomarer Auflösung von einer [[Oberflächenrekonstruktion|rekonstruierten]] Goldoberfläche. (Das Bild wurde nachträglich koloriert, denn Atome sind kleiner als die Wellenlänge des Lichts und haben dadurch keine Farbe).]]
Etwa eine Sekunde nach dem [[Urknall]] kamen wegen sinkender Temperatur die ständigen Umwandlungen zwischen den Elementarteilchen zur Ruhe, übrig blieben Elektronen, Protonen und Neutronen. In den darauf folgenden drei Minuten verbanden sich in der [[Primordiale Nukleosynthese|primordialen Nukleosynthese]] die vorhandenen Neutronen mit Protonen zu den einfachsten Kernen: [[Deuterium]], [[Helium]], in geringerem Umfang auch [[Lithium]] und möglicherweise in noch kleineren Mengen [[Beryllium]] und [[Bor]]. Die übrigen Protonen (86 Prozent) blieben erhalten.<ref name="CopiSchrammTurner" /> Die ersten neutralen Atome mit dauerhaft gebundenen Elektronen wurden erst 380.000&nbsp;Jahre nach dem Urknall in der [[Rekombination (Physik)|Rekombinationsphase]] gebildet, als das Universum durch Expansion so weit abgekühlt war, dass die Atome nicht sogleich wieder ionisiert wurden.<ref name="Abbott" />


Die Kerne aller schwereren Atome wurden und werden durch verschiedene Prozesse der [[Kernfusion]] erzeugt. Am wichtigsten ist die stellare [[Nukleosynthese]], durch die in Sternen zunächst Helium, anschließend auch die schwereren Elemente bis zum [[Eisen]] gebildet werden. Elemente mit höheren [[Kernladungszahl]]en als Eisen entstehen in explosionsartigen Vorgängen wie im [[r-Prozess]] in [[Supernova]]e und im [[s-Prozess]] in [[AGB-Stern]]en, die kurz vor dem Ende ihrer Lebensdauer sind.
Das [[Rastertunnelmikroskop]] ist ein Gerät zur Oberflächenuntersuchung, das einzelne Atome sichtbar macht. Es verwendet den [[Tunneleffekt]], der es Teilchen erlaubt, eine Energiebarriere zu passieren, die sie nach klassischer Physik nicht überwinden könnten. Bei diesem Gerät tunneln Elektronen zwischen einer elektrisch leitenden Spitze und der elektrisch leitenden Probe. Bei Seitwärtsbewegungen zur Abrasterung der Probe wird die Höhe der Spitze so nachgeregelt, dass immer derselbe Strom fließt. Die Bewegung der Spitze bildet dann die Topographie und Elektronenstruktur der Probe ab. Da der Tunnelstrom sehr steil vom Abstand abhängt, ist die laterale Auflösung viel feiner als der Radius der Spitze, manchmal atomar.<ref>{{Internetquelle | autor=Marilyn Jacox, J. William Gadzuk| url=http://physics.nist.gov/GenInt/STM/stm.html | titel=Scanning Tunneling Microscope | hrsg=National Institute of Standards and Technology | datum=November 1997| zugriff=2008-01-11|sprache=en}}</ref><ref>{{internetquelle | url=http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1986/index.html | titel=The Nobel Prize in Physics 1986 | hrsg=The Nobel Foundation | zugriff=2008-01-11|kommentar=insbesondere der Nobel-Preis-Vortrag von G. Binnig und H. Rohrer|sprache=en}}</ref>


Kleine Mengen verschiedener Elemente und Isotope werden auch dadurch gebildet, dass schwere Kerne wieder geteilt werden. Das geschieht durch radioaktive Zerfälle (siehe [[Zerfallsreihe]]), die u.&nbsp;a. für einen Teil des Vorkommens von Helium und Blei verantwortlich sind, und [[Spallation]]en, die für die Entstehung von Lithium, Beryllium und Bor wichtig sind.<ref name="KnauthEtAl" />
Ein Atom kann [[ion]]isiert werden, indem eines seiner Elektronen entfernt wird. Die [[elektrische Ladung]] sorgt dafür, dass die Flugbahn eines Ions von einem Magnetfeld abgelenkt wird. Dabei werden leichtere Ionen stärker abgelenkt als schwerere. Das [[Massenspektrometrie|Massenspektrometer]] nutzt dieses Prinzip, um das [[Masse-zu-Ladung-Verhältnis]] von Ionen und damit die [[Atommasse]]n zu bestimmen.


== Vorkommen und Verteilung ==
Die [[Elektronenenergieverlustspektroskopie]] misst den Energieverlust eines Elektronenstrahls bei der Wechselwirkung mit einer Probe in einem [[Transmissionselektronenmikroskop]]. Eine tomographische [[Atomsonde]] erstellt ein dreidimensionales Bild mit einer Auflösung unterhalb eines Nanometers und kann die chemischen Elemente einzelner Atome feststellen.<ref>{{Literatur | Autor=Erwin W. Müller, John A. Panitz, S. Brooks McLane| Jahr=1968 | Titel=The Atom-Probe Field Ion Microscope | Sammelwerk=Review of Scientific Instruments | Band=39 | Nummer=1 | Seiten=83–86 | ISSN=0034-6748 | DOI=10.1063/1.1683116 |Originalsprache=en}}</ref>
[[Datei:Element-haeufigkeit.svg|mini|hochkant=1.7|Relative Häufigkeiten von Elementen im Universum ([[Logarithmus|logarithmische]] Skala). Der Wert von Silicium (Si) wurde willkürlich auf 10<sup>6</sup> gesetzt.]]


Im beobachtbaren [[Universum]] liegen die Atome mit einer mittleren Dichte von 0,25&nbsp;Atome/m³ vor. Nach dem [[Urknall]]modell ([[Lambda-CDM-Modell]]) bilden sie etwa 4,9&nbsp;Prozent der gesamten Energiedichte. Die übrigen 95,1&nbsp;Prozent, deren Natur noch weitgehend unklar ist, setzen sich aus etwa 27&nbsp;Prozent [[Dunkle Materie|dunkler Materie]] und 68&nbsp;Prozent [[Dunkle Energie|dunkler Energie]] zusammen,<ref name="Planck2013" /> sowie kleinen Beiträgen von [[Neutrino]]s und elektromagnetischer Strahlung.<ref name="CosmicEnergyInventory" /> Im Inneren einer Galaxie wie etwa der [[Milchstraße]] ist im [[Interstellares Medium|interstellaren Medium]] (ISM) die Dichte der Atome wesentlich höher und liegt zwischen 10<sup>4</sup> und 10<sup>11</sup> Atome/m<sup>3</sup>.<ref name="RichmondISM" /> Die Sonne befindet sich in der weitgehend staubfreien [[Lokale Blase|lokalen Blase]], daher ist die Dichte in der Umgebung des Sonnensystems nur etwa 10<sup>3</sup> Atome/m<sup>3</sup>.<ref name="Davidsen" /> In festen Himmelskörpern wie der Erde beträgt die Atomdichte etwa 10<sup>29</sup> Atome/m<sup>3</sup>.
Atomspektren können benutzt werden um die Elementzusammensetzung entfernter Sterne zu bestimmen. Die verschiedenen Elemente lassen sich durch charakteristische Absorptionslinien im Spektrum identifizieren, die auf Absorption durch Atome des entsprechenden Elements in der Sternatmosphäre zurückgehen. [[Gasentladungslampe]]n, die dasselbe Element enthalten, zeigen diese Linien als Emissionslinien.<ref>{{Internetquelle | autor=Jim Lochner, Meredith Gibb, Phil Newman| datum=30. April 2007 | url=http://imagine.gsfc.nasa.gov/docs/science/how_l1/spectral_what.html | titel=What Do Spectra Tell Us? | hrsg=NASA/Goddard Space Flight Center | zugriff=2008-01-03 | sprache=en}}</ref> Auf die Weise wurde [[Helium]] im Spektrum der Sonne nachgewiesen – 23&nbsp;Jahre bevor es auf der Erde entdeckt wurde.<ref>{{Internetquelle | autor=Mark Winter | datum=2007 | url=http://www.webelements.com/helium/history.html | titel=Helium | hrsg=WebElements | zugriff=2008-01-03 | sprache=en}}</ref>


In der [[Liste der Häufigkeiten chemischer Elemente|Verteilung]] der Elemente dominiert im Universum [[Wasserstoff]] mit rund drei Viertel der Masse, danach folgt Helium mit etwa einem Viertel. Alle schwereren Elemente sind viel seltener und machen nur einen kleinen Teil der im Universum vorhandenen Atome aus. Ihre Häufigkeiten werden von den verschiedenen Mechanismen der [[Nukleosynthese]] bestimmt.<ref name="Cameron" />
== Seltene und theoretische Formen ==


Im Sonnensystem sind Wasserstoff und Helium vorwiegend in der [[Sonne]] und den [[Gasplanet]]en enthalten. Dagegen überwiegen auf der Erde die schweren Elemente. Die häufigsten Elemente sind hier [[Sauerstoff]], [[Eisen]], [[Silicium]] und [[Magnesium]]. Der [[Erdkern]] besteht vorwiegend aus Eisen, während in der Erdkruste Sauerstoff und Silicium vorherrschen.
Zu jedem Materieteilchen gibt es ein entsprechendes [[Antiteilchen]] mit entgegengesetzter elektrischer Ladung. Das [[Positron]] ist ein positiv geladenes Antielektron und das Antiproton ist das negativ geladene Äquivalent zum Proton. Wenn ein Teilchen und das entsprechende Antiteilchen aufeinander treffen, annihilieren sie sich gegenseitig, d.h. beide verschwinden, während neue Teilchen entstehen, die zusammen dieselbe Energie, Impuls und Drehimpuls besitzen wie das verschwundene Teilchenpaar und als [[Vernichtungsstrahlung]] davonfliegen. Daher und wegen eines Überschusses an Materie gegenüber Antimaterie, dessen Ursache – die [[Baryogenese]] – nicht abschließend geklärt ist, sind die Antiteilchen selten im Universum. Im Ergebnis wurden keine Antimaterie-Atome in der Natur gefunden.<ref>{{Internetquelle | autor=Steve Koppes | datum=1. März 1999 | titel=Fermilab Physicists Find New Matter-Antimatter Asymmetry | hrsg=University of Chicago | url=http://www-news.uchicago.edu/releases/99/990301.ktev.shtml | zugriff=2008-01-14 | sprache=en
}}</ref><ref>{{Internetquelle | autor=William J. Cromie | datum=16. August 2001 | titel=A lifetime of trillionths of a second: Scientists explore antimatter | hrsg=Harvard University Gazette | url=http://news.harvard.edu/gazette/2001/08.16/antimatter.html | zugriff=2008-01-14 |sprache=en
}}</ref> Allerdings wurden erstmals 1996 am [[CERN]] in [[Genf]] [[Antiwasserstoff]]atome künstlich hergestellt und nachgewiesen.<ref>{{Literatur | Autor=Tom W. Hijmans | Titel=Particle physics: Cold antihydrogen | Sammelwerk=Nature | Jahr=2002 | Band=419 | Seiten=439–40 | DOI=10.1038/419439a
|Originalsprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle | autor=Staff | datum=30. Oktober 2002 | titel=Researchers 'look inside' antimatter | hrsg=BBC News | url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/2375717.stm | zugriff=2008-01-14 |sprache=en}}</ref>


== Beobachtung ==
Andere [[Exotisches Atom|exotische Atome]] wurden hergestellt, in denen eines der Protonen, Neutronen oder Elektronen durch andere Teilchen derselben Ladung ersetzt wurden. Beispielsweise kann ein Elektron durch ein schwereres [[Myon]] ersetzt werden, wobei ein myonisches Atom entsteht. Solche exotischen Atome können benutzt werden um fundamentale physikalische Theorien zu überprüfen.<ref>{{Literatur | Autor=Roger Barrett, Daphne Jackson, Habatwa Mweene | Titel=The Strange World of the Exotic Atom | Sammelwerk=New Scientist | Jahr=1990 | Nummer=1728 | Seiten=77–115 | Online=[http://media.newscientist.com/article/mg12717284.600-the-strange-world-of-the-exotic-atom-physicists-can-nowmake-atoms-and-molecules-containing-negative-particles-other-than-electronsand-use-them-not-just-to-test-theories-but-also-to-fight-cancer-.html Online]| Zugriff=4. Januar 2008|Originalsprache=en }}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Paul Indelicato | Titel=Exotic Atoms | Sammelwerk=Physica Scripta | Jahr=2004 | Band=T112 | Seiten=20–26 | DOI=10.1238/Physica.Topical.112a00020 |Originalsprache=en}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Barrett H. Ripin | Monat=Juli | Jahr=1998 | Online=[http://www.aps.org/publications/apsnews/199807/experiment.cfm Online]| Titel=Recent Experiments on Exotic Atoms | Verlag=American Physical Society | Zugriff=15. Februar 2008|Originalsprache=en }}</ref>
=== Indirekte Beobachtung ===
Indirekte Möglichkeiten, Atome zu erkennen, beruhen auf der Beobachtung der von ihnen ausgehenden Strahlung. So kann aus Atomspektren beispielsweise die Elementzusammensetzung entfernter Sterne bestimmt werden. Die verschiedenen Elemente lassen sich durch charakteristische [[Spektrallinie]]n identifizieren, die auf Emission oder Absorption durch Atome des entsprechenden Elements in der Sternatmosphäre zurückgehen. [[Gasentladungslampe]]n, die dasselbe Element enthalten, zeigen diese Linien als Emissionslinien.<ref name="LochnerGibbNewman" /> Auf diese Weise wurde z.&nbsp;B. 1868 Helium im Spektrum der Sonne nachgewiesen – über 10&nbsp;Jahre, bevor es auf der Erde entdeckt wurde.<ref name="Winter" />


Ein Atom kann [[ion]]isiert werden, indem eines seiner Elektronen entfernt wird. Die [[elektrische Ladung]] sorgt dafür, dass die Flugbahn eines Ions von einem Magnetfeld abgelenkt wird. Dabei werden leichte Ionen stärker abgelenkt als schwere. Das [[Massenspektrometrie|Massenspektrometer]] nutzt dieses Prinzip, um das [[Masse-zu-Ladung-Verhältnis]] von Ionen und damit die [[Atommasse]]n zu bestimmen.
Auch das Mott-Wannier-[[Exziton]], ein Atom aus zwei [[Quasiteilchen]] der Festkörperphysik, gehorcht den gleichen Gesetzen.


Die [[Elektronenenergieverlustspektroskopie]] misst den Energieverlust eines Elektronenstrahls bei der Wechselwirkung mit einer Probe in einem [[Transmissionselektronenmikroskop]].
== Siehe auch ==

* [[Atomismus]]
=== Beobachtung einzelner Atome ===
== Einzelnachweise ==
[[Datei:Atomic resolution Au100.JPG|mini| Ein mit einem [[Rastertunnelmikroskop]] erstelltes Bild einer [[Oberflächenrekonstruktion|rekonstruierten]] Goldoberfläche mit atomarer Auflösung.]]
<references />
Eine direkte Abbildung, die einzelne Atome erkennen lässt, wurde erstmals 1951 mit dem [[Feldionenmikroskop]] (oder [[Feldemissionsmikroskop]]) erzielt. Auf einem kugelförmigen Bildschirm, in dessen Mittelpunkt sich eine extrem feine Nadelspitze befindet, erscheint ein etwa millionenfach vergrößertes Bild. Darin sind die obersten Atome, die die Spitze bilden, nebeneinander als einzelne Lichtpunkte zu erkennen. Dies kann heute auch im Physikunterricht an der Schule vorgeführt werden. Das Bild entsteht in Echtzeit und erlaubt z.&nbsp;B. die Betrachtung der Wärmebewegung einzelner Fremdatome auf der Spitze.

Auch das [[Rastertunnelmikroskop]] ist ein Gerät, das einzelne Atome an der Oberfläche eines Körpers sichtbar macht. Es verwendet den [[Tunneleffekt]], der es Teilchen erlaubt, eine Energiebarriere zu passieren, die sie nach klassischer Physik nicht überwinden könnten. Bei diesem Gerät tunneln Elektronen durch einen nur Nanometer breiten Spalt zwischen einer elektrisch leitenden Spitze und der elektrisch leitenden Probe. Bei Seitwärtsbewegungen zur Abrasterung der Probe wird die Höhe der Spitze so nachgeregelt, dass immer derselbe Strom fließt. Die Bewegung der Spitze bildet die Topographie und Elektronenstruktur der Probenoberfläche ab. Da der Tunnelstrom sehr stark vom Abstand abhängt, ist die laterale Auflösung viel feiner als der Radius der Spitze, manchmal atomar.<ref name="JacoxGadzuk" /><ref name="Nobelpreis1986" />

Eine tomographische [[Atomsonde]] erstellt ein dreidimensionales Bild mit einer Auflösung unterhalb eines Nanometers und kann einzelne Atome ihrem chemischen Element zuordnen.<ref name="MuellerPanitzMcLane" />

Aufbauend auf einer um 2010 entwickelten Atom-Licht-Schnittstelle ist es 2020 gelungen, Fotos einzelner Atome zu machen, die weniger als einen Tausendstel Millimeter über einer lichtleitenden Glasfaser schweben. Dadurch ist es unter Laborbedingungen nun möglich, Effekte wie die Absorption und Aussendung von Licht kontrollierter als bisher zu untersuchen. Dies kann bei der Entwicklung neuartiger optischer Glasfaser-Netzwerke helfen.<ref>{{Internetquelle |url=https://idw-online.de/de/attachmentdata80487.pdf |titel=Atome beim Fotoshooting |werk=Pressemitteilung |hrsg=Humboldt-Universität zu Berlin |datum=2020-08-03 |abruf=2020-08-03 |format=PDF}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur | Autor=Hans-Werner Kirchhoff| Jahr=2001 | Titel=Vorstellungen vom Atom 1800-1934 | Verlag=Aulis Verlag Deubner | ISBN=3-7614-2300-4 | Originalsprache=de}}
* {{Literatur |Autor=Hans-Werner Kirchhoff |Titel=Vorstellungen vom Atom 1800–1934 |Verlag=Aulis Verlag Deubner |Datum=2001 |ISBN=3-7614-2300-4}}
* {{Literatur | Autor=Michael F. L'Annunziata| Jahr=2003 | Titel=Handbook of Radioactivity Analysis | Verlag=Academic Press | ISBN=0-12-436603-1 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=[[Richard Feynman]], [[Robert B. Leighton]], [[Matthew Sands]] |Titel=Vorlesungen über Physik. Band I–III |Verlag=Oldenbourg |Datum=1991}}
* {{Literatur | Autor=H. F. Beyer, V. P. Shevelko| Jahr=2003 | Titel=Introduction to the Physics of Highly Charged Ions | Verlag=CRC Press | ISBN=0-7503-0481-2 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=[[Wolfgang Demtröder]] |Titel=Atome, Moleküle und Festkörper |Auflage=3. |Verlag=Springer |Datum=2005 |ISBN=3-540-21473-9}}
* {{Literatur | Autor=Gregory R. Choppin, Jan-Olov Liljenzin, Jan Rydberg | Jahr=2001 | Titel=Radiochemistry and Nuclear Chemistry | Verlag=Elsevier | ISBN=0-7506-7463-6 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=[[Richard Feynman]] |Titel=Six Easy Pieces |Verlag=The Penguin Group |Datum=1995 |ISBN=0-14-027666-1}}
* {{Literatur | Autor=Wolfgang Demtröder | Jahr=2002 | Titel=Atoms, Molecules and Photons: An Introduction to Atomic- Molecular- and Quantum Physics | Verlag=Springer | Auflage=1. | ISBN=3-540-20631-0 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=[[Oskar Höfling]], [[Pedro Waloschek]] |Titel=Die Welt der kleinsten Teilchen |Verlag=Rowohlt |Datum=1984 |ISBN=3-498-02862-6}}
* {{Literatur | Autor=Richard Feynman | Jahr=1995 | Titel=Six Easy Pieces | Verlag=The Penguin Group | ISBN=0-14-027666-1 | |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=Jeremy I. Pfeffer, Shlomo Nir |Titel=Modern Physics: An Introductory Text |Verlag=Imperial College Press |Datum=2000 |ISBN=1-86094-250-4 |Sprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Grant R. Fowles | Jahr=1989 | Titel=Introduction to Modern Optics | Verlag=Courier Dover Publications | ISBN=0-486-65957-7 }}
* {{Literatur |Autor=Robert Siegfried |Titel=From Elements to Atoms: A History of Chemical Composition |Sammelwerk=Transactions of the Americal Philosophical Society |Band=92 |Nummer=4 |Verlag=American Philosophical Society |Datum=2002 |ISBN=0-87169-924-9}}
* {{Literatur|Autor=Mrinalkanti Gangopadhyaya|Titel=Indian atomism: History and sources|Verlag=Humanities Press|Ort=Atlantic Highlands (NJ)|ISBN=0-391-02177-X |Jahr=1981 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=[[Werner Kutzelnigg]] |Titel=Einführung in die Theoretische Chemie |Verlag=Wiley Chemie |Datum=2002 |ISBN=3-527-30609-9}}
* {{Literatur | Autor=David L. Goodstein | Jahr=2002 | Titel=States of Matter | Verlag=Courier Dover Publications | ISBN=0-486-49506-X |Originalsprache=en}}
* {{Literatur |Autor=Dick Teresi |Titel=Lost Discoveries: The Ancient Roots of Modern Science-from the Babylonians to the Maya |Verlag=Simon & Schuster |Datum=2003 |ISBN=0-7432-4379-X |Seiten=213–214}}
* {{Literatur | Autor=Tatjana Jevremovic | Jahr=2005 | Titel=Nuclear Principles in Engineering | Verlag=Springer | ISBN=0-387-23284-2 |Originalsprache=en}}
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* {{Literatur | Autor=Ian Mills, Tomislav Cvitaš, Klaus Homann, Nikola Kallay, Kozo Kuchitsu | Titel=Quantities, Units and Symbols in Physical Chemistry | Verlag=International Union of Pure and Applied Chemistry, Commission on Physiochemical Symbols Terminology and Units, Blackwell Scientific Publications | Ort=Oxford | Auflage=2. | Jahr=1993 | ISBN=0-632-03583-8 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Richard Myers | Jahr=2003 | Titel=The Basics of Chemistry | Verlag=Greenwood Press | ISBN=0-313-31664-3 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Michael J. Padilla, Ioannis Miaoulis, Martha Cyr | Jahr = 2002 | Titel = Prentice Hall Science Explorer: Chemical Building Blocks | Verlag = Prentice-Hall, Inc. | Ort = Upper Saddle River, New Jersey USA | ISBN = 0-13-054091-9 | |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Jeremy I. Pfeffer, Shlomo Nir | Jahr=2000 | Titel=Modern Physics: An Introductory Text | Verlag=Imperial College Press | ISBN=1-86094-250-4 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur|Autor=Leonid I. Ponomarev|Titel=The Quantum Dice|Verlag=Inst. of Physics Pub |ISBN=0-7503-0251-8 |Auflage=2. |Jahr=1993 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor= J. Kennth Shultis, Richard E. Faw | Titel=Fundamentals of Nuclear Science and Engineering | Jahr=2002 | Verlag=CRC Press | ISBN=0-8247-0834-2 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur|Autor=Robert Siegfried|Titel=From Elements to Atoms: A History of Chemical Composition|Sammelwerk=Transactions of the Americal Philosophical Society|Band=92|Nummer=4|Verlag=American Philosophical Society|ISBN=0-87169-924-9|Jahr=2002| |Originalsprache=en}}
* {{Literatur|Autor=Alan D. Sills | Jahr=2003 | Titel=Earth Science the Easy Way | Verlag=Barron's Educational Series | ISBN=0-7641-2146-4 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur|Autor=Boris M. Smirnov | Jahr=2003 | Titel=Physics of Atoms and Ions | Verlag=Springer | ISBN=0-387-95550-X |Originalsprache=en}}
* {{Literatur|Autor=Dick Teresi|Titel=Lost Discoveries: The Ancient Roots of Modern Science-from the Babylonians to the Maya|Verlag=Simon & Schuster|ISBN=0-7432-4379-X|Jahr=2003|Seiten=213–214}}
* {{Literatur | Herausgeber=David R. Lide | Jahr=2002 | Titel=Handbook of Chemistry & Physics | Auflage=88. | Verlag=CRC | Online=[http://www.hbcpnetbase.com/ Online]| Zugriff=23. Mai 2008 | ISBN=0-8493-0486-5 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Graham Woan | Jahr=2000 | Titel=The Cambridge Handbook of Physics | Verlag=Cambridge University Press | ISBN=0-521-57507-9 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Marco Zaider, Harald H. Rossi | Jahr=2001 | Titel=Radiation Science for Physicians and Public Health Workers | Verlag=Springer | ISBN=0-306-46403-9 |Originalsprache=en}}
* {{Literatur | Autor=Steven S. Zumdahl | Jahr=2002 | Titel=Introductory Chemistry: A Foundation | Auflage=5. | Verlag=Houghton Mifflin | Online=[http://college.hmco.com/chemistry/intro/zumdahl/intro_chemistry/5e/students/protected/periodictables/pt/pt/pt_ar5.html Online]| Zugriff=5. Februar 2008 | ISBN=0-618-34342-3 |Originalsprache=en}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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{{Wiktionary}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.hydrogenlab.de/elektronium/HTML/einleitung_hauptseite_de.html HydrogenLab: Wie sieht ein Atom aus?]
* [http://www.hydrogenlab.de/elektronium/HTML/einleitung_hauptseite_de.html HydrogenLab: Wie sieht ein Atom aus?]
* [http://www.kernfragen.de/jugendportal/physik/01/phy_01_01.php?detail=/jugendportal/physik/01/phy_01_01A.php Das Atom im Jugendportal des Informationskreises Kernenergie]
* [http://www.chemieseite.de/allgemein/node4.php Übersicht über die verschiedenen Atommodelle]
* [http://www.chemieseite.de/allgemein/node4.php Übersicht über die verschiedenen Atommodelle]
* [http://www.naturphilosophie.org/atom-2/ Geschichtlicher Überblick zum Atombegriff aus naturphilosophischer Perspektive] von [[Brigitte Falkenburg]] im Online-Lexikon naturphilosophischer Grundbegriffe.

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Ponomarev">
{{Literatur |Autor=Leonid I. Ponomarev |Titel=The Quantum Dice |Auflage=2. |Verlag=Inst. of Physics Pub |Datum=1993 |ISBN=0-7503-0251-8 |Seiten=14–15}}
</ref>
<ref name="Bleck-Neuhaus">
{{Literatur |Autor=Jörn Bleck-Neuhaus |Titel=Elementare Teilchen |TitelErg=Von den Atomen über das Standard-Modell bis zum Higgs-Boson |Auflage=2., überarbeitete |Verlag=Springer |Ort=Berlin Heidelberg |Datum=2013 |ISBN=978-3-642-32578-6 |DOI=10.1007/978-3-642-32579-3}}
</ref>
<ref name="Teresi">
{{Literatur |Autor=Dick Teresi |Titel=Lost Discoveries: The Ancient Roots of Modern Science--from the Babylonians to the Maya |Verlag=Simon & Schuster |Datum=2003 |ISBN=0-7432-4379-X |Seiten=213–214}}
</ref>
<ref name="Siegfried">
{{Literatur |Autor=Robert Siegfried |Titel=From Elements to Atoms: A History of Chemical Composition |Sammelwerk=Transactions of the Americal Philosophical Society |Band=92 |Nummer=4 |Verlag=American Philosophical Society |Datum=2002 |ISBN=0-87169-924-9 |Seiten=42–55}}
</ref>
<ref name="Kittel">
Charles Kittel: ''Einführung in die Festkörperphysik.'' 7. Auflage 1988, Verlag R. Oldenbourg (München), S. 16.
</ref>
<ref name="LavoisierElemente">
{{Internetquelle |url=http://web.lemoyne.edu/~GIUNTA/EA/LAVPREFann.HTML |titel=Lavoisier's Elements of Chemistry |werk=Elements and Atoms |hrsg=Le Moyne College, Department of Chemistry |abruf=2014-03-02 |sprache=en}}
</ref>
<ref name="Wurtz">
{{Literatur |Autor=Charles Adolphe Wurtz |Titel=The Atomic Theory |Verlag=D. Appleton and company |Ort=New York |Datum=1881 |Seiten=1–2}}
</ref>
<ref name="Dalton">
{{Literatur |Autor=J. Dalton |Titel=A New System of Chemical Philosophy, Part 1 |Verlag=S. Russell |Ort=London/Manchester |Datum=1808}}
</ref>
<ref name="sieheDannemann">
F. Dannemann: ''Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange.'' Bd. 3, Verlag W. Engelmann 1922, S. 198.
</ref>
<ref name="luftmolekuele">
Loschmidt: ''Zur Grösse der Luftmoleküle.'' In: ''Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien.'' Band 52, 1866, Abt. II, S. 395–413.
</ref>
<ref name="EinsteinBrownianMotion">{{Literatur |Autor=Albert Einstein |Titel=Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen |Sammelwerk=Annalen der Physik |Band=322 |Nummer=8 |Datum=1905 |Seiten=549–560 |Online={{Webarchiv |url=http://www.physik.uni-augsburg.de/annalen/history/papers/1905_17_549-560.pdf |text=PDF |wayback=20060318060724}} |Abruf=2007-02-04 |DOI=10.1002/andp.19053220806 }}</ref>
<ref name="Mazo">
{{Literatur |Autor=Robert M. Mazo |Titel=Brownian Motion: Flucuations, Dynamics, and Applications |Sammelwerk=The International Series of Monographs on Physics |Band=112 |Verlag=Oxford University Press |Datum=2002 |ISBN=0-19-851567-7 |Seiten=1–7}}
</ref>
<ref name="Hoon">
{{Internetquelle |autor=Y. K. Lee, Kelvin Hoon |url=http://www.doc.ic.ac.uk/~nd/surprise_95/journal/vol4/ykl/report.html |titel=Brownian Motion |hrsg=Imperial College, London |datum=1995 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071218061408/http://www.doc.ic.ac.uk/~nd/surprise_95/journal/vol4/ykl/report.html |archiv-datum=2007-12-18 |abruf=2014-03-02 |sprache=en |offline=1}}
</ref>
<ref name="Patterson">
{{Literatur |Autor=G. Patterson |Titel=Jean Perrin and the triumph of the atomic doctrine |Sammelwerk=Endeavour |Band=31 |Nummer=2 |Datum=2007 |Seiten=50–53 |DOI=10.1016/j.endeavour.2007.05.003}}
</ref>
<ref name="nobel1096">
{{Internetquelle |autor=The Nobel Foundation |url=http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1906/thomson-bio.html |titel=J.J. Thomson |hrsg=Nobelprize.org |datum=1906 |abruf=2014-03-02 |sprache=en}}
</ref>
<ref name="Rutherford">
{{Literatur |Autor=E. Rutherford |Titel=The Scattering of α and β Particles by Matter and the Structure of the Atom |Sammelwerk=Philosophical Magazine |Band=21 |Datum=1911 |Seiten=669–688 |Online=[http://www.math.ubc.ca/~cass/rutherford/rutherford.html Scans] |Abruf=2014-03-02}}
</ref>
<ref name="NobelpreisSoddy">
{{Internetquelle |url=http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/1921/soddy-bio.html |titel=Frederick Soddy, The Nobel Prize in Chemistry 1921 |hrsg=Nobel Foundation |abruf=2014-03-02 |sprache=en}}
</ref>
<ref name="ThomsonIsotope">
{{Literatur |Autor=Joseph John Thomson |Titel=Bakerian Lecture: Rays of Positive Electricity |Sammelwerk=Proceedings of the Royal Society of London. Series A, Containing Papers of a Mathematical and Physical Character |Band=89 |Nummer=607 |Datum=1913 |Seiten=1–20 |Online=http://rspa.royalsocietypublishing.org/content/royprsa/89/607/1.full.pdf |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2014-03-02}}
</ref>
<ref name="Aston">
{{Literatur |Autor=Francis W. Aston |Titel=The constitution of atmospheric neon |Sammelwerk=Philosophical Magazine |Band=39 |Nummer=6 |Datum=1920 |Seiten=449–455}}
</ref>
<ref name="NobelpreisChadwick">
{{Internetquelle |autor=James Chadwick |url=http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1935/chadwick-lecture.html |titel=Nobel Lecture: The Neutron and Its Properties |hrsg=Nobel Foundation |datum=1935-12-12 |abruf=2014-03-02 |sprache=en}}
</ref>
<!--
<ref name="DavidPStern">
{{Internetquelle |autor=David P. Stern |url=http://www-spof.gsfc.nasa.gov/stargaze/Q5.htm |titel=The Atomic Nucleus and Bohr's Early Model of the Atom |hrsg=NASA Goddard Space Flight Center |datum=2005-05-16 |abruf=2014-03-02 |sprache=en}}
</ref>
-->
<ref name="NobelpreisBohr">
{{Internetquelle |url=http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1922/bohr-lecture.html |titel=Niels Bohr, The Nobel Prize in Physics 1922, Nobel Lecture |hrsg=The Nobel Foundation |datum=1922-12-11 |abruf=2014-03-02 |sprache=en}}
</ref>
<!--
<ref name="Lewis">
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Walther Kossel: ''Über Molekülbildung als Frage des Atombaus.'' Annalen der Physik Bd. 49, 1916, S. 229–362, [[doi:10.1002/andp.19163540302]].
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Aktuelle Version vom 13. August 2024, 07:43 Uhr

Ein Heliumatom: Der Atomkern (rosa) liegt im Zentrum einer wesentlich größeren Wolke aus zwei Elektronen (grau). In einer maßstäblichen Darstellung würde zu einem Atomkern mit Durchmesser 1 Millimeter eine Elektronenwolke von etwa 100 Meter gehören. Rechts oben ist der Kern aus je zwei Protonen und Neutronen zusätzlich schematisch und vergrößert dargestellt. In Wirklichkeit ist die Anordnung aus den vier Teilchen kugelsymmetrisch.
Die Atome der Elemente in der Anordnung des Periodensystems in maßstäblicher Darstellung ihres kovalenten Radius

Atome (von altgriechisch ἄτομος átomos „unteilbar“) sind die Bausteine, aus denen alle festen, flüssigen und gasförmigen Stoffe bestehen. Alle Materialeigenschaften dieser Stoffe sowie ihr Verhalten in chemischen Reaktionen werden durch die Eigenschaften und die räumliche Anordnung ihrer Atome festgelegt. Jedes Atom gehört zu einem bestimmten chemischen Element und bildet dessen kleinste Einheit. Zurzeit sind 118 Elemente bekannt, von denen etwa 90 auf der Erde natürlich vorkommen. Atome verschiedener Elemente unterscheiden sich in ihrer Größe und Masse und vor allem in ihrer Fähigkeit, mit anderen Atomen chemisch zu reagieren und sich zu Molekülen oder festen Körpern zu verbinden. Die Durchmesser von Atomen liegen im Bereich von 6 · 10−11 m (Helium) bis 5 · 10−10 m (Cäsium), ihre Massen in einem Bereich von 1,7 · 10−27 kg (Wasserstoff) bis knapp 5 ·10−25 kg (die derzeit schwersten synthetisch hergestellten Kerne).

Atome sind nicht unteilbar, wie zum Zeitpunkt der Namensgebung angenommen, sondern zeigen einen wohlbestimmten Aufbau aus noch kleineren Teilchen. Sie bestehen aus einem Atomkern und einer Atomhülle. Der Atomkern hat einen Durchmesser von etwa einem Zehn- bis Hunderttausendstel des gesamten Atomdurchmessers, enthält jedoch über 99,9 Prozent der Atommasse. Er besteht aus positiv geladenen Protonen und einer Anzahl von etwa gleich schweren, elektrisch neutralen Neutronen. Diese Nukleonen sind durch die starke Wechselwirkung aneinander gebunden. Die Hülle besteht aus negativ geladenen Elektronen. Sie trägt mit weniger als 0,06 Prozent zur Masse bei, bestimmt jedoch die Größe des Atoms. Der positive Kern und die negative Hülle sind durch elektrostatische Anziehung aneinander gebunden. In der elektrisch neutralen Grundform des Atoms ist die Anzahl der Elektronen in der Hülle gleich der Anzahl der Protonen im Kern. Diese Zahl legt den genauen Aufbau der Hülle und damit auch das chemische Verhalten des Atoms fest und wird deshalb als chemische Ordnungszahl bezeichnet. Alle Atome desselben Elements haben die gleiche chemische Ordnungszahl. Sind zusätzliche Elektronen vorhanden oder fehlen welche, ist das Atom negativ bzw. positiv geladen und wird als Ion bezeichnet.

Die Vorstellung vom atomaren Aufbau der Materie existierte bereits in der Antike, war jedoch bis in die Neuzeit umstritten. Der endgültige Nachweis konnte erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbracht werden und gilt als eine der bedeutendsten Entdeckungen in Physik und Chemie. Einzelne Atome sind selbst mit den stärksten Lichtmikroskopen nicht zu erkennen, da es die Wellenlänge des sichtbaren Lichts für die benötigte Auflösung in dieser Größenordnung physikalisch nicht zulässt. Eine direkte Beobachtung einzelner Atome ist erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit Feldionenmikroskopen möglich, seit einigen Jahren auch mit Rastertunnelmikroskopen und hochauflösenden Elektronenmikroskopen. Die Atomphysik, die neben dem Aufbau der Atome auch die Vorgänge in ihrem Inneren und ihre Wechselwirkungen mit anderen Atomen erforscht, hat entscheidend zur Entwicklung der modernen Physik und insbesondere der Quantenmechanik beigetragen.

Erforschungsgeschichte

Die Vorstellung vom atomaren Aufbau der Materie existierte bereits in der Antike, allerdings nur in Form von spekulativen philosophischen Überlegungen. Aufgrund ihrer extrem geringen Größe sind einzelne Atome selbst mit den stärksten Lichtmikroskopen nicht zu erkennen. Dennoch konnte Johann Loschmidt schon Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund makroskopischer Eigenschaften der Gase ungefähr abschätzen, wie groß und schwer ein solches hypothetisches Atom sein müsste. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war umstritten, ob es Atome wirklich gibt. Der endgültige Nachweis ihrer Existenz gilt als eine der bedeutendsten Entdeckungen in Physik und Chemie. Einen entscheidenden Beitrag lieferte Albert Einstein 1905, indem er die bereits seit langem bekannte, im Mikroskop direkt sichtbare Brownsche Bewegung kleiner Körnchen quantitativ dadurch erklärte, dass sie von zufällig gehäuften Stößen von Atomen oder Molekülen aus der Umgebung herrührte. Erst seit wenigen Jahrzehnten erlauben Feldionenmikroskope und Rastertunnelmikroskope, seit einigen Jahren zudem auch Elektronenmikroskope, einzelne Atome direkt zu beobachten.

Philosophische Überlegungen

Das Konzept des Atomismus, nämlich dass Materie aus Grundeinheiten aufgebaut ist – „kleinsten Teilchen“, die nicht immer weiter in kleinere Stücke zerteilt werden können – existiert seit Jahrtausenden, genauso wie das Gegenkonzept, Materie sei ein beliebig teilbares Kontinuum. Doch diese Ideen beruhten zunächst ausschließlich auf philosophischen Überlegungen und nicht auf empirischer experimenteller Untersuchung. Dabei wurden den Atomen verschiedene Eigenschaften zugeschrieben, und zwar je nach Zeitalter, Kultur und philosophischer Schule sehr unterschiedliche.

Eine frühe Erwähnung des Atomkonzepts in der Philosophie ist aus Indien bekannt. Die Nyaya- und Vaisheshika-Schulen entwickelten ausgearbeitete Theorien, wie sich Atome zu komplexeren Gebilden zusammenschlössen (erst in Paaren, dann je drei Paare).[1]

In der griechischen Philosophie ist die Atomvorstellung erstmals im 5. Jahrhundert v. Chr. bei Leukipp überliefert. Sein Schüler Demokrit systematisierte sie und führte den Begriff átomos (ἄτομος) ein, was etwa „das Unzerschneidbare“ bedeutet, also ein nicht weiter zerteilbares Objekt. Diese Bezeichnung wurde Ende des 18. Jahrhunderts für die damals hypothetischen kleinsten Einheiten der chemischen Elemente der beginnenden modernen Chemie übernommen, denn mit chemischen Methoden lassen sich Atome in der Tat nicht „zerschneiden“.

Experimentell arbeitende Naturwissenschaftler machten sich Ende des 18. Jahrhunderts die Hypothese vom Atom zu eigen, weil diese Hypothese im Rahmen eines Teilchenmodells der Materie eine elegante Erklärung für neue Entdeckungen in der Chemie bot.[2] Doch wurde gleichzeitig die gegenteilige Vorstellung, Materie sei ein Kontinuum, von Philosophen und auch unter Naturwissenschaftlern noch bis ins 20. Jahrhundert hinein aufrechterhalten.[3]

Naturwissenschaftliche Erforschung

Im Rahmen der wissenschaftlichen Erforschung konnte die Existenz von Atomen bestätigt werden. Es wurden viele verschiedene Atommodelle entwickelt, um ihren Aufbau zu beschreiben. Insbesondere das Wasserstoffatom als das einfachste aller Atome war dabei wichtig. Einige der Modelle werden heute nicht mehr verwendet und sind nur von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse. Andere gelten je nach Anwendungsbereich als noch heute brauchbare Näherung. In der Regel wird das einfachste Modell genommen, welches im gegebenen Zusammenhang noch ausreicht, um die auftretenden Fragen zu klären.

Viele der im Folgenden genannten Entdeckungen (sofern nach 1900) wurden mit dem Nobelpreis für Physik oder Chemie ausgezeichnet.

Bestätigung der Atomhypothese

Verschiedene Atome und Moleküle, wie sie in A New System of Chemical Philosophy (1808) von John Dalton abgebildet sind.

Robert Boyle vertrat 1661 in seinem Werk The Sceptical Chymist die Meinung, die Materie sei aus diversen Kombinationen verschiedener corpuscules aufgebaut und nicht aus den vier Elementen der Alchemie: Wasser, Erde, Feuer, Luft.[4] Damit bereitete er die Überwindung der Alchemie durch den Element- und Atombegriff der modernen Chemie vor.

Daniel Bernoulli zeigte 1740, dass der gleichmäßige Druck von Gasen auf die Behälterwände, insbesondere das Gesetz von Boyle und Mariotte, sich durch zahllose Stöße kleinster Teilchen erklären lässt. Damit wurde seine Forschung zum Vorläufer der kinetischen Gastheorie und statistischen Mechanik.

Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Vorstellung von Atomen genutzt, um die wohlbestimmten Winkel an den Kanten und Ecken der Edelsteine auf die verschiedenen möglichen Schichtungen von harten Kugeln zurückzuführen.[5]

Nachdem Antoine Lavoisier 1789 den heutigen Begriff des chemischen Elements geprägt und die ersten Elemente richtig identifiziert hatte,[6] benutzte 1803 John Dalton das Atomkonzept, um zu erklären, wieso Elemente immer in Mengenverhältnissen kleiner ganzer Zahlen miteinander reagieren (Gesetz der multiplen Proportionen). Er nahm an, dass jedes Element aus gleichartigen Atomen besteht, die sich nach festen Regeln miteinander verbinden können und so Stoffe mit anderen Materialeigenschaften bilden.[7][8] Außerdem ging er davon aus, dass alle Atome eines Elements die gleiche Masse hätten, und begründete damit den Begriff Atomgewicht.[9]

Die Beobachtungen zum chemischen und physikalischen Verhalten von Gasen konnte Amedeo Avogadro 1811 dahingehend zusammenfassen, dass zwei ideale Gase bei gleichen Werten von Volumen, Druck und Temperatur des Gases immer aus gleich vielen identischen Teilchen („Molekülen“) bestehen. Die Moleküle bestehen bei elementaren Gasen wie Wasserstoff, Sauerstoff oder Stickstoff immer aus zwei Atomen des Elements (Avogadrosches Gesetz).

1866 konnte Johann Loschmidt die Größe des einzelnen Luftmoleküls bestimmen, indem er mit einer von James C. Maxwell aus der kinetischen Gastheorie gewonnenen Formel die von George Stokes gemessenen Werte für die innere Reibung in Luft auswertete.[10] Damit konnte er auch das Gewicht bzw. die Masse eines Luftmoleküls bestimmen. Außerdem erhielt er die nach ihm benannte Loschmidtsche Zahl als Anzahl der Luftmoleküle pro Kubikzentimeter (unter Normalbedingungen).

Infolge der Arbeiten von Avogadro und Stanislao Cannizzaro wurde angenommen, dass Atome nicht als einzelne Teilchen auftreten, sondern nur als Bestandteile von Molekülen aus mindestens zwei Atomen. Doch 1876 gelang August Kundt und Emil Warburg der erste Nachweis eines einatomigen Gases. Sie bestimmten den Adiabatenexponenten von Quecksilber-Dampf bei hoher Temperatur und erhielten einen Wert, wie er nach der kinetischen Gastheorie nur für Teilchen in Gestalt echter Massenpunkte auftreten kann. Ab 1895 kamen entsprechende Beobachtungen an den neu entdeckten Edelgasen hinzu.[3]

Nach Erscheinen seiner Dissertation über die Bestimmung von Moleküldimensionen[11] schlug Albert Einstein im selben Jahr 1905 ein Experiment vor, um die Hypothese von der Existenz der Atome anhand der Zitterbewegung kleiner Partikel in Wasser quantitativ zu prüfen. Nach seiner Theorie müssten die Partikel aufgrund der Unregelmäßigkeit der Stöße durch die Wassermoleküle kleine, aber immerhin unter dem Mikroskop sichtbare Bewegungen ausführen.[12][13][14] Es war Einstein dabei zunächst nicht bekannt, dass er damit die seit 1827 bekannte Brownsche Bewegung von Pollen quantitativ erklärt hatte, für deren Ursache schon 1863 Christian Wiener erstmals Molekularstöße angenommen hatte.[15] Nach Einsteins Formeln hängt die Stärke der Zitterbewegung von der Masse der stoßenden Moleküle ab, und auf dieser Grundlage bestimmte der französische Physiker Jean Perrin die Molekülmasse experimentell und fand ähnliche Ergebnisse wie Loschmidt.[16] Diese Arbeiten trugen entscheidend zur allgemeinen Anerkennung der bis dahin so genannten „Atomhypothese“ bei.

Teilbarkeit und Aufbau der Atome

Joseph John Thomson entdeckte 1897, dass die Kathodenstrahlen aus Teilchen bestimmter Ladung und Masse bestehen und dass deren Masse kleiner als ein Tausendstel der Atommasse ist. Diese Teilchen wurden als Elektronen bezeichnet und erwiesen sich als ein Bestandteil aller Materie, was dem Konzept des Atoms als unzerteilbarer Einheit widersprach.[17] Thomson glaubte, dass die Elektronen dem Atom seine Masse verliehen und dass sie im Atom in einem masselosen, positiv geladenen Medium verteilt seien wie „Rosinen in einem Kuchen“ (Thomsonsches Atommodell).

Die kurz zuvor von Henri Becquerel entdeckte Radioaktivität wurde von Marie Curie als eine Strahlung direkt aus den einzelnen Atomen angesehen und 1903 von Ernest Rutherford und Frederick Soddy mit Umwandlungen verschiedener Atomsorten ineinander in Verbindung gebracht. Ein solcher Prozess widersprach aber der in der Chemie erfolgreichen Grundannahme, die Atome seien unveränderlich. Rutherford und Soddy konnten 1908 nachweisen, dass aus den α-Teilchen, die die Alphastrahlung bilden, Helium-Atome werden.

Zusammen mit seiner Forschergruppe beschoss Ernest Rutherford 1909 eine Goldfolie mit α-Teilchen. Er stellte fest, dass die meisten der Teilchen die Folie fast ungehindert durchdrangen, einige wenige aber um sehr viel größere Winkel abgelenkt wurden als nach Thomsons Modell möglich wäre. Rutherford schloss daraus, dass fast die ganze Masse des Atoms in einem sehr viel kleineren, elektrisch geladenen Volumen in der Mitte des Atoms konzentriert sei und schuf damit die grundlegende Vorstellung vom Aufbau des Atoms aus Atomkern und Atomhülle. Dies Rutherfordsche Atommodell ist seither gültig. Die stark abgelenkten α-Teilchen waren diejenigen, die einem Kern zufällig näher als etwa ein Hundertstel des Atomradius gekommen waren.[18] Die Ladungszahl des Atomkerns entpuppte sich als die chemische Ordnungszahl des betreffenden Elements, und α-Teilchen erwiesen sich als die Atomkerne des Heliums.

Einfaches Massenspektrometer (Schematische Darstellung)

Der Chemiker Frederick Soddy stellte 1911 fest, dass manche der natürlichen radioaktiven Elemente aus Atomen mit unterschiedlichen Massen und unterschiedlicher Radioaktivität bestehen mussten.[19] Der Begriff Isotop für physikalisch verschiedene Atome desselben chemischen Elements wurde 1913 von Margaret Todd vorgeschlagen.[20] Da die Isotope desselben Elements an ihrem chemischen Verhalten nicht zu unterscheiden waren, entwickelte der Physiker J.J. Thomson ein erstes Massenspektrometer zu ihrer physikalischen Trennung. Damit konnte er 1913 am Beispiel von Neon nachweisen, dass es auch stabile Elemente mit mehreren Isotopen gibt.[21]

1918 fand Francis William Aston mit einem Massenspektrometer von erheblich größerer Genauigkeit heraus, dass fast alle Elemente Gemische aus mehreren Isotopen sind, wobei die Massen der einzelnen Isotope immer (nahezu) ganzzahlige Vielfache der Masse des Wasserstoffatoms sind.[22] Rutherford wies 1919 in der ersten beobachteten Kernreaktion nach, dass durch Beschuss mit α-Teilchen aus den Kernen von Stickstoffatomen die Kerne von Wasserstoffatomen herausgeschossen werden können. Diesen gab er den Namen Proton und entwickelte ein Atommodell, in dem die Atome nur aus Protonen und Elektronen bestehen, wobei die Protonen und ein Teil der Elektronen den kleinen, schweren Atomkern bilden, die übrigen Elektronen die große, leichte Atomhülle. Die Vorstellung von Elektronen im Atomkern stellte sich jedoch als problematisch heraus und wurde 1932 endgültig fallengelassen, nachdem von James Chadwick das Neutron als ein neutraler Kernbaustein mit etwa gleicher Masse wie das Proton nachgewiesen wurde.[23] Damit entstand das heutige Atommodell: Der Atomkern ist zusammengesetzt aus so vielen Protonen, wie die Ordnungszahl angibt, und zusätzlich so vielen Neutronen, dass die betreffende Isotopenmasse erreicht wird; die Atomhülle besteht aus so vielen Elektronen, dass das ganze Atom neutral wird.

Aufbau der Atomhülle

Illustration des Bohrschen Modells des Wasserstoffatoms (Z=1) mit einem Elektron, das zwischen festen Umlaufbahnen (Orbits) springt und dabei ein Photon mit einer bestimmten Frequenz f abstrahlt.

Die beobachteten Eigenschaften (wie Größe, Stabilität, Reaktionsweisen, Absorption und Emission von Licht) der Atomhülle konnten im Rahmen der klassischen Physik keine Erklärung finden. Erst unter Einbeziehung von neuartigen Quantisierungsregeln mithilfe der Planck-Konstante konnte Niels Bohr 1913 erklären, wie es in den optischen Spektren reiner Elemente zu den Spektrallinien kommt, die für das jeweilige Element absolut charakteristisch sind (Spektralanalyse nach Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff 1859). Im Franck-Hertz-Versuch konnte die quantisierte Energieaufnahme und -abgabe an Quecksilberatomen experimentell bestätigt werden. Das Bohrsche Atommodell war zwar nur für Systeme mit lediglich einem Elektron (damals nur Wasserstoff und ionisiertes Helium) gültig, bildete jedoch im Laufe des folgenden Jahrzehnts das Fundament für eine Reihe von Verfeinerungen. Sie führten im Schalenmodell zu einem ersten Verständnis des Aufbaus der Elektronenhüllen aller Elemente und damit auch zum physikalischen Verständnis des chemischen Periodensystems. Damit wurde das Bohrsche Atommodell zur Grundlage des populären Bildes vom Atom als einem kleinen Planetensystem.[24]

Orbitalmodell des Atoms: Darstellung der Atomorbitale der ersten (2 Elektronen) und zweiten (8 Elektronen) Elektronenschale

1925 entwickelte Werner Heisenberg zusammen mit Max Born, Pascual Jordan, Wolfgang Pauli u. a. die Matrizenmechanik. 1926 ersetzte Erwin Schrödinger die Quantisierungsregeln durch seine Wellenmechanik. Sie beschreibt die Elektronen nicht als Massenpunkte auf bestimmten ebenen Bahnen, sondern als in drei Dimensionen ausgedehnte stehende Materiewelle. Beide Formen einer neuen „Quantenmechanik“ konnten das Spektrum des Wasserstoffatoms richtig erklären. Als Folge dieser Beschreibungen ist es unter anderem unzulässig, einem Elektron gleichzeitig genaue Werte für Ort und Impuls zuzuschreiben. Dieser Sachverhalt wurde 1927 von Heisenberg in der Unschärferelation formuliert. Demnach können statt der Bewegung auf bestimmten Bahnen nur Wahrscheinlichkeitsverteilungen für Wertebereiche von Ort und Impuls angegeben werden, eine Vorstellung, die nur schwer zu veranschaulichen ist. Den quantisierten Umlaufbahnen des Bohrschen Modells entsprechen hier „Atomorbitale“. Sie geben unter anderem an, wie sich in der Nähe des Atomkerns die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen konzentriert, und bestimmen damit die wirkliche Größe des Atoms.

Die Beschreibung der Eigenschaften der Atome gelang mit diesen ersten vollständig quantenmechanischen Atommodellen sehr viel besser als mit den Vorläufermodellen. Insbesondere ließen sich auch bei Atomen mit mehreren Elektronen die Spektrallinien und die Struktur der Atomhülle in räumlicher und energetischer Hinsicht darstellen, einschließlich der genauen Möglichkeiten, mit den Atomhüllen anderer Atome gebundene Zustände zu bilden, also die aus der Chemie bekannten stabilen Moleküle. Daher wurde das Bohrsche Atommodell zugunsten des quantenmechanischen Orbitalmodells des Atoms verworfen.[25][26]

Das Orbitalmodell ist bis heute Grundlage und Ausgangspunkt genauer quantenmechanischer Berechnungen fast aller Eigenschaften der Atome. Das Orbitalmodell bei einem Atom mit mehr als einem Elektron ist physikalisch als eine Näherung zu bezeichnen, nämlich als eine Ein-Teilchen-Näherung, die jedem einzelnen Elektron ein bestimmtes Orbital zuschreibt. Ein so gebildeter Zustand des Atoms wird als Konfiguration bezeichnet und gehört in der Quantenmechanik zu der einfachsten Art von Mehrteilchenzuständen. Genauere Modelle berücksichtigen, dass nach den Regeln der Quantenmechanik die Hülle auch in einem Zustand sein kann, der durch Superposition verschiedener Konfigurationen entsteht, wo also mit verschiedenen Wahrscheinlichkeitsamplituden gleichzeitig verschiedene Elektronenkonfigurationen vorliegen (Konfigurationsmischung). Hiermit werden die genauesten Berechnungen von Energieniveaus und Wechselwirkungen der Atome möglich. Wegen des dazu nötigen mathematischen Aufwands werden jedoch, wo es möglich ist, auch weiterhin einfachere Atommodelle genutzt. Zu nennen ist hier neben dem Schalenmodell unter anderen das Thomas-Fermi-Modell, in dem die Elektronenhülle pauschal wie ein in einem elektrostatischen Potentialtopf gebundenes ideales Elektronengas („Fermigas“) behandelt wird, dessen Elektronendichte wiederum (zusammen mit der Kernladung) die Form des Potentialtopfs bestimmt.

Aufbau des Atomkerns

Zur Entdeckung des Atomkerns und seiner Zusammensetzung aus Protonen und Neutronen siehe den Abschnitt „Teilbarkeit und Aufbau der Atome“ oben. Hier folgen Stichworte zur Erforschung weiterer Eigenschaften der Kerne.

Bindungsenergie

Die Bindungsenergie der Nukleonen ist Ursache der hohen Energie der Quanten der radioaktiven Strahlung. Sie übersteigt die chemische Bindungsenergie von Molekülen um fünf bis sechs Größenordnungen. Ab 1935 war hierbei erstmals eine grobe Modellvorstellung erfolgreich, das Tröpfchenmodell von C.F. von Weizsäcker und Hans Bethe. Damit wurde für Kerne ab etwa 10 Nukleonen die anfängliche Zunahme der mittleren Bindungsenergie bis etwa durch die wachsende Anzahl erklärt, in der die Nukleonen sich aufgrund der eigentlichen Kernkräfte mit ihren jeweiligen Nachbarn binden, und danach die Abnahme der mittleren Bindungsenergie aufgrund der zunehmenden elektrostatischen Abstoßung, die alle Protonen untereinander betrifft.

Kernfusion und Kernspaltung

Da das Maximum der mittleren Bindungsenergie bei mittelschweren Kernen liegt, bedeutet es Energiefreisetzung sowohl, wenn sehr leichte Kerne fusionieren, als auch wenn sehr schwere Kerne spalten. Die Fusion von Wasserstoff zu Helium wurde 1938 als Energiequelle der Sterne identifiziert. Die Spaltung nach Neutroneneinfang wurde erstmals 1938 an Urankernen (des Isotops U-235) durch Otto Hahn und Fritz Strassmann nachgewiesen. Danach wurde die Kernforschung erheblich intensiviert und führte 1945 zu den ersten Atombomben, 1952 den Wasserstoffbomben und ab Mitte der 1950er Jahre zur Nutzung der Atomenergie zur Energieversorgung.[27][28]

Schalenmodell und vereinheitlichtes Modell

Sehr viel detaillierter als das Tröpfchenmodell ist das 1949 von J.H.D. Jensen und Maria Goeppert-Mayer aufgestellte Schalenmodell der Kerne. Ähnlich wie das Schalenmodell der Atome nimmt es für je ein Nukleon ein bestimmtes Orbital in einem gemeinsamen kugelsymmetrischen Potentialtopf an. Damit kann eine Fülle von Daten über die Grundzustände und angeregten Zustände der Kerne erklärt werden, zum Beispiel ihr Kernspin, ihr magnetisches Dipol- und elektrisches Quadrupolmoment, sowie über ihre Zerfalls- und Reaktionsweisen. Aage Bohr, Ben Mottelson und James Rainwater gelang es Anfang der 1960er Jahre, dies Einzelteilchenmodell mit den Aspekten kollektiver Bewegung zu verbinden, womit auch die Abweichungen von der Kugelgestalt in bestimmten Bereichen der Nukleonenzahlen verständlich wurden.

Ursprung der Kernkräfte

Die kurzreichweitigen Kernkräfte konnten in den 1970er Jahren auf die Starke Wechselwirkung zwischen Quarks zurückgeführt werden.

Aufbau von Proton und Neutron

Ab den 1950er Jahren konnten Atome und vor allem die Atomkerne durch die Entwicklung verbesserter Teilchenbeschleuniger und Teilchendetektoren beim Beschuss mit Teilchen sehr hoher Energie untersucht werden.[29] Ende der 1960er Jahre zeigte sich in der „tief inelastischen Streuung“ von Elektronen an Atomkernen, dass auch Neutronen und Protonen keine unteilbaren Einheiten sind, sondern aus Quarks zusammengesetzt sind.[30]

Einige fortgeschrittene Experimente mit Atomen

1951 entwickelte Erwin Müller das Feldionenmikroskop und konnte damit von einer Nadelspitze erstmals ein Abbild erzeugen, das auf direkte Weise so stark vergrößert war, dass einzelne Atome darin sichtbar wurden (wenn auch nur als verschwommene Flecken). 1953 entwickelte Wolfgang Paul die magnetische Ionenfalle (Paulfalle), in der einzelne Ionen gespeichert und mit immer höherer Genauigkeit untersucht werden können. Hier kann ein einzelnes Atom auch durch sein Fluoreszenzlicht direkt visuell sichtbar gemacht und fotografiert werden.[31]

1985 entwickelte eine Arbeitsgruppe um Steven Chu die Laserkühlung, ein Verfahren, die Temperatur einer Ansammlung von Atomen mittels Laser­strahlung stark zu verringern. Im selben Jahr gelang es einer Gruppe um William D. Phillips, neutrale Natriumatome in einer magneto-optischen Falle einzuschließen. Durch Kombination dieser Verfahren mit einer Methode, die den Dopplereffekt nutzt, gelang es einer Arbeitsgruppe um Claude Cohen-Tannoudji, geringe Mengen von Atomen auf Temperaturen von einigen Mikrokelvin zu kühlen. Mit diesem Verfahren können Atome mit höchster Genauigkeit untersucht[32] werden; außerdem ermöglichte es auch die experimentelle Realisierung der Bose-Einstein-Kondensation.[33]

Anfang der 1980er Jahre wurde von Gerd Binnig und Heinrich Rohrer das Rastertunnelmikroskop entwickelt, in dem eine Nadelspitze eine Oberfläche mittels des Tunneleffekts so fein abtastet, dass einzelne Atome sichtbar werden.[34][35] Damit wurde es auch möglich, Atome einzeln an bestimmte Plätze zu setzen. In den 1990er Jahren konnten Serge Haroche und David Wineland in Experimenten die Wechselwirkung eines einzelnen Atoms mit einem einzelnen Photon erfolgreich untersuchen. In den 2000er Jahren wurde die Handhabbarkeit einzelner Atome unter anderem genutzt, um einen Transistor aus nur einem Metallatom mit organischen Liganden herzustellen.[36]

Seit Ende der 1980er Jahre werden durch Vielfachanregung mit einem Laserimpuls Rydberg-Atome erzeugt. In einem Rydberg-Atom ist ein Elektron in einem so hohen Energiezustand angeregt, dass es den Atomkern, teilweise auch den gesamten Atomrumpf, bestehend aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, in weitem Abstand umkreist und sein Verhalten sich damit dem eines klassischen Teilchens nähert. Rydberg-Atome können über 100.000-mal größer sein als nicht angeregte Atome. Da sie extrem empfindlich auf äußere Felder reagieren, kann man mit ihnen z. B. die Wechselwirkung eines einzelnen Atoms mit einem einzelnen Photon im Detail untersuchen. Sind zwei oder mehr Elektronen in solchen Zuständen angeregt, spricht man von planetarischen Atomen.

Klassifizierung

Periodensystem

Elemente, Isotope, Nuklide

Die Unterscheidung und Bezeichnung verschiedener Atomsorten geht zunächst vom Aufbau des Atomkerns aus, während der Zustand der Hülle gegebenenfalls durch zusätzliche Symbole angegeben wird. Kennzahlen sind die Protonenzahl (Ordnungszahl, Kernladungszahl) Z, die Neutronenzahl N des Kerns, und die daraus gebildete Massenzahl A=Z+N. Je nach ihrer Protonenzahl gehören die Atome zu einem der 118 bekannten chemischen Elemente, von Wasserstoff mit Z=1 bis Oganesson mit Z=118. Davon sind 91 in natürlichen Vorkommen entdeckt worden, 27 nur nach künstlicher Herstellung durch Kernreaktionen. Die Ordnung der Elemente wird im Periodensystem – wichtig für die Chemie – graphisch veranschaulicht. Darin werden die Elemente mit aufsteigender Ordnungszahl in Form einer Tabelle angeordnet. Jede Zeile wird als Periode des Periodensystems bezeichnet und endet, wenn das jeweilige Orbital mit Elektronen voll besetzt ist (Edelgas). In den nächsten Zeilen wiederholt sich aufgrund der schrittweisen Elektronenbesetzung der nächsten Orbitale der chemische Charakter der Elemente. So stehen Elemente mit ähnlichen chemischen Eigenschaften in einer Spalte untereinander; sie bilden eine Gruppe des Periodensystems.

Atome eines Elements, die sich in der Neutronenzahl unterscheiden, gehören zu verschiedenen Isotopen des Elements. Insgesamt bestehen die 118 Elemente aus etwa 2800 Isotopen, wovon 2500 künstlich erzeugt wurden. Isotope werden nach dem chemischen Element und der Massenzahl bezeichnet. Für die schwereren Wasserstoffisotope gibt es die speziellen Namen „Deuterium“ und „Tritium“. Das Symbol für ein bestimmtes Isotop des Elements hat die Form , oder X-A (Beispiele: , , Pb-208). Die Angabe der Protonenzahl Z ist redundant, da sie schon durch die Ordnungszahl des Elements gegeben ist.

Stabile und instabile (radioaktive) Atomkerne

Nuklidkarte

Nuklid ist die ganz allgemeine Bezeichnung für Atomarten, unabhängig davon, ob sie zum gleichen Element gehören oder nicht. Die Nuklidkarte oder Isotopenkarte – wichtig für die Kernphysik und ihre Anwendungen – ist eine Tabelle, in der jede Atomart einen eigenen Platz erhält. Dazu wird auf einer Achse die Anzahl der Protonen, auf der anderen die der Neutronen aufgetragen. Häufig wird die Stabilität und bei instabilen Nukliden auch die Art der Umwandlung oder die Größenordnung der Halbwertszeit durch bestimmte Farben und gegebenenfalls auch Teilung des dem Isotop zugewiesenen Platzes dargestellt.

Der Atomkern eines Nuklids kann entweder im energetischen Grundzustand oder in einem der verschiedenen Anregungszustände vorliegen. Wenn darunter relativ langlebige, sogenannte metastabile Zustände sind, werden diese als Isomere bezeichnet und als eigene Nuklide gezählt (Symbol , o. ä.). Nach dieser Definition sind mit dem Stand von 2003 insgesamt etwa 3200 Nuklide bekannt.[37]

In der Kernphysik werden Nuklide mit unterschiedlichen Protonenzahlen, aber gleicher Massenzahl als Isobare bezeichnet. Seltener werden unter dem Namen Isotone Nuklide mit verschiedenen Protonenzahlen, aber gleicher Neutronenzahl zusammengefasst.

Nur etwa 250 Isotope von 80 Elementen haben einen stabilen Kern. Alle anderen Atome sind instabil und wandeln sich über kurz oder lang in Atome eines stabilen Isotops um. Da sie dabei im Allgemeinen ionisierende Strahlung erzeugen, heißen sie auch Radioisotope oder Radionuklide. Auf der Erde wurden in den natürlichen Vorkommen neben allen 250 stabilen Isotopen 30 Radioisotope gefunden, die sich auf 10 radioaktive Elemente verteilen und die natürliche Radioaktivität verursachen.[38] Viele weitere kurzlebige Isotope existieren im Inneren von Sternen, insbesondere während der Supernova-Phase.

Seltene und theoretische Formen

Als Rydberg-Atom wird ein Atom bezeichnet, in dem ein Elektron in einem so hohen Energiezustand angeregt ist, dass es den Atomkern, teilweise auch den gesamten Atomrumpf, bestehend aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, in weitem Abstand umkreist und sein Verhalten damit dem eines klassischen Teilchens ähnelt. Rydberg-Atome können über 100.000-mal größer sein als nicht angeregte Atome. Da sie extrem empfindlich auf äußere Felder reagieren, kann man mit ihnen z. B. die Wechselwirkung mit einem einzelnen Photon im Detail untersuchen. Sind zwei oder mehr Elektronen in solchen Zuständen angeregt, spricht man von planetarischen Atomen.

Im teils übertragenen Sinn werden als exotische Atome auch solche Systeme bezeichnet, die in physikalischer Hinsicht gewisse Ähnlichkeiten zu den gewöhnlichen Atomen aufweisen. In ihnen kann z. B. eines der Protonen, Neutronen oder Elektronen durch ein anderes Teilchen derselben Ladung ersetzt worden sein. Wird etwa ein Elektron durch ein schwereres Myon ersetzt, bildet sich ein myonisches Atom.[39][40][41] Als Positronium wird ein exotisches Atom bezeichnet, in dem ein Elektron statt an ein Proton an ein Positron, das ist das positiv geladene Antiteilchen des Elektrons, gebunden ist. Auch Atome, die gänzlich aus Antiteilchen zur normalen Materie aufgebaut sind, sind möglich und für sich allein sogar ebenso stabil wie die entsprechenden „normalen“ Atome. So wurden erstmals 1995 am Genfer CERN Antiwasserstoffatome künstlich hergestellt und nachgewiesen.[42] An solchen exotischen Atomen lassen sich unter anderem fundamentale physikalische Theorien über die Symmetrie zwischen Teilchen und Antiteilchen überprüfen.

Des Weiteren wird der Name „Atom“ manchmal auch für Zwei-Teilchen-Systeme verwendet, die nicht durch elektromagnetische Wechselwirkung zusammengehalten werden, sondern durch die starke Wechselwirkung. Bei einem solchen Quarkonium handelt es sich um ein kurzlebiges Elementarteilchen vom Typ Meson, das aus einem Quark und einem Antiquark aufgebaut ist. Ein Quarkonium-Atom lässt sich in seinen verschiedenen metastabilen Zuständen so durch Quantenzahlen klassifizieren wie das Wasserstoffatom.

Bestandteile des Atoms

Die beiden Hauptbestandteile eines Atoms sind der Atomkern und die Atomhülle. Die Hülle besteht aus Elektronen. Sie trägt mit weniger als 0,06 Prozent zur Masse des Atoms bei, bestimmt aber dessen Größe und dessen Verhalten gegenüber anderen Atomen, wenn sie einander nahekommen. Der Kern besteht aus Protonen und Neutronen, ist im Durchmesser zehn- bis hunderttausendmal kleiner als die Hülle, enthält aber mehr als 99,9 Prozent der Masse des Atoms.

Atomkern

Aufbau

Die Bindungsenergie, die pro Nukleon aufgebracht werden muss, um den Kern vollständig in Nukleonen zu zerlegen, für die auf der Erde natürlich vorkommenden Kerne.

Die in einem Atom vorhandenen Protonen und Neutronen, zusammen auch als Nukleonen bezeichnet, sind aneinander gebundenen und bilden den Atomkern. Die Nukleonen zählen zu den Hadronen. Das Proton ist positiv geladen, das Neutron ist elektrisch neutral. Proton und Neutron haben einen Durchmesser von etwa 1,6 fm (Femtometer) und sind selber keine Elementarteilchen, sondern nach dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik aus den punktförmigen Quarks aufgebaut. Jeweils drei Quarks binden sich durch die starke Wechselwirkung, die durch Gluonen vermittelt wird, zu einem Nukleon. Die starke Wechselwirkung ist darüber hinaus für den Zusammenhalt der Nukleonen im Atomkern verantwortlich, insbesondere ist die Anziehung bis zu etwa 2,5 fm Abstand deutlich stärker als die gegenseitige elektrische Abstoßung der Protonen.[43] Unterhalb von etwa 1,6 fm wird die starke Wechselwirkung der Hadronen jedoch stark abstoßend. Anschaulich gesprochen verhalten sich die Nukleonen im Kern also etwa wie harte Kugeln, die aneinander haften. Daher steigt das Volumen des Kerns proportional zur Nukleonenzahl (Massenzahl) . Sein Radius beträgt etwa  fm.

Der leichteste Atomkern besteht aus nur einem Proton. Mehrere Protonen stoßen sich zwar gemäß der Elektrostatik ab, können zusammen mit einer geeigneten Anzahl von Neutronen aber ein stabiles System bilden. Doch schon bei kleinen Abweichungen von dem energetisch günstigsten Zahlenverhältnis ist der Kern instabil und wandelt sich spontan um, indem aus einem Neutron ein Proton wird oder umgekehrt und die frei werdende Energie und Ladung als Betastrahlung abgegeben wird. Kerne mit bis zu etwa 20 Protonen sind nur bei einem Verhältnis von nahezu 1:1 von Neutronenzahl und Protonenzahl stabil. Darüber steigt in den stabilen Atomkernen das Verhältnis von 1:1 bis auf etwa 1,5:1, weil bei größeren Protonenzahlen wegen ihrer elektrostatischen Abstoßung die Anzahl der Neutronen schneller anwachsen muss als die der Protonen (Details siehe Tröpfchenmodell). Die Bindungsenergie liegt in stabilen Kernen (abgesehen von den leichtesten) oberhalb von 7 MeV pro Nukleon (siehe Abbildung) und übertrifft damit die Bindungsenergie der äußeren Elektronen der Atomhülle oder die chemische Bindungsenergie in stabilen Molekülen um das ca. 106-fache. Kerne mit bestimmten Nukleonenzahlen, die als Magische Zahl bezeichnet werden, beispielsweise Helium-4, Sauerstoff-16 oder Blei-208, sind besonders stabil, was mit dem Schalenmodell des Atomkerns erklärt werden kann.

Oberhalb einer Zahl von 82 Protonen (also jenseits von Blei) sind alle Kerne instabil. Sie wandeln sich durch Ausstoßen eines Kerns He-4 in leichtere Kerne um (Alphastrahlung). Dies wiederholt sich, zusammen mit Betastrahlung, so lange, bis ein stabiler Kern erreicht ist; mehrere Zerfallsstufen bilden eine Zerfallsreihe. Auch zu den Protonenzahlen 43 (Technetium) und 61 (Promethium) existiert kein stabiler Kern. Daher kann es insgesamt nur 80 verschiedene stabile chemische Elemente geben, alle weiteren sind radioaktiv. Sie kommen auf der Erde nur dann natürlich vor, wenn sie selber oder eine ihrer Muttersubstanzen eine genügend lange Halbwertzeit haben.

Masse

Da der Großteil der Atommasse von den Neutronen und Protonen stammt und diese etwa gleich schwer sind, wird die Gesamtzahl dieser Teilchen in einem Atom als Massenzahl bezeichnet. Die genaue Masse eines Atoms wird oft in der atomaren Masseneinheit u angegeben; ihr Zahlenwert ist dann etwa gleich der Massenzahl. Kleinere Abweichungen entstehen durch den Massendefekt der Atomkerne. Die atomare Masseneinheit ergibt sich aus der Definition der SI-Einheit des Mols in der Art und Weise, dass ein Atom des Kohlenstoffisotops 12C (im Grundzustand inklusive seiner Hüllenelektronen) eine Masse von exakt 12 u besitzt. Damit beträgt 1 u gleich 1,66053904 · 10−27 kg.[44] Ein Atom des leichtesten Wasserstoffisotops hat eine Masse von 1,007825 u. Das schwerste stabile Nuklid ist das Bleiisotop 208Pb mit einer Masse von 207,9766521 u.[45]

Da makroskopische Stoffmengen so viele Atome enthalten, dass die Angabe ihrer Anzahl als natürliche Zahl unhandlich wäre, erhielt die Stoffmenge eine eigene Einheit, das Mol. Ein Mol sind etwa 6,022 · 1023 Atome (oder auch Moleküle oder andere Teilchen; die betrachtete Teilchenart muss immer mitgenannt werden). Die Masse von 1 Mol Atomen der Atommasse X u ist daher exakt X g.[44] Daher ist es in der Chemie üblich, Atommassen statt in u auch indirekt in g/mol anzugeben.

Bildung und Zerfall

In welcher Art ein instabiler Atomkern zerfällt, ist für das jeweilige Radionuklid typisch. Bei manchen Nukliden können die (untereinander völlig gleichen) Kerne auch auf verschiedene Arten zerfallen, so dass mehrere Zerfallskanäle mit bestimmten Anteilen beteiligt sind. Die wichtigsten radioaktiven Zerfälle sind

Illustration einer Kernfusion: ein Proton und ein Deuterium-Kern (oben) reagieren zu einem 3He-Kern, bestehend aus zwei Protonen und einem Neutron. Die bei der Reaktion frei werdenden Energie wird als Gammastrahlung abgestrahlt.

Die Energien der Strahlungen sind für das jeweilige Nuklid charakteristisch, ebenso wie die Halbwertszeit, die angibt, wie lange es dauert, bis die Hälfte einer Probe des Nuklids zerfallen ist.

Durch Anlagerung eines Neutrons kann sich ein Kern in das nächstschwerere Isotop desselben Elements verwandeln. Durch den Beschuss mit Neutronen oder anderen Atomkernen kann ein großer Atomkern in mehrere kleinere Kerne gespalten werden. Einige schwere Nuklide können sich auch ohne äußere Einwirkung spontan spalten.

Größere Atomkerne können aus kleineren Kernen gebildet werden. Dieser Vorgang wird Kernfusion genannt. Für eine Fusion müssen sich Atomkerne sehr nahekommen. Diesem Annähern steht die elektrostatische Abstoßung beider Kerne, der sogenannte Coulombwall, entgegen. Aus diesem Grund ist eine Kernfusion (außer in bestimmten Experimenten) nur unter sehr hohen Temperaturen von mehreren Millionen Grad und hohen Drücken, wie sie im Inneren von Sternen herrschen, möglich. Die Kernfusion ist bei Nukliden bis zum Nickel-62 eine exotherme Reaktion, so dass sie im Großen selbsterhaltend ablaufen kann. Sie ist die Energiequelle der Sterne. Bei Atomkernen jenseits des Nickels nimmt die Bindungsenergie pro Nukleon ab; die Fusion schwererer Atomkerne ist daher endotherm und damit kein selbsterhaltender Prozess. Die Kernfusion in Sternen kommt daher zum Erliegen, wenn die leichten Atomkerne aufgebraucht sind.[46]

Atomhülle

Aufbau und Bindungsenergie

Die Atomhülle besteht aus Elektronen, die aufgrund ihrer negativen Ladung an den positiven Atomkern gebunden sind. Sie wird oft auch als Elektronenhülle bezeichnet. Bei einem neutralen Atom mit Elektronen beträgt die durchschnittliche Bindungsenergie je Elektron etwa .[47] Sie nimmt daher mit steigender Teilchenzahl erheblich zu, im Gegensatz zur durchschnittlichen Bindungsenergie pro Nukleon im Kern, die ab der Massenzahl sogar abnimmt. Zur Erklärung wird angeführt, dass zwischen Nukleonen nur Bindungskräfte kurzer Reichweite wirken, die kaum über die benachbarten Teilchen hinausreichen, während die Hülle durch die elektrostatische Anziehungskraft gebunden ist, die vom -fach geladenen Kern aus alle Elektronen erfasst.

Abgesehen von der Masse, die zu über 99,95 Prozent im Atomkern konzentriert ist, ist die Atomhülle für praktisch alle äußeren Eigenschaften des Atoms verantwortlich. Der Begriff Atommodell bezieht sich daher im engeren Sinn meist nur auf die Hülle (siehe Liste der Atommodelle). Ein einfaches Atommodell ist das Schalenmodell, nach dem die Elektronen sich in bestimmten Schalen um den Kern anordnen, in denen jeweils für eine bestimmte Anzahl Elektronen Platz ist. Allerdings haben diese Schalen weder einen bestimmten Radius noch eine bestimmte Dicke, sondern überlappen und durchdringen einander teilweise. Besser getrennt sind sie auf der Skala der Bindungsenergie der Elektronen.

Interpretation grundlegender Atomeigenschaften im Rahmen des Schalenmodells

Die Atomhülle bestimmt die Stärke und Abstandsabhängigkeit der Kräfte zwischen zwei Atomen. Im Abstandsbereich mehrerer Atomdurchmesser polarisieren sich die gesamten Atomhüllen wechselseitig, sodass durch elektrostatische Anziehung anziehende Kräfte, die Van-der-Waals-Kräfte, entstehen. Sie bewirken vor allem die Kondensation der Gase zu Flüssigkeiten, also einen Wechsel der Aggregatzustände.

Die (näherungsweise) Inkompressibilität der Flüssigkeiten und Festkörper hingegen beruht darauf, dass alle Atome bei starker Annäherung einander stark abstoßen, sobald sich ihre Hüllen im Raum merklich überschneiden und daher verformen müssen. Außer im Fall zweier Wasserstoff­atome, die jeweils nur ein Elektron in der Hülle haben, spielt die elektrostatische Abstoßung der beiden Atomkerne dabei nur eine geringe Rolle.

In einem mittleren Abstandsbereich zwischen dem Vorherrschen der schwach anziehenden Van-der-Waals-Kräfte und der starken Abstoßung kommt es zwischen zwei oder mehr zueinander passenden Atomhüllen zu einer besonders starken Anziehung, der chemischen Bindung. Bei Atomen bestimmter Elemente kann diese Anziehung zu einem stabilen Molekül führen, das aus Atomen in zahlenmäßig genau festgelegter Beteiligung und räumlicher Anordnung aufgebaut ist. Die Moleküle sind die kleinsten Stoffeinheiten der chemischen Verbindungen, also der homogenen Materialien in all ihrer Vielfalt. Vermittelt über die Hüllen ihrer Atome ziehen auch Moleküle einander an. Ein fester Körper entsteht, wenn viele Moleküle sich aneinander binden und dabei, weil es energetisch günstig ist, eine feste Anordnung einhalten. Ist diese Anordnung regelmäßig, bildet sich ein Kristallgitter. Infolge dieser Bindung ist der feste Körper nicht nur weitgehend inkompressibel wie eine Flüssigkeit, sondern im Unterschied zu dieser auch auf Zug belastbar und deutlich weniger leicht verformbar. Verbinden sich Atome metallischer Elemente miteinander, ist ihre Anzahl nicht festgelegt und es können sich nach Größe und Gestalt beliebige Körper bilden. Vor allem chemisch reine Metalle zeigen dann meist auch eine große Verformbarkeit. Verbindungen verschiedener Metalle werden Legierung genannt. Die Art der Bindung von Metallatomen erklärt, warum Elektronen sich fast frei durch das Kristallgitter bewegen können, was die große elektrische Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit der Metalle verursacht. Zusammengefasst ergeben sich aus der Wechselwirkung der Atomhüllen miteinander die mechanische Stabilität und viele weitere Eigenschaften der makroskopischen Materialien.

Aufgrund des unscharfen Randes der Atomhülle liegt die Größe der Atome nicht eindeutig fest. Die als Atomradien tabellierten Werte sind aus der Bindungslänge gewonnen, das ist der energetisch günstigste Abstand zwischen den Atomkernen in einer chemischen Bindung. Insgesamt zeigt sich mit steigender Ordnungszahl eine in etwa periodische Variation der Atomgröße, die mit der periodischen Variation des chemischen Verhaltens gut übereinstimmt. Im Periodensystem der Elemente gilt allgemein, dass innerhalb einer Periode, also einer Zeile des Systems, eine bestimmte Schale aufgefüllt wird. Von links nach rechts nimmt die Größe der Atome dabei ab, weil die Kernladung anwächst und daher alle Schalen stärker angezogen werden. Wenn eine bestimmte Schale mit den stark gebundenen Elektronen gefüllt ist, gehört das Atom zu den Edelgasen. Mit dem nächsten Elektron beginnt die Besetzung der Schale mit nächstkleinerer Bindungsenergie, was mit einem größeren Radius verbunden ist. Innerhalb einer Gruppe, also einer Spalte des Periodensystems, nimmt die Größe daher von oben nach unten zu. Dementsprechend ist das kleinste Atom das Heliumatom am Ende der ersten Periode mit einem Radius von 32 pm, während eines der größten Atome das Caesium­atom ist, das erste Atom der 5. Periode. Es hat einen Radius von 225 pm.[48]

Erklärung der Atomeigenschaften im Rahmen des Orbitalmodells

Die dem Schalenmodell zugrundeliegenden Elektronenschalen ergeben sich durch die Quantisierung der Elektronenenergien im Kraftfeld des Atomkerns nach den Regeln der Quantenmechanik. Um den Kern herum bilden sich verschiedene Atomorbitale, das sind unscharf begrenzte Wahrscheinlichkeitsverteilungen für mögliche räumliche Zustände der Elektronen. Jedes Orbital kann aufgrund des Pauli-Prinzips mit maximal zwei Elektronen besetzt werden, dem Elektronenpaar. Die Orbitale, die unter Vernachlässigung der gegenseitigen Abstoßung der Elektronen und der Feinstruktur theoretisch die gleiche Energie hätten, bilden eine Schale. Die Schalen werden mit der Hauptquantenzahl durchnummeriert oder fortlaufend mit den Buchstaben K, L, M,… bezeichnet. Genauere Messungen zeigen, dass ab der zweiten Schale nicht alle Elektronen einer Schale die gleiche Energie besitzen. Falls erforderlich, wird durch die Nebenquantenzahl oder Drehimpulsquantenzahl eine bestimmte Unterschale identifiziert.

Sind die Orbitale, angefangen vom energetisch niedrigsten, so weit mit Elektronen besetzt, dass die gesamte Elektronenzahl gleich der Protonenzahl des Kerns ist, ist das Atom neutral und befindet sich im Grundzustand. Werden in einem Atom ein oder mehrere Elektronen in energetisch höherliegende Orbitale versetzt, ist das Atom in einem angeregten Zustand. Die Energien der angeregten Zustände haben für jedes Atom wohlbestimmte Werte, die sein Termschema bilden. Ein angeregtes Atom kann seine Überschussenergie abgeben durch Stöße mit anderen Atomen, durch Emission eines der Elektronen (Auger-Effekt) oder durch Emission eines Photons, also durch Erzeugung von Licht oder Röntgenstrahlung. Bei sehr hoher Temperatur oder in Gasentladungen können die Atome durch Stöße Elektronen verlieren (siehe Ionisationsenergie), es entsteht ein Plasma, so z. B. in einer heißen Flamme oder in einem Stern.

Absorptionslinien im Spektrum der Sonne. Aus dem eingestrahlten Licht, das ein kontinuierliches Spektrum aufweist, wird bei bestimmten Wellenlängen Strahlung absorbiert, was die schwarzen Linien hervorruft.

Da die Energien der Quanten der emittierten Strahlung je nach Atom bzw. Molekül und den beteiligten Zuständen verschieden sind, lässt sich durch Spektroskopie dieser Strahlung die Quelle im Allgemeinen eindeutig identifizieren. Beispielsweise zeigen die einzelnen Atome ihr elementspezifisches optisches Linienspektrum. Bekannt ist etwa die Natrium-D-Linie, eine Doppellinie im gelben Spektralbereich bei 588,99 nm und 589,59 nm,[49] die auch in nebenstehender Abbildung mit D-1 bezeichnet wird. Ihr Aufleuchten zeigt die Anwesenheit von angeregten Natrium-Atomen an, sei es auf der Sonne oder über der Herdflamme bei Anwesenheit von Natrium oder seinen Salzen. Da diese Strahlung einem Atom auch durch Absorption dieselbe Energie zuführen kann, lassen sich die Spektrallinien der Elemente sowohl in Absorptions- als auch in Emissionsspektren beobachten. Diese Spektrallinien lassen sich auch verwenden, um Frequenzen sehr präzise zu vermessen, beispielsweise für Atomuhren.

Obwohl Elektronen sich untereinander elektrostatisch abstoßen, können in einem neutralen Atom zusätzlich bis zu zwei weitere Elektronen gebunden werden, wenn es bei der höchsten vorkommenden Elektronenenergie noch Orbitale mit weiteren freien Plätzen gibt (siehe Elektronenaffinität). Chemische Reaktionen, d. h. die Verbindung mehrerer Atome zu einem Molekül oder sehr vieler Atome zu einem Festkörper, werden dadurch erklärt, dass ein oder zwei Elektronen aus einem der äußeren Orbitale eines Atoms (Valenzelektronen) unter Energiegewinn auf einen freien Platz in einem Orbital eines benachbarten Atoms ganz hinüberwechseln (Ionenbindung) oder sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dort aufhalten (kovalente Bindung durch ein bindendes Elektronenpaar). Dabei bestimmt die Elektronegativität der Elemente, bei welchem Atom sich die Elektronen wahrscheinlicher aufhalten. In der Regel werden chemische Bindungen so gebildet, dass die Atome die Elektronenkonfiguration eines Edelgases erhalten (Edelgasregel). Für das chemische Verhalten des Atoms sind also Form und Besetzung seiner Orbitale entscheidend. Da diese allein von der Protonenzahl bestimmt werden, zeigen alle Atome mit gleicher Protonenzahl, also die Isotope eines Elements, nahezu das gleiche chemische Verhalten.

Nähern sich zwei Atome über die chemische Bindung hinaus noch stärker an, müssen die Elektronen eines Atoms wegen des Pauli-Prinzips auf freie, aber energetisch ungünstige Orbitale des anderen Atoms ausweichen, was einen erhöhten Energiebedarf und damit eine abstoßende Kraft nach sich zieht.

Wechselwirkung zwischen Kern und Hülle

Mit großer Genauigkeit wird die Wechselwirkung zwischen Kern und Hülle schon durch den einfachen Ansatz beschrieben, in dem der Kern eine punktförmige Quelle eines elektrostatischen Felds nach dem Coulomb-Gesetz darstellt. Alle genannten Atommodelle beruhen hierauf. Aufgrund zusätzlicher Effekte, die in erweiterten Modellen behandelt werden, sind nur extrem kleine Korrekturen nötig, die unter dem Namen Hyperfeinstruktur zusammengefasst werden. Zu berücksichtigen sind hier drei Effekte: erstens die endliche Ausdehnung, die jeder Kern besitzt, zweitens eine magnetische Dipolwechselwirkung, wenn sowohl Kern als auch Hülle eine Drehimpulsquantenzahl von mindestens ½ haben, und drittens eine elektrische Quadrupolwechselwirkung, wenn beide Drehimpulsquantenzahlen mindestens 1 sind.

Die endliche Ausdehnung des Kerns – verglichen mit einer theoretischen Punktladung – bewirkt eine schwächere Anziehung derjenigen Elektronen, deren Aufenthaltswahrscheinlichkeit bis in den Kern hineinreicht. Betroffen sind nur s-Orbitale (Bahndrehimpuls Null). Bei Atomen mittlerer Ordnungszahl liegt die Korrektur der Bindungsenergie in der Größenordnung von 1 Prozent. Die magnetischen Dipol- bzw. elektrischen Quadrupol-Momente von Hülle und Kern bewirken eine Kopplung mit der Folge, dass die Gesamtenergie eines freien Atoms je nach Quantenzahl seines Gesamtdrehimpulses äußerst geringfügig aufgespalten ist. Im H-Atom beträgt die Aufspaltung etwa ein Millionstel der Bindungsenergie des Elektrons (siehe 21-cm-Linie). Anschaulich gesprochen hängt die Energie davon ab, in welchem Winkel die Achsen der beiden magnetischen Dipolmomente bzw. elektrischen Quadrupolmomente von Kern und Hülle zueinander stehen.

Auch bei Atomen in Flüssigkeiten und Festkörpern machen sich diese Wechselwirkungen in entsprechend modifizierter Form bemerkbar. Trotz der Kleinheit der dadurch verursachten Effekte haben sie eine große Rolle in der Atom- und Kernforschung gespielt und sind in besonderen Fällen auch bei modernen Anwendungen wichtig.

Entstehung

Etwa eine Sekunde nach dem Urknall kamen wegen sinkender Temperatur die ständigen Umwandlungen zwischen den Elementarteilchen zur Ruhe, übrig blieben Elektronen, Protonen und Neutronen. In den darauf folgenden drei Minuten verbanden sich in der primordialen Nukleosynthese die vorhandenen Neutronen mit Protonen zu den einfachsten Kernen: Deuterium, Helium, in geringerem Umfang auch Lithium und möglicherweise in noch kleineren Mengen Beryllium und Bor. Die übrigen Protonen (86 Prozent) blieben erhalten.[50] Die ersten neutralen Atome mit dauerhaft gebundenen Elektronen wurden erst 380.000 Jahre nach dem Urknall in der Rekombinationsphase gebildet, als das Universum durch Expansion so weit abgekühlt war, dass die Atome nicht sogleich wieder ionisiert wurden.[51]

Die Kerne aller schwereren Atome wurden und werden durch verschiedene Prozesse der Kernfusion erzeugt. Am wichtigsten ist die stellare Nukleosynthese, durch die in Sternen zunächst Helium, anschließend auch die schwereren Elemente bis zum Eisen gebildet werden. Elemente mit höheren Kernladungszahlen als Eisen entstehen in explosionsartigen Vorgängen wie im r-Prozess in Supernovae und im s-Prozess in AGB-Sternen, die kurz vor dem Ende ihrer Lebensdauer sind.

Kleine Mengen verschiedener Elemente und Isotope werden auch dadurch gebildet, dass schwere Kerne wieder geteilt werden. Das geschieht durch radioaktive Zerfälle (siehe Zerfallsreihe), die u. a. für einen Teil des Vorkommens von Helium und Blei verantwortlich sind, und Spallationen, die für die Entstehung von Lithium, Beryllium und Bor wichtig sind.[52]

Vorkommen und Verteilung

Relative Häufigkeiten von Elementen im Universum (logarithmische Skala). Der Wert von Silicium (Si) wurde willkürlich auf 106 gesetzt.

Im beobachtbaren Universum liegen die Atome mit einer mittleren Dichte von 0,25 Atome/m³ vor. Nach dem Urknallmodell (Lambda-CDM-Modell) bilden sie etwa 4,9 Prozent der gesamten Energiedichte. Die übrigen 95,1 Prozent, deren Natur noch weitgehend unklar ist, setzen sich aus etwa 27 Prozent dunkler Materie und 68 Prozent dunkler Energie zusammen,[53] sowie kleinen Beiträgen von Neutrinos und elektromagnetischer Strahlung.[54] Im Inneren einer Galaxie wie etwa der Milchstraße ist im interstellaren Medium (ISM) die Dichte der Atome wesentlich höher und liegt zwischen 104 und 1011 Atome/m3.[55] Die Sonne befindet sich in der weitgehend staubfreien lokalen Blase, daher ist die Dichte in der Umgebung des Sonnensystems nur etwa 103 Atome/m3.[56] In festen Himmelskörpern wie der Erde beträgt die Atomdichte etwa 1029 Atome/m3.

In der Verteilung der Elemente dominiert im Universum Wasserstoff mit rund drei Viertel der Masse, danach folgt Helium mit etwa einem Viertel. Alle schwereren Elemente sind viel seltener und machen nur einen kleinen Teil der im Universum vorhandenen Atome aus. Ihre Häufigkeiten werden von den verschiedenen Mechanismen der Nukleosynthese bestimmt.[57]

Im Sonnensystem sind Wasserstoff und Helium vorwiegend in der Sonne und den Gasplaneten enthalten. Dagegen überwiegen auf der Erde die schweren Elemente. Die häufigsten Elemente sind hier Sauerstoff, Eisen, Silicium und Magnesium. Der Erdkern besteht vorwiegend aus Eisen, während in der Erdkruste Sauerstoff und Silicium vorherrschen.

Beobachtung

Indirekte Beobachtung

Indirekte Möglichkeiten, Atome zu erkennen, beruhen auf der Beobachtung der von ihnen ausgehenden Strahlung. So kann aus Atomspektren beispielsweise die Elementzusammensetzung entfernter Sterne bestimmt werden. Die verschiedenen Elemente lassen sich durch charakteristische Spektrallinien identifizieren, die auf Emission oder Absorption durch Atome des entsprechenden Elements in der Sternatmosphäre zurückgehen. Gasentladungslampen, die dasselbe Element enthalten, zeigen diese Linien als Emissionslinien.[58] Auf diese Weise wurde z. B. 1868 Helium im Spektrum der Sonne nachgewiesen – über 10 Jahre, bevor es auf der Erde entdeckt wurde.[59]

Ein Atom kann ionisiert werden, indem eines seiner Elektronen entfernt wird. Die elektrische Ladung sorgt dafür, dass die Flugbahn eines Ions von einem Magnetfeld abgelenkt wird. Dabei werden leichte Ionen stärker abgelenkt als schwere. Das Massenspektrometer nutzt dieses Prinzip, um das Masse-zu-Ladung-Verhältnis von Ionen und damit die Atommassen zu bestimmen.

Die Elektronenenergieverlustspektroskopie misst den Energieverlust eines Elektronenstrahls bei der Wechselwirkung mit einer Probe in einem Transmissionselektronenmikroskop.

Beobachtung einzelner Atome

Ein mit einem Rastertunnelmikroskop erstelltes Bild einer rekonstruierten Goldoberfläche mit atomarer Auflösung.

Eine direkte Abbildung, die einzelne Atome erkennen lässt, wurde erstmals 1951 mit dem Feldionenmikroskop (oder Feldemissionsmikroskop) erzielt. Auf einem kugelförmigen Bildschirm, in dessen Mittelpunkt sich eine extrem feine Nadelspitze befindet, erscheint ein etwa millionenfach vergrößertes Bild. Darin sind die obersten Atome, die die Spitze bilden, nebeneinander als einzelne Lichtpunkte zu erkennen. Dies kann heute auch im Physikunterricht an der Schule vorgeführt werden. Das Bild entsteht in Echtzeit und erlaubt z. B. die Betrachtung der Wärmebewegung einzelner Fremdatome auf der Spitze.

Auch das Rastertunnelmikroskop ist ein Gerät, das einzelne Atome an der Oberfläche eines Körpers sichtbar macht. Es verwendet den Tunneleffekt, der es Teilchen erlaubt, eine Energiebarriere zu passieren, die sie nach klassischer Physik nicht überwinden könnten. Bei diesem Gerät tunneln Elektronen durch einen nur Nanometer breiten Spalt zwischen einer elektrisch leitenden Spitze und der elektrisch leitenden Probe. Bei Seitwärtsbewegungen zur Abrasterung der Probe wird die Höhe der Spitze so nachgeregelt, dass immer derselbe Strom fließt. Die Bewegung der Spitze bildet die Topographie und Elektronenstruktur der Probenoberfläche ab. Da der Tunnelstrom sehr stark vom Abstand abhängt, ist die laterale Auflösung viel feiner als der Radius der Spitze, manchmal atomar.[34][35]

Eine tomographische Atomsonde erstellt ein dreidimensionales Bild mit einer Auflösung unterhalb eines Nanometers und kann einzelne Atome ihrem chemischen Element zuordnen.[60]

Aufbauend auf einer um 2010 entwickelten Atom-Licht-Schnittstelle ist es 2020 gelungen, Fotos einzelner Atome zu machen, die weniger als einen Tausendstel Millimeter über einer lichtleitenden Glasfaser schweben. Dadurch ist es unter Laborbedingungen nun möglich, Effekte wie die Absorption und Aussendung von Licht kontrollierter als bisher zu untersuchen. Dies kann bei der Entwicklung neuartiger optischer Glasfaser-Netzwerke helfen.[61]

Literatur

Commons: Atoms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Atom – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  2. Leonid I. Ponomarev: The Quantum Dice. 2. Auflage. Inst. of Physics Pub, 1993, ISBN 0-7503-0251-8, S. 14–15.
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