„Old-Red-Sandstein“ – Versionsunterschied
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Der '''Old-Red-Sandstein''' ([[Englische Sprache|engl.]]: ''Old Red Sandstone''), kurz auch '''Old Red''' oder ''ORS'', ist eine [[Gestein]]sformation von beträchtlicher Bedeutung für die [[Paläontologie]] und die [[historische Geologie]]. Von diesen in [[England]] und [[Schottland]] weit verbreiteten Gesteinen leiten sich die Bezeichnungen '''Old-Red-Fazies''' und ''[[Old-Red-Kontinent]]'' ab, die in der regionalen Geologie Europas eine weit über [[Großbritannien (Insel)|Großbritannien]] hinausreichende Bedeutung besitzen. |
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Die [[Old-Red-Fazies]] wird beherrscht von [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimenten]] wie Sandsteinen, Arkosen, [[Siltstein]]en und [[Konglomerat (Gestein)|Konglomeraten]]. Sie lässt sich zwei Ablagerungsgebieten zuordnen: zum einen dem Kerngebiet in England, Schottland und West[[norwegen]], das ausschließlich meeresferne Ablagerungen zeigt, zum anderen einem ausgedehnten, im Devon an das Meer grenzenden Gürtel von überwiegend rotgefärbten Sedimenten, der sich vom südwestlichen England über [[Frankreich]], [[Belgien]] und [[Deutschland]] bis in das östliche [[Baltikum]] verfolgen lässt.<ref name="Kroemmelbein">Karl Krömmelbein: ''Brinkmanns Abriß der Geologie.'' zweiter Band: ''Historische Geologie.'' 10./11. Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-432-80600-0.</ref> |
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== Erforschungsgeschichte == |
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Im Kerngebiet des Old Red sammelten sich die Ablagerungen vorwiegend in [[Sedimentbecken]] an, welche nach der Kaledonischen Orogenese im Gebiet des noch jungen Gebirges abgelagert wurden. Das in diese Becken geschüttete Material entstammte meistens der unmittelbaren Umgebung, die Ablagerungen erreichten [[Mächtigkeit (Geologie)|Mächtigkeiten]] von bis zu 7.000 m. Die Abfolgen des Old Red werden gegliedert durch [[Diskordanz]]en, die hier eine grobe Dreiteilung des Old-Red-Sandsteins zulassen. Anzeichen der Ablagerungsbedingungen sind [[Schrägschichtung]], [[Rippelmarke|Wellenrippeln]] und [[Trockenriss (Sediment)|Trockenriss]]e, die für den älteren Teil des Old Red zusammen mit der geringen und auf wenige Stellen konzentrierten Fossilführung eine Entstehung in [[Fluss|Flüssen]] und [[See]]n unter [[semiarid]]em Klima belegen. [[Düne]]nablagerungen und [[Windkanter]] im Zusammenhang mit der Bildung von ausgedehnten [[Bodenkruste]]n sind die Anzeichen dafür, dass der jüngere Teil des Old Red in [[Wüstenklima|wüstenhaftem]] Klima abgelagert wurde.<ref name="Kroemmelbein" /> |
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der [[Fossilien|Fossilinhalt]] der Gesteinsabfolge von [[Hugh Miller]], [[Henry Thomas de la Bèche]], [[Roderick Murchison]] und [[Adam Sedgwick]] intensiv studiert, und ein großer Teil der [[Stratigraphie (Geologie)|stratigraphischen]] Debatten dieser Zeit drehten sich um diese Gesteine. Sedgwick war derjenige, der den Old-Red-Sandstein in das Devon stellte. |
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⚫ | In älteren geologischen Publikationen vor der Formulierung der Theorie der [[Plattentektonik]] wurden die Gesteine des so genannten [[Catskill-Delta]]s in den [[Catskill Mountains]] der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] als Teile des Old-Red-Sandsteins angesehen. Heute ist bekannt, dass die beiden stratigraphisch nicht zusammenhängen, sondern nur etwa gleich alt und auf Grund ähnlicher Ablagerungsbedingungen sehr ähnlich ausgebildet sind. |
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⚫ | In Gebieten, in denen die Gesteine des Old-Red-Sandsteins nahe oder an der Oberfläche [[Aufschluss (Geologie)|aufgeschlossen]] sind, diente das Material als Baumaterial für viele Steinhäuser. Bemerkenswerte Beispiele sind in der Gegend um [[Stirling]],<ref>[http://www.geograph.org.uk/photo/271357 Foto des Wallace Monument, Stirling]</ref> [[Stonehaven]],<ref>[http://www.geograph.org.uk/photo/257397 Foto der Allardice Street, Stonehaven]</ref> [[Perth (Schottland)|Perth]]<ref>[http://www.geograph.org.uk/photo/12129 Foto der Lower City Mills, Perth]</ref> und [[Tayside]] zu finden. Die Bewohner von [[Caithness]] an der Nordostspitze von Schottland gebrauchten den Baustein ebenfalls in größerem Ausmaß.<ref>[http://www.geograph.org.uk/photo/1064 Foto der Bothy, Keiss Harbour, Caithness]</ref> |
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Aktuelle Version vom 18. Juli 2021, 10:54 Uhr
Der Old-Red-Sandstein (engl.: Old Red Sandstone), kurz auch Old Red oder ORS, ist eine Gesteinsformation von beträchtlicher Bedeutung für die Paläontologie und die historische Geologie. Von diesen in England und Schottland weit verbreiteten Gesteinen leiten sich die Bezeichnungen Old-Red-Fazies und Old-Red-Kontinent ab, die in der regionalen Geologie Europas eine weit über Großbritannien hinausreichende Bedeutung besitzen.
Er stammt überwiegend aus dem Devon.
Erforschungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name wurde in der geologischen Literatur das erste Mal 1822 von William Daniel Conybeare und William Phillips benutzt.[1]
Der Fossilinhalt der Gesteinsabfolge wurde von Hugh Miller, Henry Thomas de la Bèche, Roderick Murchison und Adam Sedgwick intensiv studiert, und ein großer Teil der stratigraphischen Debatten dieser Zeit drehten sich um diese Gesteine. Sedgwick war 1839 derjenige, der den Old-Red-Sandstein in das Devon stellte. 1841 erschien Hugh Millers klassische Arbeit Old Red Sandstone. Er beschrieb die Vorkommen im Norden entlang der Küste von Schottland, erläuterte die Abfolge der verschiedenen unterscheidbaren Gesteine und fügte eine detaillierte Beschreibung der darin enthaltenen Fossilien bei, vor allem der reichlich vorhandenen Fische.
Sedimentologie und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Old-Red-Sandstein ist eine überwiegend nach ihren roten Sandsteinen und Arkosen benannte Gesteinsfazies, die nach der Kaledonischen Orogenese im späten Silur, während des Devons und des unteren Karbons abgelagert wurde.[2]
Die Old-Red-Fazies wird beherrscht von Sedimenten wie Sandsteinen, Arkosen, Siltsteinen und Konglomeraten. Sie lässt sich zwei Ablagerungsgebieten zuordnen: zum einen dem Kerngebiet in England, Schottland und Westnorwegen, das ausschließlich meeresferne Ablagerungen zeigt, zum anderen einem ausgedehnten, im Devon an das Meer grenzenden Gürtel von überwiegend rotgefärbten Sedimenten, der sich vom südwestlichen England über Frankreich, Belgien und Deutschland bis in das östliche Baltikum verfolgen lässt.[3]
Im Kerngebiet des Old Red sammelten sich die Ablagerungen vorwiegend in Sedimentbecken an, welche nach der Kaledonischen Orogenese im Gebiet des noch jungen Gebirges abgelagert wurden. Das in diese Becken geschüttete Material entstammte meistens der unmittelbaren Umgebung, die Ablagerungen erreichten Mächtigkeiten von bis zu 7.000 m. Die Abfolgen des Old Red werden gegliedert durch Diskordanzen, die hier eine grobe Dreiteilung des Old-Red-Sandsteins zulassen. Anzeichen der Ablagerungsbedingungen sind Schrägschichtung, Wellenrippeln und Trockenrisse, die für den älteren Teil des Old Red zusammen mit der geringen und auf wenige Stellen konzentrierten Fossilführung eine Entstehung in Flüssen und Seen unter semiaridem Klima belegen. Dünenablagerungen und Windkanter im Zusammenhang mit der Bildung von ausgedehnten Bodenkrusten sind die Anzeichen dafür, dass der jüngere Teil des Old Red in wüstenhaftem Klima abgelagert wurde.[3]
Die gewöhnlich rote Farbe wird von Eisenoxid verursacht. Nicht alle Gesteine des Old-Red-Sandsteins sind jedoch rot gefärbt, graue Tonsteine und Konglomerate sind ebenfalls nicht selten. Die Konglomerate bilden des Öfteren bemerkenswerte Gesteinsformationen, so zum Beispiel die Klippen des Fowlsheugh Nature Reserve in Kincardineshire.
In älteren geologischen Publikationen vor der Formulierung der Theorie der Plattentektonik wurden die Gesteine des so genannten Catskill-Deltas in den Catskill Mountains der Vereinigten Staaten als Teile des Old-Red-Sandsteins angesehen. Heute ist bekannt, dass die beiden stratigraphisch nicht zusammenhängen, sondern nur etwa gleich alt und auf Grund ähnlicher Ablagerungsbedingungen sehr ähnlich ausgebildet sind.
Old-Red-Sandstein als Baumaterial
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Gebieten, in denen die Gesteine des Old-Red-Sandsteins nahe oder an der Oberfläche aufgeschlossen sind, diente das Material als Baumaterial für viele Steinhäuser. Bemerkenswerte Beispiele sind in der Gegend um Stirling,[4] Stonehaven,[5] Perth[6] und Tayside zu finden. Die Bewohner von Caithness an der Nordostspitze von Schottland gebrauchten den Baustein ebenfalls in größerem Ausmaß.[7]
Bekannte Gebäude aus Old-Red-Sandstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cawdor Castle, Schottland
- Muchalls Castle, Schottland
- Stonehaven Tolbooth, Schottland
- Sweetheart Abbey, Schottland
- Tintern Abbey, Südwales
- Ross-on-Wye, Markthalle, Herefordshire
- Shrewsbury Castle, Shropshire
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hugh Miller: The old red sandstone: or, New walks in an old field. J. Johnstone, Edinburgh 1841.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 11. Auflage. Elsevier bzw. Spektrum, Heidelberg 2004, ISBN 3-8274-1445-8.
- ↑ Stratigraphical framework for the Devonian (Old Red Sandstone) rocks of Scotland south of a line from Fort William to Aberdeen. British Geological Survey Research Report RR/01/04, S. 1 (pdf)
- ↑ a b Karl Krömmelbein: Brinkmanns Abriß der Geologie. zweiter Band: Historische Geologie. 10./11. Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-432-80600-0.
- ↑ Foto des Wallace Monument, Stirling
- ↑ Foto der Allardice Street, Stonehaven
- ↑ Foto der Lower City Mills, Perth
- ↑ Foto der Bothy, Keiss Harbour, Caithness