Wilhelm VIII. (Hessen-Kassel)

Landgraf von Hessen-Kassel (1682-1760)

Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel (* 10. März 1682 in Kassel; † 1. Februar 1760 in Rinteln) aus dem Haus Hessen war von 1751 bis zu seinem Tod Landgraf von Hessen-Kassel.

Prinz Wilhelm von Hessen-Kassel als ranghoher Militär 1729, Gemälde von Herman Hendrik de Quiter dem Jüngeren

Jugend und Statthalterschaft

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Wilhelm war der sechste Sohn des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel (1654–1730) aus dessen Ehe mit Marie Amalia (1653–1711), Tochter des Herzogs Jakob Kettler von Kurland. Nach einer üblichen Prinzenerziehung unternahm er seine Kavalierstour unter anderem nach Genf und Paris. Anschließend trat er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Karl (1680–1702) in Kriegsdienste der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen („Vereinigte Niederlande“) und begann eine ausgesprochen militärische Laufbahn. Von seinem Patenonkel Wilhelm III. von Oranien erhielt er hier 1702 die Garde-Dragoner und nahm am Spanischen Erbfolgekrieg teil. 1709 wurde er Generalleutnant und vier Jahre später Gouverneur von Breda. Seit 1723 Gouverneur von Maastricht, wurde er schließlich 1727 holländischer General der Kavallerie. Im Jahr 1747 quittierte er seinen Dienst in den Vereinigten Provinzen. Er war zeitweise gleichzeitig Regimentschef von 10 Einheiten in Holland und Hessen-Kassel, darunter auch der Grenadiergarde.

Nachdem sein älterer Bruder Friedrich 1720 zum König von Schweden gekrönt worden und Landgraf Karl 1730 gestorben war, übernahm Wilhelm die Verwaltung der Landgrafschaft als Statthalter und Regent seines Bruders. Zwar unterhielt Friedrich in Stockholm eine die hessischen Angelegenheiten betreffende Kanzlei, doch regierte Wilhelm in Kassel vollkommen unumschränkt, ohne dass diese Umstände Hessen-Kassel politisch zum Nachteil gereichten. Unter Wilhelms Regentschaft wurde das hessische Heer auf 24.000 Mann aufgestockt.

Nach dem Tod seines Bruders Friedrich folgte ihm Wilhelm 1751 auch offiziell als regierender Landgraf nach. Bereits 1736 erbte er die Grafschaft Hanau, nachdem der letzte Hanauer Graf, Johann Reinhard III., verstorben war und sein Bruder Friedrich auf dieses Erbe verzichtet hatte; er regierte dort im eigenen Namen. Im Jahr 1754 übereignete er die Grafschaft seinem Enkel Wilhelm und bestellte dessen Mutter zur Vormünderin.

Landgraf

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Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel, Gemälde von Johann Heinrich Tischbein dem Älteren, um 1755

Wilhelm galt als persönlicher Freund sowohl des preußischen Königs Friedrich II. von Preußen als auch des kurzzeitigen Kaisers Karl VII. Mit Kaiser Karl VII. schloss er 1742 in Frankfurt am Main einen Vertrag, in dem er dem Kaiser im Österreichischen Erbfolgekrieg 3.000 Soldaten übereignete, wohingegen der Kaiser die Garantie für die hessischen Lande übernahm und Wilhelm die Kurwürde in Aussicht stellte. Seine Regierungszeit als Landgraf von Hessen-Kassel war auch vom Siebenjährigen Krieg geprägt, an dem Wilhelm auf der Seite Preußens und Englands teilnahm und zu dessen wichtigsten Akteuren er auf dem westlichen Kriegsschauplatz gehörte. Dies führte dazu, dass die Landgrafschaft zu einem wichtigen Kampfgebiet wurde und dadurch erhebliche Verwüstungen erlitt. Unter anderem besetzten die Franzosen mehrfach Kassel.

Von innenpolitischer Bedeutung war der erst 1754 bekanntgegebene Übertritt von Wilhelms Sohn Friedrich, des späteren Landgrafen Friedrich II., zum Katholizismus 1749 im paderbornischen Neuhaus. Um zu verhindern, dass Friedrich als regierender Landesherr von seinem Recht zur Bestimmung der Staatsreligion Gebrauch machen konnte, trafen Wilhelm VIII. und die Hessischen Landstände 1754 eine Anzahl von Regelungen, deren zentraler Bestandteil die Assekurationsakte war. Diese legte fest, dass es keine öffentlichen katholischen Gottesdienste geben durfte und dass Katholiken keine staatlichen Verwaltungsämter besetzen durften. Darüber hinaus wurde die Grafschaft Hanau weiterhin von der Landgrafschaft getrennt gehalten und, unter Umgehung Friedrichs, dessen Sohn, dem späteren Landgrafen Wilhelm IX. direkt vererbt. Mit diesen Regelungen musste sich Erbprinz Friedrich einverstanden erklären, um nicht gänzlich von der Thronfolge ausgeschlossen zu werden.

Unter Wilhelm VIII. wurde 1753 der Grundstein für das Schloss Wilhelmsthal gelegt. Auch war er der Begründer der Kasseler Gemäldegalerie. Für seine Gemäldesammlung erwarb er u. a. Rembrandts „Jakobssegen“ aus der ehemaligen Sammlung von Andries de Graeff, Das Bohnenfest von Jan Steen sowie die „Krönung des Tugendhelden“ von Peter Paul Rubens. Er berief den Maler Johann Heinrich Tischbein und den Bildhauer Johann August Nahl an den Kasseler Hof und förderte den Baumeister Simon Louis du Ry.

Wilhelm VIII. wurde nach seinem Tod in der Martinskirche in Kassel bestattet, wo sein Sarkophag aufgrund des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde.

Nachkommen

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Wilhelm heiratete am 27. September 1717 in Zeitz Dorothea Wilhelmine (1691–1743), Tochter des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz. Mit ihr hatte er drei Kinder:

Vorfahren

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Wilhelm V., Landgraf von Hessen-Kassel (1602–1637)
 
 
 
 
Wilhelm VI., Landgraf von Hessen-Kassel (1629–1663)
 
 
 
 
 
Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg (1602–1651)
 
 
 
Karl, Landgraf von Hessen-Kassel (1654–1730)
 
 
 
 
 
 
Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1595–1640)
 
 
 
Hedwig Sophie von Brandenburg (1623–1683)
 
 
 
 
 
Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1597–1660)
 
 
 
Wilhelm VIII., Landgraf von Hessen-Kassel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelm Kettler, Herzog von Kurland (1574–1640)
 
 
 
Jakob Kettler, Herzog von Kurland (1610–1682)
 
 
 
 
 
Sophie von Preußen (1582–1610)
 
 
 
Amalia von Kurland (1653–1711)
 
 
 
 
 
 
 
 
Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1595–1640)
 
 
 
Luise Charlotte von Brandenburg (1617–1676)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1597–1660)
 
 

Anmerkung: Aufgrund von innerfamiliären Heiraten sind der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm und seine Frau Elisabeth Charlotte zweifache Urgroßeltern Wilhelms VIII.

Literatur

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  • Hugo Brunner: Wilhelm VIII. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 60–64.
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen. Die Stellung der Herren und Grafen in Hanau-Münzenberg aufgrund der archivalischen Quellen (= Hanauer Geschichtsblätter. Bd. 34). Hanauer Geschichtsverein, Hanau 1996, ISBN 3-9801933-6-5.
  • Bernhard Schnackenburg: Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel, Gründer der Kasselerer Gemäldegalerie. In: Heide Wunder (Hrsg.): Kassel im 18. Jahrhundert. Kassel 2000. S. 71–87.
  • Wolf von Both/Hans Vogt (Hrsg.): Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Ein Fürst der Rokokozeit = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, Bd. 27,1/ Schriften zur Hessischen Kulturgeschichte, Bd. 1. München 1964.
  • Franz Carl Theodor Piderit: Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Kassel. S. 304 ff.
  • Stefan Meyer: Tod auf der Flucht. Rinteln als letzte Bleibe des Landgrafen Wilhelm VIII: in: Schaumburgische Mitteilungen 2/2019, S. 242–249.
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Commons: Wilhelm VIII. (Hessen-Kassel) – Sammlung von Bildern
VorgängerAmtNachfolger
Johann Reinhard III.Graf von Hanau
1736–1754
Wilhelm
Friedrich I.Landgraf von Hessen-Kassel
1751–1760
Friedrich II.