Vendium

regionale stratigraphische Einheit des jüngsten Neoproterozoikums in Russland

Das Vendium (russ.: вендская система, wendskaja sistema) ist eine regionale stratigraphische Einheit des jüngsten Neoproterozoikums in Russland. Es entspricht damit grob dem Ediacarium der Internationalen Geologischen Zeitskala sowie dem Sinium der chinesischen regionalen Zeitskala.[1][2] Vor der offiziellen Aufnahme des Ediacariums in die Internationale Zeitskala auf dem 32. Internationalen Geologischen Kongress in Florenz im August 2004 besaß das Vendium auch überregional Bedeutung, indem der Name für ebenjene globale chronostratigraphische Einheit des jüngsten Präkambriums (damals offiziell „Neoproterozoikum III“) verwendet wurde.[1][3][4] Teilweise wurde die Bezeichnung auch noch nach 2004 und nicht nur von russischen Geologen in diesem Sinne benutzt.[4]

Der Name Vendium leitet sich von den Wenden ab, einer zusammenfassenden Bezeichnung für verschiedene westslawische Völker des Mittelalters, und wurde vom russischen Geologen Boris Sokolow im Jahre 1952 geprägt.[1] Die Typusregion des Vendiums ist der Westrand der Osteuropäischen Plattform in Belarus und der westlichen Ukraine (Wolhynien und Podolien).[2][3] Westlich des Ural ist das Vendium überwiegend durch marine terrigene Sedimente sowie vulkano-sedimentäre Serien und Glazialablagerungen repräsentiert.[3] In Mittelsibirien ist es hingegen durch überwiegend karbonatische Abfolgen vertreten.[3][5]

Die Bezeichnung „Vendobionten“ für die riesenwüchsigen Einzeller, auf die ein Großteil der Körperfossilien der Ediacara-Fauna zurückgehen soll,[4][6] leitet sich von ihrem Vorkommen in Sedimenten „vendischen“ (ediacarischen) Alters ab.

Einzelnachweise

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  1. a b c G. M. Narbonne, S. Xiao, G. A. Shields, J. G. Gehling: The Ediacaran Period. S. 413–435 in Felix M. Gradstein, James G. Ogg, Mark D. Schmitz, Gabi M. Ogg (Hrsg.): The Geologic Time Scale 2012. Elsevier B. V., 2012, doi:10.1016/B978-0-444-59425-9.00018-4.
  2. a b Andrew Knoll, Malcolm Walter, Guy Narbonne, Nicholas Christie-Blick: The Ediacaran Period: a new addition to the geologic time scale. Lethaia. Bd. 39, Nr. 1, 2006, S. 3–13, doi:10.1080/00241160500409223.
  3. a b c d B. S. Sokolov: The Vendian System and “Neoproterozoic III”. Stratigraphy and Geological Correlation. Bd. 3, Nr. 6, 1995, S. 575–590.
  4. a b c G. J. H. McCall: The Vendian (Ediacaran) in the geological record: Enigmas in geology's prelude to the Cambrian explosion. Earth-Science Reviews. Bd. 77, Nr. 1–3, 2006, S. 1–229, doi:10.1016/j.earscirev.2005.08.004.
  5. N. M. Chumakov, M. A. Semikhatov, V. N. Sergeev: Vendian Reference Section of Southern Middle Siberia. Stratigraphy and Geological Correlation. Bd. 21, Nr. 4, 2013, S. 359–382, doi:10.1134/S0869593813040023.
  6. Adolf Seilacher, Dmitri Grazhdankin, Anton Legouta: Ediacaran biota: The dawn of animal life in the shadow of giant protists. Paleontological Research. Bd. 7, Nr. 1, 2003, S. 43–54, doi:10.1134/S0869593813040023.
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  • You say Ediacaran, I say Vendian. Beitrag von Anna Salleh auf ABC Science vom 20. Mai 2004 zur Kontroverse um das bessere Referenzprofil für das jüngste Neoproterozoikum und damit um die Namensgebung der entsprechenden Epoche (Ediacarium oder Vendium).